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Niksen - Vom Glück des Nichtstuns

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.10.2021
Einfach mal nichts tun!
Auf der Couch sitzen, aus dem Fenster gucken und die Gedanken frei fliegen lassen - klingt langweilig? Nicht für unser Gehirn: denn Niksen, die holländische Kunst des Nichtstuns, entspannt und macht Studien zufolge kreativ und gesund. Das klingt simpel, aber so einfach ist es nicht: Wir sind gewohnt, uns mit Dopamin-Kicks von außen beliefern zu lassen. Dabei geht das auch ohne Umweg. Während wir faulenzen, beschenkt uns unser Gehirn mit originellen Einfällen, sortiert Erinnerungen und verarbeitet ungestört Gedanken und Emotionen. Eine entspanntes Plädoyer für bewusstes Nichtstun, mit 50 Ideen für Wohlfühlpausen und kreativen Feuerwerken aus dem Off.

Olga Mecking ist Journalistin, Autorin und Übersetzerin. Ihr Artikel über Niksen in der New York Times ging viral und wurde über 100.000-mal geteilt. Seither agiert sie als Niksen-Botschafterin, ist in Blogs zu Gast und gibt Interviews zum Thema. Sie hat Niksen über Jahre intensiv erforscht und praktiziert es selbst regelmäßig und leidenschaftlich. Zusammen mit ihrem deutschen Ehemann wohnt sie in den Niederlanden.
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Produkt

KlappentextEinfach mal nichts tun!
Auf der Couch sitzen, aus dem Fenster gucken und die Gedanken frei fliegen lassen - klingt langweilig? Nicht für unser Gehirn: denn Niksen, die holländische Kunst des Nichtstuns, entspannt und macht Studien zufolge kreativ und gesund. Das klingt simpel, aber so einfach ist es nicht: Wir sind gewohnt, uns mit Dopamin-Kicks von außen beliefern zu lassen. Dabei geht das auch ohne Umweg. Während wir faulenzen, beschenkt uns unser Gehirn mit originellen Einfällen, sortiert Erinnerungen und verarbeitet ungestört Gedanken und Emotionen. Eine entspanntes Plädoyer für bewusstes Nichtstun, mit 50 Ideen für Wohlfühlpausen und kreativen Feuerwerken aus dem Off.

Olga Mecking ist Journalistin, Autorin und Übersetzerin. Ihr Artikel über Niksen in der New York Times ging viral und wurde über 100.000-mal geteilt. Seither agiert sie als Niksen-Botschafterin, ist in Blogs zu Gast und gibt Interviews zum Thema. Sie hat Niksen über Jahre intensiv erforscht und praktiziert es selbst regelmäßig und leidenschaftlich. Zusammen mit ihrem deutschen Ehemann wohnt sie in den Niederlanden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641264543
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum11.10.2021
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3025 Kbytes
Illustrationenmit zahlreichen Illustrationen
Artikel-Nr.5143892
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Ich sitze auf meiner herrlich bequemen braunen Couch. Ich halte eine dampfende Tasse heißen Tee in den Händen und spüre die Wärme. Es ist meine Lieblingstasse, ein in Grün-, Braun- und Blautönen mit Blumenmustern und anderen Naturelementen handbemalter Becher. Wahrscheinlich liegt neben mir das weiße Kindle, das mir mein Mann letztes Weihnachten geschenkt hat. Nein, ich bin mir sogar sicher, lange halte ich es nämlich ohne meine Bücher nicht aus.

In meine Couchecke gekuschelt fühle ich mich wohl. Meine Beine habe ich untergeschlagen, und mit meinem linken Arm stütze ich mich auf der Lehne ab. Wenn mein Mann mich so sieht, fragt er manchmal: »Na, olgast du wieder herum?« Die Sitzposition ist für mich so natürlich, dass mein Mann sie nach mir benannt hat.

Wenn ich so dasitze, lese ich oft ein Buch oder bearbeite einen Artikel, den ich mir ausgedruckt habe. In beiden Fällen ist ziemlich klar, was ich mache: Entweder lese ich, oder ich arbeite.

Stellen wir uns einmal die folgenden drei Szenarien vor:
Ich sitze in der eben beschriebenen Position auf der Couch und denke über einen Artikel nach, den ich einer Redaktion vorstellen möchte.
Ich bin immer noch auf der Couch, gehe aber in Gedanken meinen Tag durch, plane das Abendessen, überlege, ob die Kinder alles haben, was sie brauchen, oder sorge mich um sie.
Und zuletzt: Ich sitze auf der Couch. Ich betrachte meinen Teppich. Als ich den Kopf hebe, wandert mein Blick Richtung Garten, und mir fallen die Rosen auf, die trotz des kalten Wetters immer noch blühen. Mein Mann hat Musik angestellt, und ich lausche der Stimme des Sängers und dem Rhythmus der Trommeln.

Was davon würden Sie als Niksen beschreiben? Selbst wenn Sie noch nicht wissen, was Niksen ist, erkennen Sie bestimmt sofort, welche der drei Situationen beispielhaft für das Nichtstun ist.
Niksen: Aber wie isst man das denn?

Als ich an der Universität Warschau Germanistik studierte, hätte ich auch Niederländisch-Seminare belegen können. Aber das hätte mein Studium um ein Jahr verlängert, und in Deutschland wartete doch mein Freund auf mich. Ich war sicher, dass ich das sowieso nie brauchen würde, also nahm ich die Möglichkeit nicht wahr. Und nun bin ich hier und muss die Sprache doch lernen. Geschieht mir ganz recht.

Manche sagen, Niederländisch sei schwer, und vor allem die Aussprache kann tatsächlich knifflig sein. Als ich gerade anfing, die Sprache zu lernen, verlangte ich beim Metzger 500 Gramm Hackfleisch. Dachte ich jedenfalls. Zu meiner Überraschung ging ich mit einer winzigen Menge Fleisch in einer kleinen Plastiktüte nach Hause. Anscheinend hatte meine Aussprache von vijf (also fünf) wie twee (zwei) geklungen. Sieh mal einer an. Ich war zu müde, um noch einmal zurückzugehen, und hatte zum Glück noch Linsen in der Speisekammer. Ergebnis: beinahe-vegetarische Fleischklößchen. Soll keiner behaupten, ich sei nicht kreativ!

Niederländisch ist aber nicht nur eine schwierige, sondern auch eine lustige, sonderbare Sprache. »Ich würde Niederländisch mit einem Bild mit einem großen Farbspektrum vergleichen«, sagt Marjan Simons, die zufällig meine Niederländisch-Lehrerin ist.

Besonders gerne mag ich die Verkleinerungsformen wie huisje, boompje oder beestje, was Häuschen, Bäumchen beziehungsweise Tierchen bedeutet (und zusammengenommen im Übrigen dafür steht, dass jemand sesshaft geworden ist). Man fügt einfach ein -je dazu, und das Wort wird klein. »Wir sind die körperlich größten Menschen der Welt, aber unser Land ist klein. Und alles, was wir mögen, wird verkleinert«, sagt Simons.

Außerdem entzückt es mich, dass man alles in ein Verb verwandeln kann. Tennis spielen? Nein, tennissen! Mit Karte bezahlen? Nein, pinnen! Mit ein paar Freunden einen Drink (einen borrel) und einen Teller Snacks genießen? Nein, borrelen! Man überlege sich ein Wort oder einen Ausdruck und hänge ein -en dran, schon hat man ein Verb. Nichts tun? Nichts (niks), niksen! Einfach genial. Marjan Simons hatte noch eine alternative Erklärung: Niksen komme von niks doen (nichts tun), was dann auf niksen verkürzt werde. In Polen sagt man, wenn man mit etwas Neuem konfrontiert wird: »Und wie isst man das jetzt?« Also - wie isst man niksen?
Niksen Niederländer?

Bei meinen Recherchen zum Thema Niksen habe ich noch mehr niederländische Wörter mit ähnlicher Bedeutung gelernt, beispielsweise lanterfanten. Auf ihrer Website boekcoach.nl erklärt die niederländische Autorin, Redakteurin und Unternehmerin Elise de Bres, dass lanterfanten niksen insofern ähnelt, als dass »man dabei tun kann, was man möchte, und das völlig ziellos«.

Ein weiteres Synonym ist luieren. Tatsächlich lautet der niederländische Titel dieses Buches Niksen: De Dutch art of luieren. Zuerst dachte ich, das Wort bedeute faulenzen, weil lui »faul« heißt, aber es steht auch einfach für »abhängen, herumhängen«. Ecyclo.nl, ein niederländisches Online-Wörterbuch, definiert es als »bewusst nichts oder nicht besonders viel tun«.

Als Autorin, Linguistin und Übersetzerin weiß ich, dass Sprache wie ein Fenster Einblick in eine Kultur gibt. Wie kann es da sein, frage ich mich, dass es in einem mit so vielen wunderbaren Worten für das Nichtstun beschenkten Land Leute gibt, die nicht zugeben wollen, dass sie hin und wieder niksen, wenn auch vielleicht unbewusst?

Die japanische Autorin Naoko Yamamoto (die seit 15 Jahren in den Niederlanden lebt) ist voll und ganz der Meinung, dass die Niederländer gute Nikser sind. »Sie können im Urlaub den ganzen Tag mit Nichtstun verbringen, ob beim Camping oder am Strand liegend, auf einer Parkbank oder einfach zu Hause. Und an einem sonnigen Tag sitzen viele Leute mit einem Bier oder einem Kaffee auf der Terrasse und hängen einfach nur herum«, schrieb sie mir in einer E-Mail.

Die Japaner, so Yamamoto, seien überhaupt nicht gut im Niksen, aber der Grundgedanke komme ihnen bekannt vor. »Japanern ist tatsächlich bewusst, dass man sich ausruhen muss, also ist das Konzept des Niksens nicht unbedingt neu. Aber ihnen zu zeigen, wie Niederländer niksen, könnte sehr inspirierend für sie sein«, meinte sie.

Ist es möglich, dass den Niederländern selbst gar nicht bewusst ist, wie viel sie bereits herumniksen? Manchmal erkennt man die Wahrheit nur mit einem Blick von außen.

Die Niederländer und das Niksen

Meine Freundin, die in Den Haag lebende Autorin Thessa Lageman, verrät mir, dass sie im Niksen ganz schlecht und damit nicht alleine ist.

»Viele Menschen können das nicht. Sie würden furchtbar gerne niksen, aber sie haben immer das Bedürfnis, sich nützlich zu machen«, erklärt sie. Sie erzählt mir außerdem, dass Niksen den Niederländern früher recht leicht fiel - bis das Internet Einzug hielt.

Marjan Simons, meine Niederländisch-Lehrerin, sagt, sie sähe Niederländer nicht besonders häufig niksen. »Wir sind sehr aktiv. Wir gehen gerne Eislaufen oder zum Feldhockey, wir sind ziemlich sportlich. Ansonsten sind wir mit Hobbys und ehrenamtlicher Arbeit beschäftigt«, sagt sie. Als ich sie frage, was Niederländer zur Entspannung tun, antwortet sie: »Wir treiben Sport und lesen viel.«

Deshalb meint Thessa Lageman, Niksen könnte für die Niederländer »in dieser Zeit der vielen Ablenkungen« so attraktiv sein. Für sie klingt das Wort Niksen sehr positiv, und sie führt als Beweis die Formulierung »lekker niksen« (genüsslich nichts tun) an. Als ich sie frage, ob die Niederländer, die ich so oft auf den Parkbänken oder am Strand liegen sehe, niksen, zögert sie kurz. »Schwimmen oder am Strand ein Buch lesen ist nur Teil ihrer Wander- oder Fahrradtour. Vielleicht ist das so etwas wie Niksen, es wird aber nicht als solches betrachtet.«

Im Gegensatz zu Thessa betrachtet Anton de Jong sich als Niks-Experte. Er definiert Niksen als dasitzen und die Sonnenstrahlen in sich aufnehmen. Als ich ihn frage, ob Niksen positiv oder negativ besetzt ist, antwortet er: »Das kommt darauf an. Man kann sich in tiefen Gedanken verlieren oder aber kurz davor sein, mit dem Schnarchen anzufangen.«

Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, wie ich dieses Wort in diesem Buch am besten benutzen soll. Schließlich ist das Deutsche ja nicht ganz so flexibel im Basteln von Verben (wobei, man kann jemanden coachen - Denglisch, hallo! -, warum kann man dann eigentlich nicht couchen? Das fände ich gut).

Jedenfalls werde ich »niksen« als Verb gebrauchen, und »das Niksen« als die substantivierte Form des Verbs. Letzteres verwende ich beispielsweise, wenn es um die Philosophie des Niksens geht oder das Beste am Niksen. Manchmal schreibe ich vielleicht »Ich nikse so gerne«. Und dann sollte es noch ein Wort für eine Person geben, die gerne nikst. Nikser, Niksener, Niksenieur? Ich entscheide mich für Nikser, werde aber auch gelegentlich Niksener benutzen. Unter dem englischen Titel »The Nikseneers - People Who Love Doing Nothing« habe ich auch eine Facebook-Gruppe gegründet - kommen Sie doch dazu!

Nachdem ich die Bedeutung des Wortes niksen im Niederländischen bestimmt hatte, musste ich noch herausfinden, was das Niksen eigentlich ist. Was tun wir denn, wenn wir niksen?...

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Autor

Olga Mecking ist Journalistin, Autorin und Übersetzerin. Ihr Artikel über Niksen in der New York Times ging viral und wurde über 100.000-mal geteilt. Seither agiert sie als Niksen-Botschafterin, ist in Blogs zu Gast und gibt Interviews zum Thema. Sie hat Niksen über Jahre intensiv erforscht und praktiziert es selbst regelmäßig und leidenschaftlich. Zusammen mit ihrem deutschen Ehemann wohnt sie in den Niederlanden.