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Aus den Augen, doch im Herzen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am03.08.20201
Bitte melde dich! Wenn man einen geliebten Menschen aus den Augen verloren oder seine Eltern nie kennengelernt hat, leidet man oft ein Leben lang an dieser Leerstelle. Susanne Panter macht sich für andere auf die Suche nach den fehlenden Teilen im Lebenspuzzle. Sei es die Freundin aus Kindertagen, der leibliche Vater oder eine alte Liebe - Susanne Panter sucht nach Spuren der vermissten Angehörigen in verstaubten Archiven, durchkämmt nächtelang das Internet, löchert Standesbeamte, befragt ehemalige Nachbarn und wälzt längst geschlossene Polizeiakten. In ihrem Buch nimmt sie uns mit auf ihre spannenden Spurensuchen und erzählt uns siebzehn der schönsten und bewegendsten Fälle. Entstanden sind emotionale Geschichten, wie sie nur das wahre Leben schreibt. »Frau Panter spürt fast jeden auf.« Die Zeit

Susanne Panter ist ausgebildete Mediatorin und erfand ihren eigenen Beruf: Herkunftsberaterin und Menschenaufspürerin. In den letzten 20 Jahren hat sie mit ihrem Team über 4000 Suchen durchgeführt und Menschen in 32 Ländern gefunden. Sie lebt mit ihrer Familie in Frankfurt. Heidi Friedrich ist erfolgreiche Autorin und Journalistin (u.a. Zeit online, Spiegel online, Berliner Zeitung) und unterstützt Susanne Panter beim Aufschreiben ihrer Geschichten.
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Produkt

KlappentextBitte melde dich! Wenn man einen geliebten Menschen aus den Augen verloren oder seine Eltern nie kennengelernt hat, leidet man oft ein Leben lang an dieser Leerstelle. Susanne Panter macht sich für andere auf die Suche nach den fehlenden Teilen im Lebenspuzzle. Sei es die Freundin aus Kindertagen, der leibliche Vater oder eine alte Liebe - Susanne Panter sucht nach Spuren der vermissten Angehörigen in verstaubten Archiven, durchkämmt nächtelang das Internet, löchert Standesbeamte, befragt ehemalige Nachbarn und wälzt längst geschlossene Polizeiakten. In ihrem Buch nimmt sie uns mit auf ihre spannenden Spurensuchen und erzählt uns siebzehn der schönsten und bewegendsten Fälle. Entstanden sind emotionale Geschichten, wie sie nur das wahre Leben schreibt. »Frau Panter spürt fast jeden auf.« Die Zeit

Susanne Panter ist ausgebildete Mediatorin und erfand ihren eigenen Beruf: Herkunftsberaterin und Menschenaufspürerin. In den letzten 20 Jahren hat sie mit ihrem Team über 4000 Suchen durchgeführt und Menschen in 32 Ländern gefunden. Sie lebt mit ihrer Familie in Frankfurt. Heidi Friedrich ist erfolgreiche Autorin und Journalistin (u.a. Zeit online, Spiegel online, Berliner Zeitung) und unterstützt Susanne Panter beim Aufschreiben ihrer Geschichten.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492996556
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum03.08.2020
Auflage1
SpracheDeutsch
Dateigrösse7611 Kbytes
Artikel-Nr.5075016
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Teil I
Wurzelsuchen
Einleitung

Was im Jahr 2000 als fixe Idee begann, hat sich als meine Berufung entpuppt. Als ich mit 34 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, hatte ich noch keine Vorstellung davon, dass einmal mehr als 80 Prozent meiner Suchen Familiensuchen sein würden. Dass ich als ausgebildete Mediatorin in meinem Arbeitsalltag Genogramme zeichnen und mich mit familiensystemischen Fragen befassen würde. Ganz zufällig war meine Berufswahl übrigens nicht: Auch ich habe meinen leiblichen Vater erst mit 18 Jahren richtig kennengelernt. Zwar habe ich nicht darunter gelitten, dass ich ihn so lange nicht kannte, weil ich einen präsenten und liebevollen Stiefvater hatte. Aber als ich meinen biologischen Vater dann traf, war es doch eine unerwartet große Freude, die bis heute trägt. Es ist eine harmonische Vater-Tochter-Beziehung entstanden. Diese und andere persönliche Erfahrungen bilden die emotionale Grundlage für meine Arbeit. Trotz aller Professionalität berühren mich die teils sehr dramatischen, auch verwirrenden, manchmal verschreckenden, gar absurden Begegnungen und Erfahrungen bis heute zutiefst. Meine Tätigkeit hat oft einen therapeutischen Effekt für meine Klienten. Obwohl die Aufklärung ihrer biologischen Abstammung ihnen oft viel Kraft abverlangt. Ich kann gut nachvollziehen, was meine Klienten empfinden. Und so freue ich mich auch jedes Mal mit ihnen, wenn ich ein Wiedersehen oder ein erstes Treffen möglich machen konnte. Als Wegbegleiterin und Beraterin helfe ich Menschen, fehlende Bausteine in ihrer Identität zu finden und einzufügen, damit sie sich in ihrem Leben ganz zu Hause fühlen können. Ich empfinde das nicht nur als große Verantwortung, sondern auch als persönlich erfüllend für mich.

Eine Herkunftsklärung verläuft normalerweise in mehreren Phasen: Als Erstes lasse ich mir von meinem Klienten die gesamte Geschichte erzählen und versuche, alle relevanten Zusammenhänge zu verstehen und einzuordnen. Die zweite Phase verläuft in zwei parallelen Strängen: Einerseits die konkrete Suche nach der Person in Verzeichnissen von Ämtern, Archiven und Datenbanken sowie bei Menschen, die sie kennen könnten - dabei kann es vorkommen, dass ich schon mal ein ganzes Hamburger Viertel mit der Frage abtelefoniere, ob 1978 eine niederländische Tresenmitarbeiterin bekannt gewesen sei, deren Bruder eine Wurstfabrik gehabt habe. Andererseits suche ich in dieser Phase nach Dokumenten, die eher unwichtig erscheinen, aber Interessantes zur Biografie des Klienten und der sich damals zugetragenen Geschichte preisgeben können, so zum Beispiel Heirats- und Scheidungsunterlagen oder auch Nachlassakten, Geburts- oder Sterbeurkunden. In einer dritten Phase bereite ich die Anbahnung des Kontakts vor. Habe ich die aktuelle Adresse ermittelt, ist es wichtig, das soziale Gefüge um den nun Gefundenen zu berücksichtigen. In welchem Umfeld lebt der Mensch? Ist er verheiratet? Wenn ja, wie lange schon? Gibt es weitere Kinder? An dieser Stelle spielt die Beratung meiner Klienten eine besonders große Rolle. Ich begleite sie dabei, diplomatisch in den Erstkontakt zu gehen, durch den ja oft an lang gehüteten Familiengeheimnissen gerührt wird. Die letzte Phase ist die tatsächliche Kontaktaufnahme, die meist schriftlich erfolgt. Den Brief muss ich in einem Gleichgewicht aus Transparenz und Diskretion formulieren. Eine Antwort darauf enthält oft Fragen und, wenn Zweifel herrschen, den Wunsch nach Beweisen. Manche brauchen aber einfach nur Zeit, bis sie bereit sind, sich mit der neuen Situation zu konfrontieren.

Es gibt seit jeher Familien, in denen die rechtliche und die biologische Elternschaft nicht übereinstimmen. Angefangen von dem als Säugling am Nilufer ausgesetzten Mose bis hin zu Marilyn Monroe und Steve Jobs. Gerichte befassen sich immer wieder mit der Frage, wie weit Kindern der Zugang zu ihren biologischen Wurzeln ermöglicht werden muss. So ist international in der UN-Menschenrechtskonvention der Rechte der Kinder[1] und in einer Bundesverfassungsgerichtsentscheidung[2] in Deutschland verbrieft, dass jeder Mensch das »Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung« hat. Die Durchsetzung dieses Rechts ist im Laufe der Jahre zu einem echten Herzensanliegen von mir geworden. Wenn man, wie ich, mehrere Tausend Menschen gesprochen und erlebt hat, die nicht wissen, von wem sie abstammen, wächst ein Verständnis dafür, was es bedeuten muss, nichts oder nur die Hälfte über den eigenen Genpool zu wissen.

Einige werden sich vielleicht fragen: Wie verliert man seine Wurzeln?

Viele Aufträge betreffen die Suche nach dem leiblichen Vater. Die Suchenden, die zu mir kommen, stammen teilweise aus ungeplanten Schwangerschaften der Mutter. Hintergründe sind beispielsweise Seitensprünge, sogenannte One-Night-Stands und im schlimmsten Fall Vergewaltigungen.

Manchmal ist der leibliche Vater auch unbekannt, weil sich die Eltern sehr früh getrennt haben und ein anderer Mann die Vaterrolle übernommen hat. In manchen Familien wurde offener, in anderen weniger offen damit umgegangen.

Bei vielen Aufträgen sind die Klienten adoptiert und die Wurzeln sind aus diesem Grund nicht bekannt. Hier gibt es Fälle, bei denen das Jugendamt Kinder zugunsten des Kindeswohls aus der Herkunftsfamilie nehmen musste. Meist ist Überforderung in Verbindung mit einer eigenen belastenden Biografie der leiblichen Eltern Grund dafür.

Der Tod eines oder beider Elternteile, Krieg und Vertreibung sind weitere Gründe, aus denen Menschen ihre biologische Abstammung teilweise nicht bekannt ist.

Jüngere Betroffene haben durch ihre Entstehung mittels der Reproduktionsmedizin offene Fragen zu ihrer Herkunft. Hier wurde und wird das Thema Samenbanken öffentlich viel diskutiert. Aber auch die in Deutschland verbotene Leihmutterschaft kann später zu Fragen nach der eigenen Herkunft führen.

 

Obwohl es in unserer Gesellschaft recht häufig vorkommt, dass ein Kind nicht bei seinen leiblichen Eltern aufwächst, wird das Thema der erschwerten Identitätsfindung relativ wenig öffentlich diskutiert. Es wird kaum darüber gesprochen, was es für einen als Baby adoptierten Menschen bedeutet, wenn er erfährt, dass ihm seine wahre Identität vorenthalten wurde. Und dies auch noch von den Personen, denen er am meisten vertraut: seinen Eltern! Glücklicherweise werden Adoptierte heutzutage kaum mehr im Unklaren über ihre Herkunft gelassen. Doch bis in die 80er-Jahre war das Schweigen und Verheimlichen ganz normal. Mir ist bewusst, dass keiner der annehmenden Eltern aus böser Absicht geschwiegen hat. Sie wussten es einfach nicht besser, wurden dahingehend auch nicht beraten. Und vor lauter Glück über das Baby wurde die Frage, wie sich das Kind wohl mit seiner unbekannten genetischen Abstammung fühlt, erst mal ausgeblendet.

Dass es ein international verbrieftes Recht auf Kenntnis der eigenen Abstammung gibt, ist ein Segen. Und doch wird dieses Recht immer wieder konterkariert. Durch dubiose Praktiken bei Auslandsadoptionen und durch Grauzonen der Reproduktionsmedizin. Wenn zum Beispiel eine in Deutschland verbotene Eizellenspende im Ausland durchgeführt wird. Auch Babyklappen und anonyme Geburten, die für betroffene Mütter in Not enorm wichtig sind, bedeuten für die Kinder teilweise den Verlust ihres Rechts auf Kenntnis der eigenen Abstammung.

Gerade Adoptivkinder aus der Nachkriegszeit bis in die 80er-Jahre tragen oft eine große Last. Sie mussten einerseits der Rolle des Wunschkindes gerecht werden und gleichzeitig aushalten, ihren Eltern gar nicht ähnlich zu sehen.

Ich habe mit vielen Adoptierten gesprochen, bei denen die Adoption eigentlich ganz o. k. verlief, aber auf der Gefühlsebene doch nicht so gut gelungen ist. Das betrifft häufig den Aufbau einer sicheren Eltern-Kind-Bindung. Zu wenig bis gar nicht wurde von den annehmenden Eltern die eigene Kinderlosigkeit betrauert. Das familiäre Umfeld ließ das Kind spüren: »Du gehörst nicht dazu.« Hinzu kommt eine oftmals abschätzige Haltung gegenüber der Herkunftsfamilie. Dabei verdienen Frauen, die ihr Kind zur Adoption freigeben, Mitgefühl und Respekt.

Viele der von uns gesuchten Eltern sind »Kinder der 50er-Jahre«. Sie sind erzogen worden von Menschen, die den Zweiten Weltkrieg erlebt haben, manchmal sogar auch noch den Ersten. Sie sind aufgewachsen in einer Zeit, in der über Gefühle nicht gesprochen wurde. Es wurden viele Themen tabuisiert, über die wir heute selbstverständlich sprechen. Aus heutiger Sicht kann man es vielleicht so nennen: Sie sind in einer »gefühlstauben Gesellschaft« aufgewachsen.

Frauen, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit Soldaten der Besatzungsmächte eingelassen haben, wurden gesellschaftlich geächtet. In Frankreich wurden Frauen, die sich mit deutschen Soldaten eingelassen hatten, sogar öffentlich auf dem Marktplatz die Haare abgeschoren. Kinder, die aus Verbindungen mit Besatzungssoldaten entstanden sind, wurden »Kinder des Feindes« oder gar »Kinder der Schande« genannt. Aus diesen Konstellationen kommen die meisten Aufträge. Deshalb haben auch gleich drei Geschichten im Zusammenhang mit US-Besatzungssoldaten ihren Weg in dieses Buch gefunden.

Bis zur »sexuellen Befreiung« Mitte/Ende der 60er-Jahre galt das Verständnis »kein Sex vor der Ehe«. Die Menschen waren sexuell teilweise nicht aufgeklärt, das heißt, sie wussten nicht, dass sie ein Kind zeugen konnten, wenn sie miteinander schliefen. Frauen, die nicht ehelich schwanger wurden, sind teilweise davon ausgegangen, dass der Mann, der sie zum Intimverkehr überredet hatte, sie selbstverständlich auch heiraten werde. War die Liaison nicht mit ernsthaften Absichten verbunden und es ist ein Kind daraus entstanden, wurde häufig versucht, schnell einen Ehemann zu finden. Kinder...
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Autor

Susanne Panter ist ausgebildete Mediatorin und erfand ihren eigenen Beruf: Herkunftsberaterin und Menschenaufspürerin. In den letzten 20 Jahren hat sie mit ihrem Team über 4000 Suchen durchgeführt und Menschen in 32 Ländern gefunden. Sie lebt mit ihrer Familie in Frankfurt.Heidi Friedrich ist erfolgreiche Autorin und Journalistin (u.a. Zeit online, Spiegel online, Berliner Zeitung) und unterstützt Susanne Panter beim Aufschreiben ihrer Geschichten.