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Halligmord

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
350 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am15.06.2020Auflage
Ein mysteriöser Mord vor der idyllischen Nordseeküste und eine Hallig voller Geheimnisse - willkommen in der Welt von Ermittlerin Minke van Hoorn! Eine Sturmflut an der Nordsee - und am nächsten Morgen ein grausiger Fund: Auf der kleinen Hallig Nekpen hat die See menschliche Knochen freigespült, die schon seit Jahrzehnten im friesischen Marschboden gelegen haben müssen. Wer war der Tote? Die junge Kommissarin Minke van Hoorn, in ihrer Freizeit engagierte Watt-Rangerin und Robbenretterin, beginnt zu ermitteln. Die beiden alteingesessenen Familien, die auf Nekpen leben, wollen von allem nichts gewusst haben. Da verschwindet der Sohn des alten Deichgrafen auf Nekpen, ein geheimnisvoller Brief taucht auf und Minkes Mutter, scheint etwas zu verbergen. Der alte Fall scheint plötzlich seine Finger bis in die Gegenwart auszustrecken. Minke muss sich beeilen, denn der nächste Herbststurm kündigt sich an...

Greta Henning ist das Pseudonym einer deutschen Autorin. Sie mag die Nordsee bei jedem Wetter, Wattwanderungen und Krabbenbrötchen - gute Voraussetzungen, um einen Nordseekrimi zu schreiben. Besonders die Welt der friesischen Halligen hat es ihr angetan.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextEin mysteriöser Mord vor der idyllischen Nordseeküste und eine Hallig voller Geheimnisse - willkommen in der Welt von Ermittlerin Minke van Hoorn! Eine Sturmflut an der Nordsee - und am nächsten Morgen ein grausiger Fund: Auf der kleinen Hallig Nekpen hat die See menschliche Knochen freigespült, die schon seit Jahrzehnten im friesischen Marschboden gelegen haben müssen. Wer war der Tote? Die junge Kommissarin Minke van Hoorn, in ihrer Freizeit engagierte Watt-Rangerin und Robbenretterin, beginnt zu ermitteln. Die beiden alteingesessenen Familien, die auf Nekpen leben, wollen von allem nichts gewusst haben. Da verschwindet der Sohn des alten Deichgrafen auf Nekpen, ein geheimnisvoller Brief taucht auf und Minkes Mutter, scheint etwas zu verbergen. Der alte Fall scheint plötzlich seine Finger bis in die Gegenwart auszustrecken. Minke muss sich beeilen, denn der nächste Herbststurm kündigt sich an...

Greta Henning ist das Pseudonym einer deutschen Autorin. Sie mag die Nordsee bei jedem Wetter, Wattwanderungen und Krabbenbrötchen - gute Voraussetzungen, um einen Nordseekrimi zu schreiben. Besonders die Welt der friesischen Halligen hat es ihr angetan.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843722469
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum15.06.2020
AuflageAuflage
Seiten350 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4223 Kbytes
Artikel-Nr.4940874
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

NOCH DREI TAGE BIS ZUM STURM

Es war früh am Morgen, als David auf seinem Rad den Klippenweg entlang zur Arbeit fuhr. Die Seehundstation nördlich von Jüstering konnte er schon von Weitem sehen. Er beeilte sich, weil ihm der Fahrtwind einen unangenehmen Nieselregen ins Gesicht trieb. Das schöne Herbstwetter von gestern war verschwunden - heute konnte man gut glauben, dass bald der große Sturm kommen sollte. Die Nordsee jenseits der Klippen war grau, die Regentropfen ließen die Wasseroberfläche rau erscheinen. Der Himmel war wolkenverhangen und versprach noch mehr Regen. David trat in die Pedale. Er dachte an die Aufgaben, die ihn in der Station erwarteten. Obwohl er dort schon einige Jahre arbeitete, machte ihm sein Job immer noch Spaß. Der Umgang mit den Tieren, die Schulklassen, die Kindergartengruppen, die er dort herumführte und für das Wattenmeer und die Robben begeisterte, das alles gefiel ihm. Mit seinen Kolleginnen verstand er sich sehr gut. Er war der einzige Mann, Hahn im Korb, wie seine Kumpels oft neidisch spotteten. Seine Kolleginnen waren nett, aber mehr war da für David nicht. Davids Gedanken wanderten wieder zu Minke. Er hatte nun endlich eine Idee, was er ihr schreiben könnte. Später, wenn ich dort und im Trockenen bin, dachte er. Alles andere, was seit der letzten Nacht noch in seinem Kopf herumgeisterte, versuchte er vorerst zurückzudrängen. Er musste jetzt den Dingen ihren Lauf lassen.

Der Wind trieb stärkeren Regen vor sich her. David senkte den Kopf, um die Tropfen nicht direkt ins Gesicht zu bekommen. Darum wäre er beinahe über das Hindernis gefahren, das sich ihm in den Weg stellte. Er machte eine Vollbremsung, die Reifen quietschten auf dem nassen Boden. Er stellte einen Fuß auf den asphaltierten Klippenweg und starrte auf das, was er dort sah. »Warum ...?«, begann er und wischte sich über das regennasse Gesicht. Weiter kam er nicht.

Zur gleichen Zeit, früh am Morgen, stand Minke vor dem Haus auf der Markuswarft, in dessen Erdgeschoss sich der Halligladen befand, und klingelte bei Lütz. Ruth und Geert mussten schon wach sein; in ihrer Wohnung über dem Laden brannte Licht. Tatsächlich summte gleich der Türöffner. Während Minke die Treppe nach oben stieg, wurde ihr klar, dass sie noch nie in der Wohnung von Ruth und Geert gewesen war. Sie kannte beide schon ihr ganzes Leben, und als Kind hatten sie und Bo ihr Taschengeld immer sofort zu Ruth in den Laden getragen, um es dort in Schokolade und Gummibärchen einzutauschen. Und in Geerts zwergenhafter Bankfiliale hatte sie mit vierzehn stolz ihr erstes eigenes Konto eröffnet. Aber in ihrer privaten Wohnung war sie nie gewesen.

Ruth öffnete ihr in einem rüschenbesetzten Morgenmantel; ihr Haar war auf Lockenwickler gedreht. »Moin, Minke«, sagte sie erstaunt, »brauchst du etwa schon etwas aus dem Laden? Du weißt, dafür ist es eigentlich noch zu früh.«

»Nein, danke, ich brauche nichts. Ich muss mit dir und Geert reden - es ist wegen Hinnerk. Hat Esther es dir schon erzählt?«

Ruths Gesicht wurde ernst. »Ja, sie hat gestern Abend angerufen. Komm rein.«

Die Wohnung war so kitschig, wie eine Wohnung es nur sein konnte. Es gab geblümte Tapeten, Sofakissen mit Häkelüberzug, überall stand Nippes herum, und in der Küche gab es ein Regal mit bemalten Schmucktellern. Am meisten fielen aber die Liebesromane auf, die überall in den Regalen standen. Minke fragte sich, ob es einen einzigen gab, den Ruth nicht besaß und noch nicht gelesen hatte. Vermutlich nicht. Ihr fiel ein Foto an der Wand auf, das Ruth neben einer Frau mit halblangen grauen Haaren und einem ziemlich kantigen Gesicht zeigte.

»Das bin ich mit Rosamunde«, sagte Ruth stolz. »Du weißt schon - Rosamunde Pilcher. Das war auf einem Fantreffen in England.«

»Moin, was haben wir denn da für einen frühen Gast?«, Geert kam ins Zimmer. Er trug schon eine Anzughose, aber am Oberkörper nur ein Feinrippunterhemd, das den Blick auf seine grau werdende Brustbehaarung freiließ. Sie bildete einen beeindruckenden Kontrast zu seiner Stirnglatze und dem dünnen Haarkranz. »Gib es zu - du willst Frühstück abstauben.«

»Nein, ich will mit euch über Hinnerk reden.«

Geerts Grinsen erlosch. »Oh, ach so, wenn das so ist ...«

Sie setzten sich an den Frühstückstisch, der schon gedeckt war. Auch dort lag der unvermeidliche Liebesroman aufgeschlagen, in dem Ruth bei einer ersten Tasse Tee gelesen hatte, bevor Minke dazwischengekommen war.

»Wir verstehen natürlich, dass du mit uns reden willst«, sagte Ruth eilig und bot Minke ebenfalls Tee an. »Es ist selbstverständlich wegen dem Grünkohlessen, habe ich recht?«

Minke nickte. »Ihr wart damals eingeladen. Ich würde einfach gerne wissen, wie der Abend war.«

Ruth und Geert tauschten einen kurzen Blick. Sie schienen sich dabei darauf zu einigen, dass Ruth zuerst antwortete. »Es war nett«, sagte sie. »Wir haben uns unterhalten, Esther hat einen wunderbaren Grünkohl gemacht.«

»Esther ist die perfekte Hausfrau«, unterbrach Geert. »Hätte keiner gedacht, als Hinnerk damals dieses blutjunge Ding geheiratet hat, aber es war der Wahnsinn, wie schnell sie alles gelernt hat.«

Ruth schien Geerts Einwurf unangenehm zu sein. »Jedenfalls war es ein schöner Abend, gemütlich, würde ich sagen. Irgendwann ist Hinnerk zu einem Patienten gefahren, und wir sind dann auch recht bald danach gegangen, oder, Geert?«

Geert nickte. »Ist alles schon lange her, aber ich denke, das stimmt.«

»Wie war Hinnerk an dem Abend?«

»Na, ganz normal«, sagte Geert. »Hat Geschichten erzählt und so weiter.« Er klatschte eine ordentliche Portion Teewurst auf sein Brot und quetschte darauf noch Senf aus der Tube.

»Wie Ruth schon sagte, alles war ganz normal. Ach ja, dieser Arzt war noch da, Alexander Simon. Ein Kollege von Hinnerk. Auch nett.«

Minke sah vor allem Ruth an. »Wie haben sich Esther und Hinnerk verstanden?«, fragte sie. »War das eine gute Ehe?«

Ruth griff nach ihrer Teetasse. »Ach, weißt du, wie Geert sagte - Esther war unglaublich jung. Sie war siebzehn, als sie ihn kennenlernte, und völlig verschossen in ihn. Wirklich, ich glaube, ich habe noch nie jemanden gesehen, der so verliebt war. Sie musste ihn einfach haben und er sie. Und da haben sie ziemlich schnell geheiratet.«

»Hat Esther einen Beruf?«

»Nein. Ziemlich bald nach der Hochzeit kam Linda - und dann, na, wie es eben so ist.«

»Drum wurde sie ja so eine perfekte Hausfrau«, insistierte Geert wieder.

»Hinnerk hat immer sehr gut verdient, und nachdem er ertrunken war«, sie stockte, weil ihr auffiel, dass das ja nun nicht mehr stimmte, »jedenfalls hat sie eine gute Witwenrente. Hinnerk hat sie da gut abgesichert, für so einen Fall. Aber das ist natürlich kein Trost, wenn dein Mann stirbt - nur eine Hilfe.«

»Hm. Wann habt ihr am nächsten Morgen erfahren, dass Hinnerk diesen Unfall hatte?«

»Esther hat mich früh angerufen, um mir zu sagen, dass er nicht nach Hause gekommen war. Sie machte sich furchtbare Sorgen, und ich habe ihr geraten, die Polizei zu rufen.« Ruth lächelte. »Wir stehen uns sehr nahe, schon immer. Darum hat sie mich als Erstes angerufen.«

»Tja, sein Boot hat gebrannt«, sagte Geert kauend, »einfach - puff, explodiert. Und der arme Teufel ist über Bord gegangen, das haben wir gedacht.«

»Nein, er wurde auf Nekpen vergraben«, widersprach Minke.

»Kann sein, aber das wusste ja bisher keiner.« Geert nahm sich noch einmal Teewurst. Minke wurde schon beim Zusehen schlecht.

»Es ist einfach schrecklich«, seufzte Ruth, »aber wenigstens kann Esther ihn jetzt ordentlich und christlich begraben. Das hat ihr all die Jahre gefehlt - sie hatte ja nicht einmal einen Ort, an dem sein Name auf dem Grabstein steht und sie Blumen niederlegen konnte.«

Nicht schon wieder das Thema, dachte Minke. Schnell fragte sie: »Habt ihr eine Vermutung, was wirklich passiert sein könnte?«

Beide schüttelten den Kopf. »Leider nicht.«

»Hatte Hinnerk Feinde?«, stellte Minke dieselbe Frage, die sie schon Esther und Linda gestellt hatte.

»Nein, ich glaube nicht«, antwortete Ruth. »Fällt dir jemand ein, Geert?«

»Nö. Der war doch Arzt.«

»Die Straubs vielleicht?«, wiederholte Minke das, was ihr Linda gesagt hatte.

Ruth riss ihre sowieso schon großen Augen auf. Es ist kaum zu glauben, dass Esther und Ruth Schwestern sind, dachte Minke in diesem Moment. Wo Esther beinahe statuenhaft perfekte Gesichtszüge und immer noch eine gute Figur hat, ist an Ruth alles irgendwie ein bisschen verrutscht, größer, draller. Ihre großen Augen mit den schweren Lidern erinnerten unschmeichelhaft an die Halligkühe. Im Gegensatz zu ihrer Schwester war sie außerdem deutlich gealtert - zwischen Rosentapeten und über ihren Liebesgeschichten, fügte Minke in Gedanken hinzu.

»Die Straubs?«, echote Ruth jetzt. »Oh...
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Greta Henning ist ein Pseudonym. Die Autorin mag die Nordsee bei jedem Wetter, Wattwanderungen und Krabbenbrötchen - gute Voraussetzungen, um einen Nordseekrimi zu schreiben. Die besondere Welt der friesischen Halligen hat ihr es angetan.
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