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Joyful

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.03.20201
Warum liebt jeder Mensch das rote Glühen eines Sonnenuntergangs? Weshalb zaubern uns blühende Bäume, blauer Himmel oder das Gefühl von feinem Sand unter den Füßen ein Lächeln ins Gesicht? Ist das alles bloß Zufall? Keineswegs, sagt die Designerin Ingrid Fetell Lee, denn die Materialien, Farben und Formen, die uns jeden Tag umgeben, beeinflussen tatsächlich unsere Gefühlswelt. In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie diese Erkenntnis für sich nutzen, Ihre Wahrnehmung schärfen und die Dinge um sich herum gestalten können. Mit diesen Tricks leben Sie ein gesünderes und glücklicheres Leben! »Joyful ist ein unerschöpflicher und spannender Leitfaden dafür, was das Leben schön macht.«Arianna Huffington

Ingrid Fetell Lee ist Designerin und Gründerin. Sie schreibt als Expertin für Design für New York Times, Wired und CBCs Spark und war Design Director bei IDEO und Gründungsmitglied des Products of Design Programms an der School of Visual Arts in New York City. Ihr TED-Talk aus dem Jahr 2018 wurde über 2 Millionen mal geklickt. Lee studierte Industriedesign am Pratt Institute und an der Princeton University.
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Produkt

KlappentextWarum liebt jeder Mensch das rote Glühen eines Sonnenuntergangs? Weshalb zaubern uns blühende Bäume, blauer Himmel oder das Gefühl von feinem Sand unter den Füßen ein Lächeln ins Gesicht? Ist das alles bloß Zufall? Keineswegs, sagt die Designerin Ingrid Fetell Lee, denn die Materialien, Farben und Formen, die uns jeden Tag umgeben, beeinflussen tatsächlich unsere Gefühlswelt. In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie diese Erkenntnis für sich nutzen, Ihre Wahrnehmung schärfen und die Dinge um sich herum gestalten können. Mit diesen Tricks leben Sie ein gesünderes und glücklicheres Leben! »Joyful ist ein unerschöpflicher und spannender Leitfaden dafür, was das Leben schön macht.«Arianna Huffington

Ingrid Fetell Lee ist Designerin und Gründerin. Sie schreibt als Expertin für Design für New York Times, Wired und CBCs Spark und war Design Director bei IDEO und Gründungsmitglied des Products of Design Programms an der School of Visual Arts in New York City. Ihr TED-Talk aus dem Jahr 2018 wurde über 2 Millionen mal geklickt. Lee studierte Industriedesign am Pratt Institute und an der Princeton University.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492996471
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum02.03.2020
Auflage1
SpracheDeutsch
Dateigrösse8958 Kbytes
IllustrationenMit 25 Schwarz-Weiß-Illustrationen
Artikel-Nr.5075018
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. Energie

Im Spätherbst des Jahres 2000 wurde in der albanischen Hauptstadt Tirana ein historisches Gebäude von einer Malerkolonne mit einem kräftigen Orange überzogen. Ein Farbton zwischen Mandarine und Orangensaft-Instantpulver verschluckte die alte Fassade, verteilte sich rücksichtslos auf Stein und Beton und sparte dabei nur die Fenster aus. Mit dem Anstrich hatte man morgens begonnen, und um die Mittagszeit hatte sich auf der Straße eine Menschenmenge angesammelt, die dastand und gaffte. Der Verkehr kam zum Erliegen. Völlig verunsichert fingen die einen Zuschauer an zu schreien, während die anderen in Gelächter ausbrachen, weil sie die gewagte Farbe in all dem Grau derart erschütterte.

Bei diesem ganzen Aufruhr hätte man meinen können, der Anstrich sei das Werk eines besonders dreisten Tunichtguts gewesen. Dabei handelte es sich jedoch keineswegs um irgendwelches Geschmiere, und der Auftraggeber war auch kein gewöhnlicher Vandale. Es war der Bürgermeister.

Edi Rama gewann 2004 die Wahl zum besten Bürgermeister der Welt, weil er die albanische Hauptstadt nach nur vier Jahren Amtszeit so umwerfend schön restauriert hatte. Wenn Sie heute Tirana besichtigen, deutet kaum noch etwas auf den ehemals dreckigen, gefährlichen Zustand hin, in dem Rama die Stadt einst übernommen hatte. Die jahrzehntelange Diktatur hatte das Land ruiniert, und nach dem Sturz des Regimes fiel das Land ins Chaos und musste weitere zehn Jahre darben. Ende der Neunziger war Tirana zum Paradies für Korruption und organisiertes Verbrechen geworden. Taschendiebe und Prostituierte drückten sich an den Straßenecken herum. Berge von Abfall säumten die Straßen. Rama selbst formulierte es folgendermaßen: »Die Stadt war tot. Sie sah aus wie ein Durchfahrtsort, an dem man sich nur aufhielt, weil man auf irgendetwas wartete.«[1]

Das Bemalen der Gebäude war der Akt der Verzweiflung eines Bürgermeisters, der sich mit einer leeren Stadtkasse und einer demoralisierten Einwohnerschaft konfrontiert sah. Als ausgebildeter Maler der Akademie der Künste fertigte er die ersten Gestaltungsentwürfe selbst an. Er wählte kräftige Farbtöne und knallbunte Muster, die der Trostlosigkeit der Stadtlandschaft ein Ende bereiten sollten. Zum orangefarbenen gesellten sich weitere farbenfrohe Gebäude, private wie öffentliche, und sie breiteten sich rasch überall in der Stadt aus.

Anfangs waren die Reaktionen sehr gemischt: Manche Einwohner waren entsetzt, andere neugierig, einige von ihnen begeistert. Bald schon gingen jedoch seltsame Dinge vor sich. Die Leute hörten auf, die Straßen zuzumüllen. Sie fingen an, Steuern zu zahlen. Die Ladenbesitzer entfernten die Metallgitter vor ihren Fenstern. Sie behaupteten, sie fühlten sich sicherer in der Stadt, obwohl nicht mehr Polizisten als vorher in den Straßen patrouillierten. Die Menschen trafen sich auf einmal wieder in Cafés und sprachen davon, ihre Kinder in einer verwandelten Stadt aufwachsen zu sehen.

Nichts hatte sich verändert außer der Oberfläche. Ein paar Flecken Rot und Gelb, Türkis und Violett. Und doch hatte sich einfach alles verändert. Die Stadt war voller Leben, voller Überschwang. Voller Freude.

* * *

Als ich zum ersten Mal von der Verwandlung Tiranas hörte, kam es mir vor wie ein Wunder. Es hatte keine kräftigen Finanzspritzen gegeben, keine groß angelegten öffentlichen Bauprojekte. Es schien, dass die Stadt durch die bloße Kraft der Freude wiederbelebt worden sei. Wie konnte das sein?

Ungefähr zu diesem Zeitpunkt fing ich damals an, mich näher mit dem Thema Freude zu beschäftigen, wobei an allererster Stelle die Frage stand: Was genau ist Freude eigentlich? Das ließ sich anfangs nur schwer beantworten, denn jeder hat andere Vorstellungen davon, und selbst die Wissenschaft ist sich bei der Definition uneins. Psychologen würden »Freude« wohl ungefähr folgendermaßen beschreiben: eine intensive, kurzzeitige positive Emotion, die sich durch bestimmte Anzeichen bemerkbar macht - Lächeln, Lachen und das Gefühl, herumhüpfen zu wollen.[2] Zufrieden machen wir es uns auf dem Sofa gemütlich. Glückselig sind wir in friedvoller Meditation versunken. Vor Freude aber hüpfen wir, kichern wir, wirbeln wir herum und lassen die Hüfte kreisen. Freude ist ein überschwängliches Gefühl, die energiegeladene Version von Glück.

Von daher ist es kaum überraschend, dass ein Energiegefühl für uns mit Lebendigkeit, Vitalität und Freude zu tun hat. Energie haucht der Materie Leben ein. Sie ist die Währung des Lebens, wandelt tote Materie zu atmenden, pulsierenden Organismen. Allein das Lebendigsein bedeutet, durch eine gewisse dynamische Kraft am Schwingen zu sein. Je mehr Energie wir haben, desto mehr können wir spielen, etwas erschaffen, lieben, führen, erforschen, uns freuen und in Verbindung mit der uns umgebenden Welt treten. Vielleicht hatte ebendiese Energie etwas damit zu tun, dass Tirana durch Freude zu neuem Leben erweckt wurde. Doch woher stammt diese freudvolle Energie? Und wie bekommen wir mehr davon?

Wir begreifen Energie meist als Resultat von etwas, das wir zu uns nehmen, als den auf einen Cappuccino oder zuckrigen Kuchen folgenden Kick zum Beispiel. Doch als ich so darüber nachdachte, wurde mir klar, dass wir von Energie umgeben sind, die ganze Zeit über. An den meisten Tagen schwebt sie unbemerkt durch unser Zuhause, obwohl wir überflutet werden von ihren Feldern und Wellen: von den funkelnden Staubpartikeln, die von unseren Glühbirnen ausgehen, den Schallwellen aus unserer Musikanlage, der Brise, die von draußen hereinweht, und von der thermischen Energie unserer Heizung. Sie ist derart unauffällig, dass wir sie völlig vergessen - bis wir eines trockenen Wintertags einen metallischen Türgriff anfassen und von einem kleinen Prickeln überrascht werden.

Natürlich können wir, im Gegensatz zu den Pflanzen, die Energie nicht einfach von unserer Umwelt absaugen. Und doch hat die uns umgebende Energie manchmal sehr wohl einen Einfluss auf die Energie in unserem Innern. Ist es Ihnen nicht auch schon so gegangen, dass Sie sich nach einer harten Arbeitswoche müde auf eine Party geschleppt haben und die Musik Sie wieder munter gemacht hat? Oder ist Ihnen jemals aufgefallen, dass Sie an sonnigen Tagen viel leichter aus dem Bett kommen als an grauen? Ich begann mich zu fragen, warum manche Umgebungen diese stimulierende Wirkung haben und wie wir mehr fröhliche Energie in unser Leben bringen können.
Die Macht der Farbe

Als ich mit meinen Recherchen zum Thema Freude begann, war sofort klar, dass den lebendigsten Orten und Gegenständen eines gemeinsam war: strahlend bunte Farben. Ob es sich dabei um eine Reihe Hausfassaden mit gewagten bonbonfarbenen Streifen oder eine Auslage bunter Stifte in einem Schreibwarengeschäft handelte - kräftige Farben rufen durchweg Entzücken in uns hervor. Leuchtende Farben zieren Feierlichkeiten auf der ganzen Welt, und es scheint fast, dass die Freude umso intensiver ist, je intensiver die Farben sind. In China leiten tanzende, leuchtend bunte Drachen das neue Jahr ein, während der brasilianische Karneval mit schillernden Federkostümen aufwartet. Beim indischen Frühlingsfest »Holi« verzichten die Menschen auf solchen Schmuck und werfen stattdessen händeweise mit Pulverfarbe, was für ein überwältigendes Schauspiel buntscheckigen Staubs sorgt, der die grinsenden Zuschauer von oben bis unten in Farbe taucht.

Farbe und Gefühl lassen sich beinahe unmöglich getrennt voneinander betrachten, auch wenn uns diese Verbindung oftmals gar nicht bewusst ist, wenngleich unsere Sprache sie widerspiegelt: Unsere Stimmung hellt sich auf oder verdunkelt sich. Manchmal sehen wir alles grau in grau. Oder wir ärgern uns schwarz. Wenn wir verliebt sind, sehen wir hingegen alles durch eine rosarote Brille. Die symbolische Bedeutung der Farben[3] ist zwar von Kultur zu Kultur unterschiedlich, doch Helligkeit und Leuchtkraft gelten anscheinend allgemein als fröhlich. Kinder spüren das intuitiv. Eine Untersuchung der Gemälde von Vorschulkindern[4] hat ergeben, dass helle Farben mit Fröhlichkeit und Aufgeregtheit assoziiert werden, während dunkle Farben wie Braun oder Schwarz oft verwendet wurden, um negative Gefühle auszudrücken. Die Erwachsenen tun es den Kindern gleich. Der Grafikdesigner Orlagh O Brien hat in Großbritannien und Irland die Menschen im Rahmen einer Studie gebeten, ihren Gefühlen Farben zuzuordnen. Der Streifen, der die für Freude ausgewählten Farben[5] zeigt, besteht aus hellen, lebendigen Nuancen und setzt sich beinahe zur Hälfte aus sonnigen Gelb- und Orangetönen zusammen.

Da uns helle Farben Auftrieb geben, ist es nicht verwunderlich, dass die Menschen jede Menge Energie bei der Suche nach den hellsten Nuancen aufwenden. Die Dieri,[6] ein Aborigine-Stamm, waren bekannt dafür, jedes Jahr beinahe tausend Kilometer zu Fuß nach Bookartoo zu pilgern, um dort in einer Mine ein ockergelbes Farbpigment zu bergen. Es befanden sich haufenweise Ockerminen in ihrer Nähe, doch die Dieri wollten nur den hellsten, leuchtendsten Ocker für ihre rituellen Körperbemalungen. Die Römer waren besessen von einem Farbstoff, der mithilfe eines übel riechenden Verfahrens aus den Analdrüsen der Purpurschnecke gewonnen wurde.[7] In der Kolonialzeit waren die hellsten Pigmente oftmals ein derart wohlgehütetes Staatsgeheimnis, dass nicht nur ein französischer Botaniker sein Leben riskierte bei dem Versuch, eine Schachtel Cochenilleschildläuse aus Mexiko herauszuschmuggeln, aus denen Karmin gewonnen werden kann. Auch heute noch vermag Farbe den Menschen zu großen Reisen zu inspirieren. So werden Wallfahrten zu rotfelsigen Canyons und pinken Sandstränden unternommen, und so füllen sich jeden Herbst die Frühstückspensionen in Neuengland...
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Autor

Die Designerin Ingrid Fetell Lee schreibt als Expertin für Design für New York Times, Wired und CBCs Spark und war Design Director bei IDEO und Gründungsmitglied des Products of Design Programms an der School of Visual Arts in New York City. Ihr TED-Talk aus dem Jahr 2018 wurde über 2 Millionen mal geklickt. Lee studierte Industriedesign am Pratt Institute und an der Princeton University.
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Fetell Lee, Ingrid