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Julias Insel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.04.2021
Julia hat ihren reichen Stiefvater Gert nie leiden können. Seinetwegen musste sie die geliebte Heimatinsel in der Nordsee verlassen. Jahre später stellt der Tod ihrer Mutter Julias und Gerts Leben völlig auf den Kopf. Aus gegenseitiger Abneigung wird ein liebevolles Vater-Tochter-Verhältnis und sie fahren zusammen auf Julias Insel. Im Haus ihrer Großmutter zwischen den alten Obstwiesen hört sie das Meer rauschen, atmet seinen Geruch. Und sie begegnet Jan Brahe wieder, Bürgermeister, Kindheitsfreund und Großer-Bruder-Ersatz. Bis sie begreifen, dass aus unbefangener Freundschaft eine große Liebe wird, müssen beide noch allerhand Umwege gehen ...

Ines Roth ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die schon sehr erfolgreiche Romane geschrieben hat. Sie lebt in München und auf Amrum, wobei die hier beschriebene Insel fiktiv ist.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR3,99

Produkt

KlappentextJulia hat ihren reichen Stiefvater Gert nie leiden können. Seinetwegen musste sie die geliebte Heimatinsel in der Nordsee verlassen. Jahre später stellt der Tod ihrer Mutter Julias und Gerts Leben völlig auf den Kopf. Aus gegenseitiger Abneigung wird ein liebevolles Vater-Tochter-Verhältnis und sie fahren zusammen auf Julias Insel. Im Haus ihrer Großmutter zwischen den alten Obstwiesen hört sie das Meer rauschen, atmet seinen Geruch. Und sie begegnet Jan Brahe wieder, Bürgermeister, Kindheitsfreund und Großer-Bruder-Ersatz. Bis sie begreifen, dass aus unbefangener Freundschaft eine große Liebe wird, müssen beide noch allerhand Umwege gehen ...

Ines Roth ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die schon sehr erfolgreiche Romane geschrieben hat. Sie lebt in München und auf Amrum, wobei die hier beschriebene Insel fiktiv ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641267377
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.04.2021
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1596 Kbytes
Artikel-Nr.5143834
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Der Mann hielt Julia in den Armen und küsste sie. Julia liebte ihn nicht, sie war nur ein bisschen in ihn verliebt, und das ganz frisch, und sie wusste jetzt schon, dass sie nicht mit ihm hätte ins Bett gehen sollen. Andere konnten das, einfach so. Sie nicht. Bei ihr nahm es immer ein schlechtes Ende. Aber sie war schon lange nicht mehr mit einem Mann zusammen gewesen, und ihre Sehnsucht nach Küssen und Umarmungen war groß. Also küsste sie ihn auch, genoss seine Wärme und wünschte sich, er würde sie nie wieder loslassen.

Der Mann hieß Marc. Er ließ sie los.

»Was ist?«

»Ich kann nicht. Ich kann mich nicht konzentrieren.«

»Wieso?«

»Deine Katze starrt mich an.«

Katze saß auf dem Wandbord gegenüber dem Bett und hatte den Blick fest auf Marc gerichtet. Ihre Augen, deren Farbe sie nach Bedarfslage ändern konnte, leuchteten in einem giftigen Gelbgrün.

»Sie mag mich nicht«, sagte Marc anklagend.

Das stimmte, aber es war nicht das Problem.

»Sie mag überhaupt keine Männer, die in meinem Bett liegen. Sie starrt alle so an.«

Marc rückte von ihr weg. »Liegen so viele Männer in deinem Bett?«

»Gar nicht. Nur ganz selten mal einer. Du bist seit Langem der erste.«

Julia streckte die Arme nach ihm aus. »Komm wieder her, Marc. Bitte. Mach einfach die Augen zu und vergiss sie.«

»Wie denn? Ich weiß, dass sie mich anstarrt. Wie soll ich das vergessen? Kannst du sie nicht rausschaffen?«

Julia schwang die Beine über den Bettrand, doch bevor sie die Füße auf den Boden setzen konnte, war Katze mit einem Sprung auf dem Schrank und richtete den Blick wieder auf Marc.

»Von da kriege ich sie nicht runter. Ich muss die Leiter holen, und bis ich oben bin, ist sie längst woanders.«

Marc stand auf, zog Jeans und Shirt über, schlüpfte in die Schuhe, griff nach der Jacke und angelte seine Socken unter dem Bett hervor. Er hob den Kopf, der vom Bücken rot angelaufen war.

»Wenn ich wiederkomme - falls ich je wiederkomme -, kannst du dieses Tier dann bitte wegsperren?«

Ich versprech´s dir, wollte Julia sagen, aber er hatte die Tür schon hinter sich zugeschlagen. Oben auf dem Schrank senkte Katze den Kopf und schloss die Augen, als wolle sie sagen: erledigt.

Julia stand auf und wickelte die Decke um sich. »Dummes Tier! Musste das sein? Er war der erste Mann seit Ewigkeiten.«

Es klingelte.

»Er kommt zurück!«

Sie rannte zur Tür und riss sie auf. Es war nicht Marc. Den Mann, der davorstand, hatte sie seit zehn Jahren nicht mehr gesehen, doch er sah noch fast genauso aus wie damals: breitschultrig, mit auffallend großen Händen und Füßen und einem breiten Gesicht mit hohen Wangenknochen und ausgeprägter Kieferpartie. Nur das üppige, wellige Haar, das er nackenlang und zurückgestrichen trug, war jetzt grau, ebenso wie seine Augenbrauen, und zu beiden Seiten des Mundes gab es jede Menge Falten.

»Gert! Was machst du hier?«

Er sah sie finster an.

»Das frage ich mich auch. Kam der junge Mann auf der Treppe, der seine Socken in der Hand trug, von dir?«

»Und wenn? Was geht´s dich an?«

»Immer noch so reizend wie früher. Kann ich reinkommen, oder muss ich draußen bleiben?«

Julia hielt ihm die Tür auf. Er trat herein und musterte ihr Dachatelier mit der langen Fensterfront, dem abgenutzten Holzboden, den vollgestopften Bücherregalen, der offenen Küche, dem Tisch mit den verschiedenen Stühlen und dem verschnörkelten, leichengrün gestrichenen Eisenbett, das sie billig bekommen hatte, weil es leichengrün und verschnörkelt war. Er blickte mit hochgezogenen Augenbrauen auf ihre Staffelei, den Rollwagen mit ihrer Palette und den Farben und ging schließlich wie ein Museumsbesucher an den Wänden entlang, betrachtete ihre Bilder, die dort hingen oder lehnten, und schüttelte immer wieder abfällig den Kopf.

»Dafür bist du sechs Jahre hier in München auf die Kunstakademie gegangen? Vergeudete Zeit, rausgeschmissenes Geld. So was kauft doch keiner. Davon lebst du?«

»Allerdings. Und gar nicht mal so schlecht«, sagte sie und verschwieg, dass sie außerdem im Souvenirshop jobbte.

Vor dem Fenster standen zwei Lehnsessel vom Trödelmarkt mit einem Korbtisch dazwischen. Er setzte sich aufatmend in den größeren.

»Was soll das, Gert? Warum bist du gekommen?«

Er zeigte auf die Decke, in die sie gewickelt war. »Willst du dir nicht was anziehen?«

Eigentlich wollte sie das. Die Decke hing schwer an ihr, und es war mühsam, sie festzuhalten. Nach all den Jahren fing er sofort wieder an, ihr zu sagen, was sie tun sollte, und sie wurde wieder so trotzig und eigensinnig wie als Kind. Dabei war sie kein Kind mehr. Sie wurde nächstes Jahr dreißig.

»Nein, will ich nicht. Was machst du hier?«

»Deiner Mutter geht´s nicht gut. Sie hat gesagt, ich soll dich holen.«

»Was heißt: nicht gut?«

»Sie hat es mit dem Magen.«

»Was soll das heißen: mit dem Magen?«

Er sah sie mit seinen schmalen grauen Augen abweisend an und antwortete nicht.

»Und? Sag schon.«

»Krebs.«

Ein eisiger Windstoß ließ Julias Herz gefrieren. »Das ist nicht wahr, Gert. Das kann nicht sein. Du lügst mich an.«

»Glaubst du, ich würde so was sagen, wenn es nicht wahr wäre?«

Seine Stimme, die sonst voll und grob klang, war dünn und brüchig wie bei jemandem, der Schmerzen hat. Katze sprang mit einem Satz vom Schrank aufs Bett und von da auf seinen Schoß und fing an zu schnurren.

»Wieso weiß ich nichts davon?«

»Weil sie´s dir persönlich sagen wollte. Wenn ihr jetzt im Frühjahr auf die Insel fahrt. Das wäre ja in zwei Wochen gewesen. Aber sie schafft es nicht. Sie kann im Moment nur liegen.«

»Seit wann hat sie das? Kann man nichts machen? Was habt ihr ...«

»Lass uns während der Fahrt darüber reden. Wenn du schnell packst, sind wir in zwei Stunden bei ihr.«

»In zwei Stunden nach Bremen? Wie willst du das schaffen?«

»Unten wartet ein Wagen und auf einem Flughafen hier in der Nähe ein Privatflieger.«

»Okay. Bin gleich so weit.«

Er hob angeekelt die Hände. »Und könntest du bitte dieses Tier von mir wegnehmen?«

»Nein, kann ich nicht. Erstens wäre sie sowieso gleich wieder da, weil sie nur tut, was sie will, und zweitens muss sie in den Käfig, damit ich sie mitnehmen kann. Sie versteckt sich, wenn sie den Käfig sieht, und dann muss ich endlos nach ihr suchen, und wir kommen nicht weg.«

»Du willst sie mitnehmen? In mein Haus?«

»Ja, natürlich. Soll sie hierbleiben und verhungern? Sie kann sich die Katzenfutterdosen nicht selber aufmachen.«

Julia zog sich an, brachte den grünen Plastikkäfig und hielt ihn ihm hin. Er legte seine großen Hände auf Katze und hob sie durch das Türchen hinein, und sie zappelte und fauchte nicht wie sonst, sondern blieb ganz ruhig. Julia stellte den Käfig dicht neben Gerts großen Fuß in dem eleganten, handgenähten Schuh, und nun schnurrte Katze laut.

»Halt den Fuß still, Gert. Es gefällt ihr bei dir. Anscheinend mag sie dich, keine Ahnung, warum. Sie spinnt manchmal ein bisschen.«

Aprilregen schlug gegen die Autofenster und ließ die Scheibenwischer rasen. Der schwere Wagen mit der gläsernen Trennscheibe fuhr viel zu schnell über die Landstraßen. Gert hatte dem Fahrer beim Einsteigen einen lilafarbenen Geldschein in die Hand gedrückt und gesagt, dass es noch so einen geben würde, wenn er es in der halben Zeit schaffte. Julia stellte den Käfig mit Katze, der im Fußraum hin- und herrutschte, neben sich auf den Sitz und legte den Arm darum.

»Also. Was ist? Seit wann wisst ihr es?«

»Noch nicht so lange. Seit sechs Monaten. Seit sie von der Insel zurück ist. Nach euren Herbstferien. Sie hatte nie Hunger und fast nichts gegessen, und trotzdem war ihr ständig übel.«

Er sprach nicht weiter.

»Und? Was habt ihr gemacht? Operiert?«

»Wenn der Tumor nur im Magen sitzt, kann man ihn mit dem Magen herausoperieren. Kein Problem. Aber er war schon in die Magenwand gewachsen und hatte gestreut. Bauchraum, Leber, Niere.«

»Was ist mit Chemo?«

»Die Methode der Wahl. Sie reduziert den Tumor, und dann wird operiert. Viele Metastasen verschwinden sogar ganz. Es ist keine vollständige Heilung, aber es verlängert die Lebenszeit. Mindestens um ein Jahr. Ich will unbedingt, dass sie das macht, aber ... «

Er verstummte.

»Aber was?«

»Sie weigert sich.« In seiner Stimme klang das Erstaunen darüber, dass sie nicht tat, was er wollte, wie sonst immer. »Sie will sich mit dem Zeug nicht vergiften, nur für ein bisschen geschenktes Leben, das kein Leben mehr ist, sagt sie. Aber wenn nichts passiert, dann ... dann ist sie bald ... tot.«

Der Fahrer fuhr rasant in die Kurve, und Julia wurde mit dem Käfig gegen Gert geschleudert. Katze fauchte.

Tot . Die Kälte, die sich über Julias Herz gelegt hatte, als er Krebs gesagt hatte, wurde immer stärker und kroch ihr in die Oberarme und den Rücken hinunter.

»Und du lässt sie sterben? Du sagst mir nicht Bescheid? Du wartest ab? Du tust einfach nichts?«

»Deine Mutter ... Ellen will es so ...«

»Seit wann machst du, was sie will? Das hast du doch nie getan. Du tust immer nur, was du willst.«

»Ja. Aber Ellen tut nicht mehr, was ich will. Ich...

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Autor

Ines Roth ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die schon sehr erfolgreiche Romane geschrieben hat. Sie lebt in München und auf Amrum, wobei die hier beschriebene Insel fiktiv ist.
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