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Der Wind und Wellen lenkt

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
432 Seiten
Deutsch
Gerth Medienerschienen am19.06.20201. Auflage
Der Zweite Weltkrieg hat Spuren bei Robert Bliss hinterlassen. Um die Trauer über den Tod seines Bruders zu verarbeiten, schickt der junge Fischer ein Gedicht an die Lokalzeitung des beschaulichen Küstenorts Ansel-by-the-Sea in Maine. Reaktionen darauf bleiben nicht aus, denn Roberts Worte bewegen die Herzen unzähliger Menschen ... Jahrzehnte später wird Annie Bliss nach Ansel-by-the-Sea gerufen, wo ihr erkrankter Großonkel Robert Hilfe braucht. In seinem Haus entdeckt sie massenhaft Kartons voller Steine. Zusammen mit dem ebenso geheimnisvollen wie faszinierenden Jeremiah Fletcher begibt Annie sich auf Spurensuche. Doch dann verschlechtert sich Roberts Gesundheitszustand, und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt ... Eine Glaubensgeschichte, die das Herz berührt und von der ersten bis zur letzten Seite Hoffnung atmet.

Amanda Dykes liebt es, sich bei einer guten Tasse Tee auf die Suche nach den richtigen Worten für ihre Geschichten zu machen, die von der ersten bis zur letzten Zeile Hoffnung atmen. Die ehemalige Englischlehrerin hat bereits mehrere Erzählungen veröffentlicht, die unter anderem von 'Publishers Weekly' hochgelobt wurden.
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Produkt

KlappentextDer Zweite Weltkrieg hat Spuren bei Robert Bliss hinterlassen. Um die Trauer über den Tod seines Bruders zu verarbeiten, schickt der junge Fischer ein Gedicht an die Lokalzeitung des beschaulichen Küstenorts Ansel-by-the-Sea in Maine. Reaktionen darauf bleiben nicht aus, denn Roberts Worte bewegen die Herzen unzähliger Menschen ... Jahrzehnte später wird Annie Bliss nach Ansel-by-the-Sea gerufen, wo ihr erkrankter Großonkel Robert Hilfe braucht. In seinem Haus entdeckt sie massenhaft Kartons voller Steine. Zusammen mit dem ebenso geheimnisvollen wie faszinierenden Jeremiah Fletcher begibt Annie sich auf Spurensuche. Doch dann verschlechtert sich Roberts Gesundheitszustand, und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt ... Eine Glaubensgeschichte, die das Herz berührt und von der ersten bis zur letzten Seite Hoffnung atmet.

Amanda Dykes liebt es, sich bei einer guten Tasse Tee auf die Suche nach den richtigen Worten für ihre Geschichten zu machen, die von der ersten bis zur letzten Zeile Hoffnung atmen. Die ehemalige Englischlehrerin hat bereits mehrere Erzählungen veröffentlicht, die unter anderem von 'Publishers Weekly' hochgelobt wurden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961224418
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum19.06.2020
Auflage1. Auflage
Seiten432 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2017 Kbytes
Artikel-Nr.5259085
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



eins

Ansel-by-the-Sea, Maine

September 1944

In einem Winkel im äußersten Nordosten des Landes splittert Holz, ein Magen knurrt, ein Junge kann es kaum erwarten, dass er endlich achtzehn wird. Schon ist das Holz gehackt, er steht in der Küche, pumpt Wasser in das alte Waschbecken, um sich die Arbeit des Tages von den Händen zu spülen und nach dem Brief zu greifen, der heute eingetroffen ist - Absender: Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Der rote Lack des Küchentisches ist abgeblättert, der Brief liegt darauf wie ein alter Freund, der schon mal hereingekommen ist und es sich bequem gemacht hat, während der Hausherr noch beschäftigt ist. So selbstverständlich liegt der Brief da auf dem Tisch.

Aber an diesem Brief ist nichts selbstverständlich.

Irgendwo auf der Überfahrt über die Bucht hat er im Schiff des Postboten ein paar Wasserspritzer abbekommen. Das ist hier in Ansel-by-the-Sea häufig so, und es ist auch kein Problem. Der Briefträger mit seinen detektivischen Fähigkeiten stellt jede Sendung richtig zu, auch wenn die Adresse nach der Überfahrt oft kaum noch lesbar ist. Heute ist ein Wassertropfen auf den Vornamen des Empfängers gefallen. Bliss kann man noch erkennen, auch der Name des Hauses ist trocken geblieben - im Normalfall reicht dem Briefträger der Familienname, selbst die Adresse, Seemannsklause, braucht er nicht.

Robert Bliss reißt den Umschlag auf, packt den Brief viel zu fest.

EINBERUFUNGSBEFEHL

Das Blut rauscht ihm in den Ohren. Endlich. Seit vier Jahren wartet er auf diesen Tag, seit damals, als er mit den anderen aus dem Dorf die Rede des Präsidenten verfolgt hat. Roosevelt verkündete den Beginn der Mobilmachung. Alle hatten sich vor dem einzigen Fernseher des Ortes versammelt, im Bücher-, Takel- und Köderladen, hatten neugierig die Hälse gereckt und versucht, die Kugeln im Blick zu behalten, die ein Glasgefäß füllten, das auf einem Sockel stand. Jede dieser Kugeln enthielt einen zusammengerollten weißen Zettel, Zahlen standen darauf. Ein Mann hob einen hölzernen Löffel hoch in die Luft, aus dem gleichen Holz geschnitzt wie das Mobiliar des Raumes, in dem vor langer Zeit die Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet worden war, und mischte die Kugeln durch. Langsam und würdevoll bewegte und mischte er sie, bis sie so konfus waren wie die vom Krieg erschütterte Welt außerhalb des eigenen Landes. Das Fernsehbild flimmerte unscharf, doch in großer Klarheit transportierte es das Gewicht des Augenblicks, das dort in Washington auf den Männern lastete, die nun weit mehr als nur Nummern zogen. Nein, hier wurden Lebensläufe neu geschrieben, wurde über Schicksale von Einzelnen und deren Familien entschieden, die für den Krieg ausgewählt wurden.

Das ist vier Jahre her, aber das gleiche Gefühl durchströmt Robert jetzt, das Wissen, dass sich jetzt erfüllt, wofür er geschaffen wurde. Für eine Zeit wie diese.

Er hält den Brief noch etwas länger, spürt deutlich die Sehnsucht, die er tausendfach in seinen Abendgebeten gen Himmel geschickt hat. Nun hat er die Antwort in der Hand. Jetzt, mit achtzehn, würde er gehen. Endlich - und das, obwohl die Einberufung offiziell ausgesetzt war, um die Produktion an der Heimatfront durch den Abzug zu vieler Arbeitskräfte nicht zu schwächen. Er konnte sich nicht mehr freiwillig melden. Doch nun wird er einberufen, wird gebraucht, wird gehen und kämpfen. Beschützen. Das Einzige, worin er jemals gut war.

Sein Daumen streicht über den verrutschten Absenderstempel, oben rechts in der Ecke des Umschlags - die Musterungsbehörde seiner Region.

Der Präsident der Vereinigten Staaten,

Er ist noch nicht bereit, die Anrede zu lesen, sein Blick wandert über das Blatt, bis zum letzten Absatz. HOCHACHTUNGSVOLL, in Großbuchstaben.

Sie haben sich bei Ihrer zuständigen Meldebehörde registrieren lassen, um sich den Bodentruppen oder der Marine der Vereinigten Staaten zur Verfügung zu stellen. Von den für Sie zuständigen Mitarbeitern wurde Ihr Antrag geprüft und Sie wurden zur Ausbildung und zum Dienst innerhalb der amerikanischen Streitkräfte ausgewählt.

Ausgewählt. Ausbildung. Dienst. Robert atmet stoßweise, während er die Worte liest.

Wir möchten Sie deshalb zur Vorstellung beim Musterungskomitee einladen ...

Die folgenden Worte sind per Schreibmaschine in den Vordruck eingefügt.

... in der Machias Railroad Station, und zwar morgens um 7.15 Uhr am 17. Oktober 1944.

Er überfliegt den Rest, schließt dann die Augen. Schluckt. Eine Zeile hat er noch nicht gelesen. Etwas in ihm sperrt sich, er will diese Zeile nicht lesen. Es wird sein Name sind. Muss sein Name sein. Sein Magen krampft sich schmerzhaft zusammen. Er ist nicht der Einzige in der Familie, an den dieser Brief gerichtet sein könnte. Möglicherweise steht der andere Name dort.

Nur das Ticken der Uhr ist in der Stille zu hören, während deutscher Bombenhagel das britische Festland überzieht. Er hebt den Blick, muss den Anfang des Briefes lesen.

An -

Die Tür fliegt auf, Robert fährt zusammen. Instinktiv verbirgt er den Brief hinter seinem Rücken. Es ist sein Bruder Roy, der mit einem halb verspeisten Apfel in der Hand hereinstürmt und ihm kauend zugrinst. Die Zwillinge sind identisch, mit zwei Ausnahmen: Roy kam zwei Minuten früher auf die Welt. Und Roy trägt neuerdings einen schlichten Ring an der linken Hand. Sosehr Robert sich dagegen wehrt, noch immer brennt etwas entsetzlich in seinem Inneren, jedes Mal, wenn er ihn sieht.

Kommst du mit? , fragt Roy. Wir gehen Muscheln suchen.

Robert faltet den Brief so beiläufig wie möglich zusammen, will die Aufmerksamkeit nicht darauf lenken. Wir?

Du, ich, Jenny. Und ... Roy holt tief Luft, seine Schultern sind gerade und breit. Es steckt etwas von dem kleinen Jungen in ihm, irgendein aufregendes Geheimnis. Und noch jemand. Verrate ich nicht. Wirst du noch rechtzeitig mitkriegen. Gehen wir!

Robert nickt, steckt den Brief in die Gesäßtasche. Wenn möglich, vermeidet er diese Ausflüge mit dem frisch vermählten Paar. Aber wegen dem Brief - Roy soll nicht in dessen Nähe bleiben, je weiter weg von dem Brief, desto besser. In dem Moment erstarrt Roys Lächeln. Er sieht den leeren Umschlag auf dem Tisch.

Zwei lange Schritte, er greift danach, dreht ihn um, ohne ihn vom Tisch zu heben. Nicht zu übersehen, der Absender ist das Kriegsministerium.

Eine dunkle Welle schwappt über die beiden. Sie wissen: Es gibt nur zwei Menschen, an die dieser Brief gerichtet sein kann. Und so stehen sie sich gegenüber, erstarrt, Auge in Auge.

Robert presst den Kiefer zusammen.

Roy deutet auf seine Gesäßtasche: Der Brief?

Bleischwer ist das Blatt jetzt, als Robert es herausbefördert.

Roy schnappt danach, entfaltet es, liest von der ersten Zeile an - sein Gesicht wird kalkweiß.

Roberts Herz sinkt. Er sieht jetzt nicht den Brief, aber lesen kann er ihn im Gesicht seines Bruders. Und es ist nicht, was er erhofft hatte.

Wieder öffnet sich quietschend die Tür, dieses Mal nicht so ungestüm. Das kann nur Jenny sein, niemand schließt die Tür so behutsam wie sie. Sechs Wochen liegt die Hochzeit nun zurück, doch sie hat immer noch das Strahlen einer Braut. So hätte Mutter es gesagt, diese Redewendung war von ihr.

Arm wie Kirchenmäuse und reich wie Könige , war Jennys Kommentar, als Roy die Eheringe präsentierte. Er hatte sie aus dem Holz eines alten Baumes geschnitzt, ein Stück, das seine Eltern vor Jahren auf dem Berg gefunden hatten.

Roberts Blick ruht auf Jenny, die jetzt hinter ihrem Mann erscheint, den Muschelkorb aus Holz und Draht in der Hand. Der frische Wind hat ihre Wangen rosig gefärbt, sie sieht noch schöner aus als sonst - die Art von Schönheit, die einem Mann den Atem rauben kann. Robert senkt den Blick.

Hast du es ihm gesagt? Sie legt ihre Hand in Roys Hand. Robert zwingt sich hinzuschauen. Er muss das sehen, muss sie so sehen. Mit Roy zusammen. Seine Augen müssen es aufnehmen, sein Herz muss sich das anschauen, damit seine Seele es begreifen kann. Sie gehört jetzt zu Roy. Für immer.

Ich ... Roy starrt sie an, als wäre er einen ganzen Ozean weit von ihr entfernt. Sie drückt seine Hand und plaudert unbekümmert. Ihre melodische Stimme klingt wie Musik, sie ist begeistert, redet schnell, füllt die Stille aus, die mit dem Brief entstanden war.

Ihr könnt es euch vorstellen , sagt sie, eure Mutter war begeistert. Roy, du hättest sie sehen sollen. Ihr Lachen ist wie helles Glockenläuten. Sie ging direkt zum Auto und fuhr nach Machias, zu Mrs Laughlin, wegen Wolle. Sie sagt, sie muss sofort anfangen, eine Decke zu stricken ... Sie redet weiter, ihre Hand ruht jetzt auf ihrem Bauch. Bleischwer legt es sich auf Robert. Sein Blick wandert von Jenny zu Roy, bleibt dann bei dem Brief hängen. Dann sieht er Roy an. Ein Baby. Roy wird Vater - und hat einen Brief in der Hand, der sein Todesurteil werden kann.

Sein Bruder weicht seinem Blick jetzt nicht mehr aus. Alles verblasst, sie sind wieder zehn Jahre alt und schauen aufs Meer. Ein Sturm zieht auf, so groß wie der ganze Himmel. Dad muss in die Stadt fahren, Mama holen, bevor der Sturm losbricht. Bleibt zusammen, Jungs , befiehlt er mit seiner tiefen Stimme und entschwindet ihren Blicken. Bleibt im Haus, geht nicht...


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Autor

Amanda Dykes liebt es, sich bei einer guten Tasse Tee auf die Suche nach den richtigen Worten für ihre Geschichten zu machen, die von der ersten bis zur letzten Zeile Hoffnung atmen. Die ehemalige Englischlehrerin hat bereits mehrere Erzählungen veröffentlicht, die unter anderem von "Publishers Weekly" hochgelobt wurden.