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Das kleine Friesenhaus am Meer

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
380 Seiten
Deutsch
Forevererschienen am06.04.2020Auflage
Ein Neuanfang am Deich An einem Dienstag im Juni trifft Emma die Entscheidung, ihren Mann zu verlassen, und fährt Hals über Kopf nach Norddeich, in ihre Heimat. Zum Glück begegnet ihr in dem kleinen Ort an der Nordseeküste ein alter Bekannter, der ihr anbietet, im Haus seiner verstorbenen Eltern unterzukommen, wenn sie im Gegenzug bei dessen Renovierung hilft. Allerdings hat die Sache einen Haken: Zum Inventar gehören zwei Papageien, für die Emma ab sofort verantwortlich ist. Als plötzlich auch noch ihre Nichte Sina vor der Tür steht, wird es lebhaft in dem kleinen Häuschen. Und dann ist da auch noch der sympathische Mechaniker Jim, der Emma ein wenig den Kopf verdreht. Doch ist sie schon bereit für eine neue Liebe? Und was hat es mit den seltsamen Geräuschen auf sich, die nachts aus der Voliere der Vögel dringen?

Johanna M. Paul, Jahrgang 1998, ist in Bremen geboren und aufgewachsen. Nach ihrem Abschluss in Angewandter Physik zog sie für ein weiterführendes Studium nach Hannover. Familie und Freundschaften verbinden sie mit Ostfriesland und der Nordseeküste. Neben Naturwissenschaften sind seit ihrer Kindheit Lesen und Schreiben ihre Leidenschaft.
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Produkt

KlappentextEin Neuanfang am Deich An einem Dienstag im Juni trifft Emma die Entscheidung, ihren Mann zu verlassen, und fährt Hals über Kopf nach Norddeich, in ihre Heimat. Zum Glück begegnet ihr in dem kleinen Ort an der Nordseeküste ein alter Bekannter, der ihr anbietet, im Haus seiner verstorbenen Eltern unterzukommen, wenn sie im Gegenzug bei dessen Renovierung hilft. Allerdings hat die Sache einen Haken: Zum Inventar gehören zwei Papageien, für die Emma ab sofort verantwortlich ist. Als plötzlich auch noch ihre Nichte Sina vor der Tür steht, wird es lebhaft in dem kleinen Häuschen. Und dann ist da auch noch der sympathische Mechaniker Jim, der Emma ein wenig den Kopf verdreht. Doch ist sie schon bereit für eine neue Liebe? Und was hat es mit den seltsamen Geräuschen auf sich, die nachts aus der Voliere der Vögel dringen?

Johanna M. Paul, Jahrgang 1998, ist in Bremen geboren und aufgewachsen. Nach ihrem Abschluss in Angewandter Physik zog sie für ein weiterführendes Studium nach Hannover. Familie und Freundschaften verbinden sie mit Ostfriesland und der Nordseeküste. Neben Naturwissenschaften sind seit ihrer Kindheit Lesen und Schreiben ihre Leidenschaft.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958185623
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum06.04.2020
AuflageAuflage
Seiten380 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2865 Kbytes
Artikel-Nr.5122410
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1 Emma

Der Tag, an dem sie ihre Entscheidung traf, begann dunkel. Dunkel, weil Emma schon so früh wach wurde, dass nur ein blasser Schimmer Mondlicht durch die großen Schlafzimmerfenster fiel, und dunkel, weil in ihrem Kopf finstere Gedanken wie Fledermäuse kreisten.

Sie drehte den Kopf zur Seite. Michi lag mit dem Rücken zu ihr, zwischen ihnen der im Bett größtmögliche Abstand. Er atmete ruhig, langsam ein, langsam aus. In diesem friedlichen Rhythmus, der ihr seit Jahren vertraut war. Nicht zu erahnen, dass er in der Lage war, zu sagen, was er gestern Abend gesagt hatte.

»Du bist so eine Idiotin, Emma!«

Der Satz hallte seltsam nach in ihrem Kopf. Während sie gestern Abend perplex, geschockt, am Boden zerstört gewesen war, stieg nun Wut in ihr auf. Wie konnte er so mit ihr reden? Niemand hatte sie zu beleidigen. Vor allem nicht ihr Ehemann.

»Du bist so eine Idiotin, Emma! Du kapierst es nicht, oder? Du bist einfach zu dumm, um es zu kapieren!«

Sie setzte sich auf, sodass sie Michis zum Fenster gedrehtes Gesicht sehen konnte. Eine Weile betrachtete sie ihren Mann in dem kalten, dämmrigen Schein, den der Mond ins Zimmer warf. So still lag er da. Scheinheilig. In ihr regte sich das verblüffende Verlangen, ihn zu ohrfeigen.

»Selber Idiot«, flüsterte sie, rutschte zur Bettkante und stand so geräuschlos wie möglich auf.

Mit Pantoffeln und Morgenmantel bekleidet schlich sie die Treppe hinunter und betrat die Küche. Die Funkuhren am Ofen, an der Mikrowelle und an der Kaffeemaschine verkündeten alle die gleiche Uhrzeit: 4:02 Uhr. Verflixt, war das früh.

Sie schüttete Milch und Kakaopulver in ihre Froschkönigtasse und beobachtete gegen die Kochinsel gelehnt, wie sie sich im sanften Licht der Mikrowelle um sich selbst drehte.

Immer im Kreis.

Vielleicht hätte sie das Thema am vergangenen Abend nicht schon wieder anschneiden sollen. Aber sie hatte keine Wahl, oder? Nicht, wenn ihr Wunsch noch in Erfüllung gehen sollte, bevor sie zu alt war.

Die Mikrowelle verkündete mit einem leisen Pling, dass sie fertig war. Emma umschloss die angenehm warme Tasse mit ihren Fingern und lief hinüber ins Wohnzimmer, wo sie sich auf dem großen Ecksofa niederließ. Die Plissees verdeckten die Panoramafenster, sodass fast völlige Dunkelheit herrschte. Doch je mehr Emmas Augen sich an die Umgebung gewöhnten, desto mehr schemenhafte Muster nahm sie wahr, die das Mondlicht auf den Boden und die Möbel malte.

Zwei Wochen noch und sie würden zehn Jahre verheiratet sein. Der Gedanke daran löste in ihr nichts als unbehagliches Schaudern aus.

Sie wies sich selbst zurecht. Sie hatte alles, was eine Frau sich wünschen konnte. Und sie hatte zum Teufel noch mal nicht das Recht, unglücklich zu sein.

Um Viertel vor fünf begannen die Vögel zu zwitschern. Sie nahm dies als Zeichen zur Kenntnis, das Frühstück vorzubereiten, und begab sich zurück in die Küche. Eine willkommene Ablenkung. Sie legte Aufbackbrötchen in den Backofen, kochte zwei Eier und backte kleine Pfannkuchen, deckte den Tisch mit allen Köstlichkeiten, die der Kühlschrank hergab, und machte Kaffee für Michi. Und am Ende, als sie noch immer Zeit hatte, briet sie sogar Speck in einer Pfanne an.

Um fünf nach halb sechs hörte sie die Dusche angehen und einige Zeit später kam Michi die Treppe herunter. Sie stand mit dem Rücken zu ihm an der Spüle, tat, als hätte sie ihn nicht bemerkt.

Er räusperte sich. »Guten Morgen, Emma.«

»Hey.«

»Das Frühstück sieht klasse aus.«

Sie zuckte mit den Schultern und fuhr fort, die Pfanne zu schrubben.

»Du warst früh wach.«

»Offensichtlich.«

Er schwieg. Schließich sagte er leise: »Du, wegen gestern Abend. Es tut mir leid.«

Emma drehte sich um, bemüht, ihren Gesichtsausdruck neutral zu halten. »Dann können wir ja frühstücken.«

Sie beschloss, sich nicht anmerken zu lassen, dass der Streit vom Vortag sie beschäftigte. Genüsslich lächelnd steckte sie sich ein Stück Pfannkuchen mit Sirup in den Mund, löffelte ihr Ei und bestrich sich ihr Brötchen dick mit Erdbeermarmelade, während Michi mit irritiertem Gesichtsausdruck langsam auf seinem Brötchen herumkaute. Der Anblick hob ihre Laune ein wenig.

Nach dem Abräumen, Waschen und Anziehen stiegen sie in ihre Autos. Obwohl sie das gleiche Ziel hatten, fuhren sie getrennt, und das hatte nicht nur den Grund, dass Emma schon einige Stunden vor Michi wieder zu Hause sein würde.

Nach einer Viertelstunde Fahrt durch die gerade erst erwachten Straßen des Münchener Stadtrands kam die gläserne Fassade von Baukönig in Sicht, einem Familienbauunternehmen, das in Süddeutschland in den letzten Jahren ein Begriff geworden war. Dafür hatte Michi hart gearbeitet. Emma fuhr auf den noch leeren Angestelltenparkplatz, parkte etwas schief zwischen zwei Markierungslinien und beobachtete, wie Michi auf dem Geschäftsführerparkplatz fünfzig Meter weiter aus seinem Auto kletterte und durch eine Drehtür in dem protzigen Gebäude verschwand.

Der zweite Grund war, dass es sich für den Eigentümer der Firma nicht schickte, mit einer Putzfrau zusammen zu kommen.

Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, dann schwang sie entschlossen die Beine aus dem Fahrzeug.

Durch einen Seiteneingang abseits der gläsernen Front gelangte sie auf eine Kellertreppe und von dort in den dunklen Raum, in dem die Putzutensilien lagerten. Als sie sich gerade einen Rollwagen mit allen Sachen, die sie brauchte, zusammenstellte, kamen ihre Kolleginnen Fernanda und Cecile herein. Zu dritt füllten sie die freie Fläche des Raums vollständig aus.

»Guten Morgen«, begrüßte Fernanda sie mit ihrem südländischen Akzent und umarmte sie überschwänglich. Graue Locken streichelten Emmas Gesicht. Emma erwiderte die Begrüßung und gab der schmalen Cecile ebenfalls eine kurze Umarmung.

Während Fernanda die Kaffeemaschine einschaltete, warfen sie einen Blick auf den Wochenplan und sprachen sich ab. Die große Werkstatt war dran und die Geschäftsräume im fünften und sechsten Stock. Warum ausgerechnet die? Bevor Emma etwas sagen konnte, sicherte Fernanda sich die Werkstatt. Hastig schlug sie vor, das Foyer und die Toiletten im ersten bis vierten Stock zu übernehmen, aber Cecile murrte, dass sie den fünften und sechsten allein nicht schaffen würde.

»Kommst du dann hoch und hilfst mir, wenn du unten fertig bist, Emma?«

Emma schluckte. Verflixt. Vielleicht hatte sie ja Glück und würde Michi nicht begegnen.

Sie schob ihren Wagen aus dem Raum und fuhr mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss. Das Foyer war immer die erste Aufgabe des Tages. Um Viertel vor acht, wenn die Rezeptionistin den Haupteingang aufschloss und ihren Platz hinter dem Tresen einnahm, musste es blitzblank sein.

Emma steckte sich Kopfhörer in die Ohren, wählte ihre Lieblingsplaylist aus und summte leise mit, während sie mit dem Bodenwischer ihre Bahnen zog. Dann fuhr sie eine Etage weiter nach oben und putzte die Waschräume, die sich in der Mitte des langen Flurs befanden. Als sie sah, dass der Boden vor den Bürotüren durch den Regen der letzten Tage von braunen Schuhabdrücken bedeckt war, wischte sie einmal den gesamten Flur entlang - vor acht tauchte normalerweise keiner der Angestellten auf. Völlig vertieft begann sie, immer lauter und schiefer zur Musik zu trällern.

»Guten Morgen, Frau König!«, drang plötzlich eine Stimme an ihr Ohr.

Sie brach ab, nahm hastig einen Kopfhörer aus dem Ohr und blickte auf, während ihr die Röte ins Gesicht schoss. Stefan Sauer lief an ihr vorbei auf seine Bürotür zu.

»Sie sind ja früh dran heute.«

Er nickte. »Wir, der Betriebsrat, haben nachher ein Treffen mit dem Vorstand. Ich will vorher noch ein bisschen was schaffen«, sagte er, bevor er in seinem Büro verschwand.

Emma runzelte die Stirn. Michi hatte ihr gar nichts von dem Treffen erzählt. Vielleicht war es nichts Wichtiges. Sie steckte sich den Kopfhörer wieder ins Ohr und fuhr mit ihrer Arbeit fort.

Als sie ins nächste Stockwerk fuhr, waren schon einige weitere Mitarbeiter auf dem Weg in ihre Büros. Um niemandem im Weg zu sein, konzentrierte sie sich in den übrigen Stockwerken auf die Waschräume, wischte über Fliesen und Spiegel, tauschte Toilettenpapier, Handtücher und Seife. Sie summte wieder leise zur Musik und langsam beruhigten sich ihre aufgewühlten Gedanken. Sie schindete noch ein wenig Zeit, legte unten im Putzraum eine Pause ein und aß ihr mitgebrachtes Brötchen. Dann führte kein Weg mehr daran vorbei, nach oben zu fahren.

Der Fahrstuhl brachte sie mit einem leisen Schnurren in den sechsten Stock. Sie fand Cecile auf der Dachterrasse bei dem verzweifelten Versuch, den hartnäckigen Schmutz von den geriffelten Fliesen zu schrubben.

»Hallo, Emma. Fertig mit den Toiletten?«

»Ja. Was gibt es hier oben noch zu tun?«

»Die Seminarräume ganz hinten im Flur. Die sind heute nicht belegt.«

Emma nickte, wünschte Cecile viel Erfolg beim Reinigen der Dachterrasse, wofür sie ein ironisches Lachen...
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Autor

Johanna M. Paul, geboren 1998, ist in Bremen geboren und aufgewachsen. Nach ihrem Abschluss in Angewandter Physik zog sie für ein weiterführendes Studium nach Hannover. Familie und Freundschaften verbinden sie mit Ostfriesland und der Nordseeküste. Neben Naturwissenschaften sind seit ihrer Kindheit Lesen und Schreiben ihre Leidenschaft.