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Die dritte Freundin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.12.2021
Serienverfilmung mit Elisabeth Moss in Planung
Wer die Wahrheit sagt, muss lügen
Eleanor, Nancy und Mary sind beste Freundinnen seit der Uni. Eine Karriere, zwei Ehen und mehrere Affären und Kinder später ist von ihren großen Plänen nicht mehr viel übrig. Nur ihre Freundschaft gibt ihnen Halt. Doch dann kehrt Nancy eines Abends nicht mehr nach Hause zurück und wird bald darauf tot aufgefunden. Eleanor ist verzweifelt, denn sie wusste, dass Nancy eine Affäre hatte, die sie beenden wollte - gegen den Willen ihres Geliebten. Doch ist die Lösung wirklich so einfach? Jede der drei Frauen hat ihre eigene Version von dem, was wirklich geschah, und jede hütet ihre eigenen Geheimnisse.

Araminta Hall arbeitet als Journalistin, Lehrerin und Autorin. Derzeit unterrichtet sie Kreatives Schreiben in Brighton, wo sie auch mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt.
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Produkt

KlappentextSerienverfilmung mit Elisabeth Moss in Planung
Wer die Wahrheit sagt, muss lügen
Eleanor, Nancy und Mary sind beste Freundinnen seit der Uni. Eine Karriere, zwei Ehen und mehrere Affären und Kinder später ist von ihren großen Plänen nicht mehr viel übrig. Nur ihre Freundschaft gibt ihnen Halt. Doch dann kehrt Nancy eines Abends nicht mehr nach Hause zurück und wird bald darauf tot aufgefunden. Eleanor ist verzweifelt, denn sie wusste, dass Nancy eine Affäre hatte, die sie beenden wollte - gegen den Willen ihres Geliebten. Doch ist die Lösung wirklich so einfach? Jede der drei Frauen hat ihre eigene Version von dem, was wirklich geschah, und jede hütet ihre eigenen Geheimnisse.

Araminta Hall arbeitet als Journalistin, Lehrerin und Autorin. Derzeit unterrichtet sie Kreatives Schreiben in Brighton, wo sie auch mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641267629
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum13.12.2021
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2237 Kbytes
Artikel-Nr.5143854
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



»Eleanor.«

Sie setzte sich auf, denn ihr war nicht bewusst gewesen, dass sie ans Telefon gegangen war. Die Nacht war noch dunkel, und nichts ergab einen Sinn. Ihr Kopf drehte sich, und als sie ihn nach vorn sinken ließ, damit das aufhörte, drangen ihr andere Dinge ins Bewusstsein.

»Robert?«

»Tut mir leid, dass ich dich aufgeweckt habe.«

»Wie spät ist es?«

»Kurz nach vier.«

»Mein Gott, ist etwas passiert?«

»Nein. Also, ich weiß es nicht genau. Nancy ist nicht da. Ich muss beim Lesen eingeschlafen sein, denn als ich gerade aufwachte, war sie immer noch nicht zurück. Und bei ihrem Handy geht sofort die Mailbox an.«

Die Straßenbeleuchtung fiel durch die Vorhangritzen, und Eleanor versuchte sich auf den künstlichen Lichtstreifen zu konzentrieren, als hätte er eine besondere Bedeutung.

»Du weißt nicht zufällig, wo sie ist, oder? Ich meine, vielleicht ist sie ja nach dem Essen noch mit zu dir gekommen?« Er klang angespannt.

»Nein, nein, ist sie nicht.« Sie schwang ihre Beine aus dem Bett, und die ganze Verärgerung über Nancy, die sie am Vorabend, im Grunde schon seit langer Zeit, empfunden hatte, stieg wieder in ihr hoch. »Wenn du willst, kann ich in einer Viertelstunde bei dir sein.«

»Aber nein, du musst doch nicht ...«

»Das ist in Ordnung, Robert. Ich zieh mir nur schnell was über und fahre dann gleich los.«

Seine Stimme stockte. »O Gott, glaubst du denn ... ich meine, soll ich die Polizei rufen?«

»Nein, warte, bis ich da bin.« Während sie sprach, zog Eleanor ihre Jeans an, und ihre Verärgerung verwandelte sich in Wut. Am liebsten würde sie irgendeinen Gegenstand greifen, ihn gegen die Wand schleudern und Nancy anschreien. Sie wollte ihr ins Gesicht sagen, was ihr nicht passte. Das hier würde sie ihr nicht durchgehen lassen. Sie würde alles erzählen, bis ins letzte Detail, jede schmerzvolle Sekunde, sie würde ihr nichts ersparen.

Während sie im Auto die wenigen Kilometer zwischen ihrer kleinen Wohnung und Nancys großem Haus zurücklegte, suchte Eleanor nach den Worten, die sie zu ihrer Freundin sagen würde, wenn sie sie das nächste Mal sah. Sie würde verlangen, dass Nancy aufhörte, diese dummen Spielchen mit ihnen zu spielen, dass sie zugab, was sie getan hatte, damit sie sich alle wieder mit ihren eigenen Problemen beschäftigen konnten. Im Laufe der Jahre hatte Eleanor miterlebt, wie Nancy ständig kleine persönliche Dramen heraufbeschwor, die jetzt in dem einen großen gipfelten, und sie fragte sich, ob ihre Freundin einfach nur versuchte, sich interessant zu machen, weil ihr Leben nicht halb so erfüllt war, wie es hätte sein können. Manchmal überlegte sie, wie es wohl wäre, Nancys scharfen Verstand zu haben, ohne ihn je für einen konkreten Zweck zu nutzen. Nancy hätte wirklich jede Position erreichen und jede Tätigkeit erlernen können, und doch hatte sie es so oft versäumt, sich einer Sache vollkommen zu widmen. Gelegentlich bekam man das Gefühl, als ob Nancy sich aus ihrer eigenen Lebensgeschichte herausgeschrieben hätte, und das war zweifellos ein Sabotageakt.

An einer roten Ampel hielt Eleanor an, und drei Teenager tänzelten - die Arme untergehakt, lachende Gesichter - über die Straße. Dann wurde sie traurig. Die drei erinnerten sie an ihre eigene Jugend, ein Riss im Saum der Zeit, denn sie hätten auch Nancy, Mary und sie selbst vor dreißig Jahren sein können.

Eines der Mädchen drehte sich um, als sie am Auto vorüberging, und ihr Blick begegnete dem von Eleanor. Einen Moment lang erstarb das Lächeln auf ihren Lippen, danach verwickelte ihre Freundin sie wieder in ein Gespräch. Sie sahen aus wie die Studentinnen, die Nancy, Mary und sie selbst gewesen waren, als sie sich am ersten Tag der Erstsemester-Einführungswoche an der Uni kennengelernt hatten, alle drei tief erstaunt über ihr Glück, einander so schnell zu finden. Eleanor fragte sich, ob die Mädchen, wie damals sie selbst, in ein unordentliches Haus zurückkehrten, wo sie über den gemeinsam verbrachten Abend lachten, bevor sie sich darüber unterhielten, was aus ihnen werden würde, in wen sie sich verknallen und wen sie lieben würden, was für ein Leben auf jede von ihnen wartete.

Als sie wieder anfuhr, versuchte sie sich daran zu erinnern, welche Ziele sie sich damals gesetzt hatten, in der festen Überzeugung, sie eines Tages zu erreichen. Sie nahm an, dass sie nicht allzu weit von ihrem Weg abgekommen war, obwohl sie davon geträumt hatte, Oxfam zu leiten und verschiedenen Komitees anzugehören, anstatt der kleinen Hilfsorganisation, die sie gegründet hatte. Mary hatte weiterhin in der Welt der griechischen Götter verweilen wollen und eine akademische Laufbahn ins Auge gefasst. Tatsächlich, dachte Eleanor, ähnelte ihr Leben eher der Strafe eines griechischen Gottes, mit ihrer schrecklichen Ehe, die ihr sämtliche Energie raubte, obwohl sie ihre Kinder - das war unbestreitbar - bedingungslos liebte. Inzwischen waren Marcus, Mimi und Maisie schon groß - wo zum Teufel war bloß die Zeit geblieben? Es war schwer, sich auch nur daran zu erinnern, was Nancy hatte werden wollen. Eleanor dachte, dass sie sich für Journalismus interessiert hatte. Herausgeberin einer Tageszeitung war einmal Nancys höchstes Ziel gewesen, auch wenn das Eleanor jetzt unwahrscheinlich vorkam, denn der Gedanke war abwegig, dass Nancy mit irgendetwas in ihrem Leben zufrieden sein könnte.

Das Haus von Nancy und Robert war hell erleuchtet. Bereits von der Straße aus erkannte Eleanor, dass Robert in jedem Zimmer das Licht angeschaltet haben musste, und nun strahlte das Haus in der Dunkelheit, als würde dort gleich eine Party beginnen. Roberts Gesicht erschien am Bogenfenster im Wohnzimmer, und er öffnete die Haustür, als Eleanor die Stufen hinaufstieg. Zur Begrüßung zog er sie an sich und umarmte sie, wie er es immer tat.

»Soll ich uns einen Tee kochen?«, fragte er, als sie nach unten in die Souterrainküche gingen.

»Ich mache das. Setz dich hin«, sagte Eleanor.

Er tat wie ihm geheißen, sein gekrümmter Körper sank auf einen Stuhl, und er rieb sich die Augen, wodurch sein zerknittertes Gesicht noch mehr Falten bekam. Sein blondes Haar war zerzaust, vom Schlaf verwuschelt, dachte sie, und der Anblick stachelte die ihr wohlvertrauten zärtlichen Gefühle für ihn an.

Sie saßen am Tisch und nippten an ihrem Tee, und keiner von beiden sagte etwas, weil keiner es aussprechen wollte, weil keiner es wissen oder sagen wollte. Eleanor fuhr der Gedanke durch den Kopf, dass sie ein Paar in ihrem gemütlichen Eigenheim sein könnten, das früh zur Arbeit musste.

»Weißt du, wo sie ist?«, fragte Robert endlich.

»Nicht genau.« Eleanor umschloss ihren Teebecher mit den Händen und suchte nach einer Möglichkeit, Robert zu erzählen, was sie wusste.

»Aber es gibt einen anderen Mann, nicht wahr?« Er blickte ihr direkt in die Augen.

»O Gott, Robert, ich könnte Nancy umbringen.« Sie konnte es ihm nicht sagen, aber andererseits konnte sie ihm auch nicht ins Gesicht lügen.

»Wie lange geht das schon?«

»Das musst du sie selbst fragen.«

»Kann ich aber nicht, sie ist nicht hier.«

Eleanor dachte, dass Nancy sie bereits oft in unmögliche Situationen gebracht hatte, doch diese hier war wahrscheinlich die schlimmste. Vielleicht würde sie ihr dieses Mal nicht vergeben. »Ach, Robert, es tut mir so leid.«

»Ist sie gestern Abend zu ihm gegangen?«

»Nachdem wir zusammen essen waren, sagte sie, dass sie ihn noch treffen würde. Ich wusste nichts davon, wirklich nicht.«

»Es ist nicht deine Schuld, Eleanor.« Aber sein Tonfall war barscher, als sie es von ihm kannte. »Glaubst du, dass sie mich jetzt verlassen hat? Sind die beiden zusammen durchgebrannt?«

»Das glaube ich nicht. Sie hat versucht, mit ihm Schluss zu machen, aber er hat sich damit nicht abgefunden.« Zum ersten Mal verspürte Eleanor tief im Inneren einen Anflug von Angst, denn Nancy hatte die Affäre schon eine ganze Zeit lang beenden wollen, und sie konnte sich nicht vorstellen, was dieser andere Mann wohl gesagt haben mochte, sodass sie ihre Meinung derart grundlegend geändert hatte. Nancy war nicht gemein, auf keinen Fall war sie die Frau, die nicht zu dem Mann zurückkehrte, mit dem sie seit über zwanzig Jahren verheiratet war. Eleanor sprach wieder, um ihre Befürchtungen zu zerstreuen. »Sie hat mir kaum etwas über ihn erzählt, außer dass es ihn gibt. Gestern Abend war sie durcheinander. Sie hat wirklich versucht, der Sache ein Ende zu setzen.«

»Wer ist er?«

Eleanor fühlte, wie mit der Wärme des Tees Übelkeit in ihr aufstieg. »Bitte glaub mir, ich weiß es nicht. Sie hat mir nur gesagt, dass er David heißt und sie ihn über die Arbeit kennengelernt hat.«

Bei der Information zuckte er zusammen, als ob sie ihm eine Brandwunde zugefügt hätte. »Aber ist es ihr mit diesem Mann so ernst, dass sie mich seinetwegen verlässt?«

Eleanor vergegenwärtigte sich Nancys blasses Gesicht am Abend, dem Abend, der in dieser Nacht gemündet hatte. Was für ein absurder Gedanke. Es stimmte, dass sie die Affäre beenden wollte, doch sie war auch merklich niedergeschlagen gewesen, und bei Nancy wusste man nie genau, welche Gefühle echt waren und welche übertrieben. Eleanor tröstete sich, indem sie sich in Erinnerung rief, dass Nancy impulsiv und wagemutig war. Sie war sicher nicht weggelaufen, aber es war möglich, dass sie eine Dummheit begangen hatte. Eleanor blickte wieder zu Robert und seinen durchdringenden blauen Augen, seinem verlässlichen Wesen und konnte...

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Araminta Hall arbeitet als Journalistin, Lehrerin und Autorin. Derzeit unterrichtet sie Kreatives Schreiben in Brighton, wo sie auch mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt.