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Was uns verbindet

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Kiepenheuer & Witsch GmbHerschienen am16.07.20201. Auflage
Eine Familie verliert und findet sich - der neue anrührende und fesselnde Roman der kanadischen Bestsellerautorin. In »Was uns verbindet« erzählt die Bestsellerautorin Shilpi Somaya Gowd die Geschichte einer Familie, die durch eine unerwartete Tragödie in ihren Grundfesten erschüttert wird. Nachdem Jaya als vielgereiste Tochter eines indischen Diplomaten Ende der 80er-Jahre den amerikanischen Banker Keith Olander in einem Londoner Pub kennenlernt, geht alles ganz schnell: Sie kaufen ein Haus in einem Vorort, heiraten und bekommen zwei Kinder, Karina und Prem. Alles scheint perfekt, bis an einem Nachmittag ihr Glück unwiderruflich zerstört wird. Was passiert, wenn ein Schicksalsschlag das Leben plötzlich von Grund auf verändert? Wie findet man danach zurück in den Alltag? Mit empathischem Blick beschreibt Gowda die individuelle Reise von vier Familienmitgliedern auf ihrem Weg von einer schmerzvollen Vergangenheit in eine hoffnungsvolle Zukunft. Ein Weg, der allen Familienmitgliedern einiges abverlangt, nämlich die Bereitschaft, die anderen anzunehmen, wie sie sind oder wie sie werden - ohne Bedingungen.

Shilpi Somaya Gowda ist in Toronto geboren und aufgewachsen. Ihre Eltern sind aus Mumbai nach Kanada immigriert. Mit ihrem Debütroman »Geheime Tochter« (KiWi 1286), der in über 20 Sprachen übersetzt wurde, stand sie weltweit auf den Bestsellerlisten. Sie lebt mit ihrer Familie in Kalifornien.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Familie verliert und findet sich - der neue anrührende und fesselnde Roman der kanadischen Bestsellerautorin. In »Was uns verbindet« erzählt die Bestsellerautorin Shilpi Somaya Gowd die Geschichte einer Familie, die durch eine unerwartete Tragödie in ihren Grundfesten erschüttert wird. Nachdem Jaya als vielgereiste Tochter eines indischen Diplomaten Ende der 80er-Jahre den amerikanischen Banker Keith Olander in einem Londoner Pub kennenlernt, geht alles ganz schnell: Sie kaufen ein Haus in einem Vorort, heiraten und bekommen zwei Kinder, Karina und Prem. Alles scheint perfekt, bis an einem Nachmittag ihr Glück unwiderruflich zerstört wird. Was passiert, wenn ein Schicksalsschlag das Leben plötzlich von Grund auf verändert? Wie findet man danach zurück in den Alltag? Mit empathischem Blick beschreibt Gowda die individuelle Reise von vier Familienmitgliedern auf ihrem Weg von einer schmerzvollen Vergangenheit in eine hoffnungsvolle Zukunft. Ein Weg, der allen Familienmitgliedern einiges abverlangt, nämlich die Bereitschaft, die anderen anzunehmen, wie sie sind oder wie sie werden - ohne Bedingungen.

Shilpi Somaya Gowda ist in Toronto geboren und aufgewachsen. Ihre Eltern sind aus Mumbai nach Kanada immigriert. Mit ihrem Debütroman »Geheime Tochter« (KiWi 1286), der in über 20 Sprachen übersetzt wurde, stand sie weltweit auf den Bestsellerlisten. Sie lebt mit ihrer Familie in Kalifornien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783462321289
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum16.07.2020
Auflage1. Auflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse2333 Kbytes
Artikel-Nr.5171254
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


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Zu Hause



1 Karina

2007


Karina saß vor dem Büro des Direktors und ließ die Füße gegen die Holzbank baumeln. Sie wusste, dass das Geräusch die Sekretärin nervte, die ihr in regelmäßigen Abständen über die hohe Empfangstheke hinweg böse Blicke zuwarf. Karina war das egal. Was konnte ihr denn noch passieren? Sie wartete doch schon im Vorzimmer des Direktors; ihre Mutter war angerufen worden. Der einzige Lichtblick in dieser Situation war, dass Prem nicht hier mit ihr zusammen warten musste. Er war draußen und spielte hoffentlich mit den anderen Erstklässlern.

Zwanzig Minuten zuvor, zu Beginn der Mittagspause, war sie mit ihrer besten Freundin Izzy am Klettergerüst gewesen und hatte Prem auf der anderen Seite des Schulhofs an einem der Tische sitzen sehen. Ihr kleiner Bruder, der in der Pause sonst immer wild mit seinen Freunden herumtobte, hockte an einer Ecke des Tisches, und ein älterer Junge stand dicht neben ihm. Karina ging hinüber, und als sie näher kam, erkannte sie Jake Potash aus ihrer Klasse.

»Boah, stinkt das!« Jake hielt sich die Nase zu und zeigte auf die mit Reis und Gemüsecurry gefüllte Edelstahllunchbox ihres Bruders. »Tu das Zeug weg!« Er trat so fest gegen den Tisch, dass die Lunchbox schepperte und Prem mit angstverzerrtem Gesicht ein Stück von ihm wegrutschte.

Karina, angetrieben von blanker Wut und Beschützerinstinkt, stiefelte hin und nahm die Lunchbox vom Tisch. »Wenn du meinen Bruder noch ein einziges Mal schikanierst«, fauchte sie, »bist du tot.« Jake grinste bloß, und vor lauter Zorn holte Karina aus und schleuderte die Lunchbox nach ihm. Jake schrie auf, als ihn die harte Stahlkante mitten im Gesicht traf und ihm Curry an die Wange platschte. Karina starrte ihn an, während er sich übers Gesicht wischte. Offenbar sah Jake die Wut in ihren Augen, denn so absurd es auch war, dass eine magere Elfjährige dem größten Rowdy der Schule drohte, spuckte er bloß einmal auf den Boden und stürmte davon.

Noch ehe Karina sich um Prem kümmern konnte, kam eine Lehrerin der Pausenaufsicht ganz außer Atem angetrabt. »Das habe ich gesehen, Miss Olander. Einen Gegenstand nach jemandem werfen? Dafür geht´s jetzt ab zum Direktor.« Bevor Karina irgendetwas erklären konnte, packte die Lehrerin sie am Oberarm und zog sie zum Schuleingang. Prem blickte von seiner Bank zu ihr hoch, mit jetzt tränenüberströmtem Gesicht. Sie tippte sich mit dem Zeigefinger der freien Hand an die Nase, während sie weggezerrt wurde, und er machte dieselbe Geste, das unsichtbare Band, das sie zusammenhielt.

Seit Prem auf Karinas Grundschule ging, erstreckte sich seine Bewunderung für seine große Schwester auch auf ihre Freundinnen. Ihre Eltern waren froh, dass die Kinder dieselbe Schule besuchten und Karina ein Auge auf ihren kleinen Bruder haben konnte. Prem war furchtbar aufgeregt gewesen, als Karina ihn am ersten Tag herumführte und ihm den Pausenhof zeigte, wo sie ihn in der Mittagspause treffen würde. »Guck mal, ein Klettergerüst, die magst du doch so!« Prem lächelte sie an, schlang dann spontan die Arme um sie und drückte sie ganz fest. »Ist ja gut, ist ja gut«, sagte sie und löste sich von ihm, bevor irgendwer das mitbekam. »Du bist jetzt ein großer Junge.« Sie tippte ihm leicht auf die Nase. »Alles wird gut. Versprochen.« Er nickte ernst, berührte erst seine, dann ihre Nase mit dem Zeigefinger.

Karina war es selbst schwergefallen, in der Schule klarzukommen, hauptsächlich, weil es sonst niemanden gab, der so war wie sie. Es gab die weißen Kinder, die chinesischen Kinder, die indischen Kinder und die mit spanischer Muttersprache. Aber die Kombination von Karinas Merkmalen - hellbraune Haut, dunkle Augen, volles welliges Haar, markante Nase - gab ihr das Gefühl, nirgendwo richtig dazuzugehören. Die Leute waren nicht unfreundlich, aber manchmal kam sie sich vor, als wäre sie ein Rätsel für sie. Als ihr Vater sie das erste Mal vom Fußballtraining abholte, beobachteten die anderen Eltern irritiert, wie er vom Auto aus winkte, wohl weil sie seinen hellen, sommersprossigen Teint nicht mit ihrem in Einklang bringen konnten. Eine Mutter fing sie auf dem Weg zu ihm ab und ließ sie erst gehen, als Karina bestätigte, dass sie ihn kannte, wodurch ihr erst richtig bewusst wurde, wie verschieden sie aussahen. Ihr Name machte alles nur noch schlimmer. Abgeleitet von carus, dem lateinischen Wort für »lieb« oder »teuer«, war er zudem ein Hindi-Name, der »Blume«, »rein« oder »unschuldig« bedeutete. Ihre Eltern mochten seine Bedeutungen in verschiedenen Kulturen, und er entsprach ihrem Gefühl, dass zwei Ethnien in einem Kind zusammenkamen. Als Karina noch jünger war, akzeptierte sie ihre Erklärung, jetzt jedoch war sie es leid, ihren Namen ständig wiederholen und buchstabieren zu müssen.

Prem bekam eine andere Kombination von Merkmalen mit: Er hatte helle Haut, glattes und feines Haar und lange dunkle Wimpern, die aussahen, als wären sie gebogen und dick mit Mascara bepinselt worden (reine Verschwendung bei einem Jungen, fand Karina). Die Leute waren immer verblüfft, wenn sie mitbekamen, dass sie Geschwister waren, und obwohl es Momente gab, in denen Karina sich wünschte, sie wären nicht Bruder und Schwester, ärgerte es sie doch, wenn jemand ungläubig reagierte. Karina und Prem waren die einzigen beiden Mitglieder in ihrem eigenen Klub, selbst wenn niemand glauben wollte, dass sie zusammengehörten.

Die Schulsekretärin hob jetzt den Kopf und blickte Karina über eine kleine Drahtgestellbrille an, die an einer Kette um ihren Hals befestigt war. »Deine Mutter müsste in zwanzig Minuten hier sein, also hab ein bisschen Geduld«, sagte sie mit einem steifen Lächeln. Karina hörte reflexartig auf, die Beine baumeln zu lassen, während die Frau sie ansprach, dann machte sie ungerührt weiter.

Karina hatte gelernt, sich vor Leuten in Acht zu nehmen, besonders vor solchen, die ihr mit Neugier begegneten. Zum Glück brauchte sie nicht viele Freundinnen; sie hatte ja Izzy. Isabelle Demetri, ein dunkelhaariges, großäugiges Mädchen, hatte sie in der ersten Klasse angesprochen. Sie war zu Karina gegangen, die gerade bei den Wippen stand, und hatte erklärt, sie würden Freundinnen werden, weil sie beide die gleichen lila Lunchboxen hatten. Izzy war furchtlos, lustig und hielt nicht viel von den Jungs, die sich immer in ihrer Nähe herumdrückten. Ihre Leidenschaft waren Pferde. Zweimal die Woche ging sie nach der Schule reiten. Sie teilte sich mit anderen ein Pony namens Mr Chuckles, da ihre Eltern meinten, ein eigenes zu kaufen wäre zu teuer. Karina fand es schön, Izzy zum Stall zu begleiten und zuzusehen, wie ihre Freundin mit dem großen Tier umging, als wären die beiden in einem stummen, sanften Dialog darüber, wie sie ihre gegenseitigen Bedürfnisse erfüllen könnten. Aber besonders gerne mochte Karina Dominick, den Cocker-Pudel-Mischling der Demetris, der zusammengerollt am Fußende von Izzys Bett schlief und ihnen geduldig von Zimmer zu Zimmer folgte, ohne dass es dafür einen erkennbaren Grund gab außer dem, in ihrer Nähe sein zu wollen. Dominick wirkte lieb und verlässlich auf eine Art, die im Vergleich zu vielen anderen Menschen in Karinas Leben unkompliziert war. Karina konnte Prem, ihren Eltern, Izzy und Izzys Tieren vertrauen, und das genügte ihr.

Jake Potash war nicht zum Direktor geschleift worden, und Karina hatte gleich gemerkt, wie der Vorfall auf die Aufsichtslehrerin gewirkt hatte, deshalb wusste sie genau, was sie sagen musste, als sie schließlich in das Büro des Direktors gerufen wurde. »Jake hat meinen Bruder geärgert. Prem ist erst sechs, und ich hab ihn in Schutz genommen.«

Der Direktor nahm seine Lesebrille ab. »Andere körperlich anzugreifen ist keine Art, Konflikte zu lösen, Karina. Mrs Kramer war ganz in der Nähe. Sie hätte dir helfen können.«

Karina nickte, den Blick starr nach unten auf ihre Hände gerichtet. Sie wiederholte Jakes Bemerkungen nicht, erwähnte nicht, dass seine Beleidigungen nur unverschämter waren als die anderer Kinder, deren Fragen genauso verletzend sein konnten. In dem Moment ging die Tür auf, und ihre Mutter kam ins Büro. Als Karina sie sah, die Bluse halb aus der Hose hängend und die Stirn sorgenvoll zerfurcht, spürte sie den ersten Anflug von schlechtem Gewissen. Der Direktor bat Karina, den Vorfall zu schildern. Ihre Mutter setzte sich, faltete die Hände im Schoß und hörte zu, während ein Muskel an ihrer Wange zuckte.

»Das ist ihr erster Verstoß gegen die Schulordnung«, sagte der Direktor, »sie wird daher einen Vermerk in ihrer Schülerakte bekommen und sich bei dem anderen Schüler entschuldigen müssen, aber dabei können wir es belassen. Und natürlich darf sie heute nicht weiter am Unterricht teilnehmen.«

Ihre Mutter entschuldigte sich höflich und dankte dem Direktor, ohne Karina auch nur einmal anzusehen. Im Auto fuhr sie eine Weile mit fest umklammertem Lenkrad, bevor sie schließlich etwas sagte. »Karina, ich weiß wirklich nicht, was mit dir los ist. Auf andere Schüler losgehen?«

»Er hat sich über Prem lustig gemacht, Mom. Der Junge hat ihn gehänselt, weil er ... anders ist.« Noch während sie das aussprach, wusste sie, dass ihre Mutter es nicht verstehen würde. Ihre Eltern gehörten nicht zum selben Klub.

Ihre Mutter warf einen Blick in den Rückspiegel und wechselte die Spur, um abzubiegen. »Du solltest stolz sein auf deine indische Kultur. Belehre diesen Jungen eines Besseren, erzähl ihm, was Inder alles geleistet haben - die Erfindung von Mathematik und Schach, eine...

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Autor

Shilpi Somaya Gowda ist in Toronto geboren und aufgewachsen. Ihre Eltern sind aus Mumbai nach Kanada immigriert. Mit ihrem Debütroman »Geheime Tochter« (KiWi 1286), der in über 20 Sprachen übersetzt wurde, stand sie weltweit auf den Bestsellerlisten. Sie lebt mit ihrer Familie in Kalifornien.Ulrike Wasel geb. 1955 in Bergneustadt. Magisterstudium: Anglistik, Amerikanistik, Romanistik.  Ulrike Wasel und Klaus Timmermann entdeckten noch während des Studiums die Freude am gemeinsamen Übersetzen und beschlossen nach dem Examen, den Sprung in das Leben als Literaturübersetzer zu wagen. Nach ersten nebenberuflichen Anfängen im Bereich der Kriminalliteratur arbeiten wir seit 1991 hauptberuflich als literarische Übersetzer und sind für zahlreiche namhafte Verlage tätig. Nach nunmehr fast fünfundzwanzigjähriger Berufserfahrung blicken wir auf ein breites und buntes Spektrum übersetzter Titel zurück, das sich vom erfolgreichen Bestseller bis zum "Nischensachbuch" erstreckt. 2012 wurden wir gemeinsam mit dem Autor Dave Eggers für unsere Übersetzung seines Roman Zeitoun mit dem internationalen Albatros-Literaturpreis der Günther-Grass-Stiftung Bremen ausgezeichnet.Klaus Timmermann geb. 1955 in Bocholt. Lehramtsstudium Sek. II: Englisch, Französisch.Klaus Timmermann und Ulrike Wasel entdeckten noch während des Studiums die Freude am gemeinsamen Übersetzen und beschlossen nach dem Examen, den Sprung in das Leben als Literaturübersetzer zu wagen. Nach ersten nebenberuflichen Anfängen im Bereich der Kriminalliteratur arbeiten wir seit 1991 hauptberuflich als literarische Übersetzer und sind für zahlreiche namhafte Verlage tätig. Nach nunmehr fast fünfundzwanzigjähriger Berufserfahrung blicken wir auf ein breites und buntes Spektrum übersetzter Titel zurück, das sich vom erfolgreichen Bestseller bis zum "Nischensachbuch" erstreckt. 2012 wurden wir gemeinsam mit dem Autor Dave Eggers für unsere Übersetzung seines Roman Zeitoun mit dem internationalen Albatros-Literaturpreis der Günther-Grass-Stiftung Bremen ausgezeichnet.