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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
232 Seiten
Deutsch
Kinddertagesstätten sollen heute einerseits sicherstellen, dass sie Kompetenzorte sind. Das bedeutet, dass Mitarbeitende Kindern kompetent helfen können, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Andererseits muss jede Kita gewährleisten, dass ihre Einrichtung kein Tatort wird, d.h. sie muss dafür sorgen, dass all die Schutzmaßnahmen ergriffen werden, die verhindern, dass Mitarbeitende Kinder sexuell missbrauchen. Daher benötigen Kitas sogenannte "Schutzkonzepte". Das Buch informiert Leitungen und Mitarbeitende in Kindertagesstätten praxisnah über die wichtigsten Bestandteile von Schutzkonzepten zur Prävention vor sexueller Gewalt. Nach der Vermittlung von Grundlagenwissen zum Themenfeld, werden wichtige Puzzlesteine eines Schutzkonzeptes in einzelnen Artikeln vorgestellt und erläutert. Fachlich reflektierte, im Team abgesprochene und gleichzeitig an den Bedürfnissen des jeweiligen Kindes orientierte Nähe, Sexualerziehung, Genderpädagogik, klar geregeltes Vorgehen im Verdachtsfall tragen ebenso zum Schutz der Kinder bei wie eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern bei diesen Themen, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Auch nicht fehlen darf natürlich die direkte Arbeit mit den Kindern selbst, die dann sinnvoll ist, wenn alle Mitarbeitenden und Eltern über die erforderliche Interventionskompetenz verfügen. Leitungen erfahren darüber hinaus, wie sie die erforderlichen Prozesse aufsetzen und steuern können und welche Maßnahmen direkt in ihrer Verantwortung liegen, wie z.B. gezielte Maßnahmen im Bewerbungs- und Auswahlverfahren von Mitarbeitenden. All dies auch unter inklusiven Gesichtspunkten. Die umfassenden (z.T. über 30jährigen) Erfahrungen der Autorinnen aus der Fortbildungsarbeit mit hunderten von Kindertagesstätten ermöglichen einen Blick auf das Tätigkeitsfeld, der Mut macht, das Thema anzugehen.

Jahrgang 1983, Master of Social Management, Diplom-Sozialpädagogin (FH), ist seit 2012 pädagogische Mitarbeiterin bei AMYNA e.V. In Angeboten der Erwachsenenbildung, in Fachveröffentlichungen und in verschiedenen Projekten widmet sie sich bei AMYNA u. a. folgenden Themen: Missbrauch in Institutionen und strukturelle Ansätze der Präventionsarbeit, Leitungsverantwortung in der Prävention, Prävention und Ehrenamt sowie Kinderschutz in Stiftungen. Zudem ist sie als Expertin für die Fachberatungsstelle PräTect des Bayerischen Jugendrings tätig. Seit 2020 ist sie Teil des geschäftsführenden Teams bei AMYNA e. V. und Bereichsleitung für den Bereich Projekte & überregionale Angebote.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR21,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextKinddertagesstätten sollen heute einerseits sicherstellen, dass sie Kompetenzorte sind. Das bedeutet, dass Mitarbeitende Kindern kompetent helfen können, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind. Andererseits muss jede Kita gewährleisten, dass ihre Einrichtung kein Tatort wird, d.h. sie muss dafür sorgen, dass all die Schutzmaßnahmen ergriffen werden, die verhindern, dass Mitarbeitende Kinder sexuell missbrauchen. Daher benötigen Kitas sogenannte "Schutzkonzepte". Das Buch informiert Leitungen und Mitarbeitende in Kindertagesstätten praxisnah über die wichtigsten Bestandteile von Schutzkonzepten zur Prävention vor sexueller Gewalt. Nach der Vermittlung von Grundlagenwissen zum Themenfeld, werden wichtige Puzzlesteine eines Schutzkonzeptes in einzelnen Artikeln vorgestellt und erläutert. Fachlich reflektierte, im Team abgesprochene und gleichzeitig an den Bedürfnissen des jeweiligen Kindes orientierte Nähe, Sexualerziehung, Genderpädagogik, klar geregeltes Vorgehen im Verdachtsfall tragen ebenso zum Schutz der Kinder bei wie eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern bei diesen Themen, egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Auch nicht fehlen darf natürlich die direkte Arbeit mit den Kindern selbst, die dann sinnvoll ist, wenn alle Mitarbeitenden und Eltern über die erforderliche Interventionskompetenz verfügen. Leitungen erfahren darüber hinaus, wie sie die erforderlichen Prozesse aufsetzen und steuern können und welche Maßnahmen direkt in ihrer Verantwortung liegen, wie z.B. gezielte Maßnahmen im Bewerbungs- und Auswahlverfahren von Mitarbeitenden. All dies auch unter inklusiven Gesichtspunkten. Die umfassenden (z.T. über 30jährigen) Erfahrungen der Autorinnen aus der Fortbildungsarbeit mit hunderten von Kindertagesstätten ermöglichen einen Blick auf das Tätigkeitsfeld, der Mut macht, das Thema anzugehen.

Jahrgang 1983, Master of Social Management, Diplom-Sozialpädagogin (FH), ist seit 2012 pädagogische Mitarbeiterin bei AMYNA e.V. In Angeboten der Erwachsenenbildung, in Fachveröffentlichungen und in verschiedenen Projekten widmet sie sich bei AMYNA u. a. folgenden Themen: Missbrauch in Institutionen und strukturelle Ansätze der Präventionsarbeit, Leitungsverantwortung in der Prävention, Prävention und Ehrenamt sowie Kinderschutz in Stiftungen. Zudem ist sie als Expertin für die Fachberatungsstelle PräTect des Bayerischen Jugendrings tätig. Seit 2020 ist sie Teil des geschäftsführenden Teams bei AMYNA e. V. und Bereichsleitung für den Bereich Projekte & überregionale Angebote.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783934735248
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum24.03.2020
Seiten232 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5130831
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Adelheid Unterstaller Wir können da was tun! Was Kindertagesstätten wissen müssen, um Mädchen* und
Jungen* wirksam vor sexuellem Missbrauch schützen zu können
Kindertagesstätten erreichen nahezu alle Mädchen* und Jungen* in deren ersten Lebensjahren. Sie haben damit die Chance, eine zentrale Rolle bei der Prävention von sexuellem Missbrauch zu spielen und aktiv Verantwortung für den Schutz der Kinder zu übernehmen.

Kein Kind kann sich alleine vor sexuellem Missbrauch schützen! - das liest man häufig, und leider ist das in den allermeisten Fällen auch tatsächlich so. Wer sich mit dem Vorgehen von Tätern und Täterinnen beschäftigt, sieht auch bald, warum das so ist: Sexueller Missbrauch ist eine beabsichtigte Tat, Täter und Täterinnen setzen alles in ihrer Macht Stehende dafür ein, den Missbrauch zu ermöglichen und gleichzeitig nicht entdeckt zu werden. Viele von ihnen sind Meister der Manipulation , wie es Ursula Enders, die seit vielen Jahren als Beraterin bei Zartbitter Köln mit Missbrauchsfällen in unterschiedlichsten Kontexten zu tun hat, einmal formuliert hat. Davon wird in diesem Kapitel noch die Rede sein.

Wenn wir Mädchen* und Jungen* vor sexuellem Missbrauch schützen wollen, dann kommen wir nicht daran vorbei, uns mit dem Vorgehen von Täter*innen zu beschäftigen, denn jede präventive Maßnahme, die wirksam sein will, muss sozusagen eine Antwort auf deren Strategien sein. Können Kindertagesstätten so etwas leisten, fragen Sie sich vielleicht. Und führt das nicht zu weit weg von unseren Kernaufgaben? Ja, Kindertagesstätten können und müssen dies leisten und: Prävention von sexuellem Missbrauch gehört zu den Kernaufgaben von Kindertagesstätten, nämlich Kindern die besten Entwicklungschancen zu bieten.
Wo können Kindertagesstätten bei der
Prävention ansetzen?

Kindertagesstätten können auf drei unterschiedlichen Ebenen den Strategien von Täter*innen etwas entgegensetzen und damit dem Schutz der Kinder vor sexuellem Missbrauch dienen.

1. Sie können nachhaltige Erfahrungsräume für Mädchen* und Jungen gestalten, in denen Kinder erfahren,

was ihre Rechte sind und dass diese geachtet werden
wie Erwachsene in einer angemessenen und kindgerechten Art mit Nähe und Distanz zu Kindern umgehen
dass sie verlässlich Mitsprache- und Mitbestimmungsmöglichkeiten haben
dass ihre Beschwerden willkommen sind, gehört und ernst genommen werden
dass auf ihre Bedürfnisse angemessen reagiert wird und sie nicht manipuliert werden
dass sie als Individuen und Persönlichkeiten respektiert werden
dass eigene Grenzen richtig und wichtig sind und dass es Hilfe gibt, wenn jemand diese Grenzen verletzt
was positives Körpererleben ist, ohne dass jemand ihre Intimität verletzt
dass ihr Körper schützenswert ist und dass sie stolz auf ihn sein dürfen, egal, wie er aussieht
dass es eine Sprache auch für Genitalien und Sexualität gibt und dass darüber auch gesprochen werden darf (viele Kinder können über ihre negativen Erlebnisse nicht berichten, weil sie keine geeigneten Worte dafür haben)
dass Unterschiedlichkeit etwas Positives ist und dass niemand gemobbt und diskriminiert werden darf

Wenn wir Mädchen* und Jungen* diesen positiven Erfahrungsraum eröffnen, wenn sie erleben können, wie es ist, wenn ihre Grenzen respektiert werden, wenn sie sprachfähig sind, wenn es um Grenzverletzungen geht, vergrößern wir ihre Chance zu spüren, wann sie manipuliert werden, und es wird ihnen leichter gemacht, sich schutzfähigen Erwachsenen mitzuteilen und Hilfe zu holen.


2. Sie können lernen, wie Sie betroffenen Kindern am besten helfen können, und Sie können sich als kompetente, handlungsfähige, vertrauenswürdige und verlässliche Ansprechpartner*innen für die großen und kleinen Nöte der Kinder zeigen, Das erforderliche Wissen können Sie in Fortbildungen erwerben.

3. Und Sie können in Ihrem Verantwortungsbereich - Ihrem Träger, Ihrer Einrichtung - Strukturen schaffen und einfordern, die die Wahrscheinlichkeit senken, dass Kinder innerhalb der Einrichtung sexualisierte Gewalt erfahren müssen. Neben den bereits unter Punkt 1 genannten Ausführungen betrifft dies

die Personalauswahl und Personalführung
das Leitbild Ihrer Organisation
den Verhaltenskodex
das pädagogische, medienpädagogische und sexualpädagogische Konzept (in dem auch die unter Punkt 1 genannten Anforderungen verbindlich verankert werden)
die räumlichen Rahmenbedingungen in der Einrichtung
eine gute Zusammenarbeit mit den Eltern
Leitfäden und die Handlungskompetenz bei Verdacht auf sexuelle Gewalt innerhalb oder außerhalb der Einrichtung
die professionelle Öffentlichkeitsarbeit, die den Kinderschutz miteinbezieht
die Qualifizierung der Mitarbeitenden
und eine zuverlässige Qualitätssicherung


All dies zusammen ergibt das Schutzkonzept Ihrer Einrichtung.

Das sind - zugegebenermaßen - hohe Anforderungen an Einrichtungen. Die gute Nachricht ist: Sie haben Anspruch auf Unterstützung bei der Erarbeitung eines solchen Schutzkonzeptes. Nach §8b SGB VIII (2) haben Träger von Einrichtungen, in denen sich Kinder oder Jugendliche ganztägig oder für einen Teil des Tages aufhalten oder in denen sie Unterkunft erhalten, (â¦) gegenüber dem überörtlichen Träger der Jugendhilfe (gemeint ist hier das Landesjugendamt) Anspruch auf Beratung bei der Entwicklung und Anwendung fachlicher Handlungsleitlinien zur Sicherung des Kindeswohls und zum Schutz vor Gewalt sowie zu Verfahren der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an strukturellen Entscheidungen in der Einrichtung und zu Beschwerdeverfahren in persönlichen Angelegenheiten.1 Fragen Sie bei Ihrem Jugendamt oder Ihrer Fachaufsicht nach, an wen Sie sich wenden können. Auch wir wollen Sie mit diesem Buch bei der Erarbeitung unterstützen. Alle oben genannten Punkte erläutern und beschreiben wir daher für Sie in den nächsten Kapiteln.

Auf den folgenden Seiten geht es nun um die Basisinformationen zu sexuellem Missbrauch, vor deren Hintergrund die einzelnen Maßnahmen zur Prävention erst verständlich werden.
Wovon sprechen wir hier eigentlich? Was ist
genau damit gemeint, wenn von sexuellem
Missbrauch die Rede ist?

Sexueller Missbrauch [â¦] an Kindern ist jede sexuelle Handlung, die an oder vor Mädchen* und Jungen* gegen deren Willen vorgenommen wird oder der sie aufgrund körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen können. Der Täter oder die Täterin nutzt dabei seine/ihre Macht- und Autoritätsposition aus, um eigene Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen. 2 Bei Kindern ist grundsätzlich davon auszugehen, dass sie aufgrund ihres Entwicklungsstandes sexuellen Handlungen von Erwachsenen an und mit ihnen nicht zustimmen können. Diese sind immer als sexuelle Gewalt zu werten, selbst wenn ein Kind damit einverstanden wäre.

Diese Definition ist hilfreich, wenn es sich um eindeutige Fälle von sexuellem Missbrauch handelt, beispielsweise die Manipulation an den nackten Genitalien eines Kindes. In der Realität sind Fachkräfte jedoch häufiger mit Situationen konfrontiert, die eine Bewertung, ob es sich um sexuellen Missbrauch handelt, nicht sofort und nicht eindeutig zulassen. Hier sind weitere Differenzierungen hilfreich.

Was meinen Sie: Ist das sexueller Missbrauch?

1. Die 7-jährige Melanie ist aufgrund einer organischen Erkrankung inkontinent und braucht Hilfe beim Wechseln der Windel. Ihr ist das unangenehm, aber sie hat mit ihrer Bezugserzieherin Miray eine gute Methode gefunden, sodass das im Stehen ganz schnell geht. So ist es für Melanie in Ordnung. Als Miray einmal krank ist, bekommt die Praktikantin Nicole den Auftrag, Melanie zu wickeln. Nicole hebt Melanie auf den Wickeltisch und nimmt ihr die Windel ab. Auf Melanies Protest hin meint sie nur: Aber ich muss dich doch wickeln, sei doch bitte nicht so bockig. Sie macht es genauso, wie sie es von den Zweijährigen im Kinderhaus gewöhnt ist: Sie spreizt ihre Beine, macht sie mit einem Feuchttuch sauber und legt eine neue Windel an. Abends läuft Melanie weinend und verstört zu ihrer Mutter und erzählt ihr die Geschichte. Die Mutter bittet Nicole am nächsten Tag um ein Gespräch und erklärt ihr das Problem. Nicole versteht sofort, was sie falsch gemacht hat und dass sie Melanies Grenzen verletzt hat. Sie ist sehr betroffen. Sie entschuldigt sich anschließend bei Melanie. Sie verspricht ihr, dass dies nicht wieder vorkommt. Melanie ist erleichtert. Nicole informiert anschließend auch die Leitung...
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Jahrgang 1983, Master of Social Management, Diplom-Sozialpädagogin (FH), ist seit 2012 pädagogische Mitarbeiterin bei AMYNA e.V.
In Angeboten der Erwachsenenbildung, in Fachveröffentlichungen und in verschiedenen Projekten widmet sie sich bei AMYNA u. a. folgenden Themen: Missbrauch in Institutionen und strukturelle Ansätze der Präventionsarbeit, Leitungsverantwortung in der Prävention, Prävention und Ehrenamt sowie Kinderschutz in Stiftungen. Zudem ist sie als Expertin für die Fachberatungsstelle PräTect des Bayerischen Jugendrings tätig. Seit 2020 ist sie Teil des geschäftsführenden Teams bei AMYNA e. V. und Bereichsleitung für den Bereich Projekte & überregionale Angebote.