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Ich lauf dann mal los

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
192 Seiten
Deutsch
Salier Verlagerschienen am14.02.2020
Aus der Erkenntnis ein neues Leben geschenkt zu bekommen, brach Robby Clemens am 3. Januar 2007 in Leipzig ins Ungewisse zu einer Weltumrundung auf eigenen Fu?ßen auf. In seinem Buch schildert er die bewegenden Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen, die er unterwegs treffen durfte und die ihn jeden Tag aufs Neue motivierten, wieder auf die Straße zu gehen, um eines Tages sein Ziel zu erreichen. So entha?lt das Buch neben zahlreichen Fotos eine Vielzahl eindrucksvoller und zutiefst beru?hrender Geschichten u?ber die Hochs und Tiefs seines Traums, der schließlich am 9. November 2007 mit dem Lauf durch das Brandenburger Tor in Berlin endete. Zwischen Start und Ziel lagen 13.262 Kilometer - oder anders gesagt: eine Wegstrecke von 314 Marathons in 311 Tagen, auf 4 Kontinenten durch 27 La?nder und eine Vielzahl von fantastischen Eindru?cken.mehr

Produkt

KlappentextAus der Erkenntnis ein neues Leben geschenkt zu bekommen, brach Robby Clemens am 3. Januar 2007 in Leipzig ins Ungewisse zu einer Weltumrundung auf eigenen Fu?ßen auf. In seinem Buch schildert er die bewegenden Erlebnisse und Begegnungen mit Menschen, die er unterwegs treffen durfte und die ihn jeden Tag aufs Neue motivierten, wieder auf die Straße zu gehen, um eines Tages sein Ziel zu erreichen. So entha?lt das Buch neben zahlreichen Fotos eine Vielzahl eindrucksvoller und zutiefst beru?hrender Geschichten u?ber die Hochs und Tiefs seines Traums, der schließlich am 9. November 2007 mit dem Lauf durch das Brandenburger Tor in Berlin endete. Zwischen Start und Ziel lagen 13.262 Kilometer - oder anders gesagt: eine Wegstrecke von 314 Marathons in 311 Tagen, auf 4 Kontinenten durch 27 La?nder und eine Vielzahl von fantastischen Eindru?cken.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783962851200
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum14.02.2020
Seiten192 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7566 Kbytes
Artikel-Nr.5079721
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




1 Die Vorgeschichte





Zu Fuß um die Welt, ein Traum. Kann so ein Traum wahr werden? Meine sogenannte Läuferkarriere beginnt recht ungewöhnlich. Anfangen möchte ich damit, dass ich mich im Jahr 1986, noch in der DDR, als Handwerker selbstständig gemacht hatte. Es war nicht so einfach, einen Betrieb zu gründen. Bei mir ging das nur, weil ich einen bestehenden Betrieb übernehmen konnte. Für mich war das wie ein sehr großer Lottogewinn. Ich erlebte als selbstständiger Handwerker, der fleißig arbeitet, eine sehr gute Zeit mit meiner Familie. Ich durfte sogar Mitarbeiter einstellen und Lehrlinge ausbilden; das war zu dieser Zeit etwas Besonderes.

Mit der Wende änderte sich dann alles. Eins plus eins war zwar immer noch zwei, aber das Betriebswirtschaftliche, die marktwirtschaftlichen Belange gewannen immer größere Bedeutung. Die Unternehmen schossen wie Pilze aus dem Boden. Aufträge waren ohne Ende vorhanden. Material gab es jetzt in Hülle und Fülle. War es früher ein Riesenproblem, eine farbige Badewanne, Waschbecken oder Klobecken zu besorgen, ging es jetzt nicht mehr um die Farbe. Die Farben gab es selbst in solchen Nuancen, dass man sie kaum aussprechen konnte. Meine Lieblingsfarbe war damals Bahama Beige, das klang schon nach Kunst, wie sollte da erst die Kloschüssel aussehen.

Die Ästhetik des Wasserhahns war jetzt gefragt und nicht, ob er aus Plastik oder verchromten Metall ist. Leider hatten ich und viele meiner Kollegen keine Ahnung von Marktwirtschaft. Wenn wir früher eine Arbeit beendet hatten, kamen die Kunden prompt zum Bezahlen. Dass jemand seine Rechnung nicht bezahlte, kannte ich nicht.

Das sollte sich ganz schnell ändern.

Da jeder eine neue Heizung oder ein neues Bad haben wollte, erschlug uns die Anzahl der Aufträge regelrecht. Um den Anforderungen gerecht zu werden, musste ich immer wieder neue Mitarbeiter einstellen. Wir hatten zeitweise über 100 Beschäftigte. Mit dieser Zahl an Beschäftigten kann man aber nicht nur kleinere Arbeiten erledigen, sondern muss auch an die Großbaustellen ran.

In Leipzig gab es genug davon, nur hätten wir hin und wieder unsere Auftraggeber vorsichtiger auswählen sollen. Einige von denen waren in jeder Hinsicht Kriminelle, denn sie weigerten sich beharrlich, für die Arbeit den vereinbarten Lohn zu bezahlen. Einige hatten von Anfang an kein Geld, andere kalkulierten eiskalt mit dem Nichtbezahlen der Rechnungen. Dabei gab es richtige Wirtschaftsprofis, die Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt hatten. Die trafen nun auf uns unerfahrene Anfänger. Wir sind reihenweise auf solche Auftraggeber reingefallen.

Viele Existenzen, viele Familien von Handwerkern sind daran zerbrochen und keinen hat es interessiert. Wir sind dann mit unserem Unternehmen in eine gravierende finanzielle Schieflage geraten. Hervorgerufen dadurch, dass man unsere Rechnungen nicht bezahlt hatte und durch Managementfehler von mir. Es war kein Geld mehr da, ich musste versuchen, neues zu besorgen. Der Weg zur Bank war die Folge. Da wir aber schon verschiedene Kreditlinien zu bedienen hatten, mussten neue Sicherheiten her. Alles, was ich besaß, war schon irgendwie berücksichtigt worden. Es gab jedoch noch eine Lösung: das Haus meiner Eltern und deren Vermögen. Ich habe tatsächlich meine Eltern überredet, ihr Haus als Sicherheit für neues Geld bei der Bank bereitzustellen.

Es gab neues Kapital, das reichte jedoch nicht. Wir waren schon so tief im Strudel der Pleite, dass auch dieses Geld nichts half. Die Folge war die totale Pleite, der absolute Absturz, der Konkurs. Meine Eltern hatten wegen mir ihr Haus verloren. Ich war daran schuld, dass das Haus meiner Eltern versteigert wurde. Ich hatte 40 Jahre harter Arbeit mit einem Schlag vernichtet. Ich Idiot!

Obwohl ich schon genug Schaden angerichtet hatte, flüchtete ich vor den Problemen zum Teufel Alkohol. Ich wog 125 Kilogramm. Ich dröhnte mir jeden Tag die Rübe voll und rauchte täglich mehrere Schachteln Zigaretten. Des Öfteren lag ich irgendwo besoffen herum, bis mich meine Familie nach Hause schleifte oder ich den Weg gerade noch selber schaffte. Eine schreckliche Zeit, die ich meiner Familie zumutete.

Bei einem Arztbesuch sagte man mir: »Hör auf zu saufen, sonst kannst du sterben.«

Dieser Satz prägte sich in meinen Kopf ein und rüttelte mich wach. Ich versuchte in Erfahrung zu bringen, wie ich von der Droge Alkohol schnell wieder wegkommen könnte. Alles war mit umständlichen Prozeduren verbunden, bis ich im Internet auf ein Seminar stieß: »Bewegung, Ernährung und Denken« von Dr. Michael Spitzbart.

Das hatte mit meinem Problem auf den ersten Blick nicht viel zu tun, aber eine innere Stimme sagte mir: Das ist es, da musst du hin. Ich lieh mir Geld, buchte und fragte jemanden, ob er mich fahren könnte. Vom Seminar selbst habe ich nicht allzu viel mitbekommen, denn die Konzentration in meinem Zustand war schwierig.

Eines jedoch hatte ich begriffen, da es mehrmals gesagt wurde: »Kauft euch ein paar Laufschuhe und fangt an zu rennen. Damit löst ihr Eure Probleme.« Zusätzlich gab es rund um das Laufen und Leben praktische Tipps.

Am Sonntagabend ging es wieder nach Hause und schon auf dem Rückweg war mir klar, dass ich genau das tun würde. Am Montagmorgen ging ich in ein Sportgeschäft um Schuhe zu kaufen. Mit denen ging es in das kleine heimische Stadion in Hohenmölsen auf die Laufbahn.

Den ursprünglichen Plan, ein paar Runden zu laufen, musste ich zur Hälfte der ersten Runde verwerfen, weil ich da schon fast am Ende meiner Leistungsfähigkeit war. Ich schleppte mich unter Aufbietung aller Kräfte bis zum Ende der Runde und war total fertig. Ich hatte 400 Meter geschafft, eine Runde, mehr nicht. Was hatten der Alkohol, das Rauchen und das Übergewicht aus mir gemacht?

Die Erkenntnis war erschreckend und brutal.

Mit dem Beginn des Laufens stellte ich gleichzeitig den Genuss von Alkohol und das Rauchen ein. Ich ging jetzt jeden Morgen zum Laufen und nach zwei Wochen schaffte ich zwei Runden. Mir war klar, dass ich es schaffen konnte, ein neues Leben zu führen. In einer Art Selbsttherapie gelang es mir, die Alkohol- und Nikotinsucht zu bekämpfen. Immer wenn ich das Verlangen hatte zu trinken oder zu rauchen, bin ich gelaufen. Manchmal habe ich mir mit dem Laufen bewusst wehgetan, dann bin ich gerannt, bis ich nicht mehr konnte, bis ich mich übergeben musste. Dann war ich frei und beruhigt, und das Verlangen nach Alkohol und Nikotin war unterdrückt.

Das hat bei mir funktioniert, ob es auch bei anderen funktioniert, weiß ich nicht.

In dieser Phase übernahm meine Familie eine sehr wichtige Rolle. Obwohl ich daran schuld war, dass wir nichts mehr hatten, standen doch alle felsenfest hinter mir. Meine Frau, meine Kinder, meine Eltern, alle haben mich unterstützt und zu mir gehalten. Ohne den Rückhalt und die Unterstützung meiner Familie hätte ich das nie schaffen können. Nach Monaten des täglichen Laufens nahm ich an Wettkämpfen über 5 km teil. Innerhalb von neun Monaten hatte ich 45 Kilogramm abgenommen und wog noch 80 Kilogramm. Nach einem Jahr lief ich den ersten Halbmarathon über eine Länge von 21,1 km. Welch ein großartiges Gefühl! Für jeden Hobbyläufer ist ein Marathonlauf über die Distanz von 42,2 km das erstrebenswerteste Ziel. Also begann ich ein spezielles, intensives Trainingsprogramm, denn für diese Herausforderung sollte man sich wirklich ordentlich und sehr ernst vorbereiten. So konnte ich mich für meinen ersten Marathonlauf in Hannover anmelden. Hannover deshalb, weil dort der Lauf über zwei Runden geht. Sollte ich nur eine Runde schaffen, konnte ich einfach aufhören. Bei anderen Marathons läuft man eine gesamte Strecke und wird beim vorzeitigen Beenden mit dem Besenwagen bis zum Ziel gefahren. Das wollte ich unbedingt vermeiden. Aufgeregt ging es früh am Morgen zum Start, ich konnte in der Nacht zuvor kaum schlafen. Welch ein Gefühl, als ich über die Ziellinie lief und meine Familie in die Arme nehmen konnte. Die Zeit war völlig unwichtig. Ich hatte es geschafft! Mit meiner besonderen Geschichte stand ich nach 42,2 Kilometern im Ziel und habe geheult und hatte gelernt, dass man alles erreichen kann, wenn man nur fest daran glaubt.

Bei weiteren Wettkämpfen merkte ich, dass das Laufen gegen Zeiten oder andere nicht mein Fall ist. Ich konnte mittlerweile auf der Straße 50 oder 60 Kilometer laufen, ohne dass es besonders anstrengend war. Meine Frau kam ab und zu vorbei und brachte mir Essen und Trinken. Manchmal lief ich mit Musik. Wichtig war beim Rennen eine gleich bleibende, nicht allzu große Geschwindigkeit und eine relativ niedrige Herzpulsfrequenz von ungefähr 120 Schlägen pro Minute. Das war mein Wohlfühlbereich, da konnte ich ewig rennen.

Ich betrachtete dieses neue Leben als Geschenk, denn mit dem Loslaufen wurde mir ein neues Leben geschenkt.

Dieses Geschenk wollte ich nicht nur für mich nutzen, ich wollte mit dem Laufen anderen helfen. So ergab es sich, dass ich einige Benefizläufe durchführte, meist für Kinder, die Hilfe brauchten. Mein erster größerer Benefizlauf ging von Hohenmölsen nach Ludwigshafen und hieß »493 km für Menschlichkeit und Toleranz«. Dann der »Drei-Länder-Lauf« durch Mitteldeutschland. Im Jahr 2003 zog es mich und meinen Laufkumpel Rene Gose ins Ausland. Der Irak war das Ziel, dort wollten wir von Basrah nach Bagdad für im Krieg geschädigte Kinder laufen. Ich hatte im Vorfeld von den schrecklichen Ereignissen dort gehört. Durch Zufall lernte ich Kinder kennen, die in diesem Krieg...


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