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Grand Hotel Europa

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Mehrsprachig
Piper Verlag GmbHerschienen am05.10.20201
Wer sind wir, wenn wir keine Europäer mehr sind? - Der grandiose europäische Gesellschaftsroman Ein junger Page, Abdul, empfängt den Schriftsteller auf den Marmorstufen des Eingangsportals, über dem in goldenen Lettern der Name 'Grand Hotel Europa' zu lesen ist. Sie rauchen eine erste Zigarette und kommen miteinander ins Gespräch. Der Schriftsteller spricht von Venedig und von Clio, seiner großen Liebe, die ihn verlassen hat. Nun ist er hier, bezieht sein Zimmer in diesem geheimnisvollen Hotel, und während er die eleganten Gäste kennenlernt, fragt er sich, wie er Clio zurückgewinnen kann. - 'Grand Hotel Europa' erzählt von einem alten Kontinent, auf dem vor lauter Geschichte kein Raum für die Zukunft ist und die einzige Perspektive der Tourismus. Es ist ein Roman über unsere europäische Identität und die Nostalgie am Ende einer Ära. 'Grand Hotel Europa ist eine Liebeserklärung an den alten, heißgeliebten, todmüden und doch atemberaubenden Kontinent.' De Limburger »Grand Hotel Europa schreckt vor nichts zurück. Der Roman will beeindrucken - und es gelingt ihm auch! Es ist dieser groß-größer-am-größten Zugriff, der den Roman in ein Meisterwerk verwandelt. Grand Hotel Europa ist ein wunderbares Buch, das sie mit zunehmend fieberhafter Ungeduld lesen werden. Pfeijffer hat den Roman des Jahres geschrieben.« NRC Handelsblad »Grand Hotel Europa ist ein Meisterwerk, brillant und prächtig. Nicht nur ein Roman der Gegenwart, sondern einer, der die Zeiten überdauern wird.« Trouw Monatelang an der Spitze der niederländischen Bestsellerliste

ILJA LEONARD PFEIJFFER, 1968 in den Niederlanden geboren, schreibt Romane, Lyrik, Essays, Theaterstücke und Songtexte. 2014 erhielt er den renommierten Libris Literatuur Prijs für seinen Roman »Das schönste Mädchen von Genua«, der zurzeit verfilmt wird. »Grand Hotel Europa« gelag auf Anhieb der Sprung auf die SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde von Kritikern und Lesern gleichermaßen geschätzt. Pfeijffer lebt in Genua und gilt als einer der herausragenden Schriftsteller der Niederlande.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextWer sind wir, wenn wir keine Europäer mehr sind? - Der grandiose europäische Gesellschaftsroman Ein junger Page, Abdul, empfängt den Schriftsteller auf den Marmorstufen des Eingangsportals, über dem in goldenen Lettern der Name 'Grand Hotel Europa' zu lesen ist. Sie rauchen eine erste Zigarette und kommen miteinander ins Gespräch. Der Schriftsteller spricht von Venedig und von Clio, seiner großen Liebe, die ihn verlassen hat. Nun ist er hier, bezieht sein Zimmer in diesem geheimnisvollen Hotel, und während er die eleganten Gäste kennenlernt, fragt er sich, wie er Clio zurückgewinnen kann. - 'Grand Hotel Europa' erzählt von einem alten Kontinent, auf dem vor lauter Geschichte kein Raum für die Zukunft ist und die einzige Perspektive der Tourismus. Es ist ein Roman über unsere europäische Identität und die Nostalgie am Ende einer Ära. 'Grand Hotel Europa ist eine Liebeserklärung an den alten, heißgeliebten, todmüden und doch atemberaubenden Kontinent.' De Limburger »Grand Hotel Europa schreckt vor nichts zurück. Der Roman will beeindrucken - und es gelingt ihm auch! Es ist dieser groß-größer-am-größten Zugriff, der den Roman in ein Meisterwerk verwandelt. Grand Hotel Europa ist ein wunderbares Buch, das sie mit zunehmend fieberhafter Ungeduld lesen werden. Pfeijffer hat den Roman des Jahres geschrieben.« NRC Handelsblad »Grand Hotel Europa ist ein Meisterwerk, brillant und prächtig. Nicht nur ein Roman der Gegenwart, sondern einer, der die Zeiten überdauern wird.« Trouw Monatelang an der Spitze der niederländischen Bestsellerliste

ILJA LEONARD PFEIJFFER, 1968 in den Niederlanden geboren, schreibt Romane, Lyrik, Essays, Theaterstücke und Songtexte. 2014 erhielt er den renommierten Libris Literatuur Prijs für seinen Roman »Das schönste Mädchen von Genua«, der zurzeit verfilmt wird. »Grand Hotel Europa« gelag auf Anhieb der Sprung auf die SPIEGEL-Bestsellerliste und wurde von Kritikern und Lesern gleichermaßen geschätzt. Pfeijffer lebt in Genua und gilt als einer der herausragenden Schriftsteller der Niederlande.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492997324
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum05.10.2020
Auflage1
SpracheMehrsprachig
Dateigrösse4396 Kbytes
Artikel-Nr.5157571
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel Zwei

Platz des Versprechens
1

Jedes Mal, wenn man in Venedig ankommt, ist es, als wäre es das erste Mal. Obwohl ich schon oft in Venedig gewesen war und auf Abendempfängen bisweilen die klangvollen Namen von Tizian und Tintoretto fallen ließ, obwohl ich, während der feuerrote Hochgeschwindigkeitszug, der mich über die Landverbindung von Mestre in die alte Stadt trug, zu bremsen begann, routiniert die Zeitung las, und obwohl ich mir vorgenommen hatte, meine Ankunft in der Stadt unter pragmatischen Gesichtspunkten zu betrachten und mögliche Gemütsregungen aufzuschieben, bis ich mich ganz dort niedergelassen hatte, verschlug es mir, als ich aus dem Bahnhofsgebäude trat und sich das fragile Klischee der Stadt arglos und wie unschuldig vor mir entfaltete, für einen Moment den Atem.

Venedig lächelte mich an wie eine Geliebte, die auf mich gewartet hatte. In den Jahrhunderten, die sie geduldig aus dem Fenster gestarrt hatte, war sie schön und ruhig geworden. Ihre Juwelen klimperten, als sie ihre sanften, warmen Arme für die langersehnte Umarmung öffnete, die Schicksal und Endzweck zugleich war. Sie kicherte leise, da endlich alles so war, wie es die Logik verlangte. Falls sie etwas von einer Ewigkeit flüsterte, so wusste sie genau, wovon sie sprach. Sie hatte ausreichend Kleider für die vielen Feste, die es nun zu feiern gab.

Man kann in keiner schöneren Stadt ankommen als Venedig, wenn eine Geliebte auf einen wartet. Clio war vorausgereist. Wir hatten die Aufgaben verteilt. Ich lieferte unsere alten Wohnungen besenrein ab und erledigte die Formalitäten mit den Vermietern, sie fuhr nach Venedig, um unser neues Zuhause vorzubereiten und die Möbelpacker zu empfangen. Wir besaßen nicht viel. Einzig Clios Bücher stapelten sich in Vielzahl. Ich hatte bereits früher gewitzelt, dass sie einen schweren Beruf habe. Und auch der Witz, dass kunsthistorische Studien immer so ge-wichtig sind, war nicht neu. Dennoch, so verkündete sie mir am Telefon, sei der Umzug gut verlaufen. Sie habe bereits mit dem Auspacken der Kartons begonnen. Sie warte auf mich. Sie liebe mich.

Irgendwo hinter den verführerisch dreinblickenden Häusern im seufzerreichen Prunkgrab dieser Stadt musste es eine Straße namens Calle Nuova Sant Agnese geben. Ich brauchte nur diese Straße zu finden, um Clio zu finden, in einem Umzugs-T-Shirt und einer Jogginghose, das lange, dunkle Haar zu einem praktischen Knoten geschlungen und auf der Nase vielleicht einen Farbklecks, ganz so wie in einer Immobilienreklame. Junge Pärchen inmitten von Umzugskartons in einem Haus, wo immer die Sonne scheint und das Leben erst noch beginnen muss. Und am Abend wird sie dann ihr Ballkleid anziehen, und wir rauschen Hand in Hand über Plätze, durch Gassen und an schwarzen Kanälen vorbei den neuen Abenteuern entgegen und bescheren der reichen Historie, die der Stadt wie eine Flut bis zum Halse reicht, noch eine glamouröse Geschichte.
2

Ich hatte kein Gepäck. Meine Sachen hatte ich mit der Spedition vorausgeschickt. Ich wollte zu Fuß gehen. Ich freute mich darauf. Während der Zugreise war genug Zeit geblieben, mir mithilfe des Handys die Route vom Bahnhof zur Calle Nuova Sant Agnese einzuprägen. Es bestand kaum die Möglichkeit, sich zu verlaufen. Unter anderen Umständen hätte ich mich gern auf ein wenig Verirren eingelassen, doch im Moment hielt ich es lieber mit der Zielstrebigkeit. Ich wollte Clio sehen.

Ich stieg die hohen Stufen der Ponte degli Scalzi hinauf, als beträte ich einen Hochaltar. Jede Überquerung des Canal Grande, die, bevor man sich entschloss, die neue Brücke zu bauen, nur an drei Stellen möglich war, fühlte sich heilig an. Ich stützte die Hände auf das marmorne Brückengeländer und blickte hinab auf das Gewimmel im grünblauen Wasserlauf, der eher eine Lebensader bildete als eine Barriere. Der Stadtplaner hatte den Kanal wie ein spiegelverkehrtes S auf den Grundriss der Stadt geschludert und war in sadistisches Gelächter ausgebrochen, als er entdeckte, dass er durch seinen Eingriff die Stadt für die flanierenden Edelleute in ihren Satinslippern nahezu unbegehbar gemacht hatte. Am nächsten Tag jedoch, ausgenüchtert, hatte er erkennen müssen, dass ganz gegen seine Absicht ein herrlicher Wasserweg entstanden war, der sämtliche Stadtteile auf schöne und träge Weise miteinander verband.

Ja, Gondeln. Gondeln sah ich auch gleich. Sie waren größer, schwärzer und realer als auf Abbildungen. Im Grunde war es vollkommen lächerlich, dass diese Dinger im 21.âJahrhundert noch immer existierten, wie prähistorische Wasservögel, wundersam für Touristen wieder zum Leben erweckt. Aber in Venedig konnte man nicht von Anachronismus sprechen. In dieser Stadt, die nichts am Hut hatte mit Hetze, Produktivität oder Nützlichkeit, war die moderne Zeit ein Anachronismus. Hier schwebte die Zeit, war voller Melancholie und Sehnsucht nach den Schatten der Vergangenheit.

Die Verlockung, geradeaus durch die Calle Lunga zu gehen, weil sie in die Richtung führte, wo ich Clio wusste, war groß. Aber in einer Stadt, die nirgendwohin führt, sagt eine Richtung nicht viel aus. Auf der Karte hatte ich gesehen, dass ich mich in Innenhöfen und Gärten verfangen würde wie ein Stier im roten Tuch. In Venedig gab man besser alle Vorstellungen eines Stadtplans auf, denn hier war niemals vernunftmäßig gebaut worden. Die Oberschicht der früheren Jahrhunderte hatte die Insel mit prachtvollen Palästen vollgebaut, wobei die zufällig entstandenen Freiräume zwischen den Weltwundern fortan einfach als Straßen dienen mussten. Wer sich in Venedig von einem Ort zum anderen begeben will, ist dazu genötigt, ständig die extrovertierten, von ehemaligen Bewohnern errichteten Liebesbezeugungen an die Stadt zu umgehen.

Ich spazierte an Fassaden vorbei, die mit Klöppelwerk aus Marmor verziert waren, Holzpfähle spiegelten sich im Wasser. Alles hier stand seit Jahrhunderten, dennoch machte es auf mich einen flüchtigen Eindruck, wie eine auf dem Meer erbaute Fata Morgana, die bei der geringsten Woge des Wassers in Erinnerungseinzelteile von Millionen Fotos zerstiebt.

Beim Puppenhaustreppchen zur Brücke, die zum schmalen Kai am Rio de la Cazziola e de Ca Rizzi führte, hing an einer Mauer ein großes gelbes Schild mit dem Hinweis, dass die Richtung, die ich eingeschlagen hatte, sowohl zur Piazza San Marco als auch zur Rialtobrücke führe. Was, wie das Schild ebenfalls besagte, auch für die Richtung galt, aus der ich gekommen war. Ich befand mich somit an einem magischen Ort, wo Herkunft und Ziel ineinanderfielen, was mich außerordentlich fröhlich stimmte.

Normalerweise verhält sich Licht wie Luft, über deren Unverzichtbarkeit man auch erst nachzudenken beginnt, wenn sie fehlt. Das Licht hier aber war wie von Menschenhand gemacht, als diente es zum krönenden Abschluss eines Gebäudes, wie eine Schicht Blattgold auf einer Skulptur oder ein sorgfältig angebrachter Firnis auf einer Darstellung. Allerdings sind diese Vergleiche zu statisch, denn zugleich war das Licht in konstanter Bewegung, als eilte es den Schatten hinterher.

Auf der anderen Seite des Kanals schlummerten die ummauerten Gärten von Papadopoli, wo maskierte Gäste im Fackelfeuer der geheimen Feste wie Geister erschienen, gehüllt in den schwarzen Mantel der Nacht. Die Papadopolis besaßen die wichtigste und erlesenste Kunstsammlung der Stadt. Auf ihren Soireen tanzten Schönheit und Neid Walzer miteinander. Alles, was war, war noch immer da und bis heute unentdeckt.

Nach einiger Zeit führte mein Weg mich schließlich auf einen erstaunlich weitläufigen Platz mit Namen Campo Santa Margherita. Ich ging über den Platz und über die Rio Terrà Canal entlang zur Ponte dei Pugni. Von der Brücke aus bot sich mir ein Postkartenanblick aus Palästen, Wasser, Gondeln und Glockentürmen. Auf der anderen Seite musste ich links über den Platz vor der Kirche San Barnaba und die Calle Lotto über den Rio del Malpaga zur Fondamenta Toletta, wonach ich nur noch einen einzigen Kanal, den Rio de San Trovaso, zu überwinden brauchte, um zur Accademia zu gelangen. Und unmittelbar hinter deren Gebäude befanden sich die Calle Nuova Sant Agnese, meine neue Wohnung und Clio.
3

Ich will es mir nicht zur Gewohnheit machen, aber eine Offensichtlichkeit muss ich notieren, weil sie mich so sehr belustigte, dass ich sie nicht unterschlagen möchte: Ich hatte Clio wie immer unterschätzt. Als sie mir die Tür öffnete, trug sie, als hätte sie geahnt, dass dieser Moment auch ihr erster Auftritt in meinem Buch sein würde, weder Umzugs-T-Shirt noch Jogginghose, dafür aber mit der Sicherheit einer Frau, die einen Auftritt zu inszenieren wusste, ein spektakulär kurzes schwarzes Elsa-Schiaparelli-Kleid mit einem Strassblüten-Besatz und einem frivolen, weißen Raffia-Kragen, dazu schwarze, offene, hochhackige Schuhe von Fendi und lange Gucci-Ohrringe. Sie war, wie gewöhnlich, kaum oder gar nicht geschminkt, hatte zur Feier des Tages jedoch einen ferrariroten Lippenstift aufgetragen.

»Das Kleid war plötzlich aus einem der Umzugskartons gerutscht«, sagte sie, meinem Blick folgend. »Ich hatte ganz vergessen, dass ich es besitze. Gefällt es dir? Es ist schon so lange aus der Mode, dass es meiner Meinung nach schon wieder modern ist. Melancholie ist im Moment ziemlich angesagt. Die Vergangenheit kommt wieder in Mode. Willkommen in Venedig, Ilja. Du hast mir gefehlt.«

Sie fiel mir um den Hals wie eine Schauspielerin, die eine Kamera auf sich gerichtet fühlt, stellte sich auf die Zehenspitzen, knickte ein Bein fotogen nach hinten ab und küsste mich auf den Mund.

»Steht dir gut«, sagte sie.

»Was?«

»Lippenstift. Komm. Wir feiern, dass du da bist. Die Wohnung werde ich dir später zeigen. Lass uns erst was trinken.«

»Wo willst du...
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Autor

Ilja Leonard Pfeijffer, geboren 1968 in Rijswijk/NL, schreibt Romane, Geschichten, Gedichte, Kolumnen, Essays, Theaterstücke und Songtexte. 2008 übersiedelte er nach Genua, wo er auch heute noch lebt und arbeitet. 2014 erhielt er den Libris Literatuur Prijs für seinen vierten Roman La Superba, der allein in den Niederlanden 80.000 Exemplare verkauft hat und zurzeit verfilmt wird. "Grand Hotel Europa" steht seit seiner Publikation 2018 in den Niederlanden an der Spitze der Bestsellerliste und wird von Kritikern und Lesern gleichermaßen geschätzt.