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Wilsberg - Sag niemals Nein

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Grafit Verlagerschienen am20.02.2020
Tennager Emma bittet Georg Wilsberg, auf ihren Vater aufzupassen, der mit einem mysteriösen Mann verabredet ist. Der Privatdetektiv lehnt ab - was sonst? Aber als Emma ihren Vater nicht erreicht, macht Wilsberg sich doch auf den Weg zum Park. Und findet ein Smartphone in einer Blutlache. Von Emmas Vater fehlt jede Spur. Wilsberg beginnt zu ermitteln. Der Verschwundene soll sich mit der rechten Szene beschäftigt haben, mit Leuten also, die vor Gewalt nicht zurückschrecken. Dann erhält Emma einen Anruf aus Beirut und Wilsberg fliegt in den Nahen Osten...

Jürgen Kehrer lebt in Münster und Berlin. Er ist der geistige Vater des münsterschen Privatdetektivs Georg Wilsberg, der 1990 in 'Und die Toten lässt man ruhen' seinen ersten Auftritt hatte. Seit 1995 ermittelt Wilsberg auch im Fernsehen und gehört inzwischen zu den beliebtesten ZDF-Krimis am Samstagabend.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextTennager Emma bittet Georg Wilsberg, auf ihren Vater aufzupassen, der mit einem mysteriösen Mann verabredet ist. Der Privatdetektiv lehnt ab - was sonst? Aber als Emma ihren Vater nicht erreicht, macht Wilsberg sich doch auf den Weg zum Park. Und findet ein Smartphone in einer Blutlache. Von Emmas Vater fehlt jede Spur. Wilsberg beginnt zu ermitteln. Der Verschwundene soll sich mit der rechten Szene beschäftigt haben, mit Leuten also, die vor Gewalt nicht zurückschrecken. Dann erhält Emma einen Anruf aus Beirut und Wilsberg fliegt in den Nahen Osten...

Jürgen Kehrer lebt in Münster und Berlin. Er ist der geistige Vater des münsterschen Privatdetektivs Georg Wilsberg, der 1990 in 'Und die Toten lässt man ruhen' seinen ersten Auftritt hatte. Seit 1995 ermittelt Wilsberg auch im Fernsehen und gehört inzwischen zu den beliebtesten ZDF-Krimis am Samstagabend.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783894256357
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum20.02.2020
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1208 Kbytes
Artikel-Nr.5249503
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Der Wienburgpark lag an der Kanalstraße, zwischen Innenstadt und nördlichen Vororten. Eigentlich war er kein richtiger Park, sondern eine Mischung aus Biotop, Seenlandschaft und studentischen Spielwiesen, in den späten Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts von Landschaftsarchitekten entworfen und den Freizeitgewohnheiten der ökologisch aufgeklärten münsterschen Bevölkerung angepasst. Selbst zu dieser späten Tageszeit war er nicht unbelebt: Liebespaare schlenderten knutschend über die mit Mulch bestreuten Wege, Studentengruppen hockten um billige Einweggrills und dazwischen quakten Myriaden fortpflanzungswilliger Frösche.

Emma hatte mir ein Porträtfoto geschickt, das mich in die Lage versetzte, ihren Vater zu erkennen: ein längliches Gesicht mit hohen Wangenknochen und großen, stechend dreinblickenden Augen über einem ausgeprägten Adamsapfel, gekrönt von einer Haube kaum zu bändigender, dunkler Haare. Kein Mann, der ruhig auf dem Sofa sitzen blieb, wenn woanders die Post abging. Die angehängten Daten verrieten, dass Paul Wilkens »voll der Athlet«, dreiundvierzig Jahre alt und »mindestens« ein Meter neunzig groß war, außerdem vermutlich eine helle »Poser-Leinenjacke« über einem »blöd gestreiften« T-Shirt trug.

»Ganz schön weitläufig hier«, staunte Stürzenbecher. Sein Atem rasselte. Der Entschluss, nicht mehr zu rauchen, hatte sich mit geschätzten fünfzehn Kilo auf seinen Hüften niedergeschlagen. Und auch schon vorher hatte er sich am liebsten auf vier Rädern durch die Stadt bewegt.

»Warst du noch nie hier?«

»Nein. Ich hab s nicht so mit dem Spazierengehen. Und Maike -« Er stockte.

»Verstehe.« Ich zog mein Handy aus der Tasche. Emma hatte gesagt, dass ein Freizeichen zu hören gewesen war. Falls Wilkens sein Gerät nicht auf lautlos gestellt hatte, würden Stürzenbecher und ich den Klingelton vielleicht in freier Wildbahn hören können.

»Halt mal die Luft an!«, befahl ich und wählte Wilkens Nummer.

Nichts. Aber das konnte auch am Gequake der Frösche liegen.

Wir gingen weiter. Nach dem zehnten Klingelton schaltete sich der Anrufbeantworter ein: »Hier ist Paul Wilkens. Wenn Sie mir etwas mitteilen wollen, reden Sie jetzt!« Eine dynamische, fast genervte Stimme. Hatte ich mit dreiundvierzig auch so unter Strom gestanden?

Nach fünf Minuten wiederholte ich das Spiel. Diesmal glaubte ich, ein Geräusch zu erahnen. »Hörst du das auch?«

Stürzenbecher schüttelte den Kopf. »Nee.«

»Es kommt von da drüben.« Ich lief auf eine Hecke aus Schlehdornsträuchern zu, tatsächlich wurde das Klingeln lauter. »Herr Wilkens?«

Stürzenbecher schnaufte hinter mir her. »Bleib stehen!«

Ich blieb stehen. »Sag jetzt nicht, wir sollen auf deine Kollegen warten.«

»Ich möchte nur vermeiden, dass du über irgendwelche Spuren trampelst.«

Das Klingeln endete. »Hier ist Paul Wilkens -«

»Der Mann braucht vielleicht unsere Hilfe.«

»Deshalb schauen wir nach«, verkündete Stürzenbecher. »Ich zuerst, du hinter mir.«

Der Ex-Hauptkommissar schob seine massige Gestalt zwischen zwei Schlehensträuchern hindurch und erstarrte. Ich linste über seine Schulter. Hinter einem Strauchstumpf lag ein leuchtendes Smartphone, einen knappen Meter entfernt von einer großen Lache. Stürzenbecher bückte sich, steckte einen Finger in die Lache und betrachtete die Flüssigkeit aus der Nähe. »Blut.«

Noch bevor die Polizei auftauchte, meldete sich Emma: »Was ist jetzt?«

»Ich habe das Handy deines Vaters gefunden.«

»Wie? Nur das Handy? Und Papa?«

Ich überlegte, ob ich die Blutlache erwähnen sollte, und entschied mich dafür, damit zu warten, bis ich in ihrer Nähe war. »Das Handy lag unter einem Strauch auf dem Boden.«

»Dad hat sein Handy immer benutzt. Der verliert das nicht. Never.«

»Vielleicht hat es irgendeine Form von - Auseinandersetzung gegeben«, sagte ich.

»Sie meinen, er ist entführt worden?«

»Nein. Das sind alles Spekulationen. Kann sein, dass er noch heute Abend nach Hause kommt.« Das glaubte ich allerdings selber nicht.

Blaulichter schimmerten durch die Bäume, mehrere Polizeisirenen waren zu hören.

»Und wie geht s jetzt weiter?«, fragte Emma.

»Ich habe die Polizei angerufen. Die wird den Park absuchen.«

Emma schwieg. Im Hintergrund erkundigte sich eine Frauenstimme: »Mit wem telefonierst du da?«

»Hast du deiner Mutter schon etwas erzählt?«

»Nein«, sagte Emma leise. »Die ist psychisch nicht so gut drauf. Ich will nicht, dass sie durchtickt.«

»Ich komm später vorbei«, versprach ich. »Und die Polizei wird bestimmt auch mit euch reden wollen.«

Emma schwieg wieder.

»Es tut mir leid«, sagte ich.

Emma legte auf.

Die münstersche Kripo erschien in Gestalt von Hauptkommissarin Bauer und Oberkommissar Langenbeck. Bauers Freude, ihren alten Chef Stürzenbecher wiederzutreffen, hielt sich in Grenzen. »Klaus? Warum bist du nicht zu Hause und legst die Füße hoch? Wieso treibst du dich nachts hier rum?«

Stürzenbecher deutete auf mich. »Wilsberg ist ein alter Freund von mir. Ich habe ihn begleitet.«

»Wilsberg«, echote Langenbeck. »Den kennen wir schon. Und wie wir ihn kennen.«

Wir zeigten den beiden Kommissaren das Handy und die Blutlache.

»Okay«, sagte Bauer. »Spurensicherung. Der ganze Bereich wird abgesperrt.«

Wir traten zurück auf die Wiese. Zwei uniformierte Polizisten machten sich an die Arbeit und wickelten Absperrbänder um Sträucher und Bäume.

»Aber mal im Ernst«, wandte sich Bauer an Stürzenbecher. »Ich begreife nicht, weshalb du es so dringend gemacht hast. Das da ist etwa ein halber Liter Blut, nicht wenig, aber auch nicht unbedingt tödlich. Könnte das Ergebnis einer ganz gewöhnlichen Messerstecherei sein. Falls das Opfer Glück hat, liegt es längst im Krankenhaus. Dann wäre das kein Fall für die Mordkommission.«

»Gewöhnliche Messerstecherei kommt eher nicht infrage«, wandte ich ein. »Der Besitzer des Handys ist Journalist und hatte hier eine Verabredung.« Ich erzählte Emmas Geschichte, wobei mir auffiel, dass sie an einigen Stellen recht dünn war.

Auch Hauptkommissarin Bauer schien nicht überzeugt. »Ziemlich viele Wenns und Abers, oder?«

»Genug Stoff, um etwas zu unternehmen«, beharrte ich.

»Zunächst einmal möchte ich wissen, was Emmas Mutter davon hält.« Bauer setzte sich in Bewegung.

Mit zwei Schritten war ich an ihrer Seite. »Ich würde gern mitkommen. Emma Wilkens ist meine Klientin - sozusagen.«

Die Hauptkommissarin schaute mich prüfend an und nickte dann gnädig. Hinter uns hatten sich Stürzenbecher und Langenbeck einsortiert. Bauer drehte sich um: »Klaus, du gehst nach Hause. Für dich ist Feierabend. Und Langenbeck? Sie koordinieren hier die Suche.«

»Och«, sagte Stürzenbecher.

»Aber -«, sagte Langenbeck.

»Kein Och und Aber«, sagte Bauer. »Langenbeck, rufen Sie in den Krankenhäusern an, ob in den letzten Stunden jemand mit starkem Blutverlust eingeliefert wurde. Wenn ich zurückkomme, möchte ich Ergebnisse sehen.«

Die beiden Männer blieben frustriert zurück, während Bauer und ich zügig zum Dienstfahrzeug der Hauptkommissarin schritten.

Bauer schüttelte den Kopf. »Mutter und Tochter sind wahrscheinlich fix und fertig. Da müssen wir sie nicht noch zusätzlich erschrecken.«

Ich fragte nicht, ob sie damit Stürzenbecher oder Langenbeck oder beide meinte.

Emma öffnete die Tür und würdigte mich kaum eines Blickes. Ihre Mutter saß auf dem Sofa im Wohnzimmer und drehte den Kopf in Zeitlupe. Wenn sie sprach, klang es wie Nena auf Valium, am Ende eines Satzes hatte man den Anfang schon fast vergessen. Kein Zweifel, sie hatte etwas ziemlich Hartes eingeworfen. Aber vielleicht war das ja auch gut so.

Emma wiederholte ihre Geschichte, während ihre Mutter sie anguckte, als hätte sich ein seltsames Tier auf die Sitzgarnitur verirrt, offenbar hatte sie keine Ahnung, wovon ihre Tochter da redete. Entsprechend fielen ihre Antworten auf Bauers Fragen aus. Nein, sie wisse nicht, woran ihr Mann gerade arbeite, auch nicht, wen er habe treffen wollen, er rede mit ihr nur selten über seine Recherchen, wahrscheinlich fürchte er, dass es sie zu sehr aufrege.

»Tja«, sagte Bauer, »dann hoffen wir mal, dass die Sache gut ausgeht.«

»Ich versteh das nicht«, sagte Emmas Mutter. »So ein Handy kann immer mal verloren gehen. Vielleicht hat Paul das noch gar nicht gemerkt.«

Hauptkommissarin Bauer guckte mich an, ich guckte Bauer an.

»Da ist noch was«, sagte Bauer. »Neben dem Handy haben wir Blutspuren gefunden.«

»Blut?« Emma funkelte mich an. »Wann wollten Sie mir das sagen?«

»Jetzt«, sagte ich.

»Moment«, mischte sich die Hauptkommissarin ein. »Wir wissen nicht, von wem das Blut stammt, es muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass Ihr Vater verletzt wurde. Sicherheit haben wir erst nach einem DNA-Abgleich.« Bauer wandte sich an Emmas Mutter. »Deshalb würde ich gerne eine Zahnbürste Ihres Mannes mitnehmen.«

Die Antwort reduzierte sich auf ein langsames Nicken.

»Gibt es jemanden, den Sie anrufen könnten?«, startete ich einen Versuch, das Thema zu wechseln.

»Wozu?«, fragte Emma.

»Um dich und deine Mutter zu unterstützen, zum Beispiel.«

»Meine ältere Tochter studiert in Osnabrück«, sagte Emmas Mutter.

»Wir kriegen das schon hin«, sagte Emma.

»Herr Wilsberg hat recht.« Bauer hatte begriffen, dass Emma diejenige war, die hier im Moment die Entscheidungen traf. »Im Laufe der...
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Jürgen Kehrer lebt in Münster und Berlin. Er ist der geistige Vater des münsterschen Privatdetektivs Georg Wilsberg, der 1990 in "Und die Toten lässt man ruhen" seinen ersten Auftritt hatte. Seit 1995 ermittelt Wilsberg auch im Fernsehen und gehört inzwischen zu den beliebtesten ZDF-Krimis am Samstagabend.