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Neue Zeit. Neue Verantwortung.

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am02.11.2020Auflage
Die Corona-Krise erfasst die gesamte Realwirtschaft. Sie ist ein gleichzeitiger Angebots- und Nachfrageschock für die Weltwirtschaft, und die Maßnahmen, die zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung auf der ganzen Welt ergriffen werden müssen, führen geradewegs in die weltweite Rezession. Die Bekämpfung der Infektion löst die Wirtschaftskrise überhaupt erst richtig aus. Am Ende des Jahres 2020 wird die Weltwirtschaft gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um mehrere Prozentpunkte geschrumpft sein. Wir können von großem Glück sprechen, wenn es im einstelligen Prozentbereich bleibt. Wie werden Politik und Wirtschaft sich darauf einstellen? Welche Handlungsoptionen haben wir? Das werden die entscheidenden Fragen sein, die die nächsten Jahre prägen.

Friedrich Merz, geboren 1955, ist seit über 45 Jahren politisch aktiv. Nach seinem Jura-Studium in Bonn und der anschließenden Arbeit für einen Verband vertrat er seine Heimat von 1989 bis 1994 im Europäischen Parlament und im Anschluss daran bis 2009 im Deutschen Bundestag. Dort war er unter anderem von 2000 bis 2002 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Parallel war er immer als Rechtsanwalt aktiv. Dies sicherte ihm eine berufliche Unabhängigkeit. Begonnen hat er 1986 als Referent beim Bundesverband der Chemischen Industrie (VCI) in Bonn. Seit 2005 ist er in der Anwaltskanzlei Mayer Brown LLP. Zudem ist er Mitglied in zwei Aufsichtsräten. Von 2009 bis 2019 war er Vorsitzender der Atlantik-Brücke. Seit 2019 ist Friedrich Merz Vizepräsident des Wirtschaftsrates der CDU.
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Produkt

KlappentextDie Corona-Krise erfasst die gesamte Realwirtschaft. Sie ist ein gleichzeitiger Angebots- und Nachfrageschock für die Weltwirtschaft, und die Maßnahmen, die zum Gesundheitsschutz der Bevölkerung auf der ganzen Welt ergriffen werden müssen, führen geradewegs in die weltweite Rezession. Die Bekämpfung der Infektion löst die Wirtschaftskrise überhaupt erst richtig aus. Am Ende des Jahres 2020 wird die Weltwirtschaft gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um mehrere Prozentpunkte geschrumpft sein. Wir können von großem Glück sprechen, wenn es im einstelligen Prozentbereich bleibt. Wie werden Politik und Wirtschaft sich darauf einstellen? Welche Handlungsoptionen haben wir? Das werden die entscheidenden Fragen sein, die die nächsten Jahre prägen.

Friedrich Merz, geboren 1955, ist seit über 45 Jahren politisch aktiv. Nach seinem Jura-Studium in Bonn und der anschließenden Arbeit für einen Verband vertrat er seine Heimat von 1989 bis 1994 im Europäischen Parlament und im Anschluss daran bis 2009 im Deutschen Bundestag. Dort war er unter anderem von 2000 bis 2002 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Parallel war er immer als Rechtsanwalt aktiv. Dies sicherte ihm eine berufliche Unabhängigkeit. Begonnen hat er 1986 als Referent beim Bundesverband der Chemischen Industrie (VCI) in Bonn. Seit 2005 ist er in der Anwaltskanzlei Mayer Brown LLP. Zudem ist er Mitglied in zwei Aufsichtsräten. Von 2009 bis 2019 war er Vorsitzender der Atlantik-Brücke. Seit 2019 ist Friedrich Merz Vizepräsident des Wirtschaftsrates der CDU.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843724647
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum02.11.2020
AuflageAuflage
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3123 Kbytes
Artikel-Nr.5307787
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Erstes Kapitel
Mit dem Virus leben

Zu Beginn des Jahres 2020 habe ich in vielen Reden und Vorträgen meine Zuhörerschaft zu einem Gedankenexperiment aufgefordert: Wie haben Sie, so habe ich gefragt, den Jahreswechsel 2009/2010 in Erinnerung? Hat damals jemand von Ihnen gewagt vorauszusagen, dass dieser Jahreswechsel der Beginn einer Dekade stetigen wirtschaftlichen Wachstums auf der Welt werden würde? Hatten wir uns vorstellen können, dass viele Länder der Welt, darunter auch Deutschland, so schnell aus der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 herauskommen würden? Und können wir heute entgegen den Befürchtungen, die damals geäußert wurden, nicht feststellen, dass es uns Deutschen in unserer Geschichte noch nie so gut gegangen ist wie zu Beginn dieses neuen Jahrzehnts, im Jahr 2020?

Wie würden wir aber, so habe ich weiter gefragt, von nun an wieder in zehn Jahren auf dieses Jahr 2020 zurückschauen? Würden wir im Jahr 2030 diese Feststellungen erneut treffen, dass es uns nämlich noch einmal besser geht, die Welt vielleicht sogar ein wenig friedlicher geworden ist und wir erneut dankbar auf ein weiteres Jahrzehnt in Frieden, Freiheit und Wohlstand zurückschauen können?

Ich konnte in den Augen meiner Zuhörer erkennen, dass die Skepsis groß war. Und ich selbst war auch nicht überzeugt, dass alles so wie bisher weitergehen würde. Es hatten sich doch gerade in den letzten Jahren einige Dinge auf der Welt ereignet, die diese Gewissheiten infrage stellen. Die Wahl von Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA, die endgültige Entscheidung der Briten, aus der Europäischen Union auszutreten, die aggressive Haltung Russlands seit dem Einmarsch in die Ostukraine und der Besetzung der Krim, der globale Machtanspruch der chinesischen Staatsführung und nicht zuletzt die anhaltende und voranschreitende Destabilisierung großer Teile des Nahen und Mittleren Ostens - all diese politischen Entwicklungen waren für mich Anzeichen dafür, dass sich seit einigen Jahren eine Zeitenwende andeutet, in der wir jetzt leben, wir aber vermutlich erst einige Jahre später richtig verstehen würden, wie tiefgreifend dieser Wandel in Wirklichkeit ist. Teile einer neuen politischen Ordnung werden erkennbar, aber wir wissen noch nicht, wie sie in Zukunft aussieht, für uns Deutsche nicht und auch nicht für Europa.

Das war meine Einschätzung zu Beginn des Jahres 2020, die ich mit vielen politischen Akteuren und Beobachtern zu Beginn dieses dritten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert geteilt habe. Wir alle hatten aber keine Ahnung davon, was uns einige Wochen später bevorstehen sollte. Die Nachrichten aus China, dass es dort möglicherweise zu einem Ausbruch eines bisher unbekannten Virus gekommen sei, haben wir noch zur Kenntnis genommen, aber die ersten zwei Monate des Jahres verliefen für uns alle ziemlich normal und routinemäßig. Doch ab der zweiten Märzwoche wurde alles anders. Seitdem legt Covid-19 fast die ganze Welt still. Und plötzlich ändert sich alles noch einmal grundlegend, viel weitreichender, als wir es für möglich gehalten hätten. Aus der regionalen Ausbreitung des Virus ist eine Pandemie geworden. Wir machen Grenzerfahrungen im privaten, öffentlichen und beruflichen Leben, die wir uns zuvor nicht vorstellen konnten. Aber eine Gewissheit gibt es schon ziemlich bald: Das Miteinander von Staat und Gesellschaft in allen Ländern der Welt steht vor harten Bewährungsproben.

Haben wir eine Vorstellung, vielleicht einen historischen Vergleich, wie unser Leben mit einer solchen Pandemie aussieht? In den letzten Jahrzehnten hat es zwar immer wieder Virusinfektionen gegeben, teilweise mit schweren Auswirkungen auf einzelne Länder und Regionen. Aber selbst die Spanische Grippe, die vor 100 Jahren weltweit nach Schätzungen der Weltgesundheitsbehörde (WHO) mindestens 20, vielleicht sogar bis zu 50 Millionen Menschenleben gekostet hat, war nicht verbunden mit einem so umfassenden Shutdown der Unternehmen, nicht mit einem solchen Stillstand fast des gesamten öffentlichen Lebens. Es gab damals nicht diese enge Verflechtung der Weltwirtschaft, nicht diese internationale Reisetätigkeit, mit der sich ein Virus in kürzester Zeit über Länder und Kontinente verbreitet. Vor 100 Jahren lebten rund 2 Milliarden Menschen auf der Welt, heute sind es fast 8 Milliarden. Corona ist ein »Schwarzer-Schwan-Augenblick«, die Macht eines höchst unwahrscheinlichen, aber eben doch jetzt eingetretenen Ereignisses. Und damit wird das politische Führungspersonal auf der ganzen Welt vor ungeahnte Herausforderungen gestellt. Corona ist der historische Augenblick der heutigen politischen Generation.

Dieser Augenblick wird lange dauern, und die Folgen werden uns noch sehr lange beschäftigen. In einer offenen und freien Gesellschaft nimmt die Bevölkerung Einschränkungen ihres Lebens eine gewisse Zeit hin, aber nicht unbegrenzt. Erwartungen an die Politik stoßen an die Grenzen des Möglichen, zumal die Erwartungen sehr unterschiedlich sind. Die einzig realistische Erwartung an die Politik konnte und kann auch in Zukunft nur sein, ein Szenario zu beschreiben, wie wir in einer solchen Lage möglichst rasch zur Normalität zurückkehren könnten, in einzelnen Schritten, abhängig von der Eindämmung der Epidemie, und wie wir bis zur Verfügung eines Impfstoffs und möglicherweise wirksamer Medikamente ein »Corona-gerechtes« Leben führen.

Aber was heißt mit und nach Corona »Normalität«? Wird das Leben mit einem Impfstoff und mit Medikamenten einfach da wieder anknüpfen, wo wir vorher waren? Die Infektion als kleiner Zwischenfall, und danach geht alles weiter wie bisher?

Allein die Verwerfungen in unserer Volkswirtschaft und auf der ganzen Welt lassen eine solche Zuversicht eher unrealistisch erscheinen. Die Einschränkungen des sozialen und wirtschaftlichen Lebens hinterlassen Spuren in den Familien, in der Gesellschaft und in den Unternehmen, auch wenn viele gute Erfahrungen im Miteinander der Menschen dazugehören. Aber allein die öffentlichen Haushalte sind in einer Weise belastet worden, wie wir das bisher noch nicht gekannt haben. Viele Unternehmen müssen Insolvenz anmelden, damit gehen Arbeitsplätze in großer Zahl verloren. Unternehmen, die überleben, verlieren erhebliche Teile ihres Eigenkapitals, viele sind hoch verschuldet. Kleine Betriebe und viele Selbstständige, vor allem in der Kultur und in den Dienstleistungsberufen, haben keine Reserven, um eine solche Lage zu überstehen. Die privaten Haushalte müssen sich verschulden, mehr Menschen denn je sind auf staatliche Unterstützung angewiesen. Wir blicken weltweit auf eine tiefe Rezession, in vielen Ländern und Regionen der Welt nehmen die politischen Spannungen und Konflikte massiv zu.

In diesen Dimensionen gibt es auch keinen Vergleich mit früheren Pandemien. Es sind eher andere säkulare Ereignisse, die uns erahnen lassen, was gegenwärtig geschieht. Die Anschläge vom 11. September 2001 haben unser Leben verändert, fast in jedem Land der Welt. Der Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 hat die Koordinaten der politischen Nachkriegsordnung weit über Deutschland und Europa hinaus neu bestimmt. Wir haben die deutsche Einheit als ein großes Glück empfunden, aber wir haben das Ausmaß der Herausforderungen lange unterschätzt, bei Weitem nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, auch und ganz besonders in den sozialen und menschlichen Dimensionen.

Niemand konnte vor dreißig Jahren voraussagen, welche Auswirkungen die Überwindung der deutschen Teilung auf das politische Gleichgewicht zwischen Ost und West haben würde und dass damit ganz anders als gedacht eben nicht das »Ende der Geschichte« einhergehen, sondern ein ganz neues Kapitel der Geschichte für Europa und darüber hinaus eröffnet werden würde.

Corona fordert auf der Welt eine große Zahl von Menschenopfern. Jenseits dieser menschlichen Schicksale wird Corona Auswirkungen haben auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt, auf die Globalisierung, möglicherweise auch auf die Demokratie und den Wettbewerb der politischen und ökonomischen Systeme.

Ein Zurück zu der Zeit davor ist deshalb keine Option. Selbstverständlich wird es auch dieses Mal ein Leben danach geben, und es wird auch nicht alles anders. Viel Gutes lässt sich bewahren, doch dieses »Danach« wird anders aussehen als etwa nach der Finanzkrise. Dieser Vergleich - wenn er denn gezogen wurde - war von Anfang an falsch. Finanzkrise und Corona sind zwei vollkommen verschiedene Krisen, und zwar nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ. Der Grund dafür liegt in dem unterschiedlichen Charakter beider Krisen.

Die Finanzkrise war das Ergebnis einer Bankenkrise, die ihren Ausgang hatte in der Krise des Immobilienmarktes in den USA und dessen verschachtelter Finanzierung bis hin zu den Schrottpapieren, die aus den unterfinanzierten Hypothekenkrediten zu Derivaten zusammengeschustert worden waren, die trotzdem noch ein erstklassiges Rating bekamen, und mit denen anschließend die Kapitalmärkte geflutet wurden. Als diese Blase platzte, einzelne Banken und ihre Kreditversicherer nicht mehr zahlen konnten, musste der Finanzsektor mit bislang unvorstellbaren Mitteln gerettet werden, das weltweite Finanzsystem stand vor dem Kollaps.

Das konzertierte Vorgehen der Staatengemeinschaft und der Notenbanken konnte diese Krise weitgehend...
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Friedrich Merz, geboren 1955, ist seit über 45 Jahren politisch aktiv. Nach seinem Jura-Studium in Bonn und der anschließenden Arbeit für einen Verband vertrat er seine Heimat von 1989 bis 1994 im Europäischen Parlament und im Anschluss daran bis 2009 im Deutschen Bundestag. Dort war er unter anderem von 2000 bis 2002 Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Parallel war er immer als Rechtsanwalt aktiv. Dies sicherte ihm eine berufliche Unabhängigkeit. Begonnen hat er 1986 als Referent beim Bundesverband der Chemischen Industrie (VCI) in Bonn. Seit 2005 ist er in der Anwaltskanzlei Mayer Brown LLP. Zudem ist er Mitglied in zwei Aufsichtsräten. Von 2009 bis 2019 war er Vorsitzender der Atlantik-Brücke. Seit 2019 ist Friedrich Merz Vizepräsident des Wirtschaftsrates der CDU.