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Das war die schönste Zeit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am27.07.2020
Dan war der erste Junge, den Ali geliebt hat. Der Erste, der ihr eine Musikkassette aufgenommen hat. Aber das ist dreißig Jahre her, und Ali hat schon lange nicht mehr an ihn gedacht. Genauso wenig wie an den Tag, an dem sie ihr altes Leben überstürzt hinter sich lassen musste. Doch dann taucht Dans Name plötzlich auf ihrem Telefon auf, und für einen kostbaren Moment ist Ali keine mitten im Leben stehende Frau und Mutter von fünfzig Jahren. Sie ist wieder sechzehn und zurück in ihrer Heimatstadt Sheffield, tanzend in zu engen Jeans. Und als Dan ihr ein Lied von damals schickt, muss Ali sich fragen: Was, wenn all das, was hätte sein können, noch vor ihr liegt?

Jane Sanderson ist Journalistin und Schriftstellerin. Bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete, war sie lange Zeit als Produzentin für den renommierten Hörfunksender BBC Radio 4 tätig. Die Autorin lebt mit ihrem Mann auf dem Land in Herefordshire.
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Produkt

KlappentextDan war der erste Junge, den Ali geliebt hat. Der Erste, der ihr eine Musikkassette aufgenommen hat. Aber das ist dreißig Jahre her, und Ali hat schon lange nicht mehr an ihn gedacht. Genauso wenig wie an den Tag, an dem sie ihr altes Leben überstürzt hinter sich lassen musste. Doch dann taucht Dans Name plötzlich auf ihrem Telefon auf, und für einen kostbaren Moment ist Ali keine mitten im Leben stehende Frau und Mutter von fünfzig Jahren. Sie ist wieder sechzehn und zurück in ihrer Heimatstadt Sheffield, tanzend in zu engen Jeans. Und als Dan ihr ein Lied von damals schickt, muss Ali sich fragen: Was, wenn all das, was hätte sein können, noch vor ihr liegt?

Jane Sanderson ist Journalistin und Schriftstellerin. Bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete, war sie lange Zeit als Produzentin für den renommierten Hörfunksender BBC Radio 4 tätig. Die Autorin lebt mit ihrem Mann auf dem Land in Herefordshire.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641251000
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum27.07.2020
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1719 Kbytes
Artikel-Nr.5142731
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

SHEFFIELD,

23. DEZEMBER 1978

Da gehen die beiden, ganz zu Anfang, als sie noch jung waren: Daniel Lawrence und Alison Connor. Er ist achtzehn, sie sechzehn. Es ist Samstagabend, und sie schlendern durch die winterlichen Straßen von Sheffield, auf dem Weg zu Kev Carters Weihnachtsparty. Sie haben noch nicht viel gesagt, seit er sie vom Bus abgeholt hat, doch sie sind sich beide der Gegenwart des anderen mehr als bewusst. Ihre Hand in seiner fühlt sich viel zu gut an, als dass es nur irgendeine Hand sein könnte, und während er so neben ihr läuft, wird ihr Mund ganz trocken, und ihr Herz schlägt viel zu schnell, pocht viel zu laut. Seite an Seite gehen sie auf dem Bürgersteig. Es ist nicht weit von der Haltestelle bis zu Kevs Haus, und schon bald ist die Stille zwischen ihnen von lauter Musik erfüllt. Er sieht zu ihr herab, so wie sie zu ihm aufblickt, und beide lächeln. Mit einem Mal spürt er dieses reine Verlangen, wie immer, wenn Alison ihn ansieht, und sie ... nun, sie könnte nicht sagen, ob sie im Leben je glücklicher war.

Kevs Haustür stand offen, hieß den Abend willkommen. Musik kam ihnen entgegen, und Licht fiel auf das Unkraut und die kaputten Gehwegplatten, die durch den Garten führten. Kev war Daniels Freund, nicht Alisons - sie besuchten nicht dieselbe Schule. Auf dem Weg ins Haus ließ sie sich etwas zurückfallen, damit es aussah, als würde Daniel sie hinter sich herziehen. Sie genoss das Gefühl, von diesem Jungen ins Haus geführt zu werden. Alle sollten sehen, dass sie ihm gehörte und er ihr. Im Kassettendeck lief Blondie, »Picture This« - viel zu laut, sodass der Bass zerrte und vibrierte. Alison mochte den Song. Am liebsten wäre sie gleich ihren Mantel losgeworden, sie wollte sich was zu trinken holen und tanzen. Doch schon im nächsten Augenblick ließ Daniel ihre Hand los, um Kev zuzuwinken. Er brüllte gegen die Musik an und lachte über Kevs Antwort. Dann nickte er Rob Marsden zu, sagte: »Alles klar bei dir?«, und lächelte Tracey Clarke an, die vielsagend grinste. Sie stand an eine Wand gelehnt, allein, bei der Küchentür, als wartete sie auf den Bus. Kippe in der einen Hand, Dose Strongbow in der anderen. Dunkelblondes Haar mit Farrah-Fawcett-Locken, pflaumenfarbener Lippenstift und kajalgeschminkte Augen. Sie bedachte Alison mit einem kühlen, nachdenklichen Blick, nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette und blies den Rauch zur Seite aus.

»Hast du was mit ihm?«, fragte sie und deutete mit dem Kopf in Daniels Richtung. Tracey - älter und weiser, kein jungfräuliches Schulmädchen mehr - verdiente schon eigenes Geld und hatte einen Freund mit Auto. Das war alles, was Allison über sie wusste. Unwillkürlich wurde sie rot.

»Ja«, sagte sie verlegen, »hab ich.« Daniel war inzwischen außer Reichweite, also starrte Alison nur konzentriert seinen dunklen Hinterkopf an, in der Hoffnung, dass er sich zu ihr umdrehte. Höhnisch grinsend zog Tracey eine Augenbraue hoch. Rauch hing zwischen ihnen in der Luft. Alisons Schuhe brachten sie um.

»Dann pass mal gut auf ihn auf«, sagte Tracey. »Der ist gefragt.« Es folgte ein kurzer Moment des Schweigens, weil Alison nichts erwiderte, dann zuckte Tracey mit den Schultern. »Getränke gibt´s da drinnen.«

Sie meinte die Küche hinter ihr, und durch die offene Tür sah Alison einen Haufen Leute, die sich um einen grünen Resopal-Tisch drängten, auf dem eine Unmenge Flaschen, Knabberkram und Plastikbecher standen. Sie flüchtete vor der leicht boshaften Aufmerksamkeit dieser Tracey und schob sich hinein. Daniel hätte ihr ruhig was zu trinken besorgen können, dachte Alison. Aber na ja, im Gegensatz zu ihr kannte er hier Hinz und Kunz, und die wollten halt alle was von ihm. Jetzt lief Jilted John vom Band, sodass plötzlich alle mitsangen, aber keiner mehr tanzte, und hinter Alison drängten noch mehr Leute in die winzige Küche. Sie sah kein einziges vertrautes Gesicht, und das, obwohl es hier so voll war. Sie schob sich zum Tisch mit den Getränken durch. Es roch nach Zigarettenqualm und Cider, und plötzlich nach Old Spice.

»Alles okay bei dir, Alison?«

Sie drehte sich um und sah Stu Watson. Mit seiner Jeansjacke und Joe Strummers mürrischer Miene auf dem T-Shirt wirkte er peinlich um Verwegenheit bemüht. Jede Wette, dass er keinen einzigen Song von The Clash kannte. Aber dennoch freute sie sich, endlich jemand Vertrautes zu sehen. Mit zusammengekniffenen Augen musterte Stu sie bewundernd.

»Du siehst jedenfalls ganz okay aus«, sagte er.

»Na, und du ziemlich besoffen, Stu.«

»Eben erst gekommen?«

»Scheint so«, sagte sie und deutete auf ihren Mantel. »Du bist offensichtlich schon ein Weilchen da.«

»Der frühe Vogel eben«, sagte Stu. »Was trinkst du?«

»Noch nichts. Martini. Schätze ich.«

Stu zog eine Grimasse. »Wie kannst du den Scheiß bloß trinken? Schmeckt doch wie Medizin.«

Alison ignorierte ihn. Ihr war heiß, aber sie wusste nicht, wo sie ihren Mantel ablegen sollte, also ließ sie ihn ein Stück weit über die Schulter gleiten. Schon wanderte Stus Blick über ihre nackte Haut. Alison sah sich nach Daniel um. Er stand noch immer drüben im Wohnzimmer. Allerdings suchte er gar nicht nach ihr, wie sie gehofft hatte, sondern unterhielt sich mit einem anderen Mädchen. Mandy Phillips. Alison kannte sie aus dem Schulbus. Klein wie ein Kind, hennarote Locken, Elfennäschen. Sie blickte unentwegt zu Daniel auf, sonnte sich im Licht seiner Aufmerksamkeit. Er hielt die Arme verschränkt und ja, er stand zwar ein kleines Stück von Mandy entfernt, und doch schien es Alison, als könnte er sich kaum an ihr sattsehen. Alison beobachtete, wie Mandy Daniel an der Schulter zu sich herabzog, ihre zarte Hand an sein Ohr hielt und ihm etwas zuflüsterte. Daniel schenkte ihr sein typisches Lächeln: zögerlich, im Grunde nur ein halbes Lächeln. Ein paar Haarsträhnen fielen ihm vor die Augen, und Alison hätte sie am liebsten zurückgestrichen.

Stu folgte ihrem Blick. »Mein Name ist Mandy, und ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug«, sagte er. »Wohl eher einen angenehmen Fick.«

»Ach, verpiss dich, Stu«, sagte Alison. Sie griff sich eine Flasche Martini Rosso vom Tisch, schenkte sich einen Becher voll und nahm einen großen Schluck. Er hatte recht, das Zeug war wirklich eklig bitter. Aber auch sehr vertraut. Also nahm sie noch einen Schluck. Dann wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund, stellte ihren Becher auf den Tisch und zog ihren Mantel aus, hängte ihn über einen Stuhl. Sie trug eine Wrangler-Jeans, mit der sie extra in der Wanne gelegen hatte, damit sie hauteng saß, und eine neue Bluse, die gut aussah, sogar verdammt gut, das wusste sie. Schließlich hatte sie sich lange genug im Schlafzimmerspiegel betrachtet. Die Bluse war weiß und fühlte sich an wie Satin, und auf dem Weg zum Bus hatte Alison sie noch ein Stückchen weiter aufgeknöpft. Stu konnte den Blick gar nicht mehr von ihr wenden. Doch sie ließ ihn einfach stehen, nahm ihren Becher und schob sich durch die Menge, raus aus der Küche.

Alison unterhielt sich mit Stu Watson, diesem fiesen Frettchen, diesem Widerling mit den gierigen Augen, der seine Finger nicht bei sich behalten konnte. Daniel sah die beiden in der Küche stehen, aber er kam nicht weg von Mandy Phillips. Die blöde Kuh ließ gerade ein paar Tränchen kullern, während sie ihm erzählte, wie Kev Carter mit ihr Schluss gemacht hatte, heute Abend, auf seiner eigenen Party, der Scheißkerl. So ging es Daniel oft. Mädchen schütteten ihm ihr Herz aus. Er musste sie nicht dazu ermutigen, sie witterten einfach etwas an ihm, von dem er selbst nicht wusste, was es war, und dann hörten sie nicht mehr auf zu reden. Alison Connor war anders. Vor ein paar Tagen hatte er sie gefragt, ob sie mit ihm ausgehen würde, und sie hatte Ja gesagt. Nur dass sie in den kurzen Momenten, in denen sie seither zusammen gewesen waren, kaum einen Satz mit ihm gewechselt hatte. Dennoch wollte er sie an seiner Seite haben, wusste irgendwie, dass sie etwas Besonderes war. Aber mit diesem blöden Stu Watson hatte sie in der Küche jetzt schon länger geredet als jemals mit ihm. Mittlerweile war Mandy beim zweiten Durchgang derselben traurigen Geschichte, und es wurde immer deutlicher, worauf sie hinauswollte: erst ein verführerischer Blick, dann ein Kuss, die Aussicht auf mehr. Kev alberte derweil mit ein paar anderen herum, doch plötzlich sah er herüber und hielt den Daumen hoch, als wäre Daniel auf seine abgelegten Freundinnen angewiesen. Für Kev Carter war das Leben nur ein Spiel. Natürlich hatte er Mandy heute Abend abgeschossen - er hatte einen Sinn für Dramatik, und wo blieb der Spaß, wenn man schon vorher wusste, wem man später ins Höschen greifen würde?

Jetzt plärrte »Night Fever« aus den Lautsprechern, und Mandy fing an, ihre Schultern im Rhythmus der Musik zu wiegen. Mitten im Zimmer übte ein Gruppe Mädchen Seite an Seite Travolta-Moves, während ein paar Jungs lachend versuchten, es ihnen nachzumachen. Mandy zog an Daniels Schulter, und er beugte sich zu ihr vor, damit sie ihre kleine Hand an sein Ohr legen konnte.

Mit warmem Atem flüsterte sie ihm etwas ins Ohr, doch es war zu laut um sie herum, er verstand sie nicht.

Er richtete sich wieder auf und lächelte sie an. »Was?«

»Möchtest du ...?« Sie stockte und erwiderte sein Lächeln. »Du weißt schon ... tanzen?« Sie sagte »tanzen« auf eine Art und Weise, die weit, weit mehr andeutete. Keine Tränen mehr. Kev war längst vergessen.

»Nein«, sagte Daniel und wich zurück. Er sah zur Küche hinüber, suchte Alison, konnte sie aber nicht finden,...

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Jane Sanderson ist Journalistin und Schriftstellerin. Bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete, war sie lange Zeit als Produzentin für den renommierten Hörfunksender BBC Radio 4 tätig. Die Autorin lebt mit ihrem Mann auf dem Land in Herefordshire.