Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

1919 - Das Jahr der Frauen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Ebersbach & Simonerschienen am19.08.20202. Auflage
1919 - Schicksalsjahr und Meilenstein für die Frauenbewegung! Eine faszinierende Zeitreise ins Jahr 1919 - lebendig erzählt in 12 Kapiteln und 12 Monaten. 1919 dürfen Frauen in Deutschland erstmals wählen und machen sich auf allen Gebieten daran, ihr Leben selbst zu gestalten: Käthe Kollwitz wird als erste Frau in die Akademie der Künste berufen, Marie Juchacz hält als Erste eine Rede im Parlament und Gunta Stölzl studiert am 1919 gegründeten Bauhaus. Während Rosa Luxemburg in Berlin ihren mutigen Einsatz für die politische Neuordnung mit dem Leben bezahlt, widmet man sich in Paris schon wieder der Wissenschaft und Kultur: Marie Curies Radiuminstitut öffnet seine Pforten, Sylvia Beach gründet Shakespeare & Company und Coco Chanel kreiert ihren unsterblichen Duft Chanel No. 5. Unda Hörner verwebt weibliche Lebenswege und historische Ereignisse zu einer atmosphärisch dichten Erzählung - eine faszinierende Zeitreise ins Jahr 1919, in dem auf einmal alles möglich scheint für die Frauen.

Unda Hörner, geboren 1961, studierte Germanistik und Romanistik in Paris und Berlin, wo sie als freie Autorin lebt. Mit 'Unter Nachbarn' publizierte sie im Jahre 2000 ihren ersten Roman, 2003 die Erzählungen 'Flüchtige Männer', seither erschienen zahlreiche Biografien, u.a. 'Auf nach Hiddensee. Die Boheme macht Urlaub' und 'Ohne Frauen geht es nicht. Kurt Tucholsky und die Liebe'. Bei ebersbach & simon zuletzt erschienen: 'Kafka und Felice', '1919 - Das Jahr der Frauen', 'Am Horizont der Meere. Gala Dalí' sowie 'Scharfsichtige Frauen. Fotografinnen in Paris'.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

Klappentext1919 - Schicksalsjahr und Meilenstein für die Frauenbewegung! Eine faszinierende Zeitreise ins Jahr 1919 - lebendig erzählt in 12 Kapiteln und 12 Monaten. 1919 dürfen Frauen in Deutschland erstmals wählen und machen sich auf allen Gebieten daran, ihr Leben selbst zu gestalten: Käthe Kollwitz wird als erste Frau in die Akademie der Künste berufen, Marie Juchacz hält als Erste eine Rede im Parlament und Gunta Stölzl studiert am 1919 gegründeten Bauhaus. Während Rosa Luxemburg in Berlin ihren mutigen Einsatz für die politische Neuordnung mit dem Leben bezahlt, widmet man sich in Paris schon wieder der Wissenschaft und Kultur: Marie Curies Radiuminstitut öffnet seine Pforten, Sylvia Beach gründet Shakespeare & Company und Coco Chanel kreiert ihren unsterblichen Duft Chanel No. 5. Unda Hörner verwebt weibliche Lebenswege und historische Ereignisse zu einer atmosphärisch dichten Erzählung - eine faszinierende Zeitreise ins Jahr 1919, in dem auf einmal alles möglich scheint für die Frauen.

Unda Hörner, geboren 1961, studierte Germanistik und Romanistik in Paris und Berlin, wo sie als freie Autorin lebt. Mit 'Unter Nachbarn' publizierte sie im Jahre 2000 ihren ersten Roman, 2003 die Erzählungen 'Flüchtige Männer', seither erschienen zahlreiche Biografien, u.a. 'Auf nach Hiddensee. Die Boheme macht Urlaub' und 'Ohne Frauen geht es nicht. Kurt Tucholsky und die Liebe'. Bei ebersbach & simon zuletzt erschienen: 'Kafka und Felice', '1919 - Das Jahr der Frauen', 'Am Horizont der Meere. Gala Dalí' sowie 'Scharfsichtige Frauen. Fotografinnen in Paris'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783869152219
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum19.08.2020
Auflage2. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse928 Kbytes
Artikel-Nr.5305799
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Februar

Dada-Künstlerin Hannah Höch verblüfft mit Collagen * * * Käthe Kollwitz prangert das Elend der Menschen an * * * Marie Juchacz spricht als erste Frau in der Nationalversammlung * * * Anita Augspurg, Juristin in Hosenrolle

Am Abend des 6. Februar, so steht es auf dem Flugblatt, das Hannah Höch auf ihrem Schreibtisch findet, blasen im Kaisersaal des Ballhaus Rheingold in der Bellevuestraße die Dadaisten gegen Weimar . Damit wollen sie als Dadaistischer Zentralrat der Weltrevolution gegen die heute im beschaulichen Weimar, fern von den Unruhen in der Hauptstadt eröffnete Deutsche Nationalversammlung protestieren. Erscheinen werden im Rheingold »alle geistigen und geistlichen Arbeiter, Volksbeauftragte, Bürger und Genossen beiderlei Geschlechts [â¦], denen an dem Glück der Menschheit gelegen ist.«

Wie Spartakisten und Arbeiter sind auch die Berliner Dadaisten unzufrieden mit der halbherzigen Republikgründung, damit, dass Militarismus und alte Seilschaften weiter gelten, verfilzte Zöpfe nicht abgeschnitten, sondern neu geflochten werden. Sie heißen Raoul Hausmann und Johannes Baader und gründen in jenen Tagen den Club Dada , die Berliner Filiale der Dada-Bewegung, die ihre Keimzelle in Zürich hat. Dort, im Vakuum des Schweizer Exils, hatten sich während des Krieges nicht nur Revolutionäre aus Deutschland, Polen und Russland getroffen, sondern auch die Künstler Richard Huelsenbeck, Hugo Ball und Tristan Tzara. Genau drei Jahre zuvor hatten sie in Zürich das Cabaret Voltaire ins Leben gerufen. Ein wahrer Urknall, denn seither sprießen die Blüten einer Kunst, die sich Dadaismus nennt, in aller Herren Länder. Sie haben ihre ganz eigene Masche, die herrschenden Zustände aufs Korn zu nehmen.

Am 15. Februar erscheint die satirische Zeitung der Berliner Dadaisten, Jedermann sein eigner Fußball, in der man lustige Verse über den neuen Reichspräsidenten Friedrich Ebert lesen kann:

»Allzeit schussbereit

Ja der Deutsche Soldat trifft immer ins Schwarz

Wo es am blondsten ist

Sei gegrüßt Du mein schönes Sorrent

Ach kitzle mir mal am Hosenlatz

Mensch Ebert in Weimar!«

Walter Mehrings Gedicht Der Coitus im Dreimädlerhaus brüskiert die guten Sitten so sehr, dass man ihm den Prozess macht, die neue Zeitschrift wird umgehend verboten. Kurt Schwitters bereichert das niedersächsische Hannover mit seiner eigenen Dada-Zentrale und schreibt 1919 ein Gedicht, An Anna Blume:

»Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.

Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,

Man kann Dich auch von hinten lesen.

Und Du bist die Herrlichste von allen,

Du bist von hinten wie von vorne:

A-----N-----N-----A.«

Auch der Name Hannah liest sich vorwärts wie rückwärts. Hannah Höch heißt die Frau im Berliner Dada-Männerclub. Sie trägt eine flotte Ponyfrisur, blickt aus dunklen Augen etwas melancholisch in die Welt und ist die derzeitige Lebensgefährtin des selbst ernannten Dadasophen Raoul Hausmann. Mit ihm teilt sie die Begeisterung für alles, was sich gegen die herrschenden Ordnungen richtet.

»Aber nennt mich nicht immer Hannchen«, sagt Hannah Höch zu Raoul Hausmann und seinen Mitstreitern.

Hannah Höch, am 1. November 1889 im thüringischen Gotha geboren, ist anders als Rosa Luxemburg nicht die Jüngste von fünf Geschwistern, sondern die Älteste. Die Eltern erwarteten früh von ihr, Verantwortung zu übernehmen, sie musste die Höhere Töchterschule abbrechen, um sich um ihre jüngste Schwester zu kümmern und dem Vater Friedrich in seinem Versicherungsbüro zu helfen. Dass die Mutter Rosa als Vorleserin in aristokratischen Kreisen tätig war, wo der Umgang mit Kunst gepflegt wurde, fand Hannah wesentlich spannender. In ihr keimte der Wunsch auf, ein Kunststudium anzufangen, doch die Eltern schlugen die Hände überm Kopf zusammen, als sie ihr Anliegen zur Sprache brachte. Allein die Vorstellung, dass das Mädchen in Aktmalkursen vor nackten Modellen sitzen sollte, fand vor allem Papa Höch unschicklich.

Hannah ließ nicht locker: Wie wäre Kunstgewerbe statt Kunst? Sie dachte an Berlin, die private Kunstgewerbeschule in Charlottenburg.

Das klang schon vernünftiger. Der besorgte Vater ließ zu, dass die Tochter sich 1912 dort einschrieb. Was sie in der Klasse für Gestaltung lernen konnte, praktische Dinge wie Weben oder Töpfern, ließ sich später schließlich auch in einer Ehe oder einem ordentlichen Beruf anwenden.

Hannah pochte auf ihre Unabhängigkeit in der großen Stadt: »Lieber will ich mich in Berlin zu Tode schuften, als dass ich einen Tag länger in Gotha bliebe.« Das Glück in der Großstadt war zunächst nicht von langer Dauer; bei Kriegsausbruch am 1. August 1914 wurde die Schule bis auf Weiteres geschlossen, Hannah Höch kehrte zurück nach Gotha und half, das war nun angezeigt, beim Roten Kreuz. 1915, als sich abzeichnete, dass der Krieg nicht über Nacht zu gewinnen war, nahmen die Kunstschulen den Betrieb wieder auf, und Hannah Höch bekam einen der begehrten Plätze in Emil Orliks Klasse für Grafik und Buchkunst an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums. Die Studentin beschäftigte sich viel mit der thüringischen Heimat, zeichnete Landschaften und Stadtbilder von Gotha. Orlik, der angesehene Maler und Zeichner, verschaffte ihr auch einen recht einträglichen Job als Dekorateurin von Lampenschirmen.

An einem Tag Ende April 1915 wurde Hannah Höchs Leben ordentlich aufgemischt, sie geriet in turbulentes Fahrwasser. In der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums lief sie einem dunkelhaarigen Mann von kräftiger Statur über den Weg, in dessen rechtem Auge unter einer wulstigen Stirn sehr wirkungsvoll ein Monokel klemmte.

»Ich bin Raoul Hausmann«, stellte er sich vor, »Dadasoph.«

Bei einer Zufallsbegegnung sollte es nicht bleiben. Am 3. Juli 1915, Hannah Höch hat das Datum nie vergessen, fuhren sie gemeinsam hinunter zum Wannsee, lagen im märkischen Sand und kamen sich bei der Lektüre von Gedichten Walt Whitmans näher. »Wir machen die Welt leuchten«, verheißt Raoul seiner neuen Freundin.

Hausmann verkehrt in höchst interessanten Kreisen. Er ist Mitglied der Anfang Dezember 1918 in Berlin gegründeten Novembergruppe , einem Zusammenschluss aus rund 200 Künstlern, die nach dem Vorbild der revolutionären Sowjetunion für die öffentliche Rolle der Kunst streiten. Sie fordern staatliche Unterstützung, damit Kunst auch die Massen erreicht und das soziale Bewusstsein formen hilft. Die Novembergruppe ist ein Hort der zeitgenössischen Avantgarde, ihr gehören Dadaisten wie Hans Arp und John Heartfield an, Architekten wie Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe, die Dichterin Else Lasker-Schüler und auch Käthe Kollwitz. Vor allem trifft man in der Novembergruppe auf Künstler aus dem Umfeld des charismatischen Herwarth Walden und seiner seit 1910 erscheinenden Zeitschrift Der Sturm. Dass Hausmann und Walden einander nicht eben grün sind, sieht ein Blinder - zwei Alphatiere, die einfach nicht nebeneinander bestehen können. »Mag Walden sein wer er will, so dumm als er will - er hat die großen Künstler und man kann nur bei ihm ausstellen«, schreibt Raoul Hausmann an Hannah Höch. Else Lasker-Schüler macht aus ihrer Abneigung gegenüber Raoul Hausmann auch kein Geheimnis: »Kleines Gift, muss auch sein«, ätzt sie.

Die Liebesgeschichte zwischen Hannah Höch und Raoul Hausmann währt nun nahezu vier Jahre, doch steht sie unter keinem guten Stern. Raoul ist verheiratet, mit der Geigerin Elfriede Schaeffer. Hausmann ist einer Ehe zu dritt gegenüber recht aufgeschlossen, unbürgerliche Lebensformen sind en vogue. Lügen sind was für Spießer, und Hausmann macht seiner Gattin gegenüber kein Geheimnis aus der Geliebten. Da beide Frauen keine Spielverderberinnen sein wollen, schließlich verpflichtet das Leben in Bohemekreisen zu einer gewissen Libertinage, lassen sie sich auf die Ménage à trois ein. Insgeheim sehnen sie sich nach Ausschließlichkeit, alle beide. Und warum darf sich Raoul eigentlich aufführen wie ein Pascha im Harem? Mittenmang ist zudem noch Elfriedes und Raouls 1907 geborene Tochter Vera.

An der ungeklärten Situation hat sich seit Beginn der Beziehung nichts geändert. In den letzten Jahren hat Hannah Höch zwei Abtreibungen über sich ergehen lassen, lebensgefährliche und laut § 218 illegale Eingriffe, auf die fünf Jahre Zuchthaus stehen. Keine leichten Entscheidungen, doch will man noch einem Kind dieses Durcheinander zumuten? Manchmal bricht Hannah aus dem Liebeschaos aus, zu den Eltern nach Gotha, atmet tief durch in...
mehr

Autor

Unda Hörner, geboren 1961, studierte Germanistik und Romanistik in Paris und Berlin, wo sie als freie Autorin lebt. Mit "Unter Nachbarn" publizierte sie im Jahre 2000 ihren ersten Roman, 2003 die Erzählungen "Flüchtige Männer", seither erschienen zahlreiche Biografien, u.a. "Auf nach Hiddensee. Die Boheme macht Urlaub" und "Ohne Frauen geht es nicht. Kurt Tucholsky und die Liebe". Bei ebersbach & simon zuletzt erschienen: "Kafka und Felice", "1919 - Das Jahr der Frauen", "Am Horizont der Meere. Gala Dalí" sowie "Scharfsichtige Frauen. Fotografinnen in Paris".

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt