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Das Lächeln der Hexe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
250 Seiten
Deutsch
Verlag edition krimierschienen am02.11.20191. Auflage
Thea Wagner, ehemalige Top-Ermittlerin der Darmstädter Kripo, führt seit zwei Jahren als Leiterin der Polizeistation ein entspanntes Leben im beschaulichen Idstein. Das ändert sich, als im Verlies des sogenannten Hexenturms eine Frauenleiche gefunden wird. Der einzige Zugang zum Turm ist ein enges Loch, wie kam die Tote dort hinein? Gerüchte um einen Ritualmord machen die Runde. Und der Polizei fehlt es an Personal, weswegen Theas Spürnase wieder zum Einsatz kommen muss. Die ruhigen Zeiten sind sehr schnell vorbei, nicht nur für Thea.

Iris Rösner, Jahrgang 1975, lebt in Idstein. Nach einer kaufmännischen Ausbildung studierte sie Skandinavistik, Psychologie und Journalismus. Zehn Jahren war sie als freie Journalistin u.a. für die Tageszeitung 'Die Welt', 'Springer Fachmedien' und den 'Wiesbadener Kurier' tätig. 'Das Lächeln der Hexe' ist Iris Rösners Debüt als Krimiautorin.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextThea Wagner, ehemalige Top-Ermittlerin der Darmstädter Kripo, führt seit zwei Jahren als Leiterin der Polizeistation ein entspanntes Leben im beschaulichen Idstein. Das ändert sich, als im Verlies des sogenannten Hexenturms eine Frauenleiche gefunden wird. Der einzige Zugang zum Turm ist ein enges Loch, wie kam die Tote dort hinein? Gerüchte um einen Ritualmord machen die Runde. Und der Polizei fehlt es an Personal, weswegen Theas Spürnase wieder zum Einsatz kommen muss. Die ruhigen Zeiten sind sehr schnell vorbei, nicht nur für Thea.

Iris Rösner, Jahrgang 1975, lebt in Idstein. Nach einer kaufmännischen Ausbildung studierte sie Skandinavistik, Psychologie und Journalismus. Zehn Jahren war sie als freie Journalistin u.a. für die Tageszeitung 'Die Welt', 'Springer Fachmedien' und den 'Wiesbadener Kurier' tätig. 'Das Lächeln der Hexe' ist Iris Rösners Debüt als Krimiautorin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783946734277
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum02.11.2019
Auflage1. Auflage
Seiten250 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1753 Kbytes
Artikel-Nr.4943475
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Lautlos flitzten die schlanken Finger über die altersschwache Tastatur. Der Bericht über die Einbruchs­serie im Taubenbergviertel hatte es verdient, ein Ende zu finden. Wie zu erwarten, verlief die Suche nach den Tätern im Sand. Diebesbanden aus Osteuropa gingen flink und leise an die Arbeit. Thea Wagner strubbelte durch ihre goldbraune Kurzhaarfrisur. Als Leiterin der hiesigen Polizeistation zählte es nicht zu ihren Auf­gaben, Berichte über Einbruchsserien zu tippen. In der ursprünglichen Version reihten sich jedoch unzählige Rechtschreib- und Grammatikfehler aneinander; von der geschwollenen Sprache einmal abgesehen. Hauptkommissarin Wagner stand vom Schreibtisch auf, um eine Tasse frischen Kaffee zu brühen. Die Versetzung von Darmstadt nach Idstein brachte durchaus positive Aspekte mit sich. Ihr Büro war geräumiger, und der italienische Kaffeeautomat diente ausschließlich Thea und ihren Besuchern.

Etwas Abstand täte dir gut, Mama , hatte ihre Tochter Charlotte, von Familie und Freunden Charly genannt, damals vor knapp zwei Jahren gesagt. Noch immer hallten ihr die Worte im Ohr, genau wie der Satz, dass nach dem Tod ihres Mannes ein Neuanfang nicht die schlechteste Option sei.

Die Kommissarin nahm vorsichtig einen Schluck des heißen Kaffees. Er schmeckte wie Kais selbst­gebrühter Wachmacher, für den der geerbte Keramikfilter seiner Großmutter zum Einsatz kam. Das Gefühl, ein Eisenpanzer umschlösse ihre Brust, überkam sie bei dem Gedanken an den plötzlichen Tod ihres Mannes. An diesem Tag hatte ihn das Glück verlassen, das als Schornsteinfeger an ihm haftete. Es war der 18. November vor zwei Jahren. Um 11:34 Uhr gab Theas Smartphone die Musik des Survivor-Klassikers Eye of the Tiger in elektronischer Form zum Besten. Ein Kollege des Darmstädter Präsidiums vergewisserte sich, ob der Bezirksschornsteinfeger Kai Wagner ihr Mann sei. Thea bejahte die Frage. Zeitgleich krampfte sich ihr Magen zusammen.

Ihr Ehemann Kai Wagner ist von einem Dach in der Moosbergstraße abgerutscht. Leider hat er den Aufprall nicht überlebt.

Thea schloss für einen Moment die Augen. Sie beschwor in ihrem Kopf ein sonniges Bild am Strand herauf, um die bedrückenden Erinnerungen zu vertreiben. Es dauerte ein paar Minuten, bevor sie erneut entschlossen in die Tasten haute. Der Bericht musste endlich zu einem Abschluss kommen. Kollegin Seiler, frisch von der Polizeiakademie nach Idstein ab­kommandiert, saß seit drei Tagen an der Aus­fertigung. Jedes Wort legte sie auf die Goldwaage, als sei sie gezwungen, eine Rede an die Nation zu verfassen. Dabei handelte es sich lediglich um eine Fingerübung. Für den Einstieg in den Polizeidienst die ideale Aufgabe. Kurze Zeit später setzte Thea die Lesebrille ab. Das Schriftstück war fertig. Erleichtert atmete sie auf. Unzählige Berichte hatte sie im Verlauf ihrer Karriere geschrieben. Jedes Mal tauchte sie erneut in den Fall ein. Ob Verkehrsdelikt, Diebstahl, Drogenhandel oder Mord; erst mit Beendigung der polizeilichen Dokumen­tation war für Thea der Fall abgeschlossen.

Der Wind schob die Regenwolken der vergangenen Nacht kräftig Richtung Osten. Ein zarter Sonnenstrahl kämpfte sich durch das himmlische Dickicht und hinter­ließ seinen Abdruck auf der Spitze des Hexenturms. Die Kommissarin reckte ihre Arme und Beine, stand auf, ging hinüber zum Fenster und bestaunte das Verkehrschaos. Die runde Wanduhr gegenüber ihrem Schreibtisch zeigte 7:48 Uhr an. Durch den Verkehrskreisel, der direkt vor ihrem Bürofenster lag, schoben sich PKWs und Busse gleichermaßen. Zur Rushhour und samstagvormittags erweckte Idstein den Eindruck, es könne einer Millionenmetropole den Rang ablaufen.

Der Rheingau-Taunus-Kreis zählt zu den Landkreisen mit den wenigsten Verbrechensdelikten , hieß es bei den Begrüßungsworten des Bürgermeisters zu ihrer Amtseinführung. Im Klartext bedeutete diese Aussage, in ihrem neuen Wirkungskreis lag der Hund begraben. Abgesehen von dem Verkehrschaos zu Stoßzeiten. Ein Chaos ähnlich der Ansammlung auf ihrem Schreibtisch. Papiere und Dokumente flankierten die Seiten ihrer Tastatur. Dienstpläne, Urlaubsanträge sowie Formulare zur Anforderung von Toner oder Klopapier warteten darauf, mit Theas Unterschrift versehen den vorgeschriebenen Dienstweg zu gehen. Hinzu kam die Aufgabe, als Schnittstelle zwischen Bevölkerung und Polizeiarbeit zu vermitteln sowie ein gegenseitiges Verständnis zu fördern. Networking nannte das der Polizeipräsident.

Theas Herz hing nicht an ihrem aktuellen Aufgabengebiet. Sie wollte jedoch nicht undankbar sein. Viele ihrer männlichen Kollegen leckten sich die Finger nach einer derart gut dotierten Position. Nicht zu vergessen die regelmäßigen Arbeitszeiten.

Du solltest dich schämen, Mutter , schimpfte Charly, als Thea über die Routine in ihrem Job klagte. Würdest du lieber Mördern hinterherjagen, Vergewaltiger in die Enge treiben und mit der Knarre unter dem Kopfkissen schlafen? Du bist 56 Jahre alt und seit über 30 Jahren im Polizeidienst. Es ist an der Zeit, die aufreibenden Jobs den Jüngeren zu überlassen.

Thea saß, während ihr die Standpauke gehalten wurde, schmollend am massiven Holztisch in der behaglichen Wohnküche von Charlotte.

Wie konnte sie von einer Lehrerin für Latein und Mathematik erwarten, dass sie den Adrenalinstoß kurz vor einem Zugriff verstehen würde. Das berauschende Glücksgefühl, zu erfahren, wenn der Mörder seine Tat gestand.

Genieß das Ansehen und die Routine, die dir der Job beschert.

Thea sah in das missmutige Gesicht ihrer Tochter, deren braune Haare zu einem Dutt hochgesteckt waren. Die schwarze Skinnyjeans schmeichelte den gazellen­artigen Beinen.

Meine Spürnase verrät mir, dass du vor allem an einem günstigen Babysitter interessiert bist , sagte Thea ihrer Tochter auf den Kopf zu.

Warum nicht? Nimm dich mehr der klassischen Großmutter-Aufgaben an.

Echt jetzt? Socken stricken, Kuchen backen und Märchen erzählen?

Charly wackelte mit ihrer niedlichen Stupsnase, dabei riss sie die mahagonifarbenen Augen auf. Die Mimik erinnerte Thea an die Disneyfigur Bambi.

Aber einmal in der Woche Babysitten ist doch ein Geschenk für jede Oma , flötete Charlotte.

Thea seufzte leise. Die Entfernung Darmstadt - Idstein erschien ihr an diesem Abend wie die ideale Distanz für ein harmonisches Familienleben.

* * *

Mit einem kaum vernehmlichen Tick bewegte sich der Zeiger der Wanduhr auf 8:05 Uhr. Die Kommissarin griff zum versilberten Kugelschreiber, ein Geschenk des Polizeipräsidenten zur Amtseinführung. In Gedanken versunken ließ Thea den Stift zwischen ihren Fingern kreisen. Ein Gefühl der Einsamkeit überfiel sie. Scherzhaft sprach Thea von Isolationshaft , wenn sie ihren neuen Posten beschrieb. Noch gehörte sie nicht zur Truppe der Polizeistation Idstein, sondern fun­gierte als höhere Machteinheit. Theas Anweisungen galt es ohne Protest zu folgen. Vor allem die männlichen Kollegen misstrauten ihr. Noch sieben Jahre würde Thea den Posten innehaben und sich dann in den Ruhestand verabschieden. Bis dahin stand das Tagesgeschäft im Fokus. In einer knappen halben Stunde war es Zeit für die wöchentliche Dienstbesprechung. Danach verlief Theas Tag gemäß ihrem Terminkalender.

Mit hängenden Schultern trottete die Kommissarin zu ihrem Bürostuhl. Sie öffnete die Aktenmappe und nahm den vorliegenden Papierkram in Angriff. Anstatt eine neue Dienstvorschrift durchzuarbeiten, wanderten ihre Gedanken zu jenem Freitagnachmittag kurz vor Weihnachten, der zu ihrer Versetzung geführt hatte. Fünf Wochen waren damals seit Kais Beerdigung vergangen. Dunkle Regenwolken hingen über Darmstadt. Im Inneren des Kommissariats brannte die Luft. Ein geschäftiges Treiben drang aus jedem Büro. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Karsten Kröger hatten sie kurz zuvor einen Inder festgenommen, der seine Ehefrau angezündet hatte. Einsicht oder Reue wegen seiner Tat zeigte der Mann nicht. In gebrochenem Deutsch argumentierte er mit den Worten andere Sitten in meine Heimat und Frau hat nix zu sagen , während er auf Theas Füße spuckte. Kurzerhand drückte sie dem Täter das Gesicht in den brennenden Adventskranz.

Das war keine ihrer weisesten Entscheidungen. Vor allem in Anbetracht dessen, dass jede Form der klassischen Polizeiarbeit mit der aktuellen Stelle in Idstein für sie passé war. Statt einer Dienstaufsichts­beschwerde legte ihr Vorgesetzter Thea nahe, die Position des überraschend verstorbenen Leiters der Polizei­station in Idstein zu übernehmen.

Kollegin Wagner, verstehen Sie mich nicht falsch. Sie sind eine ausgezeichnete Kriminalistin. Aber , dabei zwirbelte Oberhauptkommissar Steiner die Spitze seines Ziegenbärtchens, aufgrund ihrer familiären Situation wäre der Wechsel an einen unaufgeregten Dienstort die bessere Alternative.

Daher lebte Thea seit achtzehn Monaten im aufstrebenden Mittelzentrum , wie die Stadtväter Idstein gerne bewarben. Es hätte sie schlechter treffen können. Die kleine Stadt im Taunus besaß ein Schwimmbad, eine Reihe von Restaurants und ein Kino, das nicht nur Blockbuster vorführte. Doch Thea war ein echtes Darmstädter Gewächs, dessen Wurzeln brutal aus der südhessischen Erde herausgerissen und in den kalten Norden verpflanzt worden waren. Sie vermisste
ihren Arbeitskollegen Karsten und seine mitunter dreckigen Witze sowie Olga, die Abteilungs­sekretärin, und das Borschtsch, das sie jeden Freitag für alle kochte. Von kniffligen Mordermittlungen ganz zu schweigen. Bevor sie das nächste Mal einem Mörder den Adventskranz ins Gesicht drückte, würde Thea...

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