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Glaube, Gott und Currywurst

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Herder Verlag GmbHerschienen am16.03.20201. Auflage
Franz Meurer ist seit Jahrzehnten ein Kölsches Original und Legende. Er gilt als bekanntester Arbeiterpriester Deutschlands und hat mit Generationen von Menschen den Alltag, Sorgen und Hoffnungen geteilt. Er weiß aus Erfahrung, was Menschen von Kirche brauchen und was sie von Kirche noch erwarten können. Ganz nüchtern sagt er: 'Die Menschen wollen sehen, dass ihnen Kirche nützt. Das sie wirklich dient.' Sein Buch erzählt von seinen Erfahrungen und ist ein wohltuender Ton im immer lauter werden Krisenchor. Meurer zeigt, was es bedeutet, wenn er sagt: 'Die Menschen sind nicht für die Kirche da, sondern die Kirche für die Menschen.' 'Weil uns alles geschenkt ist, wollen wir in unserem Viertel auch großzügig sein. Mit Pommes und Würsten. Mit Liedern im Gottesdienst. Mit dem, was Menschen mögen.'

Franz Meurer, geb. 1951, ist einer der bekanntesten Pfarrer in und um Köln. Mit dem 'HöVi-Land', einer sozialen Einrichtung, erlangte er auch nationale Bekanntheit und erhielt zahlreiche Ehrungen. Meurer ist bekannt für sein Engagement, seine hohe Beliebtheit bei den Menschen und mutiges, authentisches Auftreten.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextFranz Meurer ist seit Jahrzehnten ein Kölsches Original und Legende. Er gilt als bekanntester Arbeiterpriester Deutschlands und hat mit Generationen von Menschen den Alltag, Sorgen und Hoffnungen geteilt. Er weiß aus Erfahrung, was Menschen von Kirche brauchen und was sie von Kirche noch erwarten können. Ganz nüchtern sagt er: 'Die Menschen wollen sehen, dass ihnen Kirche nützt. Das sie wirklich dient.' Sein Buch erzählt von seinen Erfahrungen und ist ein wohltuender Ton im immer lauter werden Krisenchor. Meurer zeigt, was es bedeutet, wenn er sagt: 'Die Menschen sind nicht für die Kirche da, sondern die Kirche für die Menschen.' 'Weil uns alles geschenkt ist, wollen wir in unserem Viertel auch großzügig sein. Mit Pommes und Würsten. Mit Liedern im Gottesdienst. Mit dem, was Menschen mögen.'

Franz Meurer, geb. 1951, ist einer der bekanntesten Pfarrer in und um Köln. Mit dem 'HöVi-Land', einer sozialen Einrichtung, erlangte er auch nationale Bekanntheit und erhielt zahlreiche Ehrungen. Meurer ist bekannt für sein Engagement, seine hohe Beliebtheit bei den Menschen und mutiges, authentisches Auftreten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783451838408
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum16.03.2020
Auflage1. Auflage
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1835 Kbytes
Artikel-Nr.4976990
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Einleitung

Warum dieses Buch? Aus zwei Gründen.

Den ersten verdanke ich dem berühmten Soziologen Peter L. Berger. Er beschreibt Säkularisierung so: Früher mussten sich die Menschen vor den Kirchen rechtfertigen, heute müssen sich die Kirchen vor den Menschen rechtfertigen. Spätestens seit den Missbrauchsskandalen ist das sonnenklar. Wir Kirchenleute müssen zeigen, was es noch nützen kann, in der Kirche mitzumachen. Nur behaupten, dass es Sinn macht, funktioniert nicht mehr. Unsere Kinder in der Gemeinde fragen oft: Ist es in echt?

Also laden wir die Menschen ein, uns zu besuchen, wenn sie sehen und hören möchten, ob unsere Gemeinde funktioniert, den Menschen und Gott nützlich ist. Die Leute kommen in unseren Gottesdienst am Sonntagmorgen um 11 Uhr. Danach zeigen wir ihnen die Aktivitäten, von denen dieses Buch berichtet. Es gibt, das darf ich hier sagen, ziemlich viele, die kommen.

Der zweite Grund für dieses Buch steht im ersten Petrus-Brief der Bibel: Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt; aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig, denn ihr habt ein reines Gewissen (1 Petrus 3, 15-16). Die Freunde Jesu haben Briefe geschrieben, um zu informieren und Streit in den Gemeinden zu schlichten; Briefe waren damals die modernste Form der Kommunikation. Im Kern sind wir heute nicht viel weiter, auch wir müssen entweder selber schauen oder uns erzählen lassen, was läuft. Das geht per Film oder im Radio, im Internet oder mit diesem Buch.

Wer Bilder, Videos oder Radiosendungen schauen oder hören möchte, findet dazu Hinweise am Ende des Buches.

Dieses Buch betrachtet die Kirche in einem Stadtviertel: eine katholische Gemeinde in einem armen Veedel (Kölnisch, also Kölsch für Stadtviertel) in Köln, die intensiv mit der evangelischen Gemeinde, den Muslimen und den Menschen guten Willens zusammenhält. Geschildert wird, was funktioniert; weniger, was nicht klappt. Natürlich auch, was Probleme macht und wie Lösungsversuche aussehen.

Die großen Fragen, die in der katholischen Kirche in Deutschland anstehen, kommen erst am Ende des Buches vor: Weiheämter für Frauen, Zölibat, Demokratie. Warum? Weil sich Antworten am ehesten anbieten, wenn frau und man gelesen haben, wie sich der Alltag gestaltet. Der Heilige Franz von Sales hat klug gesagt: Der Alltag ist der Weg zu Gott.

Wie demokratisch muss die Gemeinde sein, um überhaupt zu funktionieren? Wie viel Macht haben die Frauen, die sich engagieren? Warum geht es ohne Ökumene gar nicht? Bei uns gilt der Spruch: Ökumene ist doppelt so gut und halb so teuer. Im Veedel sind die Muslime die Mehrheit der gläubigen Menschen. Also ist die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Moscheegemeinde ein Muss.

Zwei kleine Geschichten zu den großen Fragen sollen dennoch am Anfang stehen, weil sie zeigen, wie solche Probleme im Alltag der Gemeinde behandelt werden.

Frauen

Im Sommer 2019 lief in den katholischen Gemeinden in Deutschland die Aktion Maria 2.0 . Die Idee kam von Frauen in einer Gemeinde in Münster. Eine Woche lang sollten die Frauen, die sonst das Gemeindeleben gestalten, streiken. Gesagt, getan. Also saßen auch bei uns viele Frauen am Sonntagmorgen vor der Kirche und blieben dort auch während der Heiligen Messe. Die Ehemänner übernahmen spontan einige der Aufgaben, zum Beispiel als Greater die Menschen freundlich an der Kirchentür zu begrüßen und ihnen die Gebetbücher zu überreichen. Andere setzten sich zu den Kommunionkindern, weil die Katechetinnen auch streikten. Wieder andere übernahmen den Küsterdienst.

Wie in Köln und überhaupt im Rheinland zu erwarten war, überlegte sich der Pastor, also ich, wie er die Frauen ein bisschen ärgern könnte. Zum Glück fiel ihm etwas ein. Da ja nun eine Woche lang Streik sei, müsse ja wohl auch am Montag das geplante Dankessen für die Katechetinnen der Kommunionkinder ausfallen. Schade, aber konsequent. Natürlich kam nun der erwartete Protest der streikenden Frauen, und alle Katechetinnen wurden zu Streikbrecherinnen. Punktsieg für die hierarchische Kirche!

Maria 2.0 bezieht sich auf Maria Magdalena, die Jüngerin Jesu. Sie ist ein Vorbild für die streikendenden Frauen. Sie ist es für die ganze Kirche. Warum?

Wegen ihrer Beförderung durch den Papst. Upgrade, dieses englische Wort kennen viele, die mit dem Flugzeug unterwegs sind. Man kommt in eine höhere Klasse, etwa durch Bonusmeilen. Im Oxford Dictionary wird es so erklärt: raise to a higher standard or rank. Genau dies ist der Heiligen Maria Magdalena passiert, deren Fest wir in der Kirche an jedem 10. Juni feiern. Papst Franziskus hat vor drei Jahren den vorherigen einfachen Gedenktag zum Fest erklärt. Er hebt sie also auf die gleiche Stufe wie die Apostel und begründet es damit, dass eine tiefere Reflexion über die Würde der Frauen in der Kirche nötig sei.

Papst Gregor der Große im 6. Jahrhundert und Thomas von Aquin im 13. Jahrhundert gingen noch weiter. Sie nannten Maria Magdalena gar die Apostelin der Apostel , also Upgrade auf den ersten Platz. Warum diese Hochachtung für diese Frau?

Maria Magdalena war der erste Mensch am leeren Grab Jesu. So berichtet es die Bibel. Sie war die erste Zeugin der Auferstehung Jesu. Ihr ist Jesus nach seiner Auferstehung als erstes erschienen. Sie denkt zunächst, es sei der Gärtner. Doch Jesus sagt: Halte mich nicht fest, ich bin noch nicht zum Vater gegangen. Geh aber zu meinen Freunden und sag ihnen: Ich gehe zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria Magdalena macht es und verkündet den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen. Es ist also eine Frau, der sich Jesus als Auferstandener als erster zeigt. Das kann man nicht toppen.

Nach alter Tradition kommt Maria von Magdala in der Bibel einige Male vor. Die neuere Bibelforschung sieht das nicht als sicher an, aber die Überlieferung ist einfach zu schön. Klar ist, dass Maria Magdalena Jesus auf seinem Weg begleitet. Sie gilt als die Sünderin, also Prostituierte, die Jesus die Füße wäscht und mit ihren Haaren abtrocknet. Dieses erotische Bild hat die Filmemacher natürlich gereizt, ein Liebesverhältnis mit Jesus in Szene zu setzen. Sie gilt als die Schwester des Lazarus, den Jesus aus dem Tod befreit. Und sie soll die Schwester von Marta sein, die sich beschwert, dass Maria ihr nicht im Haushalt bei der Bewirtung Jesu hilft. Schließlich steht sie mit Maria, der Mutter Jesu, und dem Jünger Johannes am Kreuz, als Jesus stirbt.

Ein Vorschlag: In fast jeder Kirche gibt es die Apostelleuchter, zwölf Kerzen für die Jünger Jesu. Müsste nicht eine dreizehnte dazukommen, am besten eine besonders große, für Maria Magdalena, die Apostelin der Apostel?!

Schwule

In der zweiten Geschichte geht es um Sexualität.

Jedes Jahr gibt es bei uns mehr als 40 sexualpädagogische Tage für Schülerinnen und Schüler - in den Räumen der Pfarrei, nicht in den Schulen. Die Jugendlichen sollen die Liebe lernen, am besten bei uns.

Jetzt geht es um Homosexualität. Fast zeitgleich mit der Aktion Maria 2.0 hatte die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass der Regens, also der Leiter unseres Priesterseminars im Erzbistum Köln, Homosexualität als narzisstische Persönlichkeitsstörung und als Krankheit bezeichnet habe. Aus persönlicher Kenntnis weiß ich, dass er ein sehr guter Pfarrer war, bevor er Regens wurde. Offensichtlich wurde er nach dem Peter-Prinzip dorthin befördert, wo er nicht mehr förderlich wirken konnte, weil er in Fragen der Sexualität Jahrzehnte der Zeit und der Wissenschaft hinterherlebte. Tragisch. Si tacuisses, philosophus mansisses ; hätte er geschwiegen, wäre er ein weiser Mann geblieben.

Das von keiner Kenntnis getrübte Gerede war zu viel für unseren Pfarrgemeinderat. Zwei der Mitglieder sind offen homosexuell. Der eine lebt seit vielen Jahren mit dem evangelischen Pfarrer in unserem Stadtteil zusammen. Er ist vielfältig engagiert, zum Beispiel in unserer Kinderstadt im Sommer im Zelt der Kleinkinder oder als ehrenamtlicher Küster. Der andere ist Lektor, liest also die Lesungen und Fürbitten in der Heiligen Messe - außer im Karneval, der fünften Jahreszeit im Rheinland. Dann schlägt er die Trommel im Orchester der StattGarde, dem schwulen Karnevalsverein in Köln. Andere in der Pfarrei leben ihre sexuelle Veranlagung nicht öffentlich.

Die Ehrenamtlichen im Pfarrgemeinderat schrieben einen Brief an unseren Erzbischof, ausdrücklich keinen Offenen Brief, um den Bischof nicht unter Druck zu setzen. Sie teilten ihm die Sorge mit, dass homosexuelle Menschen ihre Heimat in der Kirche verlieren könnten. Uns Hauptamtliche wollten die gewählten Mitglieder des Pfarrgemeinderates raushalten, was ja nicht unklug war.

Als Signal in die Öffentlichkeit wurde eine Regenbogenfahne bestellt und am Fahnenmast vor der Kirche gehisst. Die Presse war eingeladen. Die Reaktionen vieler Menschen, egal welcher sexuellen Orientierung, zeigten dem Pfarrgemeinderat, wie wichtig es ist, dass sich Christen jedweder Diskriminierung entgegenstellen.

Vor gut 50 Jahren stürmte die Polizei in eine Schwulenbar in der Christopher Street in New York. Die Barbesucher wehrten sich. In der Folge entstand eine breite Bewegung. Und jedes Jahr wird weltweit der Christopher Street Day gefeiert mit Demonstrationen oder Paraden, auch hier in Köln.

Für die katholische Kirche ist Homosexualität kein leichtes Thema. Und viele werden jetzt vielleicht...

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