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Das Klimaparadox

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
144 Seiten
Deutsch
riva Verlagerschienen am15.03.2020
Greta hat recht: Der Klimawandel passiert nicht irgendwann und anderswo - wir stecken mittendrin! Klimaexperte Peter Carstens beschreibt das ganze Ausmaß der Katastrophe, auf die wir zusteuern: Wetterextreme, Artensterben, Gesundheitsschäden, Konflikte und Migration. Doch es ist paradox: Während der Kollaps des Klimas durch Wetterkapriolen und Umweltkatastrophen in unser Bewusstsein dringt, wird die Kluft zwischen Wissen und Handeln immer größer. Nicht nur die Wirtschaft, Regierungen und Weltklimakonferenzen versagen dabei, die größte Herausforderung der Gegenwart zu bewältigen. Sondern wir alle. Peter Carstens zeigt schonungslos Ausreden und Rechtfertigungsmuster auf, die uns davon abhalten, am Klimaschutz mitzuwirken. Sein ungewöhnliches Plädoyer lautet: Wir sollten Trauer zulassen und den Mut haben, ehrlich zu sein. Und endlich handeln.

Peter Carstens schreibt als Redakteur bei GEO online über den Klimawandel, Nachhaltigkeit, Natur und Umwelt. Seit Jahren verfolgt er staunend die kollektive Tatenlosigkeit beim Thema Klimaschutz.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR2,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR2,99

Produkt

KlappentextGreta hat recht: Der Klimawandel passiert nicht irgendwann und anderswo - wir stecken mittendrin! Klimaexperte Peter Carstens beschreibt das ganze Ausmaß der Katastrophe, auf die wir zusteuern: Wetterextreme, Artensterben, Gesundheitsschäden, Konflikte und Migration. Doch es ist paradox: Während der Kollaps des Klimas durch Wetterkapriolen und Umweltkatastrophen in unser Bewusstsein dringt, wird die Kluft zwischen Wissen und Handeln immer größer. Nicht nur die Wirtschaft, Regierungen und Weltklimakonferenzen versagen dabei, die größte Herausforderung der Gegenwart zu bewältigen. Sondern wir alle. Peter Carstens zeigt schonungslos Ausreden und Rechtfertigungsmuster auf, die uns davon abhalten, am Klimaschutz mitzuwirken. Sein ungewöhnliches Plädoyer lautet: Wir sollten Trauer zulassen und den Mut haben, ehrlich zu sein. Und endlich handeln.

Peter Carstens schreibt als Redakteur bei GEO online über den Klimawandel, Nachhaltigkeit, Natur und Umwelt. Seit Jahren verfolgt er staunend die kollektive Tatenlosigkeit beim Thema Klimaschutz.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783745309485
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum15.03.2020
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1910 Kbytes
Artikel-Nr.5121365
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Wer steht denn da auf dem Schlauch?

Alle wollen das Klima schützen. Aber manchmal wundert man sich doch:

Zeitungen und Nachrichtenportale schreiben um die Wette über »Flugscham«. Trotzdem wird immer mehr geflogen. Und zwar ganz unverschämt: In Deutschland berappen nicht einmal 1 Prozent aller Flugreisenden die paar Extra-Euro für schadensbegrenzende Klimaschutzmaßnahmen.1


Vor der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt protestierten im September 2019 etwa 25 000 Menschen für eine nachhaltige Mobilität und gegen Großstadtdschungel-Geländewagen. Trotzdem verdient sich die Industrie eine goldene Nase an SUVs: Mittlerweile ist schon jede dritte Neuzulassung ein rollender Ego-Booster.2 Tendenz: steigend.


Ebenfalls im September 2019 strömen in Deutschland 1,4 Millionen Menschen auf die Straßen, um von der Regierung mehr Engagement für das Klima zu fordern. Die präsentiert am selben Tag ihr sogenanntes Klimapaket. Nachdem er sich einen Einblick verschafft hatte, bezeichnete der Klimaforscher Mojib Latif es als »Sterbehilfe fürs Klima«.


Irgendetwas passt da nicht zusammen. Haben die Regierung und die Wirtschaft nicht verstanden, was auf dem Spiel steht? Oder hat die Gesellschaft etwas falsch verstanden? Stehen wir3 vielleicht alle, jede und jeder Einzelne von uns, auf dem Schlauch, mit dem wir den Brand löschen wollten?

Auch wenn das Erdklima heute so viel mediale Aufmerksamkeit bekommt wie nie zuvor, auch wenn das Thema mittlerweile wahlentscheidend ist - die oben genannten Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen. Und sie zeigen, dass auch wir Bürgerinnen und Bürger uns widersprüchlich verhalten, wenn wir shoppen gehen oder unseren nächsten Urlaub buchen. Das ist nicht nur so ein Gefühl. Es zeigt sich auch ganz nüchtern in der Statistik.

Freiwillige vor: Wer will Klimagerechtigkeit?

Jede/r Deutsche erzeugt im Schnitt fast 12 Tonnen klimaschädliche Gase.4 Klar: Manche haben ein Vielfaches davon auf der Uhr, andere viel weniger.5 Insgesamt aber stagniert dieser Durchschnittswert schon seit Jahren auf hohem Niveau. Die Ursachen liegen auf der Hand: Wir fahren und fliegen zu viel herum, wir haben zu große Wohnungen (die sechs Monate im Jahr geheizt werden müssen, meist mit Öl oder Gas), wir kaufen zu viel Plastik-, Elektro- und Nahrungsmittelschrott aus aller Herren Länder. Im internationalen Vergleich gehören wir damit zu den unrühmlichen Spitzenreitern. Aber die Amerikaner sind noch viel schlimmer? Stimmt: Die USA liegen mit fast 16 Tonnen (nur CO2) noch weiter vorn. Wenn wir es ernst meinen mit dem Klima, sollten wir uns daran allerdings nicht orientieren.

1 Tonne CO2 (das entspricht einem Hin- und Rückflug von Hamburg nach Kreta): So viel dürfte jeder Erdenbürger höchstens pro Jahr in die Atmosphäre entsorgen, ohne dass das Klimasystem kollabiert. Die Idee dahinter ist die der Klimagerechtigkeit. Zu Ende gedacht, ist sie wahrscheinlich revolutionärer als alles, wofür Menschen jemals auf die Straße gegangen sind - oder sogar ihr Leben riskiert haben.

So richtig schlüssig hat diese Frage noch niemand beantwortet: Mit welchem Recht sollten wir Bewohner der reichen Nationen ein Vielfaches der Emissionen ärmerer Länder in die Atmosphäre blasen? Gase, von denen wir heute wissen, dass sie nicht einfach nur die Atmosphäre aufheizen; sondern die dazu führen werden, dass Hunderte Millionen Menschen ihre Heimat verlassen müssen. (Und zwar vor allem Menschen - das ist das Zynische an der Tragödie -, die selbst am wenigsten zum Temperaturanstieg beigetragen haben.) Dass ganze Inseln und Küsten verschwinden, Wüsten sich ausbreiten, Brunnen versiegen, Äcker versalzen. Dass Tier- und Pflanzenarten für immer verschwinden. Was berechtigt uns, den Planeten in ein Wirklichkeit gewordenes Endzeitszenario zu verwandeln?

So viel ist klar: Danach gefragt, würde wohl niemand zugeben, die Erde in eine Wirklichkeit gewordene Dystopie verwandeln zu wollen. Auch nicht Donald Trump oder der Chef irgendeines Kohlekonzerns. Und doch wird das Ergebnis unseres kollektiven Handelns genau das sein: Wir verwandeln die Erde sukzessive in einen Ort des Schreckens und der Ungerechtigkeit. Zumindest deutet heute alles darauf hin.

Das Paradoxe dieser Situation bestätigt der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber immer wieder in einem kleinen Privatexperiment. Er stellt den Zuhörern seiner Vorträge in aller Welt drei Fragen. Die Antworten sind, unabhängig vom Erdteil, immer dieselben: »Glauben Sie, dass es Ihnen heute besser geht als Ihren Großeltern?« - Zustimmendes Nicken. »Glauben Sie, dass es Ihren Enkeln besser gehen wird als Ihnen jetzt?« - Kopfschütteln. »Finden Sie das gerecht?« - Betretenes Schweigen.

Der Mensch ist nicht von Natur aus schlecht oder egoistisch. Im Gegenteil: Homo sapiens ist sogar nur darum so unglaublich erfolgreich (wenn man seine Ausbreitung über den ganzen Erdball, seine exponentielle Vermehrung, inklusive der Verdrängung und Vermarktung anderer Tierarten, als Erfolg werten will), weil er sich sozial verhält. Weil wir gemeinsam Probleme lösen und dafür das Wissen anderer nutzen, auch das unserer Vorfahren. Und weil wir vorausschauend handeln. Meistens, jedenfalls.

Doch ausgerechnet in einem kritischen Moment seiner beispiellosen Erfolgsstory scheinen genau diese beiden Kernkompetenzen des Menschen zu versagen.

»Ihr klaut uns unsere Zukunft!«

Den Punkt mit der Zukunft hat die Fridays-for-Future-Bewegung erkannt. Sie knüpft mit ihrer Argumentation an Schellnhuber an, wenn sie in Richtung Energiekonzerne und Bundesregierung skandiert: »Ihr klaut uns unsere Zukunft!« Man kann darüber streiten, ob heute 16-Jährige, die in Deutschland aufwachsen, wirklich »keine Zukunft« haben werden. Aber es geht ja auch um unsere Enkel und um nachfolgende Generationen. Viele von denen, die heute jung sind, spüren, was in der Luft liegt: Dass der Zenit unseres materiellen Wohlstands überschritten ist. Dass es von jetzt an bergab geht. Dass sich eine Epoche ihrem Ende nähert, die mit der blutigen Zäsur der beiden Weltkriege begann - und binnen wenigen Jahrzehnten eine Überfluss- und Wegwerfgesellschaft hervorbrachte.

Fridays for Future legt den Finger in die Wunde: Es geht nicht um ein paar Tonnen CO2 mehr oder weniger, sondern um eine Menschheitsfrage: Wie wollen und können wir auf diesem Planeten zusammenleben? Welche Werte leiten uns dabei? Die gute Nachricht ist: Diese Werte müssen wir nicht erst erfinden. Wir haben sie längst, zum Beispiel in Gestalt der Menschenrechte.6 Wollen wir damit mal Ernst machen? »Benehmt euch wie Erwachsene!«, ruft die 16-jährige Greta Thunberg den - überwiegend männlichen - Staatenlenkern der Welt zu. Stimmt, das wäre was!

Die Politik wird das Problem nicht lösen

In einem Punkt aber irrt Fridays for Future. Denn »die Politik« ist mit dem Problemkomplex der Klimaerwärmung mindestens genauso überfordert wie jeder Einzelne von uns. (Wer dafür noch einen Beweis brauchte, bekam ihn mit dem sogenannten Klimapaket der Bundesregierung im September 2019.) Zwar ist es richtig und wichtig, von der Regierung zu verlangen, dass sie ihren Job macht. Im deutschen Grundgesetz, Artikel 20a7 steht, »der Staat« solle »die natürlichen Lebensgrundlagen« (und übrigens auch »die Tiere«) schützen. Es gibt aber so viele andere Gesetze, Rechte und Interessen, dass »der Staat« praktisch auch das genaue Gegenteil tun kann. Und es auch tut.

Er lässt zum Beispiel zu - Polizeischutz inklusive -, dass mitten im Land der Energiewende und der Umweltweltmeister Bürger enteignet und zwangsumgesiedelt, dass Dörfer und Kirchen abgebaggert und uralte Wälder zerstört werden. Nur damit Kohleunternehmen an den dreckigsten aller Energieträger gelangen können. Und das auch noch gesetzlich garantiert bis zum Jahr 2038. Das ist demokratisch legitimiert - und paradox. Denn um ein Klimadesaster abzuwenden, bleiben uns wahrscheinlich nur noch wenige Jahre Zeit.

Zudem fühlt sich nicht nur die deutsche Regierung - als Repräsentant des Staates - einem kapitalistischen Wachstumsmodell verpflichtet (sie ist es auch tatsächlich: per Gesetz8). Das wachstumsorientierte Wirtschaften hat nun zwar vieles möglich gemacht, auf das wir heute zu Recht stolz sind. Etwa die freiheitlich-demokratische Grundordnung und eine beispiellose Freiheit des Individuums. Aber mittlerweile hat sich auch herumgesprochen, dass grenzenlose Expansion und Ausbeutung von Mensch und Natur den Planeten an den Rand des Zusammenbruchs gebracht haben. Dass in einer Welt der endlichen Ressourcen und Abfall-Lagerkapazitäten unbegrenztes Wachstum schon theoretisch unmöglich ist. Unterdessen schieben sich die gesellschaftlichen Akteure aus Politik und Wirtschaft, Bürgerinnen und Bürger gegenseitig den Ball zu: Tut endlich was! Das...
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