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Hip-Hop. Eine populäre Kultur zwischen Solidarität und Egozentrik

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
91 Seiten
Deutsch
GRIN Verlagerschienen am14.07.20201. Auflage
Diplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Musik - Populäre Musik, Note: 1,0, Hochschule für Musik Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: HipHop ist eine populäre Kultur, die auf Mode, Sprache, Konsum-, Sozial- und Sexualverhalten Jugendlicher erstaunlichen Einfluss hat. Dabei befindet sie sich stets in einem Spannungsfeld zwischen Solidarität und Egozentrik. Diese Arbeit beschreibt zuerst, wie sich HipHop von einer Subkultur zu einer populären Kultur entwickelte. Im zweiten Kapitel wird dann insbesondere auf das Zusammenwirken von Kollektiv und Individuum innerhalb des neuen Kontextes eingegangen. In den 1970er Jahren wurde der Musikstil Disco populär und sorgte mit dem Film Saturday Night Fever [Samstagnacht-Fieber] für ein weltweites Massenspektakel. Mit der Zeit fand die neue Musikrichtung Zugang zu der glamourösen Welt der Schickeria von New York, wo sich Tanzbegeisterte in privaten Clubs oder teuren Etablissements der Großstadt trafen, um ihrem hedonistischen Lebensstil Ausdruck zu verleihen. Die französische Bezeichnung 'discothèque' setzte sich allmählich für jene Tanzclubs durch, deren Merkmal stets eine von Schallplatten gespielte Musik war. Nun standen nicht mehr die Sänger oder Musiker im Mittelpunkt, die ein Publikum unterhielten, sondern der Einzelne, der für sich selbst tanzte. Die Elemente Party, Clubs, Tanz, Nachtleben usw. sollten für nachfolgende Musikrichtungen von zentraler Bedeutung bleiben. Währenddessen entstand in der Bronx von New York ein anderer Stil, der dem Glanz und Glamour der Discoszene eine ärmliche Subkultur entgegensetzte - HipHop. Die Bronx waren von je her Symbol städtischer Verwahrlosung. Graffiti überzogene Hauswände, verkommene Plattenbauten, alte Ruinen usw. stellten hier gleichzeitig den Alltag der schwarzen und den Alptraum der weißen Bevölkerung dar. Durch den großen Zustrom von Immigranten aus allen Teilen der Welt und den kaum mehr lösbaren sozialen und verkehrstechnischen Problemen nahm das Bandenunwesen und somit auch die Kriminalität in jenem Viertel der Stadt enorm zu. Kaum vorstellbar, dass sich ausgerechnet in der Bronx eine Kultur entwickeln sollte, die über mehrere Jahrzehnte hinweg die Popmusik prägen würde.

Von der Rhein-Zeitung als "Virtuose auf sechs Saiten" ausgezeichnet, konzertierte der deutsche Gitarrist bereits auf vier Kontinenten. Nach seinen Musikstudien in Deutschland, Belgien und den Vereinigten Staaten dozierte Dr. Matthias Lang an der University of North Texas in USA, der Soochow University in China und der West-Universität Temeswar in Rumänien.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR47,95
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR36,99

Produkt

KlappentextDiplomarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Musik - Populäre Musik, Note: 1,0, Hochschule für Musik Köln, Sprache: Deutsch, Abstract: HipHop ist eine populäre Kultur, die auf Mode, Sprache, Konsum-, Sozial- und Sexualverhalten Jugendlicher erstaunlichen Einfluss hat. Dabei befindet sie sich stets in einem Spannungsfeld zwischen Solidarität und Egozentrik. Diese Arbeit beschreibt zuerst, wie sich HipHop von einer Subkultur zu einer populären Kultur entwickelte. Im zweiten Kapitel wird dann insbesondere auf das Zusammenwirken von Kollektiv und Individuum innerhalb des neuen Kontextes eingegangen. In den 1970er Jahren wurde der Musikstil Disco populär und sorgte mit dem Film Saturday Night Fever [Samstagnacht-Fieber] für ein weltweites Massenspektakel. Mit der Zeit fand die neue Musikrichtung Zugang zu der glamourösen Welt der Schickeria von New York, wo sich Tanzbegeisterte in privaten Clubs oder teuren Etablissements der Großstadt trafen, um ihrem hedonistischen Lebensstil Ausdruck zu verleihen. Die französische Bezeichnung 'discothèque' setzte sich allmählich für jene Tanzclubs durch, deren Merkmal stets eine von Schallplatten gespielte Musik war. Nun standen nicht mehr die Sänger oder Musiker im Mittelpunkt, die ein Publikum unterhielten, sondern der Einzelne, der für sich selbst tanzte. Die Elemente Party, Clubs, Tanz, Nachtleben usw. sollten für nachfolgende Musikrichtungen von zentraler Bedeutung bleiben. Währenddessen entstand in der Bronx von New York ein anderer Stil, der dem Glanz und Glamour der Discoszene eine ärmliche Subkultur entgegensetzte - HipHop. Die Bronx waren von je her Symbol städtischer Verwahrlosung. Graffiti überzogene Hauswände, verkommene Plattenbauten, alte Ruinen usw. stellten hier gleichzeitig den Alltag der schwarzen und den Alptraum der weißen Bevölkerung dar. Durch den großen Zustrom von Immigranten aus allen Teilen der Welt und den kaum mehr lösbaren sozialen und verkehrstechnischen Problemen nahm das Bandenunwesen und somit auch die Kriminalität in jenem Viertel der Stadt enorm zu. Kaum vorstellbar, dass sich ausgerechnet in der Bronx eine Kultur entwickeln sollte, die über mehrere Jahrzehnte hinweg die Popmusik prägen würde.

Von der Rhein-Zeitung als "Virtuose auf sechs Saiten" ausgezeichnet, konzertierte der deutsche Gitarrist bereits auf vier Kontinenten. Nach seinen Musikstudien in Deutschland, Belgien und den Vereinigten Staaten dozierte Dr. Matthias Lang an der University of North Texas in USA, der Soochow University in China und der West-Universität Temeswar in Rumänien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783346206244
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum14.07.2020
Auflage1. Auflage
Seiten91 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5255730
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2 New School (1984 bis dato)

Bis 1979 waren die einzigen Dokumente des Bronx-HipHop Kassetten gewesen. [79] Es handelte sich hierbei meist um private Tapes, die von den Gruppen selbst aufgenommen wurden, um auf diese Weise bekannter zu werden.[80] Den DJs und MCs mangelte es an Kontakten zu den Plattenfirmen, welche bis dato keinerlei Interesse am HipHop zeigten. In der Musikindustrie konzentrierte man sich zu der Zeit noch vorwiegend auf Soul-, Funk- und ganz besonders auf Discomusik. An ein lukratives Geschäft mit HipHop dachte bislang noch niemand.

Als die Produzentin Sylvia Robinson eines Tages durch ihren Sohn auf HipHop aufmerksam wurde, sah sie in jener Musik sogleich eine Profitmöglichkeit.[81] Sie gründete ein neues Plattenlabel namens Sugar Hill Records , engagierte drei unbekannte Rapper und ließ diese in ihrem Studio auf die Instrumentalversion eines Discohits rappen. Das Ergebnis war ein weltweiter Hit (Rapper s Delight [Vergnügen der Rapper] von Sugarhill Gang), der allein in den USA mit zwei Millionen verkauften Platten einen Profit von 3,5 Millionen US-Dollar einbrachte.[82] Der Erfolg der ersten HipHop-Single wirkte auch elektrisierend auf andere Schallplattenproduzenten, die sich ab dem Zeitpunkt gezwungen sahen, auf den Rap-Zug [83] aufzuspringen.

Das Jahr 1982 war ausschlaggebend in der Geschichte des HipHop. Zwei neue Schallplatten sorgten dafür, dass der bisher unbedeutende Musikstil international Fuß fasste. Grandmaster Flash & The Furious Five setzten mit ihrem Song The Message [Die Botschaft] einen neuen Trend. Ab sofort sollte HipHop eine Botschaft übermitteln, welche die Zuhörerschaft mit der Vergangenheit der Schwarzen und deren Lebensumständen in den Ghettos konfrontierte.[84] Die Texte der Raps veränderten sich dahingehend, dass sie nun ernsthafter wurden und nicht mehr ausschließlich repräsentativ für Party und Unterhaltung standen. Die zweite stilprägende LP Planet Rock von Afrika Bambaataa war für den HipHop vor allem in musikalischer Hinsicht Richtung weisend. Es wurde hierbei mit Drum-Computern, die als rhythmische Grundlage dienten, und verschiedensten Geräuschen bzw. Effekten experimentiert, die zum Teil Videospielen entnommen wurden.[85]

Dass sich HipHop in den nächsten Jahren verändern würde, war fast vorauszusehen. Es verschwand viel von der Ursprünglichkeit. [86] Die Musik entfernte sich allmählich von ihrem Entstehungsort, der Bronx, und verlor mit zunehmender Popularität ihren Bezug zur subkulturellen Gemeinschaft.
2.1 HipHop als populäre Kultur

Da HipHop zu diesem Zeitpunkt (1983) als die erfolgreichste Newcomer-Musik [87] (Neuankömmling auf dem Musikmarkt) galt, deutete sich für die Zukunft eine aussichtsreiche Vermarktung an. Als es 1984 jedoch zu einem Stillstand in der Musikindustrie kam und die Rap-Platten nur noch geringe Verkaufszahlen einbrachten, schien der gerade populär gewordene Musikstil schon wieder unterzugehen. Man konnte das Say Ho, Say Yo Ho, Say Yo Ho Ho⦠[88] [Sagt Ho, â¦] der Party-Raps einfach nicht mehr hören. Darüber hinaus hatten die Gruppen keine Street-Credibility[89] mehr, da sie nicht mehr wie B-Boys sondern eher wie Clowns oder Paradiesvögel aussahen.

Die Brücke zwischen der verwirrten Rap-Szene von 84 und ihrer harten, lebendigen Erneuerung im Jahre 85 bildete die Musik von Run-D.M.C. [90] Die drei LPs Radio von LL Cool J, Raising Hell [aufsteigende Hölle] von Run D.M.C. und Paid in Full [voll einbezahlt] von Eric B. & Rakim sorgten dann 1986/87 für den letztendlichen Durchbruch des New School-HipHop.

Interpreten wie LL Cool J sahen wieder aus wie jene, für die diese Musik gemacht wurde.[91] Mit seinen damals 17 Jahren spiegelte er den HipHop-Modetrend der Zeit wider: Sportanzug von Adidas oder Kangol, Basketballstiefel (Sneakers) und goldene Ketten und Ringe von immensem Durchmesser und Größe. [92] Mit ihm konnten sich die HipHop-Fans identifizieren. Durch sein äußeres Erscheinungsbild auf der Bühne und seine scharfzüngige Art, andere zu dissen, verkörperte LL die Härte (mehr dazu in 2.1.1), die das Leben auf der Straße repräsentierte. Somit stellte er die 1984 verloren gegangene Street-Credibility wieder her.

Russell Simmons, Chef von Def Jam Records, sah im Rap (â¦) eine gewisse Parallele zur Rockmusik. [93] Durch eine Synthese aus dem Old School-Breakbeat und den Heavy Metal-Schwingungen von Bands wie AC/DC oder Aerosmith produzierte er einen frontalen Angriff auf die Ohren [94] der Zuhörer. Mit diesem Schachzug erreichte er nicht nur ein Publikum von Rock-Liebhabern, sondern schuf damit auch gleichzeitig einen neuen HipHop-Sound. Der Song Walk This Way [Gehe diesen Weg] von der LP Raising Hell brachte Simmons und Run D.M.C. einen Top5-Hit ein, da die HipHop-Coverversion des 1977er Hits von Aerosmith bei den weißen Rockmusik-Hörern genauso beliebt war wie bei den schwarzen HipHop-Fans.[95]

Sound und Musik waren in der New School insgesamt härter und aggressiver. Es wurden nicht mehr synthetische sondern wieder ursprüngliche, echte Sounds verwendet. Da man diese jedoch nicht selber einspielen konnte, musste man sie bereits bestehenden Aufnahmen entnehmen. Dass die Rock- und Popmusiker, deren Musik gesampelt wurde, über diese Art der Selbstbedienung nicht erfreut waren, versteht sich von selbst. Sie warfen der HipHop-Generation mangelnde Kreativität vor und traten ihrer Musik mit Verachtung entgegen.[96]

Die Technik, die das alles möglich machte, nennt man Sampling - eine weitere Neuerung, die den HipHop entscheidend beeinflusste. Eric B. und sein Produzent Marley Marl waren hierbei die Pioniere. Sie speicherten mit Hilfe eines Fairlight/Oberheim-Synthesizers Originalsounds von James Brown und bauten die rhythmischen Parts zu einem Breakbeat zusammen. Mit Geräten wie dem Fairlight oder dem E-mu Emulator konnten sie Sounds digitalisieren, diese in Bezug auf Tonhöhe und Frequenz verändern und sie dann mit anderen zusammenbringen.[97] Zu dem neuen Remix [neu abgemischter Song] brauchte der MC (in diesem Fall Rakim) dann nur noch zu rappen.

Sampeln hat die afroamerikanische Tradition im Bezug auf musikalische Parameter wie Melodie, Harmonie und Rhythmus zwar nicht weitergebracht, jedoch hat es das Spektrum an Möglichkeiten zu musizieren erheblich vergrößert. Daher spielt es bis heute eine zentrale Rolle in der Musikindustrie. Produzenten gebrauchen die Technik nicht nur, um Fehler einer Live-Aufnahme zu kaschieren, sondern auch für Klangbastelei.

Sampeln hat die Hörgewohnheiten einer ganzen Generation verändert, und HipHop stand im Zentrum dieser Veränderung .[98] Im Allgemeinen kann man sagen:

Die Industrialisierung der Musik hat zweifellos unsere Vorstellung von dem, was Musik ist, verändert, sowohl in sich selbst als auch in Bezug auf ihren Stellenwert in unserem Alltagsleben und unserer Freizeit. Aber diese Veränderungen sind nicht einfach das Resultat von Produzenten-entscheidungen; in ihnen spiegeln sich auch die Reaktionen von Musikern und Konsumenten. [99]

Durch die Industrialisierung der Musik und dem damit verbundenen Informationsfluss der Medienwelt erreichte HipHop im Laufe der Jahre eine internationale Popularität. Wie auch in allen anderen populären Musikrichtungen hatte die Musikindustrie die Fäden in der Hand und kontrollierte zu großem Teil das Marktgeschehen. Sie bediente sich einer Subkultur, um diese dann populär zu machen und daraus Profit zu schlagen. Dabei schien die solidarische HipHop-Gemeinschaft, die seinerzeit in der Old School durch den direkten Wettbewerb vorhanden war, mit der Kommerzialisierung der Musik immer mehr verloren zu gehen. Dennoch blieb sie auf ideologischer Ebene bis heute bestehen.[100]

Das Gefühl der Zugehörigkeit zur HipHop-Kultur spiegelt sich bei den meist jugendlichen Konsumenten in ihrem Freizeitverhalten wider. Die Art zu reden, sich zu kleiden und sich zu bewegen deutet darauf hin, dass sie sich als ein Teil jener Gemeinschaft sehen. Aber vor allem ist es die Lebenseinstellung und innere Haltung ,[101] die einen echten HipHopper ausmachen. Auch wenn er nicht als Afroamerikaner in der Bronx von New York aufgewachsen ist, so muss er doch im Herzen schwarz sein [102]. Demnach können auch Europäer echte HipHopper sein, wenn sie ein Stück von der Kultur repräsentieren, die ihnen durch die Medien nahe gebracht wurde.

Wenn man das Leben des New School-HipHop beschreiben soll, so sind zwei Punkte nahezu unerlässlich: Härte und Coolness. Für alle Teilnehmer an jener ideologischen Gemeinschaft gilt es daher: Be tough[103]! und Be cool! .
2.1.1    Be tough! - Vom Umgang mit dem konfliktreichen Leben

In dem Kinofilm Boyz N The Hood - Jungs aus dem Viertel[104], der in dem berühmt-berüchtigten Stadtteil South Central von Los Angeles spielt, wird das harte Leben afroamerikanischer Familien und Banden sehr...

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