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Free like the Wind

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am26.01.20211. Auflage
Tausend Splitter anstelle eines Herzens ... Rae wirkt nach außen wie jede andere 20-Jährige, innerlich jedoch ist sie zerbrochen. An einem schrecklichen Tag vor drei Jahren hörte ihre Welt auf, sich zu drehen - und sie steht auch heute noch still. Rae ist erstarrt, gefangen in den Scherben ihres Lebens. Bis die Idee einer Freundin sich in ihr festsetzt: wandern gehen in einem von Kanadas Nationalparks. Weite Landschaften. Nur sie und die Natur. Genauer gesagt: nur sie, die Natur und Cayden. Ausgerechnet Cayden. Er ist ein Aufreißer, nimmt nichts ernst. Doch in seinen Augen liest Rae etwas, das sie schmerzhaft gut kennt ... Herzzerreißend und gefühlvoll - das Finale der zweibändigen Kanada-Reihe von Kira Mohn

Kira Mohn hat schon die unterschiedlichsten Dinge in ihrem Leben getan. Sie gründete eine Musikfachzeitschrift, studierte Pädagogik, lebte eine Zeit lang in New York, veröffentlichte Bücher in Eigenregie unter dem Namen Kira Minttu und hob zusammen mit vier Freundinnen das Autorinnen-Label Ink Rebels aus der Taufe. Mit der Leuchtturm-Trilogie erschien sie erstmals bei KYSS, mit der Kanada-Reihe gelang ihr der Einstieg auf die Spiegel-Bestsellerliste. In ihren neuen Büchern «The Sky in your Eyes» und «The Sea in your Heart» entführt sie ihre Leser*innen nun in die beeindruckende Landschaft Islands. Kira wohnt mit ihrer Familie in München, ist auf Instagram aktiv und tauscht sich dort gern mit Leser*innen aus.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextTausend Splitter anstelle eines Herzens ... Rae wirkt nach außen wie jede andere 20-Jährige, innerlich jedoch ist sie zerbrochen. An einem schrecklichen Tag vor drei Jahren hörte ihre Welt auf, sich zu drehen - und sie steht auch heute noch still. Rae ist erstarrt, gefangen in den Scherben ihres Lebens. Bis die Idee einer Freundin sich in ihr festsetzt: wandern gehen in einem von Kanadas Nationalparks. Weite Landschaften. Nur sie und die Natur. Genauer gesagt: nur sie, die Natur und Cayden. Ausgerechnet Cayden. Er ist ein Aufreißer, nimmt nichts ernst. Doch in seinen Augen liest Rae etwas, das sie schmerzhaft gut kennt ... Herzzerreißend und gefühlvoll - das Finale der zweibändigen Kanada-Reihe von Kira Mohn

Kira Mohn hat schon die unterschiedlichsten Dinge in ihrem Leben getan. Sie gründete eine Musikfachzeitschrift, studierte Pädagogik, lebte eine Zeit lang in New York, veröffentlichte Bücher in Eigenregie unter dem Namen Kira Minttu und hob zusammen mit vier Freundinnen das Autorinnen-Label Ink Rebels aus der Taufe. Mit der Leuchtturm-Trilogie erschien sie erstmals bei KYSS, mit der Kanada-Reihe gelang ihr der Einstieg auf die Spiegel-Bestsellerliste. In ihren neuen Büchern «The Sky in your Eyes» und «The Sea in your Heart» entführt sie ihre Leser*innen nun in die beeindruckende Landschaft Islands. Kira wohnt mit ihrer Familie in München, ist auf Instagram aktiv und tauscht sich dort gern mit Leser*innen aus.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644007482
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum26.01.2021
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2956 Kbytes
Artikel-Nr.5168915
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.
Rae

«Rae? Ist alles in Ordnung?»

Mum steht in meiner Zimmertür, und wie so oft hat sie zwar angeklopft, ist dann aber direkt hereingeplatzt, ohne auf eine Antwort zu warten. Diesmal hat sie dafür zugegebenermaßen einen Grund. Ich habe mich gerade erst wieder aufgesetzt, nachdem ich bei meinem Versuch, einen Kopfstand hinzubekommen, einfach zur Seite gekippt bin.

«Alles okay.» Mein Nacken fühlt sich ein wenig verrenkt an, aber das behalte ich besser für mich. Sonst googelt sie Symptome bei Nervenschädigungen im Halsbereich.

«Ich habe ein Poltern gehört und dachte ...»

«Mir sind nur ein paar Bücher aus der Hand gefallen.»

Meine Ausrede wird unterstützt durch einen umgekippten Stapel Bücher neben dem Bett, neben dem ich gerade hocke, als habe ich sie aufsammeln wollen. Dass die dort bereits seit gestern Abend liegen, weiß meine Mutter ja nicht.

«Okay, wenn es dir wirklich gutgeht ...» Sie lächelt ihr kleines Mum-Lächeln, ein bisschen entschuldigend und sehr traurig, und mein Herz zieht sich zusammen.

«Es ist alles okay, wirklich», erwidere ich und lächle zurück.

«Gut, dann ... Es gibt gleich Abendessen.»

«Alles klar, ich komm runter.»

Sobald die Tür sich hinter ihr geschlossen hat, taste ich nach meinem schmerzenden Nacken und drehe den Kopf vorsichtig erst nach rechts, dann nach links. Autsch.

Von wegen Kopfstand für Anfänger. Dieses blöde YouTube-Video. Ich hätte bei meinen Yogaübungen einfach beim Sonnengruß bleiben sollen.

Meine Freundin Haven beherrscht die Kopfstandübung perfekt, und hätte sie mir vorhin am Telefon nicht davon vorgeschwärmt, müsste ich jetzt nicht meine Knochen sortieren. Ich sollte endlich einsehen, dass Haven mir in Sachen Körperbeherrschung weit überlegen ist. Dabei hat sie mit Yoga erst vor ein paar Wochen angefangen. Ächzend erhebe ich mich, um ins Badezimmer zu gehen. Vielleicht lasse ich den Kopfstand fürs Erste lieber sein und wage mich nur an neue Übungen, für die ich ohnehin auf dem Boden liegen muss. Haven wird dazu garantiert eine ganze Reihe an Vorschlägen haben.

Vor dem Spiegel wickele ich mir die langen Haare zu einem Knoten zusammen, den ich mit geradezu absurd vielen Spangen feststecke. Meine vietnamesische Urgroßmutter hat mir das glatte, schwere Haar vererbt, allerdings ist es seit einiger Zeit nicht mehr schwarz, sondern blau. Damit habe ich Philippe, meinen Chef im Phoenix, an seine Grenzen gebracht und kann wohl von Glück sagen, dass er mich nicht gefeuert hat. «Blau!», hat er gerufen und mich entgeistert angestarrt. «Warum färbst du deine Haare blau?»

Warum nicht? Es ist ein wunderschönes, tiefes Nachtblau, und es hat mir einfach gefallen.

Philippe steht auch nicht auf offene Haare bei der Arbeit. Er findet das unhygienisch, als würde ich nicht in einem Kino an der Kasse sitzen, sondern am offenen Herzen operieren. Ich befestige eine letzte Spange, klemme mir die vorderen, nur kinnlangen Strähnen hinters Ohr und schüttele versuchsweise den Kopf. Das sollte halten.

Meine Mutter wuselt in der Küche herum, als ich die Treppe hinunterkomme. Dad ist wie so oft nicht da, aktuell gibt´s in Vancouver Dinge für die Firma zu regeln, bei der er arbeitet. Die Energie, die meine Mutter in erster Linie in mich steckt, investiert Dad in seinen Job, und dafür bin ich ganz dankbar. Ich liebe meine Eltern und verstehe sie vollkommen, trotzdem sind sie gemeinsam mitunter schwer zu ertragen. Die beiden ständig im Doppelpack - ich würde irre werden.

«Rae? Kannst du das Gemüse mitnehmen?»

Kaum habe ich ihr die Schüssel abgenommen, greift sie sich ein Handtuch, um einen Teller Crêpes aus dem Ofen zu holen, wo sie sie warm gehalten hat.

Im Esszimmer schiebe ich die große Vase beiseite, in der gelbe Tulpen bereits die Köpfe etwas hängen lassen.

Mum stellt die Crêpes zwischen die anderen Schalen. «Nimm dir Bambussprossen», weist sie mich an, während sie sich auf ihrem Stuhl niederlässt. «Und trink bitte dein Wasser, ja? Du trinkst zu wenig. Das ist nicht gut.»

Diesen Hinweis höre ich seit Wochen Tag für Tag. Mit ziemlicher Sicherheit hat Mum irgendwo gelesen, dass man täglich mindestens drei bis vier Liter Wasser trinken sollte, oder eine ihrer Freundinnen hat ihr das erzählt. Seitdem rennt sie mir mit Wasserflaschen hinterher. Und das wird sie tun, bis etwas anderes in ihren Fokus rückt - wenn ich Glück habe, bevor ich eine Allergie gegen Wasser entwickelt habe. So viel trinkt einfach kein normaler Mensch.

«Wann bist du heute Nacht wieder da?», will sie jetzt wissen.

«Gegen zwei.»

Wie an jedem Donnerstag. Die Spätvorstellung beginnt erst um Viertel nach elf, und bis dann alle Leute draußen sind und ich den Saal aufgeräumt habe, dauert es eine Weile. An den anderen Tagen, an denen ich im Kino arbeite, läuft die letzte Vorführung spätestens um halb neun, doch eigentlich sollte Mum sich mehr Sorgen machen, wenn ich vor Mitternacht nach Hause gehe. Um diese Uhrzeit sind meiner Erfahrung nach mehr Idioten unterwegs.

«Rufst du mich an, sobald du losgehst?»

«Mach ich.»

«Pfefferspray hast du?»

«Klar.»

Mum hat es extra in einem Outdoorladen für mich gekauft. Offiziell ist es ein Bärenspray, aber ihrer Meinung nach treiben sich nachts in Edmontons Straßen Leute herum, die mindestens genauso gefährlich sind wie Bären. Sie führt die Gabel zum Mund und hält inne. Ich weiß genau, dass sie in diesem Moment mit sich ringt, weil sie mich zum tausendsten Mal bitten möchte, mir ein Taxi zu nehmen. Für meinen Wagen gibt es dort im weiten Umkreis einfach keinen Parkplatz. Aber mit einem Taxi wäre ich erstens ohnehin beinahe länger unterwegs als zu Fuß, und zweitens ginge ein Viertel meines Verdienstes für die Fahrtkosten drauf. Und ich will auch nicht, dass Mum das Taxi jeden Abend bezahlt. Oder mich abholt. Es ist schwer genug, sich in diesem Haus halbwegs selbständig zu fühlen, genau genommen ist es beinahe unmöglich. Und um die wenigen Freiheiten, die ich habe, kann ich sehr hartnäckig kämpfen.

Zu diesem Ergebnis scheint auch Mum zu kommen, die sich gerade die Gabel in den Mund schiebt. Jetzt darf ich sie nur nicht zu lange ansehen, sonst bekomme ich wie so oft ein schlechtes Gewissen.

«Dein Wasser», erinnert sie mich, als ich nach dem Essen aufstehen will, um noch einmal nach oben zu gehen, bevor ich losmuss. Ich stürze die kalte Flüssigkeit hinunter und bringe das Glas mitsamt Teller in die Küche, bevor sie mir nachschenken kann.

In meinem Zimmer streife ich die dünne Lederjacke über, schnappe mir meine Umhängetasche und eile dann auf Socken wieder hinunter, um mir halbhohe Schnürboots anzuziehen.

Kurz darauf steht Mum vor der Haustür, um sich von mir zu verabschieden, und ich wette, ich bin die einzige Zwanzigjährige in ganz Edmonton, die sich an der Straßenecke noch einmal zu ihrer Mutter umdreht. Sie ist einige Schritte auf die Veranda hinausgetreten, um mir hinterherzuschauen. Allein diesen Blickkontakt zu unterbrechen, ist jedes Mal ein psychologischer Kraftakt. Ich weiß ja, woran sie in diesem Augenblick denkt. An dasselbe wie ich. Tag für Tag.

Ist vermutlich kein Wunder, dass unsere Familie mittlerweile ein wenig verrückt geworden ist.

Für den Weg zum Kino benötige ich nur knapp zwanzig Minuten, wenn ich durch den Park gehe, in dem die Bäume seit einer Weile endlich wieder grüne Blätter tragen. Dass ich diese Abkürzung nehme, ist auch etwas, das Mum nicht gutheißt. Mir ist bewusst, dass all diese kleinen Dinge dazu beitragen, mich meiner Mutter gegenüber ewig wie siebzehn zu fühlen, aber ich komme nicht dagegen an. Weder gelingt es mir, meine kleinen Trotzhandlungen zu unterlassen, noch scheint es einen Weg zu geben, meine Mutter davon abzubringen, mich am liebsten den ganzen Tag in meinem Zimmer einsperren zu wollen. Und wenn schon nicht das, dann wäre es ihr lieber, ich würde studieren, so wie Haven, statt nur in einem Kino zu arbeiten.

Es tut mir leid, ihr diesen Wunsch nicht erfüllen zu können. Meine Eltern hatten extra gewartet, bis ich mit der Highschool fertig war, bevor Dad sich versetzen ließ und wir Winnipeg den Rücken kehrten, um nach Edmonton zu ziehen. Vor allem Mum war wegen meines Abschlusses so erleichtert. Was für eine unglaubliche Leistung das sei, nach allem, was geschehen war, hat sie mir ungefähr tausendmal versichert. Nur bin ich in ihren Augen leider direkt danach zum Stillstand gekommen, und obwohl sie versucht, Verständnis dafür aufzubringen, verstärkt jeder Monat, der vergeht, ihre Sorge, ich könne den Anschluss verlieren. Dabei ist das längst geschehen.

«Aber irgendetwas musst du doch machen», sagt sie immer, und mit Sicherheit wünscht sie mir nicht, dass ich mal Geschäftsführerin des Phoenix werde. Dazu müsste ich allerdings erst einmal herausbekommen, was ich eigentlich will.

Aktuell jedenfalls...
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Kira Mohn hat schon die unterschiedlichsten Dinge in ihrem Leben getan. Sie gründete eine Musikfachzeitschrift, studierte Pädagogik, lebte eine Zeit lang in New York, veröffentlichte Bücher in Eigenregie unter dem Namen Kira Minttu und hob zusammen mit vier Freundinnen das Autorinnen-Label Ink Rebels aus der Taufe. Mit der Leuchtturm-Trilogie erschien sie erstmals bei KYSS, mit der Kanada-Reihe gelang ihr der Einstieg auf die Spiegel-Bestsellerliste. In ihren neuen Büchern «The Sky in your Eyes» und «The Sea in your Heart» entführt sie ihre Leser*innen nun in die beeindruckende Landschaft Islands. Kira wohnt mit ihrer Familie in München, ist auf Instagram aktiv und tauscht sich dort gern mit Leser*innen aus.