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Der Weltkrieg in den Lüften

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
283 Seiten
Deutsch
epublierschienen am27.10.20193. Auflage
Es war die alte Idee, für die schon im Jahre 1670 der Jesuitenpater Francesco Luna eingetreten war, die Idee des vollkommen luftleeren Luftschiffes. Bereits am 1. Mai 1916 waren die ersten 5 riesenhaften Vakuumluftschiffe auf deutschen Werften gebaut. Ein solches Vakuumluftschiff wird vor der Fahrt durch große Vakuumpumpen entleert. Es wird nicht von Gas, sondern lediglich durch den luftleeren Raum getragen. Man baute sie in Deutschland sofort von ausgezeichnetem dünnen deutschen Nickelstahl. Die deutsche Stahlindustrie wurde damals mit einem Schlage zur rüstigsten Mitarbeiterin der Aeronautik. Der Kaiser stieg aufs neue in seinem Kaiserluftschiff auf, um persönlich aus der Vogelperspektive das einzigartige Schauspiel des Aufstiegs einer Armee von 500 000 Mann auf Motorluftfahrzeugen mit anzusehen.

Rudolf Martin war ein deutscher Autor.
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Book on DemandKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextEs war die alte Idee, für die schon im Jahre 1670 der Jesuitenpater Francesco Luna eingetreten war, die Idee des vollkommen luftleeren Luftschiffes. Bereits am 1. Mai 1916 waren die ersten 5 riesenhaften Vakuumluftschiffe auf deutschen Werften gebaut. Ein solches Vakuumluftschiff wird vor der Fahrt durch große Vakuumpumpen entleert. Es wird nicht von Gas, sondern lediglich durch den luftleeren Raum getragen. Man baute sie in Deutschland sofort von ausgezeichnetem dünnen deutschen Nickelstahl. Die deutsche Stahlindustrie wurde damals mit einem Schlage zur rüstigsten Mitarbeiterin der Aeronautik. Der Kaiser stieg aufs neue in seinem Kaiserluftschiff auf, um persönlich aus der Vogelperspektive das einzigartige Schauspiel des Aufstiegs einer Armee von 500 000 Mann auf Motorluftfahrzeugen mit anzusehen.

Rudolf Martin war ein deutscher Autor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783750247055
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum27.10.2019
Auflage3. Auflage
Seiten283 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1801 Kbytes
Artikel-Nr.4945532
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

In Friedrichshafen.

Als am Abend des 4. November die Berliner Extrablätter der Welt verkündeten, dass der Reichskanzler zur Aufrechterhaltung des Friedens um jeden Preis entschlossen sei, hatte gegen 9 Uhr abends Graf Zeppelin die gesamte Arbeiterschaft seiner riesenhaften Werftanlagen nach Beendigung der Tagesarbeit nochmals in die Fabriken rufen lassen. In der großen Mittelhalle der Werft, die eine Länge von 500 Meter hat, versammelten sich die tausend Mitarbeiter des berühmten Generals und Luftadmirals. In sechs Reihen standen sie in einem Karree und harrten mit Spannung der Dinge, die da kommen sollten.

In dem weiten Anbau eine Treppe hoch war das Hauptbüro des alten Grafen. Hier wurde heut fieberhaft gearbeitet. Alle Konstrukteure und Zeichner waren in Tätigkeit. In dem Arbeitszimmer des Grafen waren die Direktoren Kolzmann und Dürr und die Ingenieure Kober und Stahl. Der 78jährige Graf war immer so rüstig wie zur Zeit seiner großen Erfolge im Jahre 1908. Wer ihn aber scharf beobachtete, der konnte bemerken, dass heut seine Erregung größer war als damals, wo die Explosion von Echterdingen die Hoffnung und den Stolz seines Lebens zu zerstören schien.

Als man dem Grafen meldete, dass die Arbeiter versammelt seien, fragte der Graf noch einmal den Direktor Dürre: Glauben Sie wirklich, dass tausend Arbeiter reinen Mund halten können?

Dürr antwortete: Ich kenne jeden einzelnen, und ich zweifele nicht daran, dass Euere Exzellenz sich auf die Verschwiegenheit jedes einzelnen verlassen können. Auch bleibt uns nichts übrig, wir müssen ihnen den wirklichen Sachverhalt mitteilen. Sonst plaudern sie die Ursache ihrer nächtlichen Beschäftigung aus, und morgen steht es in allen Blättern

Als der Graf mit seinen Ingenieuren in das Karree eintrat kommandierte er mit lauter Stimme: Stillgestanden!

Wohl noch niemals hat der Leiter eines großen industriellen Unternehmens einer Arbeiterschaft von 1000 Mann in kommandierendem Tone ein Stillgestanden zugerufen. Die Zeppelinschen Arbeiter wussten auch nicht, ob sie gegen die Gewohnheit aller Fabriken zum Stillstehen verpflichtet seien. Aber sie standen still wie von Erz gegossen. Ein jeder von ihnen war Soldat gewesen. Und dem Befehl des eigenen Monarchen würden sie nicht pünktlicher nachgekommen sein als dem Befehle ihres berühmten Luftadmirals.

Wenn ich Euch Soldaten Stillgestanden kommandiere, so tue ich es auf Grund von § 3 des Mobilmachungsgesetzes vom 6. Januar 1912. Mit diesem meinem Kommando hat für Euch, die Angehörigen meines Etablissements, die Mobilmachung auf Befehl seiner Majestät des Kaisers begonnen. Ich habe Euch die Mittelung zu machen, dass mein Etablissement von heut Abend 8 Uhr an sich in dem Zustande der Kriegsmobilmachung befindet Ich habe es nicht nötig, Euch darauf aufmerksam zu machen, welche schweren Strafen nach dem Militärgesetz auf Ungehorsam stehen. Ich muss Euch aber darauf hinweisen, dass Ihr mit denselben schweren Strafen bedroht seid, wenn Ihr die Pflicht der Geheimhaltung verletzt.

Geheim muss aber bleiben die Tatsache der Mobilmachung und ebenso die Art Eurer Beschäftigung in der Fabrik. Die Hälfte von Euch wird von heut ab eine Nachtschicht bis auf weiteres. abzuleisten haben. Wenn Ihr nach der Ursache der Nachtschicht gefragt werdet, so verweist auf die Erklärung, welche morgen früh im Friedrichshafener Seeblatt stehen wird. Sie besagt, dass ich den Auftrag für den schleunigen Bau von sechs Luxusluftschiffen der Internationalen Luftlinien Berlin-Peking erhalten habe, und dass diese Schiffe am 1. Januar bereits ihre Probefahrt bis Peking zurückgelegt haben müssen. Das Nähere werden Euch die Werkmeister mitteilen, die von heute ab Eure militärischen Vorgesetzten sind.

Nur die Hälfte der Arbeiter durfte nunmehr nach Hause gehen, die andere Hälfte trat ihre Nachtschicht an, um am Morgen um 6 Uhr abgelöst zu werden. Die meisten Arbeiter des Zepplinschen Unternehmens wohnten in den 400 Arbeiterwohnhäusern, die Zeppelin errichtet hatte. Sie bildeten neben den Werftanlagen eine besondere Vorstadt von Friedrichshafen. Da die Häuser sämtlich in den letzten 7 Jahren und meist in den letzten 5 Jahren errichtet waren, so waren sie alle modern gebaut und sauber und wohnlich eingerichtet. Die Zeppelinsche Vorstadt war der beste Teil von Friedrichshafen.

Die beiden Köhler waren Söhne eines Fischbacher Fischers und Motorbootbesitzers. Sie gehörten nicht zur Nachtschicht und gingen zusammen zu Fuß in der mondhellen Nacht nach ihrem Heimatsorte Fischbach, der ungefähr dreiviertel Stunden von Friedrichshafen entfernt liegt. Bis sie von den Werkmeistern entlassen waren, war es ½ 10 Uhr geworden.

Immer und immer wieder hatten die Werkmeister jedem einzelnen eingeschärft, was er seiner Frau, seinen Eltern und Kindern über die Ursache der vielen Nachtschichten zu erzählen habe. So war die Zeit verronnen.

Auch in Friedrichshafen wurden bis zum späten Abend Extrablätter ausgerufen. Der Lohn in den Zeppelinschen Arbeitsstätten war in Rücksicht auf die hohe Qualifikation der Arbeiter ein sehr hoher. Die Erfahrung hatte die Geschäftsleitung zu dem Grundsatz gebracht, dass wirklich gute Arbeiter nur durch sehr hohen Lohn festzuhalten sind. Bis nach Amerika und Japan hatte man gegen Gehälter von 5000 bis 10 000 gewöhnliche Arbeiter Zeppelins herbeigezogen. Einzelne Vorarbeiter bezogen in fremden Ländern ein Gehalt von 20 000 und mehr Mark. Ein Werkmeister war im Januar 1915 sogar gegen 40 000 Mark von der japanischen Regierung engagiert worden.

Kein Wunder, dass die beiden Brüder auf ihrem Wege nach Fischbach sich noch sämtliche Extrablätter kauften und die politischen Ereignisse noch an ihrem Stammtische am Ende von Friedrichshafen besprechen wollten.

In der Kneipe glaubte jedermann, dass der Krieg vor der Tür sei. Denn ganz Friedrichshafen wusste, dass die Zeppeliner einberufen worden waren.

Als die beiden Fischbacher das Restaurationszimmer betraten, begrüßte sie sofort der freundliche Ingenieur aus Köln, welcher sich seit einigen Wochen in Friedrichshafen aufhielt. Im Gespräche hatte er erzählt, dass er der Vertreter einer großen Maschinenfabrik in Düsseldorf sei und auch mit der Zeppelinschen Werft Geschäfte mache.

Ich glaubte, Sie würden heute Abend nicht kommen , sagte er zu den Fischbachern.

Warum? entgegnete Albert, der jüngere der beiden Köhler. Nun, wegen der Nachtschicht.

Wir sind davongekommen, aber Max Lehmann und Karl Müller sind reingefallen. Sie müssen bis 6 Uhr morgens schwitzen.

So, da kommt also doch Krieg , meinte der Kölner.

Wenn er nicht schon da ist , meinte der Fischbacher.

In diesem Augenblicke bekam er von seinem älteren Bruder einen heftigen Stoß in die Rippen.

Ich scherze ja nur , sagte er daraufhin zu der Kölner. Was verstehe ich von Krieg

Das Bier wollte ihnen aber beiden nicht mehr schmecken. Immer wieder warf der ältere Köhler dem Jüngeren vorwurfsvolle Blicke zu.

Nee, Krieg gibt s nicht , sagte der Jüngere laut und zu dem Kölnischen Ingenieur gewendet, als der Wirt das deutsche Beefsteak mit Bratkartoffeln brachte.

Ich denke, Sie verstehen nichts vom Krieg , fragte spitzig der Kölner Ingenieur. Wie können Sie denn da mit einem Male sagen, es gibt keinen Krieg

Nun, man redet nur so , meinte Albert Köhler verlegen.

Das Beefsteak aber wollte ihm nicht schmecken. Kaum hatte er einen Bissen gegessen, so klagte er über Appetitlosigkeit und Hitze im Zimmer. Er müsse morgen früh um 6 Uhr antreten und beizeiten schlafen gehen.

Um 6 Uhr morgens? fragte der Kölner Ingenieur. Sie beginnen doch sonst erst um 8 Uhr.

Von morgen ab beginnt der Dienst für uns um 6 Uhr , sagte Albert zögernd. Jetzt griff sich der ältere Bruder an die Stirn und rief unwirsch: Komm, wir gehen.

Auf dem Heimwege kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den beiden Brüdern. Der Jüngere erwiderte auf die Vorwürfe des älteren Bruders, dass erst der Rippenstoß und die unschickliche, beleidigende Handbewegung des älteren Bruders die Aufmerksamkeit des fremden Ingenieurs erregt hätten. Im Übrigen halte er den Kölner für durchaus zuverlässig.

Ich nicht , meinte der ältere, vielmehr zeigt mir sein lauernder Blick gerade heute, dass er ein Spion des Auslandes ist.

Während die Brüder sich streitend Fischbach näherten, hörten sie immer deutlicher von allen Seiten in der Ferne das Surren der Propeller von Aluminiumluftschiffen.

Was ist das? sagte Albert zu seinem älteren Bruder Karl. Nach 8 Uhr abends kommt während des Winters überhaupt kein fahrplanmäßiges Luftschiff nach Friedrichshafen. Die Familie unseres Grafen fährt auch nur sehr selten nachts. Ich höre aber die Schraubenflügel von vier oder gar sechs Luftschiffen, die sich von verschiedenen Seiten Friedrichshafen nähern.

Karl war soeben von der Landstraße links auf eine kleine Anhöhe gesprungen, die einen freien Überblick über den Bodensee gewährte. Komm hierher , rief er seinem Bruder zu. Über dem See zähle ich nicht weniger als sieben Luftschiffe. Sie kommen in der Richtung von Konstanz, Rohrschach und...
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