Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Wiedersehen im Land der Weihnachtssterne

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am02.11.2020Auflage
Auf den weiten Feldern Kaliforniens leuchtet die prachtvollste Winterblume Kalifornien, 1940: Lizzys Eltern haben den Weihnachtsstern zum weltweiten Symbol für das Fest der Liebe gemacht. Nun übernimmt die junge Frau mit ihren Brüdern die Farm. Als ein großer Brand ausbricht, ist das erfolgreiche Unternehmen in Gefahr, und die Familie droht, alles zu verlieren. Während Lizzy versucht, die Farm zu retten, begegnet sie auf den Feldern dem geheimnisvollen Arbeiter Miguel, der ihr Herz zutiefst berührt ...

Lea Thannbach, geboren 1991, wuchs in der Nähe von München auf. Sie studierte Journalistik. Neben dem Schreiben gilt ihre Leidenschaft dem Reisen in ferne Länder, wo sie oft Inspirationen für neue Geschichten findet.
mehr

Produkt

KlappentextAuf den weiten Feldern Kaliforniens leuchtet die prachtvollste Winterblume Kalifornien, 1940: Lizzys Eltern haben den Weihnachtsstern zum weltweiten Symbol für das Fest der Liebe gemacht. Nun übernimmt die junge Frau mit ihren Brüdern die Farm. Als ein großer Brand ausbricht, ist das erfolgreiche Unternehmen in Gefahr, und die Familie droht, alles zu verlieren. Während Lizzy versucht, die Farm zu retten, begegnet sie auf den Feldern dem geheimnisvollen Arbeiter Miguel, der ihr Herz zutiefst berührt ...

Lea Thannbach, geboren 1991, wuchs in der Nähe von München auf. Sie studierte Journalistik. Neben dem Schreiben gilt ihre Leidenschaft dem Reisen in ferne Länder, wo sie oft Inspirationen für neue Geschichten findet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843724319
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum02.11.2020
AuflageAuflage
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3490 Kbytes
Artikel-Nr.5156192
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1
Silvesternacht 2005/2006
Stella

Vom Himmel rieselten goldrote Funken, als wäre ein Stern zerplatzt. Der anschließende graue Rauch verblasste langsam am Nachthimmel über München. Jubel auf der Straße. Auf dem Gärtnerplatz, der direkt unter Stellas Fenster lag, begrüßten die Ersten schon das neue Jahr. Stella lag lang ausgestreckt auf ihrem Bett, beide Hände auf ihrem Bauch, und wartete.

Vor ihrer Tür fremde Stimmen. Lachen. Flaschenklirren. Dahinter Feel good von den Gorillaz. Es duftete nach dem Chili con Carne, für das Tobi mittags grob geschätzt ein ganzes, zu Hackfleisch verarbeitetes Rind in zwei Fünflitertöpfen angebraten und zusammen mit einer unvorstellbaren Menge an geschnittenen Tomaten und Zwiebeln sowie einer Palette Dosenbohnen geköchelt hatte.

Es klingelte. »Hey! Schön, dass ihr hier seid! Kommt rein!« Judiths Tonfall war anzuhören, dass sie schon einen leichten Schwips hatte.

Rund zwanzig Leute hatte ihre beste Freundin eingeladen.

Es ging gerade erst auf 22 Uhr zu, wie Stellas Wecker zeigte. Noch zwei Stunden. Und dann läge ein ganzes neues Jahr vor ihr. Dreihundertfünfundsechzig Tage ohne ihre Mutter. Und dann neue dreihundertfünfundsechzig Tage. Und das wieder und wieder und wieder. Eine Ewigkeit.

Stella stützte sich auf die Ellenbogen. Wie war es möglich, dass sie sich in ihrem WG-Zimmer einerseits zu Hause fühlte, andererseits wie eine Fremde? In diesen vier Wänden steckten so viele Erinnerungen, gute wie schlechte. Die Schneekugel auf dem Plattenspieler hatte ihr Adam zu Weihnachten geschenkt. »Sieh diese Kugel als eine Metapher«, hatte er gesagt. »Wenn mal wieder Schneegestöber in deinem Kopf herrscht, dann denk einfach an uns, die wir dich lieben. Und dann wird sich der Schnee schon lichten.«

Ihr Doppelbett erinnerte Stella an Andreas, ihren Ex-Freund. »Du solltest dir eine eigene Wohnung suchen«, hatte er oft zu ihr gesagt, wenn er in ihrem Bett gelegen hatte, die Arme unter dem Kopf verschränkt und mit zerzaustem Haar, in dem die ersten grauen Strähnen zu sehen waren.

»Aber ich wohne gern mit Judith und Tobi zusammen. Die beiden sind wie Familie für mich.«

»Aber sie sind nun mal nicht deine Familie, Stella. Früher oder später werden sie ausziehen und ein Leben ohne dich führen. Du solltest lernen, auf eigenen Beinen zu stehen.«

Andreas war auch der Ansicht gewesen, dass Stellas geblümte Bettdecke, die Lichterketten und Duftkerzen der Inbegriff eines weiblichen Stereotyps seien. Stella hatte erst eine Reise nach Kalifornien antreten müssen, um zu begreifen, wie unerträglich dieser Kerl gewesen war.

Dann war da noch das geordnete Chaos über ihrem Schreibtisch: eine Collage aus Fotos, Kinokarten, Etiketten von Weinflaschen und Postkarten, die Judith ihr aus dem Urlaub geschickt hatte. Sie wuchs stetig in alle Richtungen, reckte sich wie Zweige über den Türrahmen und zur anderen Seite hin über den Kleiderschrank. Erinnerungen an feuchtfröhliche Nächte mit Judith und Tobi, an Grillabende im Englischen Garten, an die Geburtstagsfeiern ihrer Mutter in kleiner Runde.

Zwei Fotos hoben sich von den anderen ab, denn sie waren in einen Rahmen eingefasst. Eines davon zeigte Stella umgeben von Lizzy, David, Theresa, Oscar, Mary und Adam. Ihre erste richtige Familie, die Stella vor noch nicht mal einen Monat kennengelernt hatte. Das Foto war auf dem großen Fest aufgenommen worden, das ihre Familie am Poinsettia-Day gab. Denn Stellas Urgroßvater Philipp hatte einst mithilfe seiner Ehefrau Feli und später auch seiner Kinder David, Max und Lizzy die Poinsettia, heutzutage vor allem bekannt als Weihnachtsstern, gezüchtet und zu dem gemacht, was sie heute war: nämlich ein fester Bestandteil der Weihnachtszeit.

Auf dem zweiten Foto war Inge zu sehen, Stellas wunderschöne Mutter, mit den wilden Locken, dem strahlenden Lächeln und dem Feuer in den Augen ... Nach einem Streit mit Stella war sie in ihr Auto gestiegen und davongefahren, obwohl es stark geschneit hatte und die Straßen spiegelglatt gewesen waren. Sie hatte die Kontrolle über den Wagen verloren und war bei dem Unfall ums Leben gekommen.

Die Trauer kam in Sekunden angerollt wie ein Tsunami. Inzwischen wusste Stella, wie sie sich dagegen wappnen musste. Ein- und wieder ausatmen. Ein und aus ... Wenn du jetzt weinst, dann verläuft nur deine Wimperntusche, und dann werden alle sofort wissen, dass du wieder traurig warst, und dich bemitleiden, und du vermiest ihnen den Silvesterabend. Konzentrier dich auf die Musik.

Die Backstreet Boys als Stimmungsmacher. Mochte Adam die Backstreet Boys? Wie stand er überhaupt zu Boybands?

Durch ihre Zimmertür hindurch hörte Stella Judith lachen. Wenn man ihre Freundin mit ihren blonden Engelslocken und dem runden Mädchengesicht sah, würde man niemals meinen, dass ein so niedliches Geschöpf derart laut lachen konnte. Stella schmunzelte und schwang sich aus dem Bett. Ein Blick in den Standspiegel: Kalifornien hatte ihr ein paar Sommersprossen auf die Wangen getupft, und Lizzys Hausmannskost war es gelungen, ihr gesunde Apfelbäckchen ins Gesicht zu zaubern. Stella trug einen roten Rock mit schwarzem Taillengürtel, dazu einen schlichten schwarzen Rollkragenpullover und ihre Baseballjacke. Bis auf die Strumpfhose stammte alles aus ihrem Lieblings-Secondhandladen.

Also dann mal los. Kaum hatte sie einen Fuß über die Schwelle gesetzt, warf sich jemand gegen sie, sodass sie zurück in ihr Zimmer und gemeinsam mit Judith auf ihr Bett taumelte. »Da bist du ja! Ich hatte schon überlegt, deine Tür gewaltsam aufzubrechen!«

»Meine Tür war nicht mal abgesperrt!«, lachte Stella. »Wie viel hast du denn schon getrunken?!«

Judith, die halb auf ihr lag, machte einen Schmollmund und zuckte dann mit den Schultern. »Keine Ahnung! Aber ich weiß, dass du noch keinen einzigen Schluck vom Punsch hattest! Das holen wir schnell nach!«

Alkohol, Salzstangen und Partypizza waren auf dem Tisch verteilt, Nachos, Dips und das Chili auf dem Küchentresen.

Judith bezeichnete die Wohnung aus den 60er-Jahren als altbacken. Stella hingegen fand, dass die bonbonfarbenen Einbauschränke Charme hatten. Der himmelblaue Kühlschrank gab im Minutentakt gluckernde Geräusche von sich, was Judith fast in den Wahnsinn trieb. Stella mochte das Geräusch. Es war ihr, als würde der Kühlschrank versuchen mitzureden.

Groß geworden in einer alten Jugendstilvilla, war Stella es gewohnt, dass Geister in Gemäuern hausen konnten. Als Kind hatte sie sich sogar ausgemalt, dass eine ganze Geisterfamilie bei ihr zu Hause wohnte: Diese Familie hatte auf dem Speicher gelebt, wo es oft geknarzt hatte. Morgens war Vater-Geist gurgelnd durch die Wasserleitungen in den Heizkessel gefahren, wo er mit Murmeln gespielt hatte (zumindest hatte es danach geklungen). Mutter-Geist hatte im Kamin gesungen, wobei sie nicht gerade talentiert gewesen war, denn ihr Singen hatte schauderhaft geklungen. Die Kinder waren durchs Haus getobt, hatten mal hier den Parkettboden im Sonnenlicht zum Knistern oder dort die Tür zum Quietschen gebracht. Aber die Geister waren unvorsichtig gewesen, und so hatte ihr wildes Treiben oft dazu geführt, dass die Heizung im Winter streikte oder die rostigen Wasserleitungen Lecks hatten. »Weihnachten muss dieses Jahr leider etwas spärlicher ausfallen«, hatte ihre Mutter dann immer gesagt.

»Du isst jetzt erst mal was!« Judith lud eine extragroße Portion Chili con Carne auf einen Pappteller.

»Oh, Alex ist gerade gekommen!«, freute sich Judith. »Den musst du unbedingt kennenlernen. Er ist Pilatestrainer in meinem Fitnessstudio.« Sie winkte Alex herbei und beugte sich näher an Stella heran. »Er ist total heiß.«

Bis jetzt hatte Stella Judith gegenüber noch nicht erwähnt, dass sie rein theoretisch schon wieder vergeben war. Und zwar an Adam, der so was wie ihr Cousin, nur eben nicht mit ihr blutsverwandt war. Während Stella geduscht, Zähne geputzt und im Supermarkt eingekauft hatte, hatte sie sich alle möglichen Varianten durch den Kopf gehen lassen, wie sie Judith das mit Adam gestehen könnte. Jedes Mal war es auf dasselbe hinausgelaufen. In ihrer Vorstellung hatte Judith geseufzt, als würde ihr das, was sie nun sagen würde, leidtun, aber als führe kein Weg daran vorbei. Natürlich hattest du diesen Adam von Anfang an gern. Er ist ja auch ein Teil deiner Familie! Mal abgesehen davon kennst du ihn erst seit ein paar Tagen!

Ich kenne ihn seit drei Wochen!, hatte Stella in ihrer Vorstellung ihre Gefühle für Adam verteidigt. Das ist genug!

Wenn du meinst ... hatte Judith darauf entgegnet und durchklingen lassen, dass sie anderer Meinung war. Ich glaube ja, dass es so ist: Du durchlebst gerade eine sehr schwierige Phase. Ganz nebenbei hast du auch noch Andreas endlich eine Abfuhr erteilt! Natürlich sehnst du dich in diesen turbulenten Zeiten nach Halt! Und mal ehrlich: Du zählst zu den Menschen, die immer irgendwen an ihrer Seite brauchen. Du kannst nur schwer allein sein. Ich meine das nicht böse, mir würde es ja in deiner Situation vermutlich ähnlich gehen!

Stella hatte Angst vor diesem Gespräch. Es war ihr, als müsse sie das, was sie mit Adam hatte, schützen. Selbst wenn das...
mehr

Autor

Lea Thannbach, geboren 1991, wuchs in der Nähe von München auf. Sie studierte Journalistik an der Universität Eichstätt, war Mitglied der Drehbuchwerkstatt "Toptalente" und wurde für das "First Movie Plus"-Programm des Filmzentrums Bayern ausgewählt. Neben dem Schreiben gilt ihre Leidenschaft dem Reisen in ferne Länder, wo sie oft Inspirationen für neue Geschichten findet.
Weitere Artikel von
Thannbach, Lea