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Tote trinken keinen Rosé

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Atlantik Verlagerschienen am04.02.2020
Mit Savoir-vivre in den Tod  ­-  köstliche Unterhaltung im charmanten Paris     Der Banker Edgar Bowen ist in einer köstlichen Vichyssoise ertrunken. Als sie von seinem unglücklichen Tod in der Suppe erfährt, erinnert sich Rachel voller Nostalgie an ihre ersten Jahre in Paris, in denen Edgar ihr den Zauber dieser Stadt gezeigt hatte. Doch auf dem Begräbnis hört sie, dass neben dem Suppenteller eine Flasche Rosé gestanden hatte, und weiß sofort: Da stimmt etwas nicht. Denn Edgar war nicht nur ihr erster Liebhaber, sondern vor allem leidenschaftlicher Rosé-Verschmäher!     Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Magda macht sie sich an die Aufklärung des Rätsels.  Mitten in den besten Jahren und beileibe nicht immer einer Meinung, überwinden die zwei Damen ihre Skrupel und entdecken ihre kriminalistischen Talente. Als ihre Verdächtigen jedoch nach und nach den Löffel abgeben, werden sie auf eine harte Probe gestellt.   

Emilia Bernhard, geboren in Philadelphia, gelangte über mehrere Stationen in den USA und Paris nach Großbritannien, wo sie an der University of Exeter Britische Literatur des 19. Jahrhunderts und Wissenschaftliches Schreiben unterrichtet.
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KlappentextMit Savoir-vivre in den Tod  ­-  köstliche Unterhaltung im charmanten Paris     Der Banker Edgar Bowen ist in einer köstlichen Vichyssoise ertrunken. Als sie von seinem unglücklichen Tod in der Suppe erfährt, erinnert sich Rachel voller Nostalgie an ihre ersten Jahre in Paris, in denen Edgar ihr den Zauber dieser Stadt gezeigt hatte. Doch auf dem Begräbnis hört sie, dass neben dem Suppenteller eine Flasche Rosé gestanden hatte, und weiß sofort: Da stimmt etwas nicht. Denn Edgar war nicht nur ihr erster Liebhaber, sondern vor allem leidenschaftlicher Rosé-Verschmäher!     Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Magda macht sie sich an die Aufklärung des Rätsels.  Mitten in den besten Jahren und beileibe nicht immer einer Meinung, überwinden die zwei Damen ihre Skrupel und entdecken ihre kriminalistischen Talente. Als ihre Verdächtigen jedoch nach und nach den Löffel abgeben, werden sie auf eine harte Probe gestellt.   

Emilia Bernhard, geboren in Philadelphia, gelangte über mehrere Stationen in den USA und Paris nach Großbritannien, wo sie an der University of Exeter Britische Literatur des 19. Jahrhunderts und Wissenschaftliches Schreiben unterrichtet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455008494
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum04.02.2020
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1311 Kbytes
Artikel-Nr.4956978
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverTitelseiteWidmung1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. Kapitel21. Kapitel22. Kapitel23. Kapitel24. Kapitel25. Kapitel26. Kapitel27. Kapitel28. Kapitel29. Kapitel30. Kapitel31. Kapitel32. Kapitel33. Kapitel34. Kapitel35. KapitelDanksagungGlossarTextnachweisBiographieImpressummehr
Leseprobe
2. Kapitel

Die äußeren Pariser Arrondissements wimmeln von funérariums, den französischen Bestattungsinstituten. Es sind durchweg kleine, dezente Etablissements, außen ohne besondere Kennzeichen, innen vollgestopft mit beklemmend behaglichem Mobiliar. Edgar Bowens Bestattung fand in einem solchen im XIV. Arrondissement statt, in einem Raum, den die Werbebroschüre - da wäre Rachel jede Wette eingegangen - bestimmt als soigné, als gepflegt, beschrieb, der in Wirklichkeit aber schlicht seelenlos war. In Anbetracht seiner Funktion, sagte sie sich, war das wohl ganz passend. Dunkle Bodenvasen mit unverfänglichen Blumenarrangements säumten die maulwurfgrauen Wände; maulwurfgraue Polsterstühle standen in Reih und Glied auf maulwurfgrauem Teppichboden. Der Gesamteindruck war der eines besonders nüchternen Konferenzzentrums - was aber ebenfalls nicht ganz unpassend war.

Sie reckte den Hals, um von ihrem Platz neben Magda in einer der hinteren Reihen besser sehen zu können. Edgars Sohn David saß ganz vorn, seine Mutter an seiner Seite. Rachel hatte die beiden seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen, und sie stellte zu ihrer Überraschung fest, dass der Anblick Mathildes sofort eine Erinnerung wachrief: An einem sonnigen Morgen zu Beginn ihrer Beziehung mit Edgar, als sie gerade in abgeschnittener Jeans und ärmellosem Männerunterhemd in der Küche ein Croissant verdrückt hatte, war sie von einer ihr noch unbekannten Mathilde, kühl elegant in Leinen-Etuikleid und hochhackigen Sandalen, überrascht worden. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie Mathilde sie angesehen hatte, während sie, an den Küchentresen gelehnt, die Fliesen mit Blätterteigflocken berieselte. Im séjour hatte Mathilde dann zu Edgar, auf Englisch und gerade so laut, dass auch Rachel es hören konnte, gesagt: »Deine neue Putzfrau ist sehr jung, nicht?« Als sie Mathilde jetzt - marineblaues Kostüm und topasfarbener Schal, dazu demonstrativ hoch getragene Nase - betrachtete, erkannte Rachel, dass, mochte David sich erstaunlicherweise von einem pausbäckigen Vierjährigen zu einem mageren jungen Mann gemausert haben, seine Mutter sich keinen Strich verändert hatte.

Die Bestattungsfeier war eine zivilisierte Angelegenheit, mit maßvollen Trauerreden vonseiten des Direktors der Bank, bei der Edgar gearbeitet hatte, und seines ältesten Kollegen. Alle standen auf, als sich der blanke Sarg zwischen die Vorhänge zurückzog, die den Bestattungsofen verbargen. Als David anschließend den Mittelgang entlang nach draußen ging, waren seine Augen und seine Nase sehr rot, aber er hatte nicht geweint. Edgar Bowen war kein Mann für exzessive Gefühlsäußerungen gewesen, und sowohl seine Bestattung als auch sein Sohn schienen fest entschlossen, diesem Umstand Rechnung zu tragen.

Nach dem offiziellen Teil gab es einen Empfang. Edgar hatte viele Leute gekannt - ja, hatte Magda später Rachel gegenüber gemeint, wenn man nur von der Pariser haute bourgeoisie sprach, hatte Edgar sogar alle gekannt. Der Raum war gestopft voll von Männern in teuren dezenten Anzügen und Frauen in gleichermaßen teuren dezenten Kleidern, wobei sich die Französinnen und Franzosen nur dadurch von den übrigen Nationalitäten unterscheiden ließen, dass ihre Sachen besser geschnitten waren. Da sie sich die Peinlichkeit ausmalte, sich aufs Neue vorstellen und dann krampfhaft Konversation machen zu müssen, brachte Rachel es nicht über sich, David ihr Beileid auszusprechen. Und Mathilde wollte sie ganz bestimmt nicht gegenübertreten. Also schlenderte sie stattdessen, gesenkten Kopfes und mit einem Glas Wein getarnt, von Grüppchen zu Grüppchen und versuchte, nicht aufzufallen. Da sie und Magda keinen der anderen Trauergäste kannten (Alan hatte recht gehabt, was ihre mangelnde Überschneidung mit Edgars Welt betraf), blieb ihr nicht viel anderes übrig. Nicht, dass sie zu lauschen beabsichtigt hätte; sie spürte nur eindringlich, wie fern ihr Edgar und sein Leben nach ihrer gemeinsamen Zeit waren, und fand, dass diskretes Zuhören der einfachste Weg wäre, beidem näher zu kommen.

Momentan allerdings brachte diskretes Zuhören sie lediglich Leuten näher, die auf Französisch oder Englisch »In seiner Suppe?« ausriefen. Sie vollendete ihren Rundgang, ohne über Edgar mehr erfahren zu haben, als dass die Trauergäste seine Art zu sterben ebenso lächerlich fanden wie ihr Ehemann. Um kurz zu verschnaufen, postierte sie sich neben einer Traube von tadellos gekleideten Frauen. Ihr Haar wies die kuriose, strähnig aschblonde Tönung auf, die Französinnen mittleren Alters so lieben, und jede trug zu einem schwarzen oder marineblauen Etuikleid einen sorgfältig drapierten Schal in gedeckter Farbe.

»Dans sa soupe?«, fragte die Frau im grauen Schal.

»Ja.« Ihre Gesprächspartnerin, die einen blassrosa Schal trug, sah ernst drein. Es folgte eine Pause, die gebührenden Respekt signalisierte; dann meldete sich die Frau im mattfarben gemusterten Schal zu Wort.

»Was war es für eine Suppe?«

»Eine Vichyssoise.« Die Frau im marineblauen Kleid beugte sich leicht vor. »Am selben Nachmittag zubereitet.«

Die anderen schnalzten mit der Zunge und schüttelten die Köpfe. Eine gute Suppe, die durch einen üblen Tod verdorben worden war.

Eine fragte: »Ist es wahr, dass er mit dem Gesicht hineingefallen ist?« Sie strich sich über ihren neutralfarbenen Schal, wie um ihn vor imaginären Spritzern zu schützen.

»Mais oui!« Die zweite Frau nickte. In jeder Gruppe, wie Rachel schon bei früheren Gelegenheiten bemerkt hatte, gab es immer eine Person, die besser Bescheid wusste als die übrigen und die ihre auf geheimnisvollem Wege gewonnenen zusätzlichen Informationen mit gesenkter Stimme und bedeutungsvollen Blicken weiterzugeben vermochte. Hier war dies eindeutig Madame Marineblau, die nun mitteilte: »Es heißt, er bekam einen Herzschlag und verlor die Besinnung. Sein maître d hôtel hatte an dem Abend frei, und so war niemand da, der ihn hätte wiederbeleben können. Trotzdem, wäre die Suppe nicht gewesen, heißt es, könnte er jetzt noch am Leben sein. Ich habe gehört, er wurde mit dem Gesicht im Suppenteller aufgefunden.« Sie schüttelte den Kopf. »Seine Hand war nur ein, zwei Zentimeter von einer Flasche Rosé entfernt - hätte sie beinahe umgestoßen.«

Rachel schnappte unwillkürlich nach Luft, hielt sich rasch die Hand vor den Mund und schaute angestrengt weg in der Hoffnung, dass die Frauen nichts bemerkt hatten. Sie suchte das Zimmer nach Magda ab. Als sie ihre Freundin endlich entdeckte, wie sie in einer Ecke stand und sich mit einem dunkelhaarigen Mann in einem marineblauen Anzug unterhielt, schlängelte sie sich durch das Gedränge und packte sie am Ellbogen. »Wir müssen los.«

»Was?« Magda wandte sich vom Mann ab.

»Wir müssen los«, zischte Rachel. »Wir müssen sofort los.« Sie lächelte dem Mann schuldbewusst zu.

»Excusez-moi.« Magda lächelte ihm ebenfalls zu, jedoch eher verlegen. »Meiner Freundin ist nicht ganz wohl, und wir müssen aufbrechen. Pardon.«

Der Mann hob leicht die Augenbrauen über seiner scharfen Nase. Trotzdem deutete er eine höfliche Verbeugung an, als Rachel Magda in Richtung Ausgang zerrte.

»Gott, was soll das? Was soll das?« Magda versuchte, ihren Arm zu befreien. »Autsch! Was ist denn so eilig?«

»Ich habe etwas gehört.«

»Was meinst du damit, du hast etwas gehört?«

»Warte.« Rachel reichte der Garderobenfrau ihre Marken. Sie sprach erst wieder, als sie draußen waren und sich ein paar Meter vom funérarium entfernt hatten. Dann blieb sie stehen und wandte sich Magda zu. »Tut mir leid. Aber ich wollte nichts sagen, bevor wir nicht in sicherer Entfernung wären.«

»Entfernung wovon? Was ist denn los?«

»Es ist nur ⦠also, ich war am anderen Ende des Zimmers und hörte einem Gespräch zu, und da sagte eine Frau, dass Edgar zur Vichyssoise, in der er dann ertrunken ist, Rosé getrunken hatte.«

»Rosé zur Vichyssoise?« Aus Magdas Ton ging klar hervor, dass sie keine Ahnung hatte, was los war. »Na ja, das wäre zwar nicht meine Wahl, aber ich begreife nicht, was daran so besorgniserregend sein sollte.«

»Nein!« Rachel sprach mit zusammengebissenen Zähnen. »Du verstehst nicht. Edgar trank nie Rosé.«

»Ach komm schon. Nie?«

Rachel schüttelte energisch den Kopf.

»Er hätte ihn nicht mal angerührt, wenn es nichts Besseres im Haus gegeben hätte?«

»Er hatte immer etwas Besseres im Haus.« Rachels Stimme nahm einen erklärenden Tonfall an. »Er verabscheute Rosé. Er sagte, Rosé sei ein mutwillig verdorbener guter Weißwein.«

Magda schnaubte. »Nicht übel. Das ist eine Anspielung auf Mark Twain. Der sagte mal, Golf sei ein mutwillig verdorbener schöner Spaziergang.«

»Ja danke, das weiß ich auch. Aber das tut nichts zur Sache. Die Sache ist vielmehr, dass hier etwas nicht stimmt.«

»Wo?« Magda kam nicht mehr mit.

»Hier. Mit Edgars Tod.«

»Okay.« Magda hielt eine Hand in die Höhe. »Jetzt mal ganz ruhig. Was stimmt hier nicht?«

Rachel dachte eine geschlagene Minute lang nach. »Ich weiß nicht.« Sie dachte noch ein bisschen nach. »Ich weiß es nicht.« Dann festigte sich ihre Stimme. »Aber etwas stimmt nicht. Etwas fühlt sich komisch an.«

Magda seufzte. »Etwas fühlt sich komisch an. Das ist so, als sagte man, etwas ist faul. Das ist nicht besonders konkret.«

»Aber ich habe nichts Konkretes! Und ja, etwas ist...
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Emilia Bernhard, geboren in Philadelphia, gelangte über mehrere Stationen in den USA und Paris nach Großbritannien, wo sie an der University of Exeter Britische Literatur des 19. Jahrhunderts und Wissenschaftliches Schreiben unterrichtet.
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Übersetzung