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Unfair Fashion

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
riva Verlagerschienen am14.06.2020
»Was soll ich anziehen?«, fragen wir uns jeden Morgen. »Etwas Neues!«, sagt die Bekleidungsindustrie. Sie produziert dafür jährlich 80 Milliarden Kleidungsstücke. Immer billiger und ohne Rücksicht auf die Umwelt und die etwa 1,3 Milliarden Menschen, die sie beschäftigt. Tag für Tag kaufen Abermillionen Menschen Kleidung, ohne dabei einen einzigen kleinen Gedanken an die Folgen ihres Kaufes zu verschwenden. Seit der Erfindung der Webmaschine vor fast 250 Jahren hat sich die Mode zu einem schmutzigen, skrupellosen Geschäft entwickelt, bei dem auf Kosten der Menschen und der Erde reichlich Gewinne eingefahren werden. Und immer waren Sklaverei, Kinder- und Gefangenenarbeit ein fester Bestandteil ihrer Wertschöpfungskette - bis zum heutigen Tag. In ihrem akribisch recherchierten Buch analysiert Dana Thomas messerscharf die Sünden der globalen Fashionindustrie. Und sie beschreibt die sich formierende Gegenbewegung zur »Fast Fashion«: visionäre Unternehmen, die Mode nachhaltig produzieren und mit ihren Innovationen die Branche in eine positivere Zukunft führen können. Es ist dafür noch nicht zu spät!

Dana Thomas arbeitet als Journalistin für das »New York Times Style Magazine« und hat für den »New Yorker«, das »Wall Street Journal«, die »Vogue« und die »Financial Times« geschrieben. Sie ist Autorin der Bücher »Deluxe. How Luxury Lost Its Luster« und »Gods and Kings: The Rise and Fall of Alexander McQueen and John Galliano«. Sie lebt in Paris.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR12,99

Produkt

Klappentext»Was soll ich anziehen?«, fragen wir uns jeden Morgen. »Etwas Neues!«, sagt die Bekleidungsindustrie. Sie produziert dafür jährlich 80 Milliarden Kleidungsstücke. Immer billiger und ohne Rücksicht auf die Umwelt und die etwa 1,3 Milliarden Menschen, die sie beschäftigt. Tag für Tag kaufen Abermillionen Menschen Kleidung, ohne dabei einen einzigen kleinen Gedanken an die Folgen ihres Kaufes zu verschwenden. Seit der Erfindung der Webmaschine vor fast 250 Jahren hat sich die Mode zu einem schmutzigen, skrupellosen Geschäft entwickelt, bei dem auf Kosten der Menschen und der Erde reichlich Gewinne eingefahren werden. Und immer waren Sklaverei, Kinder- und Gefangenenarbeit ein fester Bestandteil ihrer Wertschöpfungskette - bis zum heutigen Tag. In ihrem akribisch recherchierten Buch analysiert Dana Thomas messerscharf die Sünden der globalen Fashionindustrie. Und sie beschreibt die sich formierende Gegenbewegung zur »Fast Fashion«: visionäre Unternehmen, die Mode nachhaltig produzieren und mit ihren Innovationen die Branche in eine positivere Zukunft führen können. Es ist dafür noch nicht zu spät!

Dana Thomas arbeitet als Journalistin für das »New York Times Style Magazine« und hat für den »New Yorker«, das »Wall Street Journal«, die »Vogue« und die »Financial Times« geschrieben. Sie ist Autorin der Bücher »Deluxe. How Luxury Lost Its Luster« und »Gods and Kings: The Rise and Fall of Alexander McQueen and John Galliano«. Sie lebt in Paris.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783745310603
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum14.06.2020
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3590 Kbytes
Artikel-Nr.4968837
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Einleitung

Als sich die amerikanische First Lady Melania Trump 2018 auf den Weg zu einem Auffangzentrum für Flüchtlingskinder in Texas machte, trug sie einen olivgrauen Parka der spanischen Fast Fashion-Kette Zara, auf dessen Rücken die folgende in Weiß gekritzelte, graffitiähnliche Aufschrift stand:

I REALLY DON T CARE, DO U?

(Es ist mir wirklich egal, und euch?)

Nach Meinung von Experten trug Frau Trump unmissverständlich zur Schau, was sie von den eingesperrten Kindern hielt. Oder von ihren Aufgaben als First Lady. Oder von ihrer Ehe. Ihr Mann twitterte dazu, es wäre ihre Art, ihre Meinung über die »Fake-News-Media« zum Ausdruck zu bringen. Ihre Pressesprecherin behauptete: »Es gab keine versteckte Botschaft.«

Sie hatte damit durchaus recht, denn die Botschaft war laut und deutlich. Und sie zeichnete ein niederschmetterndes Bild unserer heutigen Gesellschaft.

In Wirklichkeit war die Jacke das existenziellste Kleidungsstück, das jemals entworfen, hergestellt, verkauft und getragen wurde.

Zara ist die weltweit größte Modemarke und produzierte 2018 nicht weniger als 450 Millionen Kleidungsstücke. Das Mutterunternehmen, das in Spanien ansässige Inditex1, erzielte 2017 einen Jahresumsatz von 25,34 Milliarden Euro, zu dem Zara zwei Drittel, in etwa 16,5 Milliarden Euro, beitrug2.

Die Jacke aus der 2016er Zara Frühlingskollektion kostete umgerechnet gut 34 Euro3. Um Kleidung preisgünstig, aber dennoch gewinnbringend anbieten zu können, findet die Produktion in unabhängigen Fabriken in Entwicklungsländern statt, in denen kaum oder gar keine Sicherheitsstandards gelten, die Arbeitsbedingungen schlecht sind und die Löhne der Armutsgrenze entsprechen oder noch darunter liegen.

Zum Zeitpunkt, als die Arbeiter Frau Trumps Jacke schnitten und zusammennähten, war Amancio Ortega, der 80-jährige Mitbegründer und ehemalige Firmenchef von Inditex, der zweitreichste Mann der Welt (nach Bill Gates): Sein Vermögen wird auf umgerechnet knapp 67 Milliarden Dollar geschätzt4.

Die Jacke selbst wurde aus Baumwolle gefertigt. Konventionell angebaute Baumwolle zählt zu den umweltschädlichsten landwirtschaftlichen Erzeugnissen überhaupt: Für den Anbau von einem Hektar Baumwolle wird fast ein Kilogramm gefährliche Pestizide benötigt5.

Gefärbt und beschriftet wurde die Jacke mit Farbstoffen, welche, wenn sie auf Mülldeponien zerfallen, nicht nur den Boden, sondern auch das Grundwasser verschmutzen.

Durchschnittlich wird ein Kleidungsstück nur sieben Mal getragen, bevor es weggeworfen wird - ganze sieben Mal! Ungeachtet der Kritik, welche Frau Trump vorhielt, die Jacke zu dieser Gelegenheit bewusst getragen zu haben, dürfte die Wahrscheinlichkeit gering sein, dass sie die Jacke ein weiteres Mal tragen wird. Und somit ereilt diesem Kleidungsstück das gleiche Schicksal wie die meisten anderen Kleidungsstücke auch: Es landet im Abfall.

»Es ist mir wirklich egal, und euch?«

Wenn wir morgens aufstehen, stellen wir uns immer wieder diese eine elementare Frage: »Was ziehe ich heute an?«

Eine Entscheidung, die gut überlegt sein will: Wie fühle ich mich? Wie ist das Wetter? Was steht an? Wie will ich wirken? Wie will ich mich darstellen?

Kleidung ist unser erstes und wichtigstes Kommunikationsmittel. Mit Kleidung transportieren wir unseren sozialen und wirtschaftlichen Status, unseren Beruf, unsere Anliegen, unser Selbstwertgefühl. Kleidung kann uns Kraft und Sinnlichkeit verleihen. Sie kann unserer Hoch- oder Missachtung vor Gepflogenheiten Ausdruck verleihen. »Die Kleider, mögen sie als noch so eitle Nebensächlichkeiten erscheinen«, schrieb Virginia Woolf in Orlando, »sie verändern unsere Sicht auf die Welt und die Sicht der Welt auf uns.«6

Während ich das hier schreibe, trage ich ein in Bangladesch hergestelltes, schwarzes Etuikleid aus Baumwolle mit einem Spitzkragen und Manschetten. Ich entdeckte es in einer Facebook-Werbung, bestellte es, und nur wenige Tage später wurde es zu mir nach Hause geliefert. Es ist figurbetont und sehr modisch. Aber habe ich daran gedacht, wo es herkommt, als ich es bestellte? Habe ich überlegt, wieso es mich nicht mal 35 Euro kostete? Habe ich das Kleid überhaupt gebraucht?

Nein. Nein. Und noch mal nein.

Und da bin ich nicht die Einzige.

Tag für Tag kaufen Abermillionen Menschen Kleidung, ohne dabei einen einzigen kleinen Gedanken an die Folgen ihres Kaufes zu verschwenden - von Gewissensbissen ganz zu schweigen. 2013 berichtete das US-amerikanische Media Research Center, dass Shoppen zur beliebtesten Freizeitbeschäftigung der Amerikaner geworden sei. Es wurden im Schnitt fünf Mal mehr Kleidungsstücke gekauft als 19807. 2018 erwarb jeder US-Amerikaner im Schnitt 68 Kleidungsstücke8, alle Weltbürger zusammen 80 Milliarden9.

Sollte die Weltbevölkerung, wie es Experten voraussagen, bis zum Jahr 2030 tatsächlich auf 8,5 Milliarden Menschen angewachsen sein und das Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt in den Industrieländern bis dahin um jährlich 2 Prozent und in den Entwicklungsländern um 4 Prozent pro Jahr ansteigen, werden wir bei gleichbleibendem Kaufverhalten 63 Prozent mehr Kleidungsstücke kaufen als heute - eine Steigerung von 62 Millionen Tonnen auf 102 Millionen Tonnen. Eine Menge, die laut einer Berechnung der Boston Consulting Group und der Global Fashion Agenda »500 Milliarden T-Shirts« entspricht10.

Und all dies ist gewollt. An Flughäfen kann man sich auf dem Weg zum Gate völlig neu einkleiden. In Tokio gibt es Maßanzüge aus dem Automaten11. Habe ich ein hübsches Kleidungsstück auf Instagram gesehen? Klick, klick, und schon ist es meins. Wer einen Modeladen betritt, findet sich in einer von Technobeats, glänzenden Oberflächen, grellem Licht und Angeboten beherrschten Welt wieder, in der man leicht in einen fieberhaften Zustand gerät. In einer Welt, in welcher der Preis seltsamerweise nebensächlich erscheint. Man ist so verzaubert und so überreizt, dass Grundsätzliches wie etwa Qualität belanglos wird. »Es ist wie in einem Sexshop«, wie es eine ehemalige Modejournalistin formulierte, als wir uns eines Tages in Paris zum Mittagessen trafen. »Oder in einer Spielbank in Las Vegas«, fügte ich hinzu. Man gibt freiwillig und völlig unbekümmert Geld aus, und obwohl man vermutlich betrogen wurde, fühlt man sich trotzdem so, als hätte man ­gewonnen.

»Die Erwartungshaltung hält mit den ständig wechselnden Trends Schritt - um der ewigen Stimme nachzugeben, die sagt: Komm, kaufe noch etwas «, wie es Dilys Williams, Geschäftsführerin des Centre for Sustainable Fashion (Zentrum für nachhaltige Mode) des London College of Fashion, mir erklärte. »Ursprünglich, also vor der Industriellen Revolution, bedeutete der Begriff Mode die gemeinsame Fertigung von etwas - als Kollektiv, in einem geselligen, ungezwungenen Prozess, in dem man miteinander kommunizierte. In der heutigen Definition geht es um Herstellung, Vertrieb und Kauf von Kleidung - ein industrialisiertes System zur Geldschöpfung.«12

Und dieses System ist keineswegs nachhaltig, ganz im Gegenteil.

Seit der Erfindung der Webmaschine vor fast 250 Jahren hat sich die Mode zu einem schmutzigen, skrupellosen Geschäft entwickelt, bei dem auf Kosten der Menschen und der Erde reichlich Gewinne eingefahren werden. Und immer waren Sklaverei, Kinderarbeit und Gefangenenarbeit ein fester Bestandteil jener Wertschöpfungskette - bis zum heutigen Tag. Manchmal wurden Missstände gesetzlich oder auf Druck von Gewerkschaften korrigiert, aber schließlich unterminierten Handelsverträge, Globalisierung und Gier diese Errungenschaften.

Bis in die späten 1970er-Jahre produzierte die US-amerikanische Textilindustrie noch mindestens 70 Prozent des Inlandabsatzes selbst13. Und - dank des New Deal - hatten sich Marken und Hersteller fast das ganze 20. Jahrhundert hinüber an die strengen nationalen Arbeitsgesetze gehalten. Doch dies dauerte nur bis zum Ende der 1980er-Jahre an, als ein völlig neues Segment der Bekleidungsindustrie geboren wurde: »Fast Fashion«, die Herstellung von trendigen, preisgünstigen Kleidungsstücken in großen Mengen und in Lichtgeschwindigkeit durch Subunternehmer, die dann für die Verbraucher in Abertausenden von Filialen zur Verfügung standen. Um die Preise niedrig zu halten, mussten die Herstellungskosten reduziert werden - mithilfe von billigen Arbeitskräften. Und genau die gibt es in den ärmsten Entwicklungsländern. Zu Beginn der Globalisierung fing die Bekleidungsindustrie an, ihre Produktionen zu verlagern. Was zunächst als Nische begann, entwickelte sich unausweichlich und schnell zu einer großen Erfolgsgeschichte und bestimmt seitdem, wie Kleidung - von Luxusmode bis hin zu Sportkleidung - entworfen, beworben und verkauft wird. Die Folgen waren dramatisch: In den letzten drei...

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Autor

Dana Thomas arbeitet als Journalistin für das "New York Times Style Magazine" und hat für den "New Yorker", das "Wall Street Journal", die "Vogue" und die "Financial Times" geschrieben. Sie ist Autorin der Bücher "Deluxe. How Luxury Lost Its Luster" und "Gods and Kings: The Rise and Fall of Alexander McQueen and John Galliano". Sie lebt in Paris.