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Geschichte Südtirols

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
C.H. Beckerschienen am16.03.20201. Auflage
Vom Ötzi über Oswald von Wolkenstein bis zu den Freiheitskämpfern um A ndreas Hofer, von altsteinzeitlichen Spuren menschlichen Lebens über römerzeitliche Transitstrecken, mittelalterliche Burg- und Städtegründungen bis ins von Kriegen erschütterte 20. Jahrhundert, das erst 1992 mit der Autonomie für die Südtiroler ein versöhnliches Ende fand: Brigitte Mazohl und Rolf Steininger erzählen die wechselvolle Geschichte dieser uralten Kulturlandschaft zwischen germanischem Norden und romanischem Süden.
Seit 15 000 Jahren leben Menschen in der durch schroffe Felsen und liebliche Täler gekennzeichneten Gebirgslandschaft, die wir Südtirol nennen. Von 59 v. Chr. bis zur Völkerwanderungszeit gehörte diese Transitregion zum Imperium Romanum, ab dem 6. Jahrhundert wurde sie von Bajuwaren besiedelt. 1363 fiel die Grafschaft Tirol an die Habsburger - für über ein halbes Jahrtausend. Seit 1919 ist Südtirol vom nördlichen und östlichen Landesteil abgetrennt. Doch in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino wächst seit 1998 wieder zusammen, was zusammengehört.

Brigitte Mazohl war von 1993 bis 2015 Professorin für österreichische Geschichte an der Universität Innsbruck. In den Jahren 2013 bis 2017 stand sie der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als Präsidentin vor.

Rolf Steininger lehrte als Professor für Zeitgeschichte an zahlreichen Universitäten, unter anderem in Düsseldorf, Bozen, Tel Aviv und New Orleans. Von 1984 bis 2010 war er Leiter des von ihm gegründeten Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextVom Ötzi über Oswald von Wolkenstein bis zu den Freiheitskämpfern um A ndreas Hofer, von altsteinzeitlichen Spuren menschlichen Lebens über römerzeitliche Transitstrecken, mittelalterliche Burg- und Städtegründungen bis ins von Kriegen erschütterte 20. Jahrhundert, das erst 1992 mit der Autonomie für die Südtiroler ein versöhnliches Ende fand: Brigitte Mazohl und Rolf Steininger erzählen die wechselvolle Geschichte dieser uralten Kulturlandschaft zwischen germanischem Norden und romanischem Süden.
Seit 15 000 Jahren leben Menschen in der durch schroffe Felsen und liebliche Täler gekennzeichneten Gebirgslandschaft, die wir Südtirol nennen. Von 59 v. Chr. bis zur Völkerwanderungszeit gehörte diese Transitregion zum Imperium Romanum, ab dem 6. Jahrhundert wurde sie von Bajuwaren besiedelt. 1363 fiel die Grafschaft Tirol an die Habsburger - für über ein halbes Jahrtausend. Seit 1919 ist Südtirol vom nördlichen und östlichen Landesteil abgetrennt. Doch in der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino wächst seit 1998 wieder zusammen, was zusammengehört.

Brigitte Mazohl war von 1993 bis 2015 Professorin für österreichische Geschichte an der Universität Innsbruck. In den Jahren 2013 bis 2017 stand sie der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als Präsidentin vor.

Rolf Steininger lehrte als Professor für Zeitgeschichte an zahlreichen Universitäten, unter anderem in Düsseldorf, Bozen, Tel Aviv und New Orleans. Von 1984 bis 2010 war er Leiter des von ihm gegründeten Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783406734137
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum16.03.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6338
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Illustrationenmit 6 Karten
Artikel-Nr.5078418
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2. KAPITEL
An der Peripherie des Imperium Romanum


Die ersten nachweisbaren «politischen» Kontakte zwischen dem römischen Imperium und den Bewohnern des südlichen Alpenraums haben sich - nach heutigem Forschungsstand - im 2. Jahrhundert v. Chr. ergeben. Der römische Geschichtsschreiber Titus Livius berichtet von einem Gast- und Freundschaftsabkommen (hospitium publicum) zwischen dem römischen Senat und dem norisch-keltischen Königreich aus dem Jahr 170 v. Chr., zu dem das heutige Osttirol und vermutlich auch das Pustertal und das Drautal gehörten.

Auch für die weiter östlich siedelnden Tridentini im Trentiner Raum sind für diese Zeit auf Grund zahlreicher Münzfunde wirtschaftliche Kontakte mit den Römern nachgewiesen. Römische Denare aus der Zeit der Republik fanden sich u.a. in einer prähistorischen Siedlung auf dem Piperbühel bei Klobenstein, ein Indiz für die Nutzung römischer Handelswege durch das Etschtal und über den Ritten bei Bozen. Von der Existenz größerer stadtartiger und befestigter Siedlungen (oppida) berichtet ebenfalls die römische Überlieferung, der neben den archäologischen Funden die wichtigsten Kenntnisse über diese frühen Jahrhunderte zu danken sind: Neben einem oppidum am Dos Trento (Trient) und einem weiteren in Aguntum (bei Lienz in Osttirol) war den Römern in unserem Raum auch ein oppidum Saevatum (benannt nach der keltisch-norischen gens der Saevater) bei St. Lorenzen am Eingang des Pustertals bekannt.

Wie weit der Einfluss der Römischen Republik damals auch politisch schon reichte, lässt sich kaum mit Sicherheit sagen. Eine römische Militäraktion gegen die von Norden kommenden Kimbern und Teutonen im Jahr 113 v. Chr. hat die Forschung lange im Etschtal und an der Veroneser Klause verortet. Heute geht man hingegen davon aus, dass die von der römischen Historiografie überlieferten Abwehrmaßnahmen an den Tridentina iuga nicht den Südtiroler Raum betrafen, sondern im südlicheren Flachland entlang der Etsch stattfanden. Demnach dürften der Trientiner Raum, das Etschtal oder gar Gebiete des heutigen Südtirol wie das Eisacktal damals noch nicht unter römischer Herrschaft gestanden haben.

Für die neunziger Jahre hören wir dann von Militärmaßnahmen gegen Völker des südlichen Alpenhauptkamms, und die Räter sollen kurz darauf die römische Siedlung Comum zerstört haben (94 bzw. 92/90 v. Chr.). Oberitalien wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. Schritt für Schritt ins römische Reich eingegliedert, bis alle Gebiete nördlich des Po in den fünfziger Jahren durch Julius Caesar das römische Bürgerrecht erhielten. Das Tridentini oppidum Raeticum erlangte dabei wohl den Status eines römischen Munizipiums, während die anderen alpinen Völkerschaften nördlich des römischen Einflussbereichs als peregrini (Fremde) betrachtet wurden, deren politische Unabhängigkeit Rom respektierte.

Feldzüge der Römer


Systematisch durch die Römer erschlossen und erobert wurden Gebiete des späteren Südtirol erst im Jahr 15 v. Chr. In Rom war zu dieser Zeit Caesars Adoptivsohn Gaius Octavian aus Jahrzehnten des Bürgerkriegs als Alleinherrscher hervorgegangen und unter dem Namen Augustus zum Kaiser (princeps) ausgerufen worden, was faktisch das Ende der Republik bedeutete. Durch Grenzraumsicherungen und Eroberungen wollte Augustus die Macht des Reiches nach außen hin ausbauen und zugleich sein persönliches Prestige im Inneren mehren. In diesem Zusammenhang sind auch die sogenannten Alpenfeldzüge zu sehen. Bereits 25 v. Chr. führte Augustus Krieg gegen die keltischen Salasser, um die wichtigen Pässe Großer bzw. Kleiner Sankt Bernhard und damit das westliche Alpengebiet unter römische Kontrolle zu bringen. Wenige Jahre später, 16 v. Chr., wurde im Osten das bis dahin noch weitgehend selbständige Königreich Norikum, mit dem es das erwähnte Freundschaftsabkommen gegeben hatte, dem Imperium Romanum angegliedert.

Für unseren Raum ist dann der Feldzug des Jahres 15 v. Chr. von entscheidender Bedeutung. Eine neue römische Legion, in der transpadanischen (norditalienischen) Militärprovinz stationiert, sollte vom Süden her gegen die Räter aus den tridentinischen Alpen vorrücken, deren gentes angeblich in gallisches und italisches Gebiet eingefallen waren. Den Oberbefehl hatte zunächst Augustus Stiefsohn Nero Claudius Drusus inne.

Drusus rückte mit seinen Truppen im Frühjahr des Jahres 15 v. Chr. über Trient etschaufwärts bis zur Salurner Klause und ins Siedlungsgebiet der Isarken vor, deren Widerstand niedergeschlagen wurde. Im Sommer kam es dann zu einem konzentrierten Angriff von mehreren Seiten. Augustus beauftragte seinen zweiten Stiefsohn Tiberius Claudius Nero, der bereits in Gallien stationiert war, mit der Westarmee gegen den Bodenseeraum und die dort siedelnden keltischen Vindeliker vorzustoßen. Drusus marschierte währenddessen mit seiner Armee weiter etschaufwärts gegen die Venosten, während Publius Silius Nerva im Westen nach der Eroberung des Tessins über den Julier- und Splügenpass ins Rheintal vorrückte und eine weitere Heeressäule durchs Engadin den Inn abwärts zog. Gleichzeitig drang - gemäß der römischen Überlieferung - im Zentrum ein Truppenteil unter Lucius Calpurnius Piso von dem nach Drusus benannten Brückenkopf am Eisack bei Bozen (pons Drusi) nach Norden über den Brenner gegen die Breunen vor. Für den 1. August wird von einer für die Römer erfolgreichen Entscheidungsschlacht durch Drusus und Tiberius gegen die Vindeliker, eine der am weitesten entwickelten keltischen gentes, berichtet. Es ist davon auszugehen, dass die Römer bei all diesen Eroberungszügen auf den dank älterer Handelsverbindungen bereits vorhandenen und bekannten Wegen vorrücken konnten. Dass sie dabei vor allem Pässe und Höhenwege überquerten, lag daran, dass die Täler vielfach noch versumpft und unzugänglich waren wie beispielsweise die enge Eisacktalschlucht bei Bozen. Die Siedlungen der ansässigen Bevölkerung wurden im Zuge dieser militärischen Operationen geplündert, in Brand gesetzt und weitgehend zerstört, wovon archäologische Funde ein beredtes Zeugnis ablegen.

Als Folge der militärischen Eroberung durch die Römer wurde der zentrale Alpenraum nun in mehrere Verwaltungseinheiten aufgeteilt, wodurch die späteisenzeitliche «rätische» Fritzens-Sanzeno-Kulturgruppe endgültig zerfiel. Wo genau die Grenzen in der nach-augusteischen Zeit verliefen, darüber ist sich die Forschung bis heute nicht einig, wobei die unterschiedlichen Vereinnahmungen durch die in modernen nationalen Kategorien denkende Wissenschaft des 19. Jahrhunderts, die den Raum wahlweise als «römisch» oder als «germanisch» gedeutet wissen wollte, zu dieser Unklarheit sogar selbst beigetragen hat.

Weite Teile des heutigen Südtirol (das Etschtal bis Meran, das Sarntal und das südliche Eisacktal) wurden jedenfalls gemeinsam mit den nordöstlichen Gebieten Norditaliens als Regio X (Venetia et Histria) direkt dem römischen Reich eingegliedert; Trient war, wie bereits erwähnt, schon einige Jahrzehnte zuvor zum römischen Munizipium (mit Stadtrecht) erhoben worden. Wahrscheinlich ist außerdem, dass der Vinschgau und das obere Eisacktal mit dem Inntal zum Militärdistrikt Raetia et Vindelicia kamen. Daran schloss sich weiter östlich, wobei die Grenze etwa bei Kufstein verlief, Noricum an, das vormalige norisch-keltische Königreich, zu dem das Pustertal und das Drautal gehörten. Sowohl Raetia als auch Noricum wurden schließlich unter Claudius (41-â54 n. Chr.) zu römischen Provinzen umgewandelt.

Diese Dreiteilung, die erstmals nord-südliche, aber auch west-östliche Grenzbereiche in unserem Raum schuf, bewirkte in der Folge unterschiedliche kulturelle Entwicklungen innerhalb der betroffenen Bevölkerung. Die Romanisierung, d.h. die Übernahme römischen Lebensstils, vollzog sich in den direkt dem Imperium Romanum zugehörenden Gebieten rascher als an den Rändern der unterworfenen Provinzen (Raetia und Noricum), wo die Bevölkerung noch sehr viel länger an ihren Traditionen festhielt, was sich besonders an der Kleidung nachweisen lässt (römische Toga versus mit Fibeln zusammengehaltenen Gewändern). Die Verleihung des römischen Bürgerrechts an das Munizipium von Trient, aber auch an einige Trient benachbarte südliche gentes durch Kaiser Claudius im Jahre 46 n. Chr. brachte für den südlichen Alpenraum...
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Autor

Brigitte Mazohl war von 1993 bis 2015 Professorin für österreichische Geschichte an der Universität Innsbruck. In den Jahren 2013 bis 2017 stand sie der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften als Präsidentin vor.

Rolf Steininger lehrte als Professor für Zeitgeschichte an zahlreichen Universitäten, unter anderem in Düsseldorf, Bozen, Tel Aviv und New Orleans. Von 1984 bis 2010 war er Leiter des von ihm gegründeten Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck.