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Die Schule meines Lebens

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am31.08.20201
Im Podcast Hotel Matze verraten Schauspieler*innen, Künstler*innen und andere Kreative Gastgeber Matze Hielscher, wie sie ihr Leben meistern. Es waren bereits zahlreiche Prominente bei ihm zu Gast, und von jeder und jedem hat er etwas über das Leben gelernt: Von Nora Tschirner, wie wichtig Auszeiten sind, von Frank Elstner, wie man Ideen loslässt, von Illustrator Christoph Niemann, wie er gelernt hat, auf Knopfdruck kreativ zu sein, und von Anne Will, wie sie Karriere gemacht hat. In diesem Buch hat Matze Hielscher »das Beste der Besten« versammelt: Es vereint die klügsten Lebensrezepte von einigen der interessantesten Köpfe der Nation und liefert so inspirierende Impulse für die eigene Lebensführung.

Matze Hielscher ist Mitbegründer des erfolgreichen digitalen Stadtmagazins Mit Vergnügen. Seit 2016 geht er außerdem im Hotel Matze und in weiteren Formaten seiner großen Podcast-Leidenschaft nach. Matze Hielscher wuchs in einem Dorf in Brandenburg auf und war früher Bassist der Indieband Virginia Jetzt! Heute lebt er mit seiner Frau, seinem Sohn und Hund Brinkmann in Berlin.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextIm Podcast Hotel Matze verraten Schauspieler*innen, Künstler*innen und andere Kreative Gastgeber Matze Hielscher, wie sie ihr Leben meistern. Es waren bereits zahlreiche Prominente bei ihm zu Gast, und von jeder und jedem hat er etwas über das Leben gelernt: Von Nora Tschirner, wie wichtig Auszeiten sind, von Frank Elstner, wie man Ideen loslässt, von Illustrator Christoph Niemann, wie er gelernt hat, auf Knopfdruck kreativ zu sein, und von Anne Will, wie sie Karriere gemacht hat. In diesem Buch hat Matze Hielscher »das Beste der Besten« versammelt: Es vereint die klügsten Lebensrezepte von einigen der interessantesten Köpfe der Nation und liefert so inspirierende Impulse für die eigene Lebensführung.

Matze Hielscher ist Mitbegründer des erfolgreichen digitalen Stadtmagazins Mit Vergnügen. Seit 2016 geht er außerdem im Hotel Matze und in weiteren Formaten seiner großen Podcast-Leidenschaft nach. Matze Hielscher wuchs in einem Dorf in Brandenburg auf und war früher Bassist der Indieband Virginia Jetzt! Heute lebt er mit seiner Frau, seinem Sohn und Hund Brinkmann in Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492997379
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum31.08.2020
Auflage1
SpracheDeutsch
Dateigrösse3023 Kbytes
Artikel-Nr.5157585
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
DORIS DÖRRIE
ÜBER DEN MUT, DIE EIGENE GESCHICHTE ZU ERZÄHLEN

Ob ich ihr eine Freude machen könne, dafür, dass sie mein Bühnengast ist, habe ich sie vor unserem Gespräch gefragt. Und sie schrieb: Blumen, Blumen, Blumen.

Es ist Dezember in München und ich bin gerade auf Live-Podcast-Tour quer durch Deutschland. Natürlich dürfen es für meine heutige Gesprächspartnerin Doris Dörrie keine Tankstellenblumen sein und natürlich auch kein kleines Sträußchen. In einem Blumenladen im Werksviertel werde ich fündig. Die nette Floristin bindet mir einen ansehnlichen Strauß zusammen, damit laufe ich sehr zufrieden zurück zur Location. Weil es keine Vase gibt, nehmen wir einen Sektkübel, und weil der Strauß darin nicht halten will, sammeln wir draußen Steine, um ihn zu fixieren. Die Bühnentechniker schauen ein wenig verwirrt, da ich vermutlich den Eindruck eines leicht verspulten Künstlers erwecke, der ohne seinen Blumenstrauß nicht auftreten kann. Ich nehme das mit den Blumen wirklich ernst, denn ich möchte Doris unbedingt eine Freude machen - genau wie sie mir mit ihrem Buch Leben, schreiben, atmen. Die Mischung aus biografischen Erzählungen und einer Anleitung zum Schreiben ist mein liebstes Buch aus dem vergangenen Jahr. Doris gelingt darin die beste Kombination in der Kunst: erzählen und inspirieren.

Doris Dörrie ist in Hannover aufgewachsen und zählt zu den bekanntesten deutschen Regisseurinnen. Der Film Männer war ihr großer Durchbruch, das ist 35 Jahre her. Er lief in zahlreichen Ländern, Doris bekam daraufhin sofort Angebote aus Hollywood, ging nach L.âA., ist dann aber lieber wieder nach München zurückgezogen. Sie hat dreißig Filme gedreht, um die dreißig Bücher geschrieben, so genau weiß sie das auch nicht, ist ja auch nicht so wichtig - dazwischen inszeniert sie Opern und unterrichtet an der Filmhochschule München kreatives Schreiben. Was für eine Karriere!

Ich habe von Doris Dörrie gelernt, wie man seine Stimme findet, dass man beim Nudelnkochen kreativ sein kann, und warum es sich lohnt, sinnlosen Tätigkeiten nachzugehen.
JEDE BIOGRAFIE IST ERZÄHLENSWERT

Der Saal tobt, als Doris und ich auf die Bühne kommen. Sie schwebt regelrecht herein in ihrem roten Anzug. Doris ist eine Meisterin der Inspiration und das sieht man ihr an. Ich frage, was sie mir beibringen würde, wenn ich bei ihr an der Hochschule einen Kurs in kreativem Schreiben belegen würde: »Dann würde ich versuchen, dich dazu zu bringen, erst mal deine Stimme zu finden - also herauszufinden, wie du auf die Welt schaust. Du! Wirklich nur du. Es geht darum, zu begreifen, dass jeder seine eigene erzählenswerte Biografie hat, denn keine Biografie ist langweilig oder zu klein. Jeder trägt einen unendlichen Schatz in sich, der es wert ist, erzählt zu werden. Nur kommen wir uns oft zu klein und zu dies und zu das vor - nicht originell genug, nicht begabt genug, nicht talentiert genug und all die anderen Dinge, die wir nicht sind. Ich würde versuchen, dir beizubringen, wie man genau hinschaut, ganz präzise, damit du merkst: Niemand sonst außer mir sieht die Welt so, wie ich sie sehe.«



»Jeder trägt einen unendlichen Schatz in sich, der es wert ist, erzählt zu werden.«



 
JUST DO IT!

Doris erzählt von einer Improvisationstheatergruppe aus Kalifornien, die sie als junge Frau im Freizeitheim in Hannover erlebt hat. Sie war so begeistert von den Fähigkeiten der Schauspieler, dass sie sich direkt für eine Ausbildung in dieser Truppe beworben hat. Es klappte und sie wurde angenommen, ihre Eltern haben Doris finanziell unterstützt und so ist sie nach Amerika gezogen. »Ich habe dort gelernt, dass alles ein Handwerk ist. Auch das Schreiben, was es bei uns so immer noch nicht gibt. Und ich habe gelernt, alles erst mal zu versuchen. Diesen Gedanken hat Nike später im Slogan Just do it manifestiert. Der Grund, warum ich Professorin geworden und es auch immer noch bin, ist, dass ich diese Ermunterung, die ich damals in Amerika erfahren habe, weitergeben möchte. Weil ich das Gefühl habe, dass in Deutschland zu wenig ermutigt wird. Wir sind so schnell damit, Leute zu kritisieren. Diese prinzipielle Ermunterung, die fehlt mir. Und wenn ich davon nur ein bisschen weitergeben kann, dann habe ich meine Aufgabe erfüllt.«
ZWEI GRUNDREGELN FÜR DAS SCHREIBEN

Aus der Ferne wirkt es wahnsinnig, dass jemand so viele Bestseller geschrieben hat wie Doris Dörrie. Doch hier auf der Bühne winkt sie ab, als wäre das nichts Besonderes, und behauptet, dass sie jedem das Schreiben beibringen kann. Also los, wie funktioniert es? »Die oberste Regel ist, nicht nachzudenken. Das klingt sehr verwirrend auf den ersten Blick, weil man denkt: Oh Gott, wenn man so viel schreibt, muss man doch so viel nachdenken. Nein. Das Gegenteil ist richtig: Nicht nachdenken und die ganzen Bewertungen ausschalten.

Nun kann man natürlich nicht nichts denken. Das Gehirn denkt vor sich hin und macht, was es will. Aber diese Bewertungen wegzulassen, die Analyse, die Theorie, die Beurteilung - das geht relativ simpel, wenn man sich angewöhnt, möglichst mit der Hand zu schreiben, zehn Minuten am Stück - und immer weiter schreibt und nicht nachdenkt.

Die nächste wichtige und schwierige Regel ist, keine Qualität herstellen zu wollen. Dabei spürt man sehr schnell unser nationales Handicap: Made in Germany. Wir wollen immer, dass alles sehr qualitätvoll ist und Hand und Fuß hat. Aber gutes Schreiben hat erst mal nicht Hand und Fuß, sondern ist sehr sinnlich. Sich davon zu befreien, Qualität herstellen zu wollen, ist eine der wichtigsten Regeln, zusammen mit dem Nicht-Nachdenken. Es ist wirklich unglaublich, was da an Geschichten rauskommen kann.«

Zusammengefasst heißt das: Nicht nachdenken, einfach losschreiben, am besten mit der Hand. Okay.
ETWAS HERSTELLEN STATT ZU KONSUMIEREN

Doris beginnt ihren Tag mit zehn Minuten ununterbrochenem Schreiben. Sie sitzt mit ausgestreckten Beinen im Bett, hat ein kleines Brettchen auf dem Bauch, darauf liegt ihr Notizbuch - so schreibt sie sich in den Tag.

»Schreiben gibt mir ein Gefühl von Vorhandensein in der Welt und größerer Bodenhaftung, die ich wirklich brauche. Wenn ich länger nicht schreibe, dann komme ich mir schnell vor wie ein abgeschnittener Luftballon. Ich werde dann sehr unleidlich, meine Familie rät mir dann auch zum Schreiben, weil ich sonst diffus unglücklich werde. Das hat auch damit zu tun, dass Schreiben für mich eine sehr einfache Umkehr von Konsum in etwas Kreatives ist. Konsum als etwas, was ich aufnehme, und Schreiben als etwas, was ich herstelle.«

Statt zum hundertsten Mal seinen Instagram-Feed zu durchforsten, kann man während Wartezeiten auch einfach ein Notizbuch nehmen und aufschreiben, was man gerade sieht. Und statt morgens als Erstes aufs Handy zu schauen, könnte man auch erst mal vor sich hin schreiben. Also Handy raus und Notizbuch rein ins Schlafzimmer!
SCHREIBEN, WÄHREND DIE NUDELN KOCHEN

Doris hat eine beeindruckende Anzahl an Filmen und Büchern veröffentlicht, ihre Tochter allein aufgezogen und parallel an der Hochschule unterrichtet. Wie hat sie es geschafft, so viel zu produzieren?

»Das klingt in Summe alles so imposant. Das ist es aber gar nicht. Ich habe einfach gelernt, sehr schnell zu schreiben. Also zehn Minuten, das musste wirklich reichen, als mein Kind noch klein war. Das war immer die Zeit von Pasta auf dem Herd, al dente acht Minuten. Oder Kartoffeln, zwanzig Minuten, da hatte ich ein bisschen mehr Zeit, und in der habe ich geschrieben - mehr hatte ich erst mal nicht. Ich musste wirklich schauen, dass ich schnell bin. Und das auch jeden Tag machen. Das hat zu einer großen Disziplin geführt. Also mein Kind hat mich zur Disziplin erzogen. Du wirst dich wundern, was da alles entsteht an Material in diesen zehn, zwanzig, dreißig Minuten.«

Kennen wir nicht alle die typischen Ausreden? Dass man ja gern etwas kreativer sein möchte, statt einfach nur den Alltag zu durchlaufen, aber man glaubt, keine Zeit dafür zu haben. Ich würde ja gern, aber ich schaffe das einfach nicht. Ich bin mir sicher, dass es viele solcher Nudel-Momente gibt und dass jede und jeder von uns am Tag mindestens zehn Zwischen-Minuten hat, um ein Notizbuch aufzuschlagen und den Stift in die Hand zu nehmen. Und wer weiß, am Ende kommt vielleicht sogar ein ganzes Buch dabei heraus.
SCHREIB ÜBER EINEN LEHRER

»Eine tolle Übung, die wir an der Uni immer machen, ist Schreib über einen Lehrer! . Es ist so toll, was da für Geschichten rauskommen, mit diesem unglaublich präzisen Blick von Kindern auf Lehrer. Zum Beispiel die Geschichte von einem Studenten, dessen Lehrer immer etwas Zahnpasta im Mundwinkel hatte. Ein anderer hat immer gespuckt und man sah die Spucketropfen auf dem Tisch vor ihm. Oder die peinlichen Socken. Alles, was Stunde für Stunde für Stunde vor einem auf und ab ging, diese Lehrer und Lehrerinnen. Man lernt bei dieser Übung diesen genauen Blick, also zu begreifen, dass man diesen Blick hat.« Ich muss sofort an meine Musiklehrerin Frau Boinski denken. Eine kleine ältere Frau mit einer Betondauerwelle, die uns Jungs im Stimmbruch gequält hat, indem wir laut vor der Klasse singen mussten. Ein kleiner Schauer läuft über meinen Rücken, vor meinem inneren Auge läuft sofort ein Film ab. Diese Übung geht nicht gut für Sie aus, Frau Boinski.
FAUL SEIN IST AUCH WICHTIG

In ihrem Buch schreibt Doris davon, dass sie jeden Hängemattenabstand zwischen den Bäumen im Englischen Garten in München kennt, und auf der Bühne sagt sie mit Stolz, dass sie wahnsinnig faul sei. Auch das sieht sie als Ermunterung: »Faulsein ist...
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Autor

Matze Hielscher ist Mitgründer und Inhaber des erfolgreichen Online-Stadtmagazins Mit Vergnügen und war früher Mitglied der Indieband Virginia Jetzt. Seit einigen Jahren ist der Nebenprojekte-Junkie auch als Podcaster aktiv, zu seinen Formaten zählen Familienrat, Kleine Fragen und der sehr erfolgreiche Interview-Podcast Hotel Matze. Er lebt mit seiner Frau und seinem Sohn in Berlin.