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Deutschland 1925

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am13.10.20201. Auflage
Eine Liebe in unruhiger Zeit.

Deutschland, 1925: Die mittellose Sekretärin Anna rettet einen Mann, der nachts in Berlin angeschossen wird. Maxim Rose, der, obwohl Sohn eines Reeders, in den Matrosenaufstand von 1918 verwickelt war, lädt sie als Dank zu seiner Familie nach Kiel ein. Anna nimmt das Angebot gerne an - doch bald steckt Maxim erneut in Schwierigkeiten. Es wird ihm ein politischer Mord vorgeworfen. Anna steht ihm weiter bei - auch weil sie sich in dessen Freund, den eigenwilligen Kapitän Brandis, verliebt hat. Doch das Glück der beiden ist von Anfang an bedroht. Auch Brandis hat mächtige Feinde ...

Ein packendes Frauenschicksal vor dem Hintergrund der Weimarer Republik.


Claudia Gross studierte Germanistik und Philosophie, bevor sie eine eigene Buchhandlung eröffnete. Im Jahr 1999 erschien ihr erster Roman 'Die Runenmeisterin'. Sie lebt in Nettetal am Niederrhein. Ihre Faszination für Segelschiffe, deren Tage Anfang des 20. Jahrhunderts schon gezählt waren, führte sie an die Ostsee nach Kiel und zu der Geschichte des Matrosenaufstands, der sie zu diesem Roman inspirierte.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextEine Liebe in unruhiger Zeit.

Deutschland, 1925: Die mittellose Sekretärin Anna rettet einen Mann, der nachts in Berlin angeschossen wird. Maxim Rose, der, obwohl Sohn eines Reeders, in den Matrosenaufstand von 1918 verwickelt war, lädt sie als Dank zu seiner Familie nach Kiel ein. Anna nimmt das Angebot gerne an - doch bald steckt Maxim erneut in Schwierigkeiten. Es wird ihm ein politischer Mord vorgeworfen. Anna steht ihm weiter bei - auch weil sie sich in dessen Freund, den eigenwilligen Kapitän Brandis, verliebt hat. Doch das Glück der beiden ist von Anfang an bedroht. Auch Brandis hat mächtige Feinde ...

Ein packendes Frauenschicksal vor dem Hintergrund der Weimarer Republik.


Claudia Gross studierte Germanistik und Philosophie, bevor sie eine eigene Buchhandlung eröffnete. Im Jahr 1999 erschien ihr erster Roman 'Die Runenmeisterin'. Sie lebt in Nettetal am Niederrhein. Ihre Faszination für Segelschiffe, deren Tage Anfang des 20. Jahrhunderts schon gezählt waren, führte sie an die Ostsee nach Kiel und zu der Geschichte des Matrosenaufstands, der sie zu diesem Roman inspirierte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841225535
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum13.10.2020
Auflage1. Auflage
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2415 Kbytes
Artikel-Nr.5149268
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Oktober 1925
2


Ein blauer Schimmer der letzten Leuchtreklame glänzte noch auf dem regennassen Asphalt, als Maxim auf einer menschenleeren Straße heimwärts ging. Es war spät, zu spät, um noch einen Happen zu essen, und so würde er hungrig und müde von einer durchzechten Nacht ins Bett fallen und schlafen wie ein Stein. In seinem Kopf steckte die Melodie dieses Liedes, die er nicht mehr loswurde und vor sich hin summte. On Ilkley moor bath´at ...

Seinen letzten Absacker hatte er mit Freund Georg im »Gestreiften Krokodil«, einer Kneipe am Potsdamer Platz, getrunken. Mit ihnen war ein halbes Dutzend Engländer in der Pinte gelandet, die sofort diesen Ohrwurm zum Besten gegeben hatten. Ein altes Lied mit unzähligen Strophen aus ihrer Heimat Yorkshire, das Geschichten aus dem unheimlichen, kalten Ilkley-Moor erzählte, in dem man ohne Hut glatt erfrieren würde.

Als sie endlich aufgebrochen waren und vor der Kneipe standen, hatte Georg noch scherzhaft bemerkt, sie trügen ja gar keine Hüte, aber sie seien ja auch nur in Berlin und nicht im Ilkley-Moor. Dann hatten sie sich lachend voneinander verabschiedet und waren auseinandergegangen.

Vor Maxim tauchte die Silhouette der Parochialkirche auf, und der Regen wurde stärker. Im diffusen Schein einer Laterne tanzten die Tropfen vor seinen Augen, und er schlug den Mantelkragen höher. Er hörte nichts als seine immer noch summende Stimme, seine Schritte und das sanfte Rauschen des Regens, als sich ihm plötzlich etwas in den Rücken bohrte und ihn gegen die Wand des nächsten Hauses schleuderte. Er rutschte ein Stück an der Wand hinunter, dann fiel er wie ein Senkblei auf das Pflaster und fasste sich unwillkürlich an die Schulter, in der ein rasender Schmerz steckte. Er fing an zu zittern, das Zittern erfasste seinen ganzen Körper, seine Beine, seine Hände, und dann wollte er schreien, aber der Schrei blieb in seiner Kehle stecken.

Er wusste nicht, wie lange er hier schon gelegen hatte, unfähig, sich zu bewegen, als er ein verschwommenes Gesicht wahrnahm, das sich über ihn beugte.

»Können Sie mich verstehen?«, fragte eine weibliche Stimme, und er schaffte es, ein Nicken zustande zu bringen.

»Können Sie sich bewegen?«

Er versuchte die Beine zu bewegen und zog sie leicht an, aber der Schmerz in seiner Schulter, der sich immer tiefer in den Rücken bohrte, machte jede Bewegung zu einer Höllenqual, so dass er sich zusammenkauerte. Irgendetwas schien in seinem Rücken zu stecken, ein Messer, eine Kugel, aber seine tastende Hand griff ins Leere.

»Ich heiße Anna«, erklärte die Stimme »Sagen Sie mir Ihren Namen?«

»Maxim«, krächzte er.

»Bleiben Sie ganz ruhig, Maxim. Ich bin gleich wieder da.«

Sein Blick wurde etwas klarer, und er sah die Frau, die sich Anna genannt hatte, wie sie sich umdrehte, zum nächsten Haus lief, dort an sämtlichen Klingeln läutete, bis ein alter Mann schlaftrunken die Tür aufmachte. Wenig später kam sie mit dem Alten wieder, der eine Pferdedecke in den Händen hielt. Er spürte ihre Hände, wie sie ihn vorsichtig auf die unversehrte Seite legten und dann die Decke über ihm ausbreiteten.

»Den hat eine verdammte Kugel getroffen«, hörte er den Alten noch sagen, dann wurde ihm schwarz vor Augen.

Am nächsten Morgen kam Anna die nächtliche Szene wie ein Traum vor. Als hätte sie nur geträumt, dieses zusammengekauerte, zitternde Bündel Mensch auf der Straße liegen gesehen zu haben. Aber sie hatte das nicht geträumt. Sie war auf dem Nachhauseweg von Ella, einer Freundin, gewesen, als sie diesen Mann auf der Straße entdeckt hatte. Sie war mit dem Fahrrad des Alten zum Krankenhaus der Grauen Schwestern gefahren, um Hilfe zu holen, und wäre mit dem klapprigen Ding fast selbst noch auf dem nassen Asphalt ausgerutscht und verunglückt. Ein Telefon wäre gut gewesen, aber wer hatte schon ein Telefon in dieser Straße? Es hätte um diese Zeit viel zu lange gedauert, dies herauszufinden.

Sie saß am Tisch und frühstückte. Zum Fenster schien die Sonne herein, blendete ihre Augen, und sie stand auf und zog die Gardine vor. Sie hatte heute frei. Sie teilte sich die Stelle in einem Fuhrbetrieb auf der Stettiner Straße mit Frau Winter, der alten Sekretärin. Vormittags sie, nachmittags Frau Winter. So kam sie einigermaßen über die Runden, aber reich werden würde sie davon nicht. Aber wer wurde schon reich in dieser Stadt? Nur die, die ohnehin schon genug Vermögen besaßen.

Anna warf sich den Mantel über, zog sich die Schuhe an und ging aus dem Haus. Sie lief die Strecke von ihrer Wohnung zum Krankenhaus zu Fuß, und dort angekommen, fragte sie nach Maxim, dem Mann, der gestern Nacht eingeliefert worden war.

»Der Mann mit der Schussverletzung?«, fragte die Schwester zurück.

Anna nickte.

»Sind Sie mit ihm verwandt?«

»Nein, aber ich habe ihn gefunden.«

»Ach, Sie sind das. Sie wollen sicher wissen, wie es ihm geht? Es geht ihm den Umständen entsprechend. Kommen Sie in ein paar Tagen noch mal wieder.«

Anna verbummelte den Vormittag in der Stadt. Sie schlenderte an den Geschäften vorbei und landete in einem Café, wo sie ihre beste Freundin traf. Natürlich erzählte sie sofort von ihrer nächtlichen Begegnung. Sabine hatte auch sofort ihre eigene Meinung dazu.

»Das ist bestimmt ein Politischer«, bemerkte sie etwas despektierlich, während sie mit dem Löffel eine Handvoll Sahne in ihren Kaffee tunkte. »Vielleicht ein Deutschnationaler oder einer dieser schrecklichen Spartakisten. Ich sage dir, Anna, das geht nicht gut, wenn sie sich jetzt schon wieder auf der Straße umbringen wollen. Manchmal denke ich, dass es besser gewesen wäre, sie hätten den Kaiser nicht gezwungen, abzudanken. Demokratie ist doch nur was für alte Griechen. Gehen wir heute Abend aus? Im Roten Kakadu tritt ein Magier auf, der soll falsche Jungfrauen zersägen ...«

Sie zahlten, und Anna ging direkt nach Hause. Als sie vor ihrer Wohnung ankam, stand ein Mann vor der Tür, der ganz offensichtlich auf sie gewartet hatte. Als er ihre Schritte hörte, drehte er sich um, und sie dachte verblüfft, da stünde Karl Marx vor ihrer Tür. Er hatte wirklich eine frappierende Ähnlichkeit mit dem alten Philosophen. Der Mann war etwa vierzig bis fünfzig Jahre alt und trug einen üppigen Vollbart, der ihm bis auf die Brust reichte, dazu volles dunkles Haar. Er war in einen mausgrauen Anzug mit ausgebeulten Taschen gekleidet und wirkte auf Anna wenig vertrauenerweckend. Dann zog er auch noch einen Ausweis aus der Anzugjacke und hielt ihn ihr vor die Nase. Sie war erstaunt. Der Mann war ein Polizist: Kommissar Moritz Sand. Er war gekommen, um mit ihr über den Anschlag von gestern Nacht zu sprechen.

Sie bat ihn ins Wohnzimmer hinein, wo er sich geflissentlich umsah. Sie bot ihm einen Platz an, aber er lehnte dankend ab. Sein Blick schweifte zum Bücherregal. Schiller, Büchner, Nostradamus, Madame Blavatsky und Madame Lenormand. Dann drehte er sich um und geruhte nun doch, auf der weinroten Couch Platz zu nehmen. Sie überlegte, ob sie ihm etwas zu trinken anbieten sollte, aber sie ließ es bleiben. Sie mochte den Kerl nicht.

»Sie waren also gestern Nacht um halb drei auf der Parochialstraße?«, fragte er, und sie fand, dass er wenigstens eine sonore, angenehme Stimme hatte.

»Ja. Ich hatte eine Freundin besucht. Als ich nach Hause ging, sah ich den Mann auf der Straße liegen.«

»Kennen Sie ihn?«

»Nein. Ich habe ihn gestern zum ersten Mal gesehen. Ich bin mit dem Fahrrad zum Krankenhaus der Grauen Schwestern gefahren. Die haben sofort einen Krankenwagen losgeschickt und gesagt, ich könne nach Hause gehen, nachdem ich meine Adresse angegeben habe.«

»Sie wissen, was passiert ist?«

»Er hat eine Schussverletzung, sagte mir die Schwester. Das habe ich gestern Nacht auch schon vermutet, da war so ein komisches, blutiges Loch in seinem Mantel.«

»Ja, auf das Opfer wurde geschossen. Haben Sie jemanden auf der Straße gesehen? Haben Sie irgendetwas beobachtet oder gehört?«

Anna versuchte sich zu erinnern. Hatte sie etwas anderes gesehen als den Verletzten auf dem Pflaster? Es war so still gewesen, nur der Regen, der gefallen war. Kein Schuss, nichts.

»Ich habe keinen Schuss gehört«, sagte sie.

»Der Täter wird einen Schalldämpfer benutzt haben. Sonst hätte der Schuss die Leute aus den Betten geworfen, und Sie hätten ihn auch hören müssen. Das führt mich zu der Annahme, dass die Tat geplant gewesen ist. Bei manchen Zeitgenossen sitzt die Waffe schon mal locker, aber die tragen kein Gewehr mit einem Schalldämpfer mit sich herum, Sie verstehen?«

Sie verstand nur zu gut. »Da wollte einer ganz sichergehen?«

»Genau. Er wollte, dass das Opfer möglichst spät gefunden wird. Ein glücklicher Zufall, dass Sie relativ schnell da waren und Hilfe holen konnten.«

»War es ein Raubmord?«

»Nein. Er hatte Geld bei sich und eine teure Taschenuhr. Wir wissen ja auch nicht, wie lange er schon auf der Straße lag, bevor Sie ihn überhaupt entdeckten.«

Kommissar Sand schien langsam aufzutauen. Ein vages Lächeln huschte über seine hageren Züge. Er stand auf. »Haben Sie Interesse an Okkultismus?«

Obwohl seine Frage völlig überraschend kam und nichts mit dem Grund seines Hierseins zu tun hatte, wusste sie sofort, was er meinte: die Bücher in ihrem Regal.

»Ist das verboten?«

»Nicht...
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Claudia Gross studierte Germanistik und Philosophie, bevor sie eine eigene Buchhandlung eröffnete. Im Jahr 1999 erschien ihr erster Roman "Die Runenmeisterin". Sie lebt in Nettetal am Niederrhein. Ihre Faszination für Segelschiffe, deren Tage Anfang des 20. Jahrhunderts schon gezählt waren, führte sie an die Ostsee nach Kiel und zu der Geschichte des Matrosenaufstands, der sie zu diesem Roman inspirierte.