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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
176 Seiten
Deutsch
Herder Verlag GmbHerschienen am02.11.20201. Auflage
Gibt es eine perfekte Gesellschaft? Nein. Aber in welcher Gesellschaft wollen wir leben - vor allem, wenn es schwierig wird? Helfen da Physik, Mathematik oder die Wirtschaft? Harald Lesch und Thomas Schwartz analysieren mit Scharfsinn und Witz, welche Missstände und Fehlentwicklungen uns beschäftigen. Viel wichtiger aber: Sie begnügen sich nicht mit Krisen-Gejammer, sie wollen mehr. Ihre Schlüsse sind wissenschaftlich präzise, sie entlarven Verschwörungstheorien und Vorurteile, und stellen konkrete Forderungen, an Politik, Wirtschaft und jeden einzelnen. Pointiert und vor allem kreativ erklären Lesch und Schwartz, weshalb das Dorf-Prinzip hilft, singen das Lob der Grenze und lassen eine Freiheit fühlen, die Dialekt spricht und Raum gibt. Ein faszinierendes und bahnbrechendes Buch - ein Buch so unberechenbar wie das Leben.

Harald Lesch, geb. 1960, ist ein deutscher Astrophysiker, Naturphilosoph und Fernsehmoderator. Er studierte Physik und Philosophie in Gießen und Bonn und war später am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) tätig, 1992 wirkte er als Gastprofessor an der University of Toronto, 1994 erfolgte seine Habilitation. Lesch ist als Fernsehmoderator und Autor bekannt, seine letzten Bücher waren allesamt Bestseller. Thomas Schwartz, Prof. Dr., geb. 1964, studierte Theologie und Philosophie in Münster, Augsburg und Rom. 1990 wurde er zum Priester geweiht und 2001 im Fach Moraltheologie an der Universität Freiburg promoviert. Schwartz lehrt heute Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Universität Augsburg und ist Pfarrer in Mering. Er ist bekannt aus mehreren TV-Sendungen, gefragter Redner und Verfasser mehrere Bücher. Simon Biallowons, geb. 1984, ist studierter Philosoph und Absolvent der katholischen Journalistenschule ifp. Er arbeitete als Korrespondent in Rom, lebte im Nahen Osten und berichtete als Reporter für verschiedene Medien aus vielen Ländern. Biallowons ist Verfasser mehrerer Bestseller und derzeit Geschäftsführer und Cheflektor des Herder Verlages.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
HörbuchCD-ROM
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextGibt es eine perfekte Gesellschaft? Nein. Aber in welcher Gesellschaft wollen wir leben - vor allem, wenn es schwierig wird? Helfen da Physik, Mathematik oder die Wirtschaft? Harald Lesch und Thomas Schwartz analysieren mit Scharfsinn und Witz, welche Missstände und Fehlentwicklungen uns beschäftigen. Viel wichtiger aber: Sie begnügen sich nicht mit Krisen-Gejammer, sie wollen mehr. Ihre Schlüsse sind wissenschaftlich präzise, sie entlarven Verschwörungstheorien und Vorurteile, und stellen konkrete Forderungen, an Politik, Wirtschaft und jeden einzelnen. Pointiert und vor allem kreativ erklären Lesch und Schwartz, weshalb das Dorf-Prinzip hilft, singen das Lob der Grenze und lassen eine Freiheit fühlen, die Dialekt spricht und Raum gibt. Ein faszinierendes und bahnbrechendes Buch - ein Buch so unberechenbar wie das Leben.

Harald Lesch, geb. 1960, ist ein deutscher Astrophysiker, Naturphilosoph und Fernsehmoderator. Er studierte Physik und Philosophie in Gießen und Bonn und war später am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) tätig, 1992 wirkte er als Gastprofessor an der University of Toronto, 1994 erfolgte seine Habilitation. Lesch ist als Fernsehmoderator und Autor bekannt, seine letzten Bücher waren allesamt Bestseller. Thomas Schwartz, Prof. Dr., geb. 1964, studierte Theologie und Philosophie in Münster, Augsburg und Rom. 1990 wurde er zum Priester geweiht und 2001 im Fach Moraltheologie an der Universität Freiburg promoviert. Schwartz lehrt heute Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Universität Augsburg und ist Pfarrer in Mering. Er ist bekannt aus mehreren TV-Sendungen, gefragter Redner und Verfasser mehrere Bücher. Simon Biallowons, geb. 1984, ist studierter Philosoph und Absolvent der katholischen Journalistenschule ifp. Er arbeitete als Korrespondent in Rom, lebte im Nahen Osten und berichtete als Reporter für verschiedene Medien aus vielen Ländern. Biallowons ist Verfasser mehrerer Bestseller und derzeit Geschäftsführer und Cheflektor des Herder Verlages.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783451822094
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum02.11.2020
Auflage1. Auflage
Seiten176 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2213 Kbytes
Artikel-Nr.5306945
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Stabile Seitenlage und Puls auf 60:
Raus aus der Karussell­gesellschaft!

Besuch beim Arzt, die Prozedur kennt man nur zu gut: Na, wo zwickt s denn? Gibt es irgendwelche Vorerkrankungen? Sind die vielleicht familiär bedingt? Versuchen Sie sich doch zu erinnern! Ach, und wann waren Sie denn zum letzten Mal beim Arzt? Nur keine Scheu! - Das alles kann routinemäßig und völlig problemlos ablaufen; eine solche Befragung kann aber auch ziemlich anstrengend und unangenehm werden, für beide Seiten. Und doch ist sie fast immer unverzichtbar, diese im Fachjargon Anamnese genannte Befragung, denn sie bahnt den Weg zu einer im besten Fall präzisen Diagnose, die schließlich in eine Therapie mündet.

Die Anamnese wird aber nicht nur von Ärzten bei ihren Patienten angewandt. Sie stellt auch eine beliebte Methode dar, wenn es darum geht, menschliche, soziale Systeme zu analysieren. Auch hier wird nach Symptomen geforscht, auch hier werden Vorbedingungen abgeklopft, und es werden Prozesse und Entwicklungen auf Herz und Nieren untersucht. Ganz ohne Zweifel, das ist zweckmäßig. Und doch möchten wir anders vorgehen, wenn wir uns fragen, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Denn die unterschwellige Prämisse der Anamnese lautet, dass der Patient eben ein Patient ist, also krank. Dass er Symptome aufweist und eine Behandlung braucht. Zwar sind wir auch der Meinung, dass unsere Weltgemeinschaft, dass unsere deutsche Gesellschaft und schließlich viele einzelne Existenzen Hilfe oder gar Behandlung brauchen. Nur drängt es sich bei der Methode der Anamnese auf, ausschließlich und exakt zwischen krank und gesund zu unterscheiden. Doch solch eine klare Unterscheidung existiert nicht, wenn wir die Gesellschaft in den Blick nehmen. Tagtäglich sehen wir Symptome, die wir vielleicht als »ungesund« erkennen und erklären können. Aber eine gesunde Gesellschaft im Sinne einer perfekten Gesellschaft hat nie existiert und wird nie existieren. Das Leben - ob wir damit nun das Leben auf unserem Planeten insgesamt meinen oder jenes in unserer Gesellschaft, ob wir das Leben unseres Nachbarn ins Auge fassen oder unser eigenes - ist nie so eindeutig. Es ist weder schwarz noch weiß, sondern oft bunt und manchmal grau. Deswegen können wir es eben auch nicht einfach als gesund oder krank charakterisieren.
Ja, was will sie denn? Ja, was hat er denn?

In den folgenden Kapiteln werden wir auf Dinge zu sprechen kommen - und es werden gar nicht so wenige sein -, die wir harsch kritisieren. Es wird um den sogenannten Turbokapitalismus gehen und um die völlige Ökonomisierung unserer Welt. Wir werden uns mit der Reduktion des Menschen auf sein Funktionieren beschäftigen, als wäre er nichts weiter als eine Maschine, wie Charlie Chaplin das in seinem Film Moderne Zeiten vor Jahrzehnten bereits so wunderbar und weitsichtig karikiert hat. Wir werden einen Blick werfen auf etwas, das wir Streckengeschäftsmentalität nennen, und unseren ausufernden Technikwahn hinterfragen. Und schlussendlich werden wir uns einer bestimmten Betrachtung der Welt widmen, die wir als Excelisierung unseres Lebens bezeichnen möchten, und einer falsch verstandenen Auffassung von Naturwissenschaft. - Was passiert, wenn mathematische Gleichungen auf menschliches Zusammenleben angewandt werden? Was ist das Risiko, wenn physikalische Gesetze zu Handlungsmaximen erhoben werden? Das sind Paradigmen, die von enormer Bedeutung sind und die unser Leben mehr prägen, als uns oft bewusst ist.

Wir kritisieren indes solche Entwicklungen nicht nur, sondern zeigen konkrete Lösungen und alternative ­Wege auf. Diese Lösungen und Vorschläge könnte man als Therapieschritte oder Medikamente auffassen, doch das wäre aus unserer Sicht anmaßend. Unsere Vorschläge sind nichts anderes als eben Vorschläge, es sind Ideen, keine erprobten Rezepte und schon gar keine Patentrezepte. Und insofern ist es, wenn wir doch an mancher Stelle den Vergleich zu einem Patienten, einem Arzt oder Krankenhaus ziehen, immer unter der Prämisse zu verstehen, dass wir nicht davon ausgehen, unsere Welt sei einfach »krank« und müsse wieder »gesund« werden.

Bei einem Patienten, der zum Arzt kommt und im Anamnesegespräch sitzt, dreht sich zunächst einmal alles um den Einzelverlauf. Bei diesem Einzelverlauf bleiben dem Patienten kaum Alternativen. Er muss sich so verhalten, wie ein Mensch, der krank ist - oder er sträubt sich dagegen und tut so, als wäre er gesund. Ein Kranker, der durch sein Verhalten seine Krankheit leugnet, wird in den meisten Fällen krank bleiben, wenn nicht gar Schlimmeres passiert (wir reden natürlich von ernsteren Fällen mit schweren Verläufen). Betrachten wir die Gesellschaft, sieht das ganz anders aus. Sie ist nicht krank oder gesund, sondern sie besteht aus Gesunden und Kranken, und denken wir an die Corona-Krise, dann besteht sie auch aus gefährdenden Elementen und nicht gefährdenden. Der Satz »Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile« greift hier zu kurz. Denn das Ganze ist noch viel mehr ganz, als dass es einfach nur die Summe seiner Teile ist. In unserem Fall stellt sich die Frage: Welches Ganze wollen wir, welche Teile wollen wir - und was gibt es zusätzlich zu der Summe dieser Teile? Was macht das Mehr des Ganzen aus?

Oft war in letzter Zeit von der erschöpften Gesellschaft die Rede. Wenn man abends in der U-Bahn sitzt oder morgens im Bus, dann kann man schnell den Eindruck gewinnen, dass diese Diagnose auf viele einzelne »Teile« des Ganzen, also der Gesellschaft, zutrifft. Aber ist die Gesellschaft, wenn die Mehrzahl ihrer Teile platt ist, auch platt und erschöpft?

Bleibt man bei unserem Eingangsbild, dann kann man sich unsere Gesellschaft leicht als einen Patienten vorstellen, der die letzten Monate und Jahre immer gearbeitet hat, und zwar full speed. Immer schneller, immer mehr, immer weniger Pausen, am besten immer weniger oder sogar keinen Urlaub und wenn Urlaub, dann eben auch immer full speed. Die Frage nach dem Tempo unseres Lebens wird später noch ausführlich thematisiert werden. Stellen wir uns weiter vor: Dieser Patient wird mit einem Herzinfarkt ins Krankenhaus eingeliefert. Er wacht auf, und man sagt ihm: »Also, wir haben Sie so weit stabilisiert, aber Sie müssen sich schon im Klaren darüber sein, dass Sie Ihr Leben so nicht weiterführen können. Sie müssen mehr auf sich achten. Sie müssen sich mehr schonen, Sie müssen Pausen machen.«

Ja, was heißt das jetzt genau? Her mit den Medikamenten, und bitte konkret werden!

»Sie werden jetzt erst einmal Betablocker kriegen, damit ihr Herzschlag und Ihr Blutdruck ein bisschen runterkommen. Dann werden Sie natürlich einen Blutverdünner nehmen müssen. Deswegen müssen Sie aufpassen, dass Sie sich nicht verletzen.«

Puh, ist das nicht übertrieben?

»Ach, und es wäre gut, wenn Sie so Achtsamkeits­geschichten machen, Sie wissen schon. Qigong-Training oder irgend so etwas.«

Auch das noch!

Manche Patienten reagieren auf eine solche Situation mit einem entschiedenen: »Pfeif drauf!« Sie klettern wieder rauf auf ihr existenzielles Motorrad und geben weiter Vollgas, als wäre nichts gewesen. Sind wir als Gesellschaft diese Art Patient? Es dürfte bereits angeklungen sein, dass wir eine Gesellschaft für wünschenswert halten, die das Ganze und die einzelnen Teile anders in den Blick nimmt. Eine Gesellschaft, die nicht einfach, wie in der Corona-Krise geschehen, zwischen Gesunden und Nicht-Risikogruppen auf der einen und Kranken und Risikogruppen auf der anderen Seite unterscheidet, auch im übertragenen Sinne. Wir wünschen uns eine Gesellschaft, die sich dessen bewusst ist, dass auch die anfangs als Nicht-Risikogruppe Eingestuften Schutz, Hilfe, Veränderung brauchen. Die aber andererseits auch nicht die eigenen Fehler leugnet und jene Misstöne nicht überhört, die ganz real sind. Dazu gehört gerade die Full-Speed-Mentalität, ganz unabhängig davon, ob die Gesellschaft nun als Ganzes erschöpft ist oder nicht. Die Symptome, die nicht unbedingt auf eine Erkrankung, aber auf krank machende Fehlentwicklungen hinweisen, sollen nicht ignoriert werden. Der Patient soll nicht sofort wieder aufs Motorrad steigen, sondern sich kurz Zeit nehmen, vielleicht sogar eine Auszeit, um achtsam dafür zu werden, was diese Symptome sind und wofür sie stehen.
Karussellgesellschaft vs. Biergartengesellschaft

Das, was jeder Einzelne braucht, wenn etwas passiert ist, und das, was unsere Gesellschaft gerade jetzt braucht, lässt sich in eine schlichte Formel zusammenfassen: stabile Seitenlage, den Puls auf 60, kein Blutverlust - und danach erst einmal den Ball flach halten. Was hinter dieser Formel steckt, hat einen Namen: Souveränität. Um eine erste Antwort auf die in Weimar so überraschend aufgetauchte Frage, in welcher Gesellschaft wir leben möchten, zu geben und von dort aus unsere Überlegungen weiterzuentwickeln, meinen wir: Eine Gesellschaft, in der wir leben möchten, im Alltag wie auch in der Krise, in guten wie in schlechten Zeiten, eine solche Gesellschaft soll souverän sein. Souverän auch im Sinne einer Unabhängigkeit, was das politische System, die staatlichen Organe und den Einzelnen angeht. Darum soll es aber hier gar nicht in erster Linie gehen, das überlassen wir den Staatsrechtlern. Wenn wir von Souveränität sprechen, dann mehr im Sinne von Gelassenheit - wir müssen selbstverständlich auf Krisen entschlossen, zügig und trotzdem wohlüberlegt reagieren. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden dabei Fehler passieren, es werden Irrtümer entstehen, das ist menschlich. Wichtig ist es aber - und das gehört zur Gelassenheit...

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Autor

Harald Lesch, geb. 1960, ist ein deutscher Astrophysiker, Naturphilosoph und Fernsehmoderator. Er studierte Physik und Philosophie in Gießen und Bonn und war später am Max-Planck-Institut für Radioastronomie (MPIfR) tätig, 1992 wirkte er als Gastprofessor an der University of Toronto, 1994 erfolgte seine Habilitation. Lesch ist als Fernsehmoderator und Autor bekannt, seine letzten Bücher waren allesamt Bestseller.Thomas Schwartz, Prof. Dr., geb. 1964, studierte Theologie und Philosophie in Münster, Augsburg und Rom. 1990 wurde er zum Priester geweiht und 2001 im Fach Moraltheologie an der Universität Freiburg promoviert. Schwartz lehrt heute Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Universität Augsburg und ist Pfarrer in Mering. Er ist bekannt aus mehreren TV-Sendungen, gefragter Redner und Verfasser mehrere Bücher.Simon Biallowons, geb. 1984, ist studierter Philosoph und Absolvent der katholischen Journalistenschule ifp. Er arbeitete als Korrespondent in Rom, lebte im Nahen Osten und berichtete als Reporter für verschiedene Medien aus vielen Ländern. Biallowons ist Verfasser mehrerer Bestseller und derzeit Geschäftsführer und Cheflektor des Herder Verlages.