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Die Königin des Ritz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am27.08.20201. Auflage
Was wir wagen für die Liebe: ein historischer Roman aus der Zeit des Dritten Reichs - und die wahre Geschichte des Hotelier-Ehepaars, das während des 2. Weltkriegs das Pariser Luxus-Hotel Ritz geführt hat Glanz und Glamour verzaubern die Gäste im Luxus-Hotel Ritz in Paris auch 1940 inmitten des 2. Weltkriegs - während Hakenkreuze im Blumenschmuck stecken und Soldaten der deutschen Besatzer in den Sesseln lungern. Für die Amerikanerin Blanche ist es kaum zu ertragen, dass ihr Mann Claude Auzello als Geschäftsführer des Ritz den Nazis zu Diensten sein muss. Durch eine Freundin kommt sie in Kontakt mit der Résistance und übernimmt immer häufiger waghalsige Aufträge. Mehr als einmal rettet Blanche ihr Leben nur durch ihre Unverfrorenheit und betörende Schönheit. Was sie nicht ahnt: Auch Claude ist längst der Résistance beigetreten und unternimmt alles, um seine geliebte Blanche zu schützen, deren größtes Geheimnis die Nazis auf keinen Fall entdecken dürfen ... Aus der wahren Geschichte von Blanche und Claude Auzello hat die »New York Times«-Bestseller-Autorin Melanie Benjamin einen bewegenden historischen Roman gemacht. Zwischen dem Glamour des Pariser Hotel Ritz und den Gefahren des Widerstands entfaltet sich die Geschichte einer ebenso schönen wie tapferen Frau und einer großen Liebe.

Melanie Benjamin hat fünf Romane geschrieben, die allesamt zu New York Times-Bestsellern wurden. Ihre Bücher wurden in 15 Sprachen übersetzt. Melanie Benjamin lebt in Chicago.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextWas wir wagen für die Liebe: ein historischer Roman aus der Zeit des Dritten Reichs - und die wahre Geschichte des Hotelier-Ehepaars, das während des 2. Weltkriegs das Pariser Luxus-Hotel Ritz geführt hat Glanz und Glamour verzaubern die Gäste im Luxus-Hotel Ritz in Paris auch 1940 inmitten des 2. Weltkriegs - während Hakenkreuze im Blumenschmuck stecken und Soldaten der deutschen Besatzer in den Sesseln lungern. Für die Amerikanerin Blanche ist es kaum zu ertragen, dass ihr Mann Claude Auzello als Geschäftsführer des Ritz den Nazis zu Diensten sein muss. Durch eine Freundin kommt sie in Kontakt mit der Résistance und übernimmt immer häufiger waghalsige Aufträge. Mehr als einmal rettet Blanche ihr Leben nur durch ihre Unverfrorenheit und betörende Schönheit. Was sie nicht ahnt: Auch Claude ist längst der Résistance beigetreten und unternimmt alles, um seine geliebte Blanche zu schützen, deren größtes Geheimnis die Nazis auf keinen Fall entdecken dürfen ... Aus der wahren Geschichte von Blanche und Claude Auzello hat die »New York Times«-Bestseller-Autorin Melanie Benjamin einen bewegenden historischen Roman gemacht. Zwischen dem Glamour des Pariser Hotel Ritz und den Gefahren des Widerstands entfaltet sich die Geschichte einer ebenso schönen wie tapferen Frau und einer großen Liebe.

Melanie Benjamin hat fünf Romane geschrieben, die allesamt zu New York Times-Bestsellern wurden. Ihre Bücher wurden in 15 Sprachen übersetzt. Melanie Benjamin lebt in Chicago.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426460399
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum27.08.2020
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse878 Kbytes
Artikel-Nr.5141375
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1
BLANCHE

Juni 1940


Ihre Schuhe. Die Schuhe machen ihr Sorgen, ist das zu fassen? Als habe diese Frau an diesem schrecklichen Tag nicht gewichtigere Gründe, sich Sorgen zu machen, sind es ausgerechnet ihre Schuhe.

Doch zu ihrer Verteidigung sei gesagt, dass sie tatsächlich ein Problem sind, wenn man bedenkt, wer sie ist und wo sie gerade hinwill. Sie sind schmutzig, lehmverkrustet, die Absätze durchgelaufen. Und so hat sie, als ihr Mann ihr aus dem Zug hilft, nur den einen Gedanken, wie sich wohl Coco Chanel über sie das böse Maul zerreißen wird, wenn sie ihr so unter die Augen tritt. Wie sie wohl alle reagieren werden, wenn sie sich mit schäbigen Schuhen und zerrissenen Strümpfen an den wohlgeformten Waden im Ritz blicken lässt. Gegen ihre Strümpfe kann sie nichts machen, selbst Blanche Auzello würde es im Traum nicht einfallen, in aller Öffentlichkeit die Strümpfe zu wechseln, doch sie hält verzweifelt Ausschau nach einer Bank, um aus einem ihrer Koffer ein anderes Paar Schuhe zu kramen. Bevor sie allerdings den Mund aufmachen kann, um ihrem Mann Bescheid zu sagen, werden sie beide von einer Woge von Menschen mitgerissen - was sind das nun für Leute? Franzosen? Deutsche? Flüchtlinge? -, die panisch, konfus aus dem Gare du Nord strömen, um in banger Erwartung zu begreifen, was in ihrer Abwesenheit aus Paris geworden ist. Blanche und ihr Mann fügen sich in die Masse der Ungewaschenen ein; Dreck und Asche haben sich überall in Hautfalten festgesetzt, in den Kniekehlen, in den Armbeugen, hinter den Ohren, unter dem verschwitzten Kinn. Und dann die rußverschmierten Gesichter. Seit Tagen haben sie die Kleider nicht gewechselt; Claude hat seine Hauptmannsuniform in den Koffer gepackt, bevor sie seine Garnison verlassen haben. »Um sie bald wieder zu tragen«, hat er gesagt, um Blanche zu beruhigen oder wohl eher, wie sie vermutet, sich selbst. »Wenn wir zurückschlagen. Was wir ganz bestimmt tun werden.« Dabei weiß niemand, ob und, wenn überhaupt, wann es dazu kommen wird. Nachdem die Deutschen Frankreich eingenommen haben.

Draußen lösen sich Mme und M. Auzello endlich aus der Menge und ruhen sich einen Moment aus, um all das Gepäck abzustellen, das ihnen aus den Fingern gleitet; als sie vor neun Monaten packten, hatten sie keine Ahnung, wie lange sie weg sein würden. Ohne nachzudenken, sehen sie sich in der üblichen Schlange vor dem Bahnhofseingang nach einem Taxi um, doch es gibt keins. Es sind überhaupt keine Autos auf den Straßen, lediglich ein einsamer Karren und das jämmerlichste Pferd davorgespannt, das Blanche je gesehen hat.

Auch Claudes Blick wandert zu dem dürren Gaul. Mit dem keuchenden Atem, dem Schaum, der ihm vom Maul tropft, und Rippen, die sich so scharf unter der Haut abzeichnen, als habe man das Fleisch herausgeschnitten. Er schüttelt den Kopf. »Das Tier wird es nicht einmal bis zum nächsten Morgen schaffen.«

»Sie da!« Blanche marschiert zu dem Kutscher auf dem Karren hinüber, einem Mann mit kleinen Augen und einem Zahnlückenlächeln.

»Ja, Madame? Zehn Franc. Zehn, und ich bringe Sie überall in Paris hin, wohin Sie wollen! Ich habe den einzigen Pferdekarren im Umkreis von zwanzig Kilometern!«

»Spannen Sie auf der Stelle ab. Sie Mistkerl, dieses Pferd bricht jeden Moment zusammen. Sehen Sie das denn nicht? Es gehört in den Stall und braucht Futter.«

»Dämliche Kuh«, murmelt der Mann, seufzt und deutet auf die Straße, auf der es von Fußgängern wimmelt. »Kapieren Sie denn nicht? Als die Nazis kamen, haben sie jedes gesunde Tier beschlagnahmt. Dieser Klappergaul ist alles, womit ich meinen Lebensunterhalt noch bestreiten kann.«

»Ist mir egal. Ich zahle Ihnen zwanzig Franc, wenn Sie dieses Tier ausspannen, damit es sich einfach eine Weile hinlegen kann.«

»Wenn er sich hinlegt, kommt er nicht wieder hoch.« Der Mann wirft einen Blick auf das arme Geschöpf, das auf seinen krummen Beinen schwankt, und zuckt die Achseln. »Schätze, der bringt noch drei, vielleicht auch vier Fahrten, dann ist er hin. Und ich auch.«

Doch jetzt ist Claude herbeigeeilt und hält seine Frau zurück, als sie mit einem großen Satz auf das armselige Pferd und seinen Besitzer zuspringen will.

»Scht, Blanche, scht. Hör auf. Wir müssen los. Du kannst nicht alles retten, was hin ist in Paris, Schatz. Schon gar nicht jetzt.«

»Versuch ja nicht, mich davon abzuhalten!« Aber dann lässt sie sich doch von ihrem Mann vom Bahnhof wegführen. Denn eines ist nicht zu leugnen: Die Auzellos sind immer noch ein gutes Stück vom Ritz entfernt.

»Ich hätte ja ein Telegramm geschickt, damit uns jemand abholt«, sagt Claude und wischt sich mit seinem schmutzigen Taschentuch über die Stirn; beim Anblick des dreckigen Stück Stoffs verzieht er das Gesicht. Blanches Mann sehnt sich nach einem sauberen Taschentuch wie sie nach sauberen Schuhen. »Aber ...«

Blanche nickt. Im Zuge des Einmarschs wurden sämtliche Telegrafen- und Telefonleitungen, die Paris mit der Außenwelt verbinden, gekappt.

»Monsieur! Madame!« Vor ihnen tauchen zwei geschäftstüchtige Jungen auf, die sich erbieten, ihnen für drei Francs das Gepäck zu tragen. Claude schlägt ein, und sie folgen den Gassenkindern durch die gewöhnlich so chaotischen Straßen von Paris. Unwillkürlich muss Blanche daran denken, wie sie zum ersten Mal versucht hat, sich auf der Ringstraße um den Arc de Triomphe zwischen all den Fahrzeugen, die kreuz und quer in alle Richtungen strebten, hindurchzumanövrieren. Heute dagegen verblüfft sie das gänzliche Fehlen von Verkehr.

»Die Deutschen konfiszieren jedes Auto«, sagt einer der Jungen, ein hochgewachsener, blasser Bengel mit blondem Haar und einem abgebrochenen Schneidezahn im kessen Ton eines Jugendlichen, der mehr weiß als die Erwachsenen. »Für ihre Armee.«

»Lieber würde ich ihn in die Luft jagen, als meinen Wagen den Boche zu überlassen«, murmelt Claude, und Blanche liegt schon die Bemerkung auf der Zunge, dass sie keinen eigenen Wagen haben. Doch sie beherrscht sich; sogar Blanche sieht ein, dass ein solcher Hinweis im Moment unpassend wäre.

Während der seltsame kleine Trupp dahintrottet, dringt ihr noch etwas anderes ins Bewusstsein: das Schweigen. Nicht nur seitens der verblüfften Menschen, die aus dem Bahnhof stolpern und sich wie eine verschlammte Regenpfütze durch die Stadt ausbreiten, sondern überall. Wenn es in Paris eine Konstante gibt, dann ist es der rege Austausch von Worten: Cafétische, an denen sich die eng sitzenden Gäste über die Farbe der Sonne streiten. Und die Bürgersteige, auf denen die Pariser mitten im Gedränge stehen bleiben, um ihren Weggefährten mit dem spitzen Finger ein besonders stichhaltiges Argument zu liefern, sei es über Politik, den Schnitt des Anzugs, das beste Käsegeschäft, egal was. Die Pariser, das weiß Blanche nur zu gut, lieben das Palavern.

Heute sind die Cafés menschenleer. Ebenso die Bürgersteige. In den verlassenen Gärten spielen keine lärmenden Schulkinder in Uniform. Es singen keine Straßenverkäufer, während sie ihre Leiterwagen durch die Gassen schieben; nirgends sind Ladenbesitzer zu sehen, die mit ihren Lieferanten feilschen.

Dennoch spürt sie Blicke, die sich auf sie richten, sie täuscht sich nicht. Trotz der Hitze in der unbarmherzigen Sonne läuft ihr ein Schauder herunter, und sie hakt sich bei ihrem Mann ein.

»Sieh mal«, flüstert er und deutet mit dem Kopf nach oben. Blanche folgt seinem Blick. Aus den Fenstern unter den Mansardendächern spähen überall Menschen heimlich hinter Spitzengardinen nach draußen. Ihr Blick wird von etwas weiter oben angezogen, das dort in der Sonne aufblitzt, auf den Firsten der Dächer.

Nazisoldaten mit glänzenden Gewehren spähen von dort oben auf sie herab.

Sie zittert. Bis zu diesem Augenblick sind sie keinen Soldaten begegnet. Die Deutschen waren nicht bis Nîmes vorgedrungen, wo Claude bis zu Beginn des Sitzkriegs stationiert war, nicht einmal auf der Zugfahrt nach Paris, bei der alle solche Angst davor hatten, so wie andere auf ihrer Flucht bombardiert zu werden, auch wenn natürlich an jeder planmäßigen oder unplanmäßigen Station alle Gespräche verstummten und alle Passagiere den Atem anhielten aus Angst, deutsche Wortfetzen, deutsche Stiefel, deutsche Schüsse zu hören. Trotz alledem waren die Auzellos bislang keinem einzigen Nazi begegnet.

Hier daheim jetzt schon. Es ist verflucht noch mal wirklich passiert. Die Nazis haben wirklich und wahrhaftig Paris eingenommen.

Blanche holt tief Luft - ihr tun die Rippen weh, ihr knurrt der Magen, sie weiß nicht einmal mehr, wann sie das letzte Mal gegessen haben - und läuft in ihren ausgetretenen Schuhen weiter. Endlich gelangen sie zu dem riesigen gepflasterten Geviert des Place Vendôme; auch hier sind keine Zivilisten zu sehen. Soldaten ja.

Blanche schnappt nach Luft; Claude auch. Denn auf dem Platz stehen Nazipanzer rings um die Statue von Napoleon. Eine riesige Fahne der Nazis mit ihrem Hakenkreuz, der verdrehten Swastika, hängt über mehreren Eingangstüren - auch am Ritz. Ihres und ihres Mannes ach so geliebtem Ritz.

Und oben auf der Eingangstreppe stehen zwei Nazisoldaten. Mit Gewehren.

Es klappert und poltert zu ihren Füßen. Die Jungen haben ihr Gepäck aufs Pflaster fallen lassen und flitzen in Windeseile davon. Claude blickt ihnen hinterher.

»Vielleicht sollten wir besser zur Wohnung gehen«, sagt er und zieht erneut sein schmutziges Taschentuch heraus. Zum ersten Mal an diesem Tag - zum allerersten Mal, seit Blanche ihn kennt - sieht sie ihren Mann ratlos. Und in diesem Moment begreift sie, dass nichts mehr so ist...
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