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Das Gehirn

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
riva Verlagerschienen am12.04.2020
Das Gehirn ist das wichtigste und komplexeste Organ unseres Körpers. Phänomene wie Schlaf, Erinnerungen, Freude, Lust, Angst und Sprache erleben wir tagtäglich, aber in der Regel wissen wir nur wenig darüber, wie diese von unserem Gehirn eigentlich erschaffen werden. Mit zahlreichen Illustrationen vermittelt uns der renommierte Neurowissenschaftler Dr. Marc Dingman die Funktionsweise unseres Gehirns und gewährt einen Einblick in die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung. Er erklärt auch, was passiert, wenn unser Gehirn nicht so funktioniert, wie es sollte, und Probleme wie Schlaflosigkeit, ADHS, Depression oder Sucht verursacht - und wie wir uns davor schützen können.

Marc Dingman promovierte 2013 an der Pennsylvania State University in Neurowissenschaften. Seitdem ist er Mitglied der Fakultät des Biobehavioral Health Department, wo er Neuro- und Gesundheitswissenschaften lehrt. Mit seiner beliebten YouTube-Reihe '2-Minute Neuroscience' bringt er komplexe medizinische Themen einer breiten Öffentlichkeit näher.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR15,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR15,99

Produkt

KlappentextDas Gehirn ist das wichtigste und komplexeste Organ unseres Körpers. Phänomene wie Schlaf, Erinnerungen, Freude, Lust, Angst und Sprache erleben wir tagtäglich, aber in der Regel wissen wir nur wenig darüber, wie diese von unserem Gehirn eigentlich erschaffen werden. Mit zahlreichen Illustrationen vermittelt uns der renommierte Neurowissenschaftler Dr. Marc Dingman die Funktionsweise unseres Gehirns und gewährt einen Einblick in die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung. Er erklärt auch, was passiert, wenn unser Gehirn nicht so funktioniert, wie es sollte, und Probleme wie Schlaflosigkeit, ADHS, Depression oder Sucht verursacht - und wie wir uns davor schützen können.

Marc Dingman promovierte 2013 an der Pennsylvania State University in Neurowissenschaften. Seitdem ist er Mitglied der Fakultät des Biobehavioral Health Department, wo er Neuro- und Gesundheitswissenschaften lehrt. Mit seiner beliebten YouTube-Reihe '2-Minute Neuroscience' bringt er komplexe medizinische Themen einer breiten Öffentlichkeit näher.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783745310177
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum12.04.2020
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4764 Kbytes
Artikel-Nr.4968847
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Einleitung

1908 war Kurt Goldstein gerade dabei, eine Facharztausbildung an einer psychiatrischen Klinik in Deutschland abzuschließen, als er auf einen höchst ungewöhnlichen Fall stieß. Goldstein hatte erst fünf Jahre zuvor sein Medizinstudium abgeschlossen und stand am Anfang einer außerordentlich erfolgreichen Karriere. Innerhalb der nächsten Jahrzehnte sollte er ein hoch angesehener Neuropsychologe und ein einflussreicher Schriftsteller werden. Er war einer der ersten Befürworter eines ganzheitlichen Ansatzes für die Behandlung neurologischer Patienten und betonte die Notwendigkeit, dass der Patient als Individuum - eigentlich als ein Organismus - und nicht nur als eine Ansammlung von Symptomen betrachtet werden müsse. Während des Ersten Weltkriegs richtete er ein Krankenhaus ein, das nach dieser ganzheitlichen Philosophie arbeitete, um Soldaten mit Hirnverletzungen zu behandeln. Tausende von Soldaten wurden dort behandelt, bevor die Nazis Goldstein wegen seiner jüdischen Abstammung aus Deutschland verjagten. Doch schon zu Beginn seiner Assistenzzeit war Goldstein mit dem wahrscheinlich seltsamsten Fall, den er je erleben würde, konfrontiert worden.

Die Patientin war eine 57-jährige Frau, die zwei Jahre zuvor einen Schlaganfall erlitten hatte. Zunächst hatte der Vorfall ihren linken Arm gelähmt. Mit der Zeit gewann sie die Beweglichkeit ihres Arms wieder zurück, allerdings mit einer seltsamen Komplikation: Ihre linke Hand schien einen eigenen Willen zu haben. Manchmal bewegte sie sich mit unverkennbarer Absicht - gegen ihren Willen -, und manchmal behinderte die Hand hartnäckig die Bewegungen, welche die Patientin mit ihrer rechten Hand ausführte. Sie beschrieb es als »tut von sich aus, was auch immer sie will«.1 Wenn sie mit der rechten Hand ein Getränk ergreifen wollte, griff die linke Hand nach der Tasse und kippte sie aus. Wenn sie sich nachts hinlegte, riss sie das Laken von ihr herunter. Einmal packte sie sie sogar am Hals und begann, sie zu würgen!

Goldstein kannte andere Fälle, bei denen die Handlungen der linken und der rechten Hand im Widerspruch zueinander zu stehen schienen, aber nichts so Extremes. Die linke Hand der Patientin handelte so unabhängig von deren Wünschen, dass die Patientin zu glauben begann, sie sei von einem bösen Geist besessen.

Goldstein bemühte sich, das Phänomen zu erklären. Er entschied schließlich, dass das Verhalten der Frau auf eine Art von Kommunikationsstörungen in ihrem Gehirn zurückzuführen sein musste - möglicherweise auf ein Versagen der sensorischen und motorischen Bereiche in der rechten Gehirnhälfte (der Hälfte, die normalerweise die Bewegung ihres linken Arms kontrollieren würde), die Aktivität ihres linken Gliedmaßes zu koordinieren. Insgesamt war der junge Arzt jedoch ratlos wegen des Falls.

Seit Goldsteins Zeit sind Hunderte ähnlicher Fälle aufgetreten. Bei vielen dieser Patienten scheint eine Hand besonders kontraproduktiv zu sein - wie ein Partner in einer unglücklichen Ehe, der allem, was sein Ehepartner sagt, einfach aus Trotz widerspricht. Wenn ein Patient beginnt, sein Hemd mit der einen Hand zuzuknöpfen, beginnt die andere Hand zielstrebig, es aufzuknöpfen. Wenn er ein Buch zum Lesen aufhebt, greift seine freie Hand danach und knallt es wieder auf den Tisch. Führt er eine volle Gabel mit Essen zum Mund, greift die böse Hand die Gabel und reißt sie weg. Manchmal wird die betroffene Hand gewalttätig und schlägt auf den Patienten oder eine andere Person in der Nähe ein.

Das Phänomen ist als Alien-Hand-Syndrom bekannt geworden, weil die Absichten der bösen Hand den Patienten oft so fremd erscheinen, dass sie kaum glauben können, dass die Steuerungsbefehle tatsächlich von ihrem eigenen Gehirn ausgehen. Sie beginnen, sich seltsam getrennt von dem betroffenen Arm oder Bein zu fühlen. Manchmal können sie sich nur allein dadurch davon überzeugen, dass diese Gliedmaße immer noch ein Teil ihres Körpers ist, dass sie sehen, dass er an ihnen befestigt ist. Wenn Sie einem Patienten die Augen verbinden, weil seine »fremde« Hand seine Handlungen auf die oben beschriebene Weise behindert, wird er häufig davon ausgehen, dass die Störung von jemand anderem verursacht wird - nicht, dass es seine eigene Hand ist, die sich so bösartig verhält.

Das Alien-Hand-Syndrom ist selten, und es ist normalerweise mit einer Schädigung des Gehirns verbunden - entweder mit plötzlichen Schäden, wie sie durch einen Schlaganfall verursacht werden, oder durch eine fortschreitende Degeneration wie bei der Alzheimer-Krankheit. Typischerweise ist dieser Schaden mit Regionen des Gehirns verbunden, die unerwünschte Bewegungen verhindern oder die beiden Gehirnhälften in die Lage versetzen, miteinander zu kommunizieren, um die Aktivitäten der Gliedmaßen zu koordinieren (jede Gehirnhälfte steuert in erster Linie die Bewegung einer anderen Hand). Auch wenn Goldstein das neurologische Problem nicht eindeutig bestimmen konnte, lag seine Begründung nicht weit davon entfernt.

Als ich zum ersten Mal über das Alien-Hand-Syndrom las, war ich Student und war in einem Psychologiekurs eingeschrieben, der einige Grundlagen der Neurowissenschaften behandelte. Der Kurs war meine erste wirkliche Beschäftigung mit dem Studium des Gehirns, und das Alien-Hand-Syndrom haute mich regelrecht um. Nicht nur, dass ich noch nie etwas von dieser Krankheit gehört hatte, sondern ich hatte mir auch niemals vorgestellt, dass diese Art von ungewöhnlichem und kontraproduktivem Verhalten aus dem Gehirn hervorgehen könnte. Ich war fasziniert. Ich kann nicht behaupten, dass das Lesen über das Alien-Hand-Syndrom der eine Moment war, in dem ich mich entschied, mich mit Gehirnforschung zu beschäftigen, aber es hat mich auf jeden Fall dazu bewogen, mehr über dieses unglaublich mysteriöse Organ zu erfahren. Und danach dauerte es nicht lange, bis ich mich entschied, einen Doktortitel in Neurowissenschaften zu erwerben. Aber ich war mit meiner neu entdeckten Besessenheit vom Gehirn nicht allein. Etwa zur gleichen Zeit, als ich begann, Vollzeit zu studieren, erreichte die Neurowissenschaft so etwas wie eine Blütezeit der Popularität.

Eine kleine Untergruppe der Bevölkerung - wie die Wissenschaftsliebhaber, Neurowissenschaftler und solche Typen - war schon immer vom Gehirn begeistert gewesen, aber das allgemeine Interesse an den Neurowissenschaften breitete sich in den 1990er und 2000er Jahren sehr viel mehr aus. In den 1990er Jahren ermöglichten neue Methoden der Neuro-Bildgebung, auch Neuroimaging - ein Begriff, der sich auf zahlreiche Ansätze bezieht, die es Wissenschaftlern ermöglichen, Bilder des Gehirns zu erzeugen - erstmals die Erstellung von visuellen Darstellungen der Hirnaktivität, und die daraus resultierenden farbigen Bilder weckten das Interesse von Wissenschaftlern und der allgemeinen Öffentlichkeit gleichermaßen. Ebenfalls in den 1990er Jahren wurden Antidepressiva, die zur Beeinflussung der Gehirnfunktion entwickelt worden waren, als gängige medizinische Behandlungsmethoden außerordentlich populär. Sie gaben Anlass zu der Hoffnung, dass unsere Gehirne manipuliert werden könnten, um problematische psychische Störungen zu behandeln - oder einfach, um uns ein möglichst glückliches psychisches Leben zu ermöglichen. Und neue technologische Fortschritte deuteten auf noch erstaunlichere Fortschritte in der Zukunft hin.

Diese Entwicklungen förderten die Begeisterung für die Neurowissenschaften. Die Menschen begannen zu erkennen, dass, wenn die Grundlage unserer Persönlichkeit und die Gründe für unser Verhalten auf das Gehirn zurückgeführt werden können, der beste Weg uns selbst zu verstehen, darin bestehen könnte, mehr Wissen über die Funktionsweise des Gehirns zu erwerben. Plötzlich war der Forschungszeig der Neurowissenschaften »in«.

Diese aufstrebenden Gehirn-Enthusiasten sollten jedoch bald erkennen, dass genaue Informationen über das Gehirn nicht so leicht zu erhalten sind. Viele Bücher über die Neurowissenschaften sind auf einem Niveau geschrieben, das für den Durchschnittsmenschen - oder sogar für angehende Neurowissenschaftler - zu schwer zu verstehen ist. Um das Problem noch zu verschärfen, geht das für die Öffentlichkeit geschriebene Material manchmal zu weit in die entgegengesetzte Richtung: Es vereinfacht die Beschreibungen des Gehirns so sehr, dass diese das Organ oder seine Funktionen nicht mehr genau wiedergeben. Und die Informationen, die in den populären Medien zu finden sind, sind oft aufgebauscht, was den Leser zu einer verzerrten Wahrnehmung dessen führt, was die Neurowissenschaften wirklich leisten können.

Ich hoffe, dass dieses Buch Ihr Interesse, etwas über das Gehirn zu lernen, befriedigt und gleichzeitig diese Extreme vermeidet. Es wurde für Leser ohne neurowissenschaftlichen Hintergrund (beziehungsweise überhaupt keinen wissenschaftlichen Hintergrund) geschrieben. Gleichzeitig habe ich versucht, die...
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Autor

Marc Dingman promovierte 2013 an der Pennsylvania State University in Neurowissenschaften. Seitdem ist er Mitglied der Fakultät des Biobehavioral Health Department, wo er Neuro- und Gesundheitswissenschaften lehrt. Mit seiner beliebten YouTube-Reihe "2-Minute Neuroscience" bringt er komplexe medizinische Themen einer breiten Öffentlichkeit näher.