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Königin Giovanna

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
427 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am31.08.20201. Auflage
Die tragische und spannende Lebensgeschichte von Johanna von Neapel, die Avignon an den Papst verschenkte Italien im 14. Jahrhundert: Johanna I., Königin von Neapel und Jerusalem, Markgräfin der Provence, eine gebildete Frau und Förderin von Kunst und Handel, kommt an die Macht in einer Zeit, da die Frauenverehrung der Minnekultur in Verachtung umschlägt. Ihr Ehemann versucht sie vom Thron zu verdrängen und wird von ihren Anhängern ermordet. Johanna wird vor ein Kirchengericht gestellt und schenkt als Buße Avignon dem Papst. Ihr zweiter Ehemann stirbt an Gift, der dritte wird wahnsinnig. Statt der guten und glänzenden Herrschaft, die Johanna sich vorgestellt hatte, wird sie in einen verheerenden Krieg getrieben... »Ein toller Roman, den ich mit Vergnügen gelesen habe, ich meinte oft, mich im Mittelalter zu befinden. Die Autorin hat es geschafft mir mit einer tollen Story unvergessliche Lesestunden zu bereiten und ich empfehle diesen Roman mit dem größten Vergnügen weiter.« (Leserstimme auf NetGalley) »Für Mittelalter-Fans unbedingt ein Muss, besonders wenn einem der Name Johanna von Neapel vorher nichts gesagt hat.« (Leserstimme auf NetGalley)

Sabrina Capitani, geboren 1953, studierte Germanistik, Publizistik und Kunst in Berlin und arbeitet seit zwanzig Jahren als Autorin für Hörfunk und Fernsehen. Sie schrieb Drehbücher für deutsche Kinderserien, Hörspiele für den SFB, für Radio Bremen und RAI und ist außerdem als freie Malerin tätig. Inzwischen sind mehrere historische Romane aus ihrer Feder bei Piper Digital erschienen. Dass ihre Romane (fast) alle in der Haute Provence spielen, liegt daran, dass sie seit vielen Jahren die Sommer dort verbringt und von Landschaft und Kultur fasziniert ist.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextDie tragische und spannende Lebensgeschichte von Johanna von Neapel, die Avignon an den Papst verschenkte Italien im 14. Jahrhundert: Johanna I., Königin von Neapel und Jerusalem, Markgräfin der Provence, eine gebildete Frau und Förderin von Kunst und Handel, kommt an die Macht in einer Zeit, da die Frauenverehrung der Minnekultur in Verachtung umschlägt. Ihr Ehemann versucht sie vom Thron zu verdrängen und wird von ihren Anhängern ermordet. Johanna wird vor ein Kirchengericht gestellt und schenkt als Buße Avignon dem Papst. Ihr zweiter Ehemann stirbt an Gift, der dritte wird wahnsinnig. Statt der guten und glänzenden Herrschaft, die Johanna sich vorgestellt hatte, wird sie in einen verheerenden Krieg getrieben... »Ein toller Roman, den ich mit Vergnügen gelesen habe, ich meinte oft, mich im Mittelalter zu befinden. Die Autorin hat es geschafft mir mit einer tollen Story unvergessliche Lesestunden zu bereiten und ich empfehle diesen Roman mit dem größten Vergnügen weiter.« (Leserstimme auf NetGalley) »Für Mittelalter-Fans unbedingt ein Muss, besonders wenn einem der Name Johanna von Neapel vorher nichts gesagt hat.« (Leserstimme auf NetGalley)

Sabrina Capitani, geboren 1953, studierte Germanistik, Publizistik und Kunst in Berlin und arbeitet seit zwanzig Jahren als Autorin für Hörfunk und Fernsehen. Sie schrieb Drehbücher für deutsche Kinderserien, Hörspiele für den SFB, für Radio Bremen und RAI und ist außerdem als freie Malerin tätig. Inzwischen sind mehrere historische Romane aus ihrer Feder bei Piper Digital erschienen. Dass ihre Romane (fast) alle in der Haute Provence spielen, liegt daran, dass sie seit vielen Jahren die Sommer dort verbringt und von Landschaft und Kultur fasziniert ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492987073
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum31.08.2020
Auflage1. Auflage
Seiten427 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse5594 Kbytes
Artikel-Nr.5189497
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1.

Ero lou tèms de la bono reino Jano â¦

Es war zur Zeit der guten Königin Jeanne â¦

 

Als man mir befahl, nach Avignon zu kommen, um der Königin von Sizilien zu dienen, da hegte ich einen Groll gegen sie. Nicht genug, dass sie sich in ihrer ganzen Regierungszeit kaum um die Provence gekümmert hatte, dieses kleine Anhängsel ihres fernen Reiches, so hatte sie auch noch alles, was mir mangelte: außerordentliche Schönheit (Gerüchten nach), Bildung (wahrscheinlich), Reichtum und Macht (ganz gewiss). Ich muss zu meiner Scham gestehen, dass ich Neid hegte gegen alle diese hohen Herrschaften und besonders gegen die Frauen unter ihnen.

Mein Name ist Alix de Simiane-Beaucourt, und meine Familie und ich, wir wühlten buchstäblich im Dreck. Mein Vater war wohl von Adel, noblesse de champ - Wiesenadel, wie es heißt. Uns gehörte ein elendes Dorf mitsamt klappriger Ölmühle und einem Brotofen, in dem freitags das ganze Dorf buk, aber die Einnahmen reichten nicht einmal dazu, meine Brüder für den Kriegsdienst auszustatten. Einer von ihnen, Francis, bekam von wohlhabenden Verwandten Schlachtross und Waffenrock geschenkt und dient jetzt unter Arnaud de Cervolle. Alain musste notgedrungen Pfaffe werden. Immerhin hat er es zum Sekretär des Erzbischofs von Cavaillon gebracht. Für mich aber gab es keine Aussteuer und für niemanden einen Grund, sich mit uns zu verbinden. Ich konnte mir also gut ausmalen, wie mein Leben aussehen würde. Ich war schon sechzehn und nicht verheiratet.

Wir besitzen eine Burg an der Südseite des Luberon-Gebirges, mit dem Rücken an die blauschwarzen Flanken des Bergs gedrückt. Sie muss einmal stolz gewesen sein: Dick und kühl ihre Mauern aus Feldstein, dunkel die Schießscharten und furchterregend die steinernen Ungeheuer an den Traufen. Übrig von der alten Pracht sind noch die grün, gelb und schwarz glasierten Ziegel der Dächer, die in der Sonne glänzen und der Strenge dieses alten Kastens einen Anflug von Heiterkeit verleihen. Fort Beaucourt sieht ein wenig aus wie ein narbiger alter Soldat, der beim Anblick eines jungen Mädchens ganz fein lächelt.

Da sind ein geräumiger Innenhof und eine Treppe. Ich stelle mir vor, wie die Standarten und farbigen Bänder im Wind wehten und die schönen Ritter an der Freitreppe den Damen ihre Aufwartung machten - früher einmal, vor meiner Zeit. Vier Türme gab es, davon steht heute nur noch einer. Die anderen drei sind zu verschiedenen Malen zusammengeschossen und geschleift worden und ragen jetzt hohl und geschwärzt in den Himmel.

Im Hof tummeln sich statt der Ritter, die ich mir ausmalte, Schweine und Gänse und machen einen ganz und gar unedlen Lärm. Von den Zimmern und Sälen sind nur noch wenige in Gebrauch. Die Wandteppiche sind ausgefranst und verblichen. Durch die Gänge pfeift der Wind, und auf dem Speicher tummeln sich die Eulen. Auf meinem Bett lagen gegerbte Felle im Winter statt Wolldecken oder gar gefütterter Damast, schlimmer als bei den Barbaren. Dabei war es für uns Kinder lustig, wenn ich mit meinem Bruder und meiner kleinen Schwester unter den Häuten zusammengekuschelt lag, der Wärme wegen. Wir umarmten uns und erzählten Geschichten, gruselige Geschichten vom Momon-ohne-Kopf, dem Drachen von Tarascon oder dem Loup Garou, und eines versuchte das andere mit erdachten Scheußlichkeiten auszustechen, bis keines mehr einschlafen mochte. Wir spielten mit den Dorfkindern und störten uns nicht an unseren Lumpen.

Unserer Minderwertigkeit bewusst wurden wir nur, wenn die Verwandtschaft sich einfallen ließ, uns zu besuchen. Dann mussten Leute aus dem Dorf zu Hilfe gebeten werden. Wir borgten Mehl, ein Fässchen Wein oder einen Schinken. Mein Vetter Fabien zog mich an den Haaren und nannte mich eine Schweineprinzessin. Ich hätte ihn am liebsten vergiftet und bildete mir ein, diese Besuche geschähen eigens, um mich zu demütigen. Einmal habe ich tatsächlich eine tote Ratte in Wein aufbewahrt und ihm davon zu trinken gegeben. Er beschwerte sich aber nur über den Geschmack des Gebräus und schüttete es unter den Tisch.

Wir tun alle Arbeiten selbst, wir Simiane-Beaucourt, wie gewöhnliches Volk. Es gibt nur zwei Mägde und einen Stallburschen, der gleichzeitig Vaters Kammerdiener ist. Aber Gerome ist schon so alt und gebrechlich, dass mein Vater morgens ihm in die Kleider hilft statt umgekehrt. Vater jagt für die Küche und nicht zum Zeitvertreib. Mutter nimmt das Viehzeug aus, kocht und bäckt unser Brot. Und außer dem Wildbret gibt es tagein, tagaus immer die gleiche dicke Kornsuppe mit Zwiebeln. Die Leute aus dem Dorf geben, was sie können, aber es sind eben nicht viele, und sie sind arm. Auf den Feldern gibt es mehr Steine als Ackerboden. Und dann haben wir ein Wetter, dass man meinen möchte, es ginge zu Ende mit dieser Welt: eisige Winter, Stürme und schon drei kalte und völlig verregnete Sommer hintereinander. Die Mandelblüten erfrieren, und das Korn verfault am Halm.

Deshalb sind wir bitterarm, obwohl Adel von Geblüt. Für den Namen kann man sich nichts kaufen in diesen Zeiten. Mein Vater war über die Maßen froh, dass er - durch meinen frommen Bruder - diese Stelle für mich ergattern konnte. Der Erzbischof hatte nämlich dem Konzil der Regenten angehört. Er hielt sich mehr in Neapel auf als in seiner Diözese, und mein Bruder mit ihm.

»So, nun mach eine fröhliche Miene, mein Schneckchen! Du wirst es gut haben, satt zu essen, feine Kleider und anregende Unterhaltung! Ach, ich wollte, ich könnte mitkommen«, rief meine Mutter.

Ich lächelte und küsste alle zum Abschied, doch sobald wir durch das Tor waren, fiel das Lächeln aus meinem Gesicht wie ein geschlagener Eiszapfen.

Ich grollte also meiner zukünftigen Herrin und fühlte mich wie ein Schaf auf dem Weg zum Schlächter, als meine Begleiter mich auf ein Maultier setzten und mich den langen Weg vom Luberon nach der Stadt Avignon trieben. Königin, ha! Ich hatte schon so allerlei von ihr gehört: Wie sie seit ihrem sechsten Lebensjahr bei ihrem Großvater, dem König Robert, aufwuchs, einem zügellosen Mann, jedenfalls sagten alle, dass er zügellos gewesen sei, ein Verschwender und Frauenheld bis zu seinem letzten Atemzug. Und die Enkelin sei in allem seine Schülerin gewesen, hieß es. Manche sagen auch, er sei weise gewesen, aber wartet nur, bis ich mit meiner Geschichte am Ende bin. Dann sagt, ob er weise gehandelt hat.

Es war Januar, und das ist der unwirtlichste Monat, den man sich vorstellen kann in der Provence. Ein eisiger marin pfiff und heulte über das Land. Der Boden war von unten gefroren und oben aufgeweicht. Ich war zwar in einen Umhang aus Kaninchenpelzen gehüllt, aus dem nur meine Nasenspitze hervorsah. Aber auf dem Maultier konnte ich mich kaum bewegen. Abends, wenn wir bei einer Herberge angelangt waren, da mussten mich meine Begleiter aus dem Sattel heben, so eingefroren war ich. Wenn die Wirtsleute freundlich waren, dann brachte man mir eine Kohlenpfanne aufs Zimmer. Das war aber nur zweimal. Wir passierten Cavaillon, und von der Strecke gibt es nichts weiter zu berichten, außer dass wir das Glück hatten, nicht irgendwelchem Söldnerpack zu begegnen, und die Bettler ließen uns in Ruhe. Sie sahen wohl, dass es nicht lohnte, und meine Begleiter machten grimmige Gesichter.

Endlich tauchte in der Ferne Avignon vor uns auf, ein für mich unbegreiflicher Häuserhaufen, ein Geschwür in der Landschaft. Schon von Weitem konnte man sehen, wie Rauch aufstieg von den vielen Herdfeuern und sich über der Stadt zu einer Wolke verfestigte. Die berühmten Weinberge der Päpste sahen jetzt im Winter nicht weiter beeindruckend aus. Weinstöcke sind schwarz im Winter, bis auf das alte Holz zurückgeschnitten. Es wirkt hart und von Dürre verzogen. Man glaubt nicht, dass daraus noch einmal Leben wachsen wird. Das Licht andererseits, wenn die Sonne erscheint, und das tat sie, nachdem der marin sich ausgewütet hatte, dieses Winterlicht ist Gold und Hoffnung. Es ergießt sich über eine Landschaft, die schwarz und bräunlich ist, und das ergibt einen seltsamen Zauber - als wäre alles mit Kohle und Rötel auf Pergament gezeichnet und gar nicht wirklich da.

Avignon kam näher und leuchtete golden in diesem Licht, seine gezackten Mauern zeichneten sich scharf gegen den Himmel ab. Von der Rhone dort unten breit, dunkel und träge drückten sich die Häuser und krochen hoch bis zur Felskrone, Mittelpunkt der gläubigen Welt. Ein Schwarm Krähen umflatterte den Papstpalast, faseriges Schwarz auf Braun, Braun auf Gold; alles zerteilte sich in Hell und Dunkel, Umrisse verwoben sich und bildeten neue, unerkannte Formen. Es war ein verwunschener Anblick. Ich ließ die Männer innehalten, um ihn in mich aufzunehmen. Sie murrten. Es war ihnen kalt, und sie zogen eine warme Wirtsstube und einen Krug Wein der Schönheit hier draußen vor.

Auf dem schlammigen Ende der gepflasterten Römerstraße zogen wir in die Stadt ein. Einmal schon war ich in einer bedeutenden Stadt, in Apt, gewesen, und ich hatte mich trotz meines Kummers auf buntes Treiben gefreut. Aber anders als im Sommer sah man nur wenige Menschen auf der Straße. Sie hatten ihre Gesichter unter Hauben, Hüten und dicken Tüchern verborgen und hasteten vorbei, um so schnell wie möglich wieder ins Warme und Trockene zu kommen. Ich sah von den Menschen nur das Kinn oder einen verkniffenen Mund unter den Tüchern hervorlugen und Hände, die sich wärmesuchend verschränkten oder in den Ärmeln verbargen. Viele Bettler sah ich, mehr als je zuvor. Sie waren so unverschämt wie verzweifelt, Huren auch, die in der beißenden Kälte nach Kundschaft Ausschau hielten. Es gab sie in allen Preislagen, darunter eine alte Vettel, die ihre ledrigen Brüste vor den Reitern entblößte und zahnlos dazu...
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Autor

Sabrina Capitani, geboren 1953, studierte Germanistik, Publizistik und Kunst in Berlin und arbeitet seit zwanzig Jahren als Autorin für Hörfunk und Fernsehen. Sie schrieb Drehbücher für deutsche Kinderserien, Hörspiele für den SFB, für Radio Bremen und RAI und ist außerdem als freie Malerin tätig. Inzwischen sind mehrere historische Romane aus ihrer Feder bei Piper Digital erschienen.