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Kunst und Verbrechen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am05.03.20201. Auflage
Fälschungen, Geldwäsche, Steuerbetrug, Plünderung antiker historischer Stätten. Die Liste der Verbrechen, die in Zusammenhang mit Kunst begangen werden, ist lang. Mit dem enormen Anstieg der Preise und der Globalisierung des Kunstmarktes hat die Kriminalität jedoch eine neue Qualität erreicht - so ist etwa Artnapping, bei dem ein Kunstwerk als Geisel genommen und erst gegen Lösegeld wieder zurückgegeben wird, heute keine Seltenheit mehr. Die Kunstexperten Stefan Koldehoff und Tobias Timm nehmen vom Kleinganoven bis zum schwerreichen Meisterfälscher all jene in den Fokus, die sich illegalerweise an Kunst bereichern wollen. Und denen es selbst, wenn sie geschnappt werden, gelegentlich gelingt, sich als genial-charmante Trickser zu inszenieren. Wie hoch der materielle und immaterielle Schaden ist, den sie in den Duty-Free-Zonen und Dark Rooms des globalen Kunstbetriebs anrichten, kommt nur selten ans Tageslicht. Doch »Kunst und Verbrechen« sammelt nicht nur spannende, erschreckende und irrwitzige Geschichten - die beiden Autoren liefern auch eine fundierte Analyse, was sich am System Kunstmarkt und in den Museen ändern muss. Ein fundiert recherchiertes, brisantes und hochaktuelles Buch, dessen einzelne Kapitel sich so spannend lesen wie kleine Krimis vom Autorenduo des Bestsellers »Falsche Bilder, echtes Geld« zum Fall Beltracchi.

Stefan Koldehoff, geboren 1967, ist Kulturredakteur beim Deutschlandfunk in Köln und schreibt unter anderem für Die Zeit und art - Das Kunstmagazin. 2008 wurde er für seine investigativen Recherchen mit dem puk-Journalistenpreis ausgezeichnet. 2012 veröffentlichte er gemeinsam mit Tobias Timm Falsche Bilder, echtes Geld zum Fall Beltracchi. Das Buch wurde mit dem Prix Annette Giacometti und dem Otto-Brenner-Preis ausgezeichnet. Zudem erschien bei Galiani Die Bilder sind unter uns. Das Geschäft mit der NS-Raubkunst und der Fall Gurlitt (2014) und Ich und Van Gogh. Bilder, Sammler und ihre abenteuerlichen Geschichten (2015). 2020 folgte mit Kunst und Verbrechen ein weiteres gemeinsames Buch mit Tobias Timm.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR25,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextFälschungen, Geldwäsche, Steuerbetrug, Plünderung antiker historischer Stätten. Die Liste der Verbrechen, die in Zusammenhang mit Kunst begangen werden, ist lang. Mit dem enormen Anstieg der Preise und der Globalisierung des Kunstmarktes hat die Kriminalität jedoch eine neue Qualität erreicht - so ist etwa Artnapping, bei dem ein Kunstwerk als Geisel genommen und erst gegen Lösegeld wieder zurückgegeben wird, heute keine Seltenheit mehr. Die Kunstexperten Stefan Koldehoff und Tobias Timm nehmen vom Kleinganoven bis zum schwerreichen Meisterfälscher all jene in den Fokus, die sich illegalerweise an Kunst bereichern wollen. Und denen es selbst, wenn sie geschnappt werden, gelegentlich gelingt, sich als genial-charmante Trickser zu inszenieren. Wie hoch der materielle und immaterielle Schaden ist, den sie in den Duty-Free-Zonen und Dark Rooms des globalen Kunstbetriebs anrichten, kommt nur selten ans Tageslicht. Doch »Kunst und Verbrechen« sammelt nicht nur spannende, erschreckende und irrwitzige Geschichten - die beiden Autoren liefern auch eine fundierte Analyse, was sich am System Kunstmarkt und in den Museen ändern muss. Ein fundiert recherchiertes, brisantes und hochaktuelles Buch, dessen einzelne Kapitel sich so spannend lesen wie kleine Krimis vom Autorenduo des Bestsellers »Falsche Bilder, echtes Geld« zum Fall Beltracchi.

Stefan Koldehoff, geboren 1967, ist Kulturredakteur beim Deutschlandfunk in Köln und schreibt unter anderem für Die Zeit und art - Das Kunstmagazin. 2008 wurde er für seine investigativen Recherchen mit dem puk-Journalistenpreis ausgezeichnet. 2012 veröffentlichte er gemeinsam mit Tobias Timm Falsche Bilder, echtes Geld zum Fall Beltracchi. Das Buch wurde mit dem Prix Annette Giacometti und dem Otto-Brenner-Preis ausgezeichnet. Zudem erschien bei Galiani Die Bilder sind unter uns. Das Geschäft mit der NS-Raubkunst und der Fall Gurlitt (2014) und Ich und Van Gogh. Bilder, Sammler und ihre abenteuerlichen Geschichten (2015). 2020 folgte mit Kunst und Verbrechen ein weiteres gemeinsames Buch mit Tobias Timm.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462321197
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum05.03.2020
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse14043 Kbytes
Artikel-Nr.4944234
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


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Kapitel 1 Gestohlen, geraubt, entführt



Von legendären Museumsdiebstählen, Artnapping und einer 100-Kilo-Münze aus purem Gold



Das Verschwinden der Mona Lisa

Museen wurden als Tempel für die Kunst gebaut - und mussten immer auch als deren Tresore dienen. Die Erzählungen von den großen Einbrüchen, Raubzügen und »art heists« in diesen Tempeltresoren sind Stoff für Legenden. Leonardo da Vincis Mona Lisa etwa wurde erst so richtig berühmt, nachdem sie im August 1911 aus dem Louvre gestohlen worden war.

 

Der Diebstahl war damals ein Inside-Job: Vincenzo Peruggia, ein italienischer Anstreicher, der im Museum als Glaser gearbeitet hatte und deshalb die Sicherheitsvorkehrungen kannte, ließ sich an einem Sonntagnachmittag mit zwei Kumpanen im Louvre einsperren. Die drei versteckten sich in einer kleinen Kammer, in denen Kopisten normalerweise ihre Malutensilien lagerten. Am Montagmorgen, als der Louvre für Besucher geschlossen war, betraten die drei Männer in weißen Kitteln den Salon Carré, nahmen die Mona Lisa einfach von der Wand und verschwanden mit ihr durch einen Seiteneingang. In ihren Kitteln fielen sie zwischen den Angestellten, die montags das Museum reinigten, nicht weiter auf.

Zwei Jahre lang blieb das Bild verschollen. Die Polizei fahndete, Privatdetektive versuchten, seinen Verbleib zu klären. Pablo Picasso und Guillaume Apollinaire wurden als Diebe verdächtigt, verhört - und wieder freigelassen. Eine französische Zeitung setzte schließlich sogar eine Belohnung von 5000 Franc für Hellseher aus. Die Mona Lisa aber blieb verschwunden.

Wer hinter dem Diebstahl steckte, blieb lange Zeit unbekannt. Die Medien glaubten die Geschichte, die der Dieb später erzählte: Er habe das Bild aus patriotischen Gründen gestohlen - um es nach Italien zurückzubringen, wo es schließlich hingehöre. Tatsächlich aber, so berichtete 1932 die Saturday Evening Post, handelte Peruggia auf Anweisung. Der Mann, der ihn und seine Komplizen Vincenzo und Michele Lancelotti beauftragt und bezahlt hatte, war der gebürtige Argentinier Eduardo de Valfierno. Über diesen Auftraggeber, der sich »Marqués« nennen ließ, ist bis heute kaum etwas bekannt.



Zwei, drei, sechs Mona Lisas

Valfierno hat das Bild, das er aus dem Louvre stehlen ließ, nie wirklich interessiert. Was der Mann hinter dem größten Kunstcoup vor dem Krieg wollte, war nicht das berühmteste Gemälde der Welt, sondern nur die Schlagzeilen, die weltweit bewiesen, dass er es theoretisch haben könnte. Geboren in Buenos Aires, lebte der Sohn wohlhabender Eltern eine Zeit lang davon, jene Kunstgegenstände zu verkaufen, die er von seinen zahlreichen Verwandten geerbt hatte. Irgendwann aber begann er dann damit, Gemälde auf Bestellung zu beschaffen - ganz gleich, wem sie eigentlich gehörten. Oft erhielten seine Kunden dabei allerdings keine Originale; Valfierno verkaufte ihnen, ohne dass die es bemerkten, einfach Kopien, die der Restaurator Yves Chaudron für ihn angefertigt hatte.

In Buenos Aires unterhielten die beiden eine regelrechte Werkstatt für gefälschte Murillo-Gemälde. Der einzige Journalist, der es je schaffte, ein Interview mit Valfierno zu bekommen, war der Amerikaner Karl Decker von der Saturday Evening Post. Ihm erzählte der Marqués, es gebe durch seine Aktivitäten in Argentinien inzwischen mehr Murillos als Kühe: »Ich habe dieses Land ungemein bereichert.« Selbst wenn seine Kunden den Betrug bemerkten, bestand für Valfierno kein Risiko: Niemand, der einen Kunstraub in Auftrag gegeben hatte, würde ihn dafür schließlich anzeigen.

Und genauso verfuhr Valfierno auch mit dem berühmtesten Gemälde der Welt. Er bot die Mona Lisa schon vor dem Diebstahl gleich mehreren Sammlern an, von denen die meisten in den USA lebten, und ließ Chaudrons Fälschungen einzeln als Amateurkopien in die USA schaffen. Als dann die Schlagzeilen vom Raub der Mona Lisa allerdings kamen, verkaufte er dort seinen verschiedenen Kunden insgesamt sechs Kopien des Bildes, die Yves Chaudron bereits ab dem Winter 1910, also schon vor dem Diebstahl, wahrscheinlich im Louvre zu malen begonnen hatte, jeweils als Original und kassierte dafür angeblich je 300000 Dollar - nach heutigem Kurs rund 40 Millionen Euro. Die echte Mona Lisa hatte Paris nie verlassen. Sie befand sich nach wie vor knapp fünf Kilometer vom Louvre entfernt bei Vincenzo Peruggia.

Valfierno genoss nach dem gelungenen Coup seinen Reichtum unter anderem in Nordafrika und im Nahen Osten. Als Karl Decker ihn zum Interview in Casablanca traf, beschrieb er den Argentinier als groß gewachsenen Mann mit weißer Löwenmähne und elegantem weißem Schnurrbart. »Die Mona Lisa zu stehlen«, erzählte Valfierno dort, »war so einfach, wie ein Ei zu kochen. Alles war eine Frage der Psychologie. Unser Erfolg hing von einer Sache ab: der Tatsache, dass ein Arbeiter in einem weißen Kittel im Louvre so unverdächtig ist wie ein ungelegtes Ei.« Als allerdings der Mann, der für Valfierno den weißen Kittel trug, auch zwei Jahre nach dem Coup gar nichts mehr von seinem Auftraggeber hörte, glaubte er zunächst an ein Versehen, dann an Tarnung - und begann schließlich, seine eigenen Pläne zu schmieden.

Peruggia fuhr mit dem Bild nach Florenz, bot es über einen Galeristen dem Direktor der Uffizien an und wurde bei der Übergabe am 12. Dezember 1913 verhaftet. In seinem Heimatland wurde er zu einer erstaunlich niedrigen Strafe von einem Jahr und zwei Wochen Gefängnis verurteilt, nachdem ihm ein Psychiater »intellektuelle Defekte« attestiert hatte. Der Berufungsrichter setzte diese Strafe auf sieben Monate herab - diese Zeit hatte der Angeklagte allerdings vor Prozessbeginn schon in Untersuchungshaft gesessen. Am 29. Juli 1914 war Peruggia deshalb wieder ein freier Mann. Bei der Rückkehr in seine italienische Heimat wurde er als Nationalheld gefeiert.

Eduardo de Valfierno starb 1931, ohne jemals für den von ihm in Auftrag gegebenen Diebstahl der Mona Lisa belangt worden zu sein. Der »Marqués« hatte seine Spuren geschickt verwischt, Peruggia kannte nicht einmal seinen wahren Namen. Erst nach dem Tod des Argentiniers durfte Karl Decker die Gespräche veröffentlichen, die er mit Valfierno geführt hatte. Inzwischen gibt es ernsthafte Zweifel, ob Valfiernos Geschichte, für die es keine weiteren Quellen außer Decker gibt, wahr ist. Und ob Valfierno überhaupt existierte.



Mit abgesägtem Gewehr ins Munch-Museum

Der Klau der Mona Lisa allerdingsd gilt bis heute als der Kunstdiebstahl des Jahrhunderts. Das Verbrechen, das dem kleinen Arbeiter Peruggia und seinen Komplizen in einem der größten Museen der Welt gelungen war, der kriminelle Kampf des italienischen David gegen den französischen Goliath, hat allerdings mit heutiger Kunstkriminalität nicht mehr viel gemein. Die drei Gentleman-Täter hatten vorher genau ausgekundschaftet, wo sie sich verstecken konnten, welche Wege sie nehmen mussten, um die Mona Lisa zu klauen. Sie trugen keine Waffen bei sich, und niemand wurde verletzt. Ein mit schusssicherem Doppelglas gesicherter Klimatresor schützt inzwischen das Bild, dem sich die Museumsbesucher nur bis auf einen Sicherheitsabstand nähern dürfen.

Heute sind Kunstdiebe nämlich meist professionelle Kriminelle, die brutal und rücksichtslos ihr Ziel verfolgen und damit nach Schätzungen jährlich einen weltweiten Schaden von einigen Milliarden Dollar anrichten. Die Gewalt, mit der sie dabei vorgehen, hat in den vergangenen anderthalb Jahrzehnten kontinuierlich zugenommen. Als etwa 2004 eine Gruppe unbekannter Täter zwei Gemälde von Edvard Munch aus dem Munch-Museum in Oslo raubte, kam sie während der regulären Öffnungszeiten. Die maskierten Männer bedrohten die Besucher des Museums mit abgesägten Gewehren und riskierten dabei Verletzte oder sogar Tote.

Viele Täter scheitern allerdings dabei, ihre wertvolle Beute wieder loszuwerden. Durch vernetzte Polizeibehörden, vor allem aber durch elektronische Datenbanken, zu denen auch Auktionshäuser, Kunsthändler und Museen Zugang haben, ist heutzutage jeder Kunstkäufer innerhalb kürzester Zeit in der Lage festzustellen, ob das ihm angebotene Werk sauber ist oder ob es sich um heiße Ware handelt, die er selbst nie wieder loswerden würde.

Der Diebstahl aus Museen dient deshalb heute kaum noch dem Zweck, sich der Kunst ihrer selbst wegen zu bemächtigen. Die geraubten und gestohlenen Werke dienen vielmehr als Objekte der Erpressung von Versicherungen und Sammlungen. Andere Diebe wiederum sind nur noch an dem reinen Material der Objekte interessiert, an der Bronze von Skulpturen oder dem Gold von Münzen und Kunstwerken, die sich leicht einschmelzen und weiterverkaufen lassen. Denn nicht nur die Preise der Kunst sind in den vergangenen Jahren rapide gestiegen, sondern auch die von seltenen Metallen.



Artnapping - Erpressung mit Kunst

Der brutale Überfall auf das inzwischen geschlossene Privatmuseum der Stiftung Sammlung Bührle in Zürich, bei dem im Februar 2008 während der Öffnungszeiten wertvolle Hauptwerke von Cézanne, van Gogh, Monet und Degas im Schätzwert von 180 Millionen gestohlen wurden, gilt als bis dahin größter Kunstraub Europas. Vier Jahre später wurde Cézannes Knabe mit der roten Weste in Belgrad sichergestellt. Kurz darauf gab die Staatsanwaltschaft Zürich...


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Autor

Stefan Koldehoff, geboren 1967, ist Kulturredakteur beim Deutschlandfunk in Köln und schreibt unter anderem für Die Zeit und art - Das Kunstmagazin. 2008 wurde er für seine investigativen Recherchen mit dem puk-Journalistenpreis ausgezeichnet. 2012 veröffentlichte er gemeinsam mit Tobias Timm Falsche Bilder, echtes Geld zum Fall Beltracchi. Das Buch wurde mit dem Prix Annette Giacometti und dem Otto-Brenner-Preis ausgezeichnet. Zudem erschien bei Galiani Die Bilder sind unter uns. Das Geschäft mit der NS-Raubkunst und der Fall Gurlitt (2014) und Ich und Van Gogh. Bilder, Sammler und ihre abenteuerlichen Geschichten (2015).2020 folgte mit Kunst und Verbrechen ein weiteres gemeinsames Buch mit Tobias Timm.Tobias Timm, geboren 1975 in München, studierte Stadtethnologie, Geschichte und Kulturwissenschaften in Berlin und New York. Als Autor schreibt er für das Feuilleton der ZEIT von Berlin aus über Kunst, Architektur und Verbrechen. 2012 veröffentlichte er gemeinsam mit Stefan Koldehoff Falsche Bilder, echtes Geld zum Fall Beltracchi. Das Buch wurde mit dem Prix Annette Giacometti und dem Otto-Brenner-Preis ausgezeichnet. 2020 folgte mit Kunst und Verbrechen ein weiteres gemeinsames Buch mit Koldehoff.