Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der Glanz vergangener Tage

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
832 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am17.08.2020
England 1939: Als die junge, aus einfachen Verhältnissen stammende Grace den wohlhabenden Charles Bennett heiratet, steht die Zukunft ihrer Ehe bereits auf dem Spiel. Charles kümmert sich wenig um sie, und Grace fühlt sich unwohl in der feinen Gesellschaft seiner herablassenden Schwester Florence und der attraktiven Clarissa. Doch dann ziehen ihre Männer in den Krieg. Im Sturm, der um sie tobt, werden Grace, Florence und Clarissa allmählich zu Freundinnen, und Grace verliebt sich in den Soldaten Ben. Doch hin und her gerissen zwischen Schicksalsschlägen, Liebe und Verrat muss sich bald jede der drei Frauen fragen, ob sie ihrem Herz folgen darf ...

Penny Vincenzi (1939 - 2018) zählt zu Großbritanniens erfolgreichsten und beliebtesten Autorinnen. 1989 erschien ihr erster von insgesamt 20 Romanen, die sich weltweit über 4 Millionen Mal verkauften. Sie gilt als »Königin des modernen Blockbusters« (Glamour).
mehr

Produkt

KlappentextEngland 1939: Als die junge, aus einfachen Verhältnissen stammende Grace den wohlhabenden Charles Bennett heiratet, steht die Zukunft ihrer Ehe bereits auf dem Spiel. Charles kümmert sich wenig um sie, und Grace fühlt sich unwohl in der feinen Gesellschaft seiner herablassenden Schwester Florence und der attraktiven Clarissa. Doch dann ziehen ihre Männer in den Krieg. Im Sturm, der um sie tobt, werden Grace, Florence und Clarissa allmählich zu Freundinnen, und Grace verliebt sich in den Soldaten Ben. Doch hin und her gerissen zwischen Schicksalsschlägen, Liebe und Verrat muss sich bald jede der drei Frauen fragen, ob sie ihrem Herz folgen darf ...

Penny Vincenzi (1939 - 2018) zählt zu Großbritanniens erfolgreichsten und beliebtesten Autorinnen. 1989 erschien ihr erster von insgesamt 20 Romanen, die sich weltweit über 4 Millionen Mal verkauften. Sie gilt als »Königin des modernen Blockbusters« (Glamour).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641261740
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum17.08.2020
Seiten832 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2207 Kbytes
Artikel-Nr.4941161
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 2
Sommer 1938

Grace begann zu denken, dass sie sich verliebt haben könnte.

In letzter Zeit hatte sie viele Liebesromane gelesen, einschließlich des Buchs, das gerade in aller Munde war - Vom Winde verweht -, um die Gefühle der Heldinnen mit ihren zu vergleichen. Sogar Jane Eyre hatte sie noch einmal gelesen. Und obwohl sie für Charles nicht dieselbe wilde Leidenschaft zu empfinden vermeinte wie Scarlett O´Hara für Ashley Wilkes oder Jane für Mr Rochester, verspürte sie doch eine Reihe ganz neuer Gefühle: eine gewisse Sehnsucht kurz vor einem Wiedersehen; ein schönes, warmes Glücksgefühl, wenn sie zusammen waren; eine sonderbare, atemberaubende Zärtlichkeit, wenn er ihre Hand hielt und sie einfach wortlos anschaute. Sie ließ sich auch gern von ihm küssen. Es war so viel schöner als mit ihren anderen Freunden, wo sie es, wenn sie ehrlich war, immer ein bisschen ekelhaft gefunden hatte, vor allem wenn die Zunge ins Spiel kam.

Bei Charles war das ganz anders. Sein Mund war fest und stark, und sie merkte, dass ihr eigener Mund fast unbewusst darauf reagierte. Nicht nur ihr Mund, sondern ihr ganzer Körper. Sie fühlte sich gewärmt und eingehüllt und irgendwie weicher. Ihm schien es genauso zu gehen. Hinterher löste er sich von ihr, auf dem Wagensitz oder im langen Gras oben an der Burgruine, die ihr besonderer Ort geworden war, und schaute sie einfach nur an. Und wenn sich sein Blick forschend in ihrem versenkte, spürte sie, mehr noch als beim Küssen, eine wunderbar fließende Zärtlichkeit und noch etwas anderes, Stärkeres, merkwürdig Körperliches, eine Regung tief in ihrem Innern. So fühlte es sich vielleicht an, nur stärker, wenn man es tatsächlich tat, wie sie es in der Schule bei den einschlägigen Gesprächen immer genannt hatten. In jüngster Zeit dachte sie oft daran, es zu tun. Zum ersten Mal konnte sie sich vorstellen, es wirklich zu wollen, und die stockenden, verlegenen Erläuterungen ihrer Mutter (wenn sie mehr als ein Glas Sherry getrunken hatte) füllten sich allmählich mit Sinn.

Charles hatte ihr natürlich nie seine Liebe gestanden. Sie wusste nur, dass er, wenn sie zusammen waren, sehr romantisch sein konnte. Die Sache war aber schon von Beginn an ziemlich unberechenbar gewesen, gelinde gesagt. Da waren die ersten trostlosen Tage nach der Tennispartie, als sie sich ganz sicher war, dass sie nie wieder etwas von ihm hören würde, weil sie viel zu langweilig und stillos für ihn war. Und dass er sie vermutlich nur eingeladen hatte, weil jemand anders ausgefallen war. Dann klingelte am Donnerstag plötzlich das Telefon, und er war dran.

»Hallo«, sagte er, »hier ist Charles Bennett«, als müsse er ihr erst auf die Sprünge helfen. »Ich wollte fragen, ob Sie Lust hätten, sich am Freitag einen Film anzuschauen.« Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte sie, ihm zu sagen, dass sie da schon etwas vorhatte, schließlich hieß es immer, man würde einen Mann nur abschrecken, wenn man stets Zeit für ihn hatte. Ihr war aber selbst klar, dass sie das nicht übers Herz brachte, daher bedankte sie sich für die Einladung und erklärte, sie freue sich sehr.

Sie saßen im Kino in Shaftesbury, umgeben von Paaren, die sich küssten oder wenigstens Händchen hielten. Er wahrte höflich Abstand und fuhr sie im Anschluss nach Hause. Während er über dies und das plauderte, dachte sie mit größter Verzweiflung, dass er sie nicht sehr mögen konnte und sie bestimmt nicht anziehend fand, als er plötzlich anhielt und sich zu ihr hinüberbeugte. »Sie sind so hübsch, Grace. Dürfte ich Sie wohl küssen?«

Sie lächelte nur unsicher, daher küsste er sie, ganz sanft, und erkundigte sich dann: »Haben Sie morgen schon etwas vor?« Sie sagte: »Nein, nichts!«, worauf er erklärte, dass er sie gern zum Essen einladen würde. Sie gingen ins Grosvenor in Shaftesbury, das sehr teuer und vornehm war. Ihr Vater wurde von wichtigen Kunden zu Weihnachten dorthin eingeladen, während ihre Mutter und sie noch nie dort gewesen waren. Nach einem Sherry und zwei Gläsern Wein war sie ziemlich betrunken, und als er sie an jenem Abend in seinem Wagen küsste, war es für sie beide etwas vollkommen anderes.

»Ich hoffe, das ist in Ordnung?«, fragte er zärtlich, als er nach einer Weile von ihr abließ. Sie sagte, das sei absolut in Ordnung, mehr als in Ordnung, worauf er lächelte und sie weiterküsste. Das war das erste Mal, dass sie dieses merkwürdige Gefühl im Bauch fühlte.

Und so hatte alles begonnen. Aber es war nie eine so klare Sache, wie ihre Freundinnen sie erlebten, mit täglichen Telefongesprächen, zweimal Ausgehen in der Woche und der wenigstens inoffiziellen Annahme, ein Paar zu sein. Manchmal hörte sie zehn Tage nichts von ihm, dann wieder wollte er sie fast jeden Abend sehen. Über die Zeiten seiner Abwesenheit hielt er sich bedeckt. Oft war er natürlich in London, in der Kanzlei dort, aber zu anderen Zeiten wusste sie, dass er in der Gegend war und sich einfach nur nicht meldete. Tag für Tag sah sie den MG vor der Kanzlei in Shaftesbury stehen und fühlte sich elend - vor Kummer und vor Eifersucht. Sie war ohnehin ein eifersüchtiger Mensch, was, wie sie selbst wusste, ein Makel ihres sonst so reizenden Charakters war. Sie war nicht nur eifersüchtig, wenn ihre Freunde mit anderen Mädchen tanzten oder flirteten, sondern auch wenn ihre Freundinnen sie von einer Vergnügung, und sei sie noch so harmlos, ausschlossen. Oder wenn ihr Chef eine der anderen Sekretärinnen lobte. Zum Teil hatte das mit mangelndem Selbstbewusstsein zu tun, zum Teil aber auch mit dem Bedürfnis, in den Herzen ihrer Mitmenschen einen besonderen Platz einzunehmen.

Zu Beginn ihrer Bekanntschaft war sie sich oft sicher, dass Charles Bennett einfach das Interesse an ihr verloren hatte, und dachte missmutig, dass er bestimmt mit einem anderen Mädchen ausging - oder gleich mit mehreren. Immerhin war er eine blendende Partie und frei wie der Wind, sodass er nicht den geringsten Grund hatte, sich ihr gegenüber verpflichtet zu fühlen, nur weil er ein paarmal mit ihr ausgegangen war. Manchmal wurde sie regelrecht wütend und schwor, ihn nie wiedersehen zu wollen. Dann machte sie sich die Meinung ihrer Mutter und ihrer Freundinnen zu eigen, die erklärten, er spiele nur mit ihr, und sie solle klarstellen, dass sie so nicht mit sich umspringen lasse. Zu anderen Zeiten verteidigte sie ihn allerdings, vor sich selbst und vor anderen, und behauptete, dass sie einfach gern zusammen waren und schöne Zeiten miteinander verbrachten - was noch lange nicht hieß, dass einer von ihnen Anspruch auf den anderen hatte.

Aber sie mochte ihn sehr und war gern mit ihm zusammen. Da war es schwer, Nein zu sagen und das Risiko einzugehen, ihn zu verlieren, nur weil der Stolz siegte. Wenn er sich mal wieder entschuldigte, dass er sich nicht gemeldet habe, weil er in London oder in Bath gewesen sei, vor Gericht, oder weil er bis zum Hals in Arbeit gesteckt habe, war es schlicht leichter, ihm zu glauben und ihn ein wenig zu verspotten, um dann zu erklären, ja, sie würde sehr gern mit ihm ins Kino gehen oder wohin auch immer. Zumal von anderen Mädchen keine Spur zu sehen war - jedenfalls für sie nicht, dachte sie unglücklich, wenn ihre Laune mal wieder im Keller war und sie eine Woche oder länger nichts von ihm gehört hatte. In dieser Hinsicht unterschieden sie sich deutlich. Sie war bedeutend neugieriger und interessierte sich für seine Beziehungen in der Vergangenheit, während er diesbezüglich sehr verschlossen war und ihre Nachfragen stets abwehrte. Irgendwann sagte sie sich, es habe wohl nichts mit ihr zu tun, und verdrängte solche Gedanken.

Sie beschloss, das Beste aus der Sache zu machen - schließlich hatten sie ja auch viel Spaß -, und kämpfte darum, sich ihren Stolz zu bewahren. Sie liebten beide das Kino, und er ging mit ihr immer in die neuesten Filme. Musik mochte er leider gar nicht, aber sie besuchten manchmal das Theater in Bath oder machten Ausfahrten mit seinem Wagen. Er hatte sogar angefangen, ihr ein paar rudimentäre Fahrstunden zu geben, was sie wunderbar und großzügig fand, weil sie den MG mit großer Wahrscheinlichkeit gegen einen Baum setzen würde. Wenn es etwas gab, das sie zu der Überzeugung brachte, dass sie nicht nur ein belangloses Spielzeug für ihn war, dann die Tatsache, dass er ihr sein geliebtes Auto anvertraute. Beide gingen sie auch gern in den Pub und unterhielten sich einfach miteinander. Man konnte überraschend gut mit ihm reden, und er war offenkundig an ihrer Meinung interessiert. Er selbst konnte wunderbare Geschichten über die alten Fälle seines Vaters erzählen, während seine eigenen »meist noch ziemlich banal« waren; auch über seine Kindheit, die sehr glücklich gewesen sein musste, und die Schulzeit im Jungeninternat. Mindestens einmal im Monat führte er sie zum Essen aus, in irgendein teures Lokal, und erklärte, sie sei das netteste, schönste und intelligenteste Mädchen, das er kenne. Auf dem Rückweg dann küssten sie sich unentwegt, und wenn Grace hinterher im Bett lag, war sie rundum glücklich und fragte sich, was sie eigentlich wolle, wo doch alles so wunderbar war.

Charles war nicht nur romantisch, witzig, charmant und aufmerksam, sondern auch überaus anständig. Er genoss es sichtlich, sie zu küssen, aber er versuchte nie, etwas anderes zu tun, etwas, das ihr Sorgen bereiten müsste. Wenn sie allein oben an der Burgruine oder spätabends in seinem Wagen waren, hatte sie nie Angst, dass er sich vergessen könnte (eine Gefahr, über die ein paar ihrer Freundinnen und auch ihre Mutter düstere Anspielungen hatten fallen lassen). Manchmal, wenn sie sich sehr nah waren, spürte sie...

mehr

Autor

Penny Vincenzi (1939 - 2018) zählt zu Großbritanniens erfolgreichsten und beliebtesten Autorinnen. 1989 erschien ihr erster von insgesamt 20 Romanen, die sich weltweit über 4 Millionen Mal verkauften. Sie gilt als »Königin des modernen Blockbusters« (Glamour).