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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am11.01.20211
Ein fesselnder Thriller über die Tiefen menschlicher Abgründe Der junge Mann ist blutverschmiert, spricht kaum ein Wort und hat nur einen Zettel mit seinem Namen bei sich: Tommy. So findet Colomba Caselli ihn in ihrem Schuppen vor. Seit sie vor eineinhalb Jahren bei einem Einsatz fast ums Leben kam, lebt die ehemalige Polizistin zurückgezogen auf dem Land. Ihr genialer Partner Dante Torre wird seitdem vermisst. Doch der mysteriöse Tommy weckt ihr Interesse. Der Fall führt sie schnell zurück in die Vergangenheit und bringt sie auf die Spuren eines Kindesentführers, der 'Der Vater' genannt wird. Auch Dante war eines seiner Opfer - doch Colomba hat ihn eigentlich vor Jahren getötet ... 'Ein Thriller voll Action und Adrenalin.' La Lettura  

Sandrone Dazieri, geboren 1964 in Cremona, ist einer der erfolgreichsten Krimi-Drehbuchautoren Italiens. Er arbeitete als Programmmacher im größten Verlagshaus Italiens und gründete einen eigenen Verlag für Kriminalromane. Mit den Ermittlern Dante Torre und Colomba Caselli eroberte er die internationalen Bestsellerlisten und avancierte zu einem der erfolgreichsten Spannungsautoren Europas.
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Produkt

KlappentextEin fesselnder Thriller über die Tiefen menschlicher Abgründe Der junge Mann ist blutverschmiert, spricht kaum ein Wort und hat nur einen Zettel mit seinem Namen bei sich: Tommy. So findet Colomba Caselli ihn in ihrem Schuppen vor. Seit sie vor eineinhalb Jahren bei einem Einsatz fast ums Leben kam, lebt die ehemalige Polizistin zurückgezogen auf dem Land. Ihr genialer Partner Dante Torre wird seitdem vermisst. Doch der mysteriöse Tommy weckt ihr Interesse. Der Fall führt sie schnell zurück in die Vergangenheit und bringt sie auf die Spuren eines Kindesentführers, der 'Der Vater' genannt wird. Auch Dante war eines seiner Opfer - doch Colomba hat ihn eigentlich vor Jahren getötet ... 'Ein Thriller voll Action und Adrenalin.' La Lettura  

Sandrone Dazieri, geboren 1964 in Cremona, ist einer der erfolgreichsten Krimi-Drehbuchautoren Italiens. Er arbeitete als Programmmacher im größten Verlagshaus Italiens und gründete einen eigenen Verlag für Kriminalromane. Mit den Ermittlern Dante Torre und Colomba Caselli eroberte er die internationalen Bestsellerlisten und avancierte zu einem der erfolgreichsten Spannungsautoren Europas.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492996853
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum11.01.2021
Auflage1
SpracheDeutsch
Dateigrösse5690 Kbytes
Artikel-Nr.5157594
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3

Colomba stand auf, bereitete sich mithilfe des Wasserkochers und eines benutzten Teebeutels einen Tee zu, zog dann den alten Parka mit dem Zottelfell à la Chewbacca über den Hausanzug und trat auf die Türschwelle, wo ihr der Wind ins Gesicht schlug. Alles war weiß und gefroren. Die unbefestigte Straße schlängelte sich wie eine harmlose Schlange durch die Landschaft und verlor sich im milchigen Nichts. Die einzigen Geräusche waren der Wind und die Schreie der Krähen.

Colomba zog die Kapuze über die Stirn, um sich vor den Eissplittern in den Böen zu schützen, und kämpfte sich zu dem grauen Wellblechunterstand in der Nähe des Gartentors vor. In der Tasche hatte sie eine Schachtel Streichhölzer. Sie hatte den Kamin noch nie angezündet, aber sie wusste, dass sich in dem Unterstand ein Stapel Brennholz befand, vergraben unter dem Schrott und Plastikmüll vieler Jahre.

Doch noch bevor sie ihn erreichte, blieb sie wie angewurzelt stehen und versank dabei bis zu den Knien im Schnee. Hinter dem Holzstapel waren Fußspuren. Irgendjemand war auf den Zaun geklettert, hatte sich auf der Gartenseite wieder herabgelassen und war hinter dem Haus verschwunden.

Colomba erstarrte und vermochte es nicht einmal, den Kopf zu drehen und den Blick von der Spur zu lösen, die im frischen Schnee einen Halbkreis beschrieb, um sich dann dicht an der Hauswand entlangzuziehen.

Ihre Hand tastete nach der Pistole, aber erst als sie die Tasche leer vorfand, fiel Colomba wieder ein, dass sie ihre Waffe in der Schublade der kleinen Kommode verstaut hatte. In der ersten Zeit nach ihrem Krankenhausaufenthalt hatte sie sie sogar mit ins Bett genommen und war morgens mit dem Geschmack von Waffenöl auf der Zunge aufgewacht. Wieso war sie davon abgekommen? Verdammt!

Fühlst du dich plötzlich allzu sicher?, fragte eine vertraute Stimme in ihrem Kopf, so laut und deutlich, als würde jemand hinter ihr stehen. Ihre Lunge zog sich zusammen. Colomba verlor das Gleichgewicht und stürzte in die skelettartigen Zweige eines verwilderten Rosenstocks. Den Blick in den weißen Himmel gerichtet, hatte sie nur einen Gedanken: Das ist das Ende.

Sie wartete auf den Messerstich, wartete auf den Pistolenschuss.

Wartete auf den Schmerz.

Doch nichts geschah.

 

Allmählich kehrte der gesunde Menschenverstand zurück, und sie bekam das Zittern unter Kontrolle. Sie befreite sich aus dem Rosenstock und stand auf.

Leo Bonaccorso - das Phantom ihres vergangenen Lebens - würde niemals sichtbare Spuren hinterlassen. Sie würde ihn eines Tages plötzlich vor sich erblicken, wenn sie morgens die Augen aufschlug. Oder er würde sie leise im Schlaf töten.

Es sei denn, er hat etwas anderes im Sinn. Vielleicht will er mich irgendwohin locken, um â¦

»Hör auf damit«, murmelte sie, wütend auf sich selbst. »Du bist doch verrückt.«

Sie warf noch einen Blick auf die Fußspuren - die hatte sie sich immerhin nicht eingebildet - und lief ins Haus, um die Beretta zu holen. Die Waffe mit beiden Händen fest umschlungen, folgte sie den Spuren des Eindringlings bis zu dem Schuppen auf der Hausrückseite, der als Rumpelkammer diente. Der Riegel war zurückgeschoben, die Tür halb angelehnt, und im dunklen Inneren raschelte es. Colomba hob die Waffe. »Ich hab dich gesehen! Leg die Hände hinter den Kopf und komm raus.«

Keine Antwort. Das Rascheln hatte aufgehört.

»Ich zähle bis drei. Und pass auf, dass ich nicht wütend werde. Eins, zwei â¦«

Bevor sie bei drei anlangte, hatte Colomba die paar Meter, die sie vom Schuppen noch trennten, zurückgelegt und die Tür mit dem Stiefelabsatz aufgetreten. Im Tageslicht sah man die massigen Umrisse eines Mannes, der zwischen den mit Spinnweben überzogenen Möbeln stand. Da er halb von einem Kleiderschrank verdeckt war, konnte Colomba nur seinen Rücken erkennen.

»Ich hatte gesagt, dass du rauskommen sollst!«

Sie trat einen Schritt vor. Der Eindringling zog sich noch ein Stück hinter den Schrank zurück, aber jetzt konnte Colomba ihn besser erkennen. Der kräftige Körper bestand aus Muskeln, aber auch Fett, die blonden Haare wirkten strohig. Der junge Mann trug nichts als einen alten Trainingsanzug und Filzpantoffeln. Zitternd vor Angst lehnte er mit dem Kopf in der Ecke.

»Wer bist du? Dreh dich um und zeig dich.«

Als er sich immer noch nicht rührte, ging Colomba hin und schaute in ein rosiges, bartloses Gesicht. Er war noch recht jung, höchstens achtzehn Jahre alt. Ausdruckslos starrte er ins Leere. Colomba fragte sich, ob er immer so war oder unter Schock stand. Sie ließ die Pistole sinken. »Was machst du hier? Hast du dich verlaufen?«, fragte sie.

Er antwortete nicht. Unvermittelt wollte er in Richtung Ausgang rennen, ungelenk und steif. Unter seinen Filzpantoffeln spritzte schmutziger Schnee auf. Colomba bekam ihn zu fassen. Als er sie daraufhin in die Hand biss, stellte sie ihm ein Bein und ließ ihn mit dem Gesicht zuerst zu Boden gehen. »Hör auf mit dem Blödsinn!«, rief sie. »Ich tu dir doch nichts. Ich möchte nur wissen, wer du â¦« Dann erstarben ihr die Worte in der Kehle.

Der Schnee um den Jungen herum färbte sich rot.
4

Colomba kämpfte gegen die Panik an und kniete neben dem Jungen nieder. Hatte er sich an etwas verletzt? War er auf einen Stein gefallen? Auf einen der vielen verrosteten Gegenstände hier?

»Wo hast du dich verletzt? Komm, zeig es mir.«

Der Junge drehte sich um und schaute sie mit großen, wirren Augen an.

Er steht unter Schock. Gleich wird er ohnmächtig, weil er so viel Blut verliert. Colomba öffnete den Reißverschluss seines Trainingsanzugs.

Darunter trug er ein blutverschmiertes T-Shirt, aber das Blut war schon leicht geronnen.

Den unartikulierten Protest des Jungen ignorierend, zog sie das T-Shirt hoch und legte die nackte Haut frei. Keine Wunde. Sie tastete ihn ab, um sicherzugehen. Der Junge wehrte sich, aber sie drehte ihn entschieden auf den Bauch und untersuchte seinen Rücken. Ebenfalls keine Wunde und an den Beinen auch nicht.

Colomba zog ihn wieder an. Es war nicht sein Blut. Gut.

Bist du sicher, dass das gut ist?

Sie half ihm auf. Unsicher stand er vor ihr. »Wenn du noch einmal abhaust, werde ich ungemütlich, verstanden?«, sagte sie. »Und jetzt komm ins Haus, bevor du mir noch erfrierst.«

Er rührte sich nicht.

»Ins Haus«, sagte Colomba. »Dort.«

Der Junge schaute nicht in die Richtung, in die sie zeigte. Colomba packte ihn am Arm, ignorierte seine Versuche, sich loszureißen, und zog ihn in die Küche, die auch als Esszimmer diente. Der Raum nahm die Hälfte des Erdgeschosses ein. Einst war dort der Stall, über dem das Schlafzimmer der Herrschaft lag, damit es von der Körperwärme des Viehs geheizt wurde. Die Wände waren fleckig, und auf den Möbeln, die noch aus den Zeiten vor Ikea stammten, lag eine Staubschicht. Auf einem Dreibeinhocker stand ein tragbarer Fernseher, der ohne Ton auf einen Nachrichtensender eingestellt war. Colomba schaltete ihn nie aus.

Sie wickelte den Jungen in eine Decke und nahm das schnurlose Telefon von der Anrichte, um bei der nächstgelegenen Polizeiwache anzurufen. Nicht allzu überrascht stellte sie fest, dass die Leitung tot war. Die Kabel zogen sich kilometerweit über das Land und durch Wäldchen hindurch, um schließlich bei einem Vorkriegsverteiler zu enden. Es musste nur einer draufspucken, um einen Kurzschluss auszulösen. Da brauchte es nicht einmal einen Schneesturm wie den gegenwärtigen. Die Menschen im Umkreis wussten sich mit Handys und Radios zu behelfen, aber Colomba hatte keines von beiden.

Missmutig betrachtete sie den Jungen.

Erneut fragte sie ihn nach seinem Namen, aber er schaute sie nicht einmal an. War er taub? Sie ließ einen Löffel fallen, und er zuckte zusammen. Okay, taub war er also nicht.

»Wenn du nicht mit mir sprichst, muss ich schauen, ob du einen Ausweis bei dir hast. Ist das für dich in Ordnung?«, fragte sie ihn. »Na gut, wer schweigt, stimmt zu.«

Der Junge ließ die Durchsuchung klaglos über sich ergehen und wehrte sich erst, als Colomba seine nackte Haut berührte. Er rieb sich die Stelle, als fühle er sich schmutzig. In den Taschen fanden sich weder ein Portemonnaie noch ein Ausweis, aber unter dem Ärmelbündchen der Trainingsjacke entdeckte Colomba ein grünes Plastikarmband.

Hallo, ich heiße Tommy und leide an Autismus. Ich rede nicht gern und mag es nicht, wenn man mich anfasst. Wenn ihr mich allein antrefft, meldet euch bitte unter dieser Nummer.

Colomba schalt sich eine Idiotin. »Hallo, Tommy. Sehr erfreut â¦ Tut mir leid, dass ich das nicht selbst kapiert habe.« Als sie das Armband umdrehte, sah sie dieselbe Botschaft noch einmal in Griechisch. Viele Ausländer haben ein Häuschen in den Hügeln der Marken erworben, wo die Preise wesentlich niedriger sind als in der benachbarten Toskana. Tommys Eltern mussten auch dazugehören. Unter der Nachricht standen die nutzlose Telefonnummer und die Adresse, eine Straße in Montenigro. Unter normalen Bedingungen war das ein Fußmarsch von einer Stunde. Schwer zu sagen, wie lange man brauchte, wenn man mit Filzpantoffeln durch den Schnee stapfte.

»Wie bist du bloß hierhergekommen? Warst du mit jemandem unterwegs, der sich verletzt hat?«, fragte Colomba, ohne eine Antwort zu erwarten. Sie setzte sich ans andere Ende des Sofas und fühlte sich so erschöpft, als hätte die letzte Stunde einen ganzen Tag gedauert. Am liebsten wäre sie wieder ins Bett gegangen.

Aber da saß Tommy. Mit seinem Plastikarmband.

»Ich hätte dich besser abhauen lassen«, sagte sie. »Dann hätte jetzt jemand anders das Problem.«

Sie zog den Parka wieder an und...
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Sandrone Dazieri, geboren 1964 in Cremona, ist einer der erfolgreichsten Krimi-Drehbuchautoren Italiens. Er arbeitete als Programmmacher im größten Verlagshaus Italiens und gründete einen eigenen Verlag für Kriminalromane. Mit der Reihe um die Ermittler Dante Torre und Colomba Caselli eroberte er die internationalen Bestsellerlisten und avancierte zu einem der erfolgreichsten Spannungsautoren Europas.