Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Wenn der Sommer kommt, tanzen die Träume

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
240 Seiten
Deutsch
Europa Verlagerschienen am31.07.2020
Die 18-jährige Selma ist eine lebenslustige junge Frau. Vor ihr liegt ein Sommer voller Träume, gerade hat sie Abitur gemacht und schmiedet Pläne für die Zukunft. Doch dann schlägt das Schicksal erbarmungslos zu: Bei einem tragischen Verkehrsunfall verliert Selma ihr Augenlicht. Für die junge Frau bricht eine Welt zusammen. Nur schwer findet sie sich in ihrem neuen Leben als Blinde zurecht. Und immer wieder hadert Selma mit denselben Fragen: Warum ist das Leben so ungerecht? Woher nehme ich den Mut zum Leben? Und gibt es das Unsichtbare hinter den sichtbaren Dingen? Als sie mit den Bewohnern eines nahegelegenen Seniorenheims ins Gespräch kommt, erhält Selma unverhofft Antworten. Die Alten erzählen aus ihrem Leben, berichten von Krisen und Schicksalsschlägen, aber auch von der Kraft des Neuanfangs. Tief berührt von der Weisheit ihrer Worte, fasst Selma langsam den Mut, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Und dann, genau ein Jahr nach ihrem Unfall, kehren mit dem Sommer auch Selmas Träume zurück ... Die einfühlsame Geschichte einer jungen Frau, die sich tapfer zurück ins Leben kämpft.

Felix Leibrock, Jahrgang 1960, hat Germanistik, Geschichte und Evangelische Theologie studiert. Er leitet das Evangelische Bildungswerk in München, ist Seelsorger bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei und spricht das Format 'Nachgedacht' bei Antenne Bayern. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich in der Obdachlosenhilfe. Als junger Mann wäre Felix Leibrock beinahe erblindet. Zwei schwierige Operationen haben ihm das Augenlicht gerettet. Im Europa Verlag erschien 2019 sein einfühlsamer Lebenshilferoman 'Nur im Dunkeln leuchten dir Sterne'. Zudem ist er als Krimiautor erfolgreich und veranstaltet regelmäßig Literaturabende. Felix Leibrock lebt in München und Weimar.
mehr
Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextDie 18-jährige Selma ist eine lebenslustige junge Frau. Vor ihr liegt ein Sommer voller Träume, gerade hat sie Abitur gemacht und schmiedet Pläne für die Zukunft. Doch dann schlägt das Schicksal erbarmungslos zu: Bei einem tragischen Verkehrsunfall verliert Selma ihr Augenlicht. Für die junge Frau bricht eine Welt zusammen. Nur schwer findet sie sich in ihrem neuen Leben als Blinde zurecht. Und immer wieder hadert Selma mit denselben Fragen: Warum ist das Leben so ungerecht? Woher nehme ich den Mut zum Leben? Und gibt es das Unsichtbare hinter den sichtbaren Dingen? Als sie mit den Bewohnern eines nahegelegenen Seniorenheims ins Gespräch kommt, erhält Selma unverhofft Antworten. Die Alten erzählen aus ihrem Leben, berichten von Krisen und Schicksalsschlägen, aber auch von der Kraft des Neuanfangs. Tief berührt von der Weisheit ihrer Worte, fasst Selma langsam den Mut, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Und dann, genau ein Jahr nach ihrem Unfall, kehren mit dem Sommer auch Selmas Träume zurück ... Die einfühlsame Geschichte einer jungen Frau, die sich tapfer zurück ins Leben kämpft.

Felix Leibrock, Jahrgang 1960, hat Germanistik, Geschichte und Evangelische Theologie studiert. Er leitet das Evangelische Bildungswerk in München, ist Seelsorger bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei und spricht das Format 'Nachgedacht' bei Antenne Bayern. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich in der Obdachlosenhilfe. Als junger Mann wäre Felix Leibrock beinahe erblindet. Zwei schwierige Operationen haben ihm das Augenlicht gerettet. Im Europa Verlag erschien 2019 sein einfühlsamer Lebenshilferoman 'Nur im Dunkeln leuchten dir Sterne'. Zudem ist er als Krimiautor erfolgreich und veranstaltet regelmäßig Literaturabende. Felix Leibrock lebt in München und Weimar.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958903104
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum31.07.2020
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1877 Kbytes
Artikel-Nr.5323678
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
KAPITEL 2

Die Wand hat 441 Pferdestärken und gehört einer Spedition, deren besonderes Merkmal die glänzend schwarze Lackierung des gesamten Fuhrparks ist. Instinktiv hat Robert das Lenkrad herumgerissen und damit die Frontalkollision mit dem Lkw vermieden. Das hat uns fünf vermutlich das Leben gerettet. Das Cabrio ist aus der Kurve geflogen und hat sich nicht überschlagen. Auch das ist Glück im Unglück. Aber Robert war es nicht möglich, den seitlichen Aufprall des schleudernden Autos gegen eine Ulme zu verhindern, die wenige Meter neben der Fahrbahn am Feldrand steht. Der Baum hat das Auto genau an der Stelle eingedrückt, an der ich sitze. Durch den Aufprall hat es mich nach vorne geschleudert. Mein Körper ist verdreht und in die Seitentür eingepresst wie ein menschlicher Stempel. Ich falle in eine Art Schlaf, höre zwischendurch immer mal ein paar Wortfetzen. Polizei, Feuerwehr, Notfallseelsorgerin, so sortiere ich die Stimmen. Irgendwann merke ich, wie jemand an meinem Kopf zugange ist, vielleicht einen Verband anlegt. Später höre ich ein lautes Knirschen und Quietschen und stöhne vor Schmerz, weil sich die Seitentür des Autos noch etwas weiter in meinen Rücken und in die Schulter bohrt. Heftiger Regen setzt ein und prasselt auf die Motorhaube wie der Trommelwirbel einer apokalyptischen Band. Dazu wieder Donnergrollen. Dann verliere ich das Bewusstsein.

Diese Abfolge der Ereignisse setzt sich für mich erst später so zusammen, aus dem Polizeibericht, Zeugenaussagen, meinen bruchstückhaften Erinnerungen. Als ich erwache, spüre ich als Erstes meine Arme, eine Decke, ertaste das Gestänge eines Bettes. Gedämpfte Stimmen, das Gespräch zweier Personen.

»Papa, bist du das?«

Für einen Augenblick ist es im Raum völlig still. Nur in der Ferne ist leise ein Martinshorn zu hören.

»Selma! Das ist so schön, dass du wieder wach bist!«

Es ist mein Vater. Aber irgendetwas ist anders an seiner Stimme. Ich kann ihn nicht sehen und will an meine Augen greifen, die mir verklebt vorkommen wie bei einer Bindehautentzündung, die ich als Kind einmal hatte. Ich ertaste einen dicken Mullverband an meinem Kopf, mehrere Pflaster. Ich öffne die Augen, sehe aber nichts.

»Wo bin ich, Papa?«

»Im Krankenhaus, Selma. Bleib ganz ruhig. Du bist hier in guten Händen.«

»Papa, ich kann nichts sehen!«

Mein Vater bleibt stumm. Eine helle Stimme räuspert sich.

»Ich rufe den Oberarzt«, sagt sie und geht nach draußen, wie ich an den Schritten höre.

»Papa, bist du da?«

»Ja, Selma. Mama und Lennart kommen nachher auch.«

Ich bin in einem Krankenhaus. Geräusche schwirren in meinem Kopf herum. Ein Krachen, Bersten, Klirren. Dann totale Stille. Schließlich Stimmen. Sie gehören den Rettungskräften, die das Auto mit einer Metallschere auseinanderschneiden. Oder sägen sie mich auseinander?

»Selma, ist doch gut! Nicht so laut schreien.«

Mein Vater hat seine Hand beschwichtigend auf meinen Arm gelegt. Ich fühle, wie mir der Schweiß ausbricht.

»Papa, wieso kann ich nichts sehen?«

Erst jetzt merke ich, wie meine Schulter und der Brustkorb schmerzen. Nur ganz vorsichtig kann ich den rechten Arm hin und her bewegen. Ich höre, wie sich die Tür öffnet. Schritte, wohl von mehreren Personen. Ich spüre die Präsenz eines Menschen an meinem Bett, jemand beugt sich über mich. Der leichte Geruch von Rasierwasser.

»Frau Thierer, ich bin Doktor Hollweck. Man hat mich aus der Augenklinik zu Ihnen gerufen. Ich werde jetzt einmal Ihre Augen untersuchen, sind Sie einverstanden?«

»Ja, Herr Doktor, bitte.«

Ich zittere am ganzen Körper. Jemand hält meine Hand. Ich vermute, es ist mein Vater. Ein anderer drückt an meinen Augenlidern, am Jochbein. Ein leichtes Klappern und Knacksen, das ich nicht zuordnen kann. Die Zeit dehnt sich.

»Wir werden noch einige Untersuchungen durchführen, Frau Thierer. Jetzt erholen Sie sich erst einmal.«

Dann dieselbe Stimme, leiser: »Sie sind der Vater? Kommen Sie bitte mal mit.«

Schritte, die sich entfernen. Eine Tür fällt ins Schloss.

»Hallo, ist noch jemand hier?«, rufe ich in den Raum. Keine Antwort. Minuten später geht die Tür wieder auf.

»Du hast auch Glück gehabt, Selma«, höre ich meinen Vater mit belegter Stimme sprechen. »Außer den Verletzungen im Gesicht hast du nur das rechte Schlüsselbein und eine Rippe gebrochen. Das hätte noch viel schlimmer ausgehen können.«

Daher die Schmerzen in der Schulter, denke ich mir. Im selben Moment, wo ich mir das bewusst mache, zieht ein Stechen durch meinen rechten Arm, und ich bäume mich leicht auf.

»Papa?«

»Ja?«

»Was ist mit den anderen?«

Wieder höre ich, wie sich die Tür öffnet. Irgendwelche Geräusche neben meinem Bett. Vermutlich der Nachttisch. Jemand schenkt eine Flüssigkeit ein.

»Hier, Frau Thierer, trinken Sie mal einen Schluck. Ich bin übrigens Schwester Vera. Hier ist ein Knopf.« Sie führt meine linke Hand. »Der liegt neben ihrem Bett, auf der linken Seite. Hier. Wenn Sie irgendetwas brauchen, klingeln Sie bitte.«

»Danke«, flüstere ich und höre Schritte, die sich entfernen, eine Tür, die sich schließt.

»Wir sind jetzt alleine im Raum, Selma«, sagt mein Vater wieder mit dieser merkwürdig tonlosen Stimme.

»Die anderen, was ist mit Julia? Mit Robert und seinen beiden Kumpels?«

Ich bin verzweifelt, vor allem, weil mein Vater mit der Antwort zögert. Ich rechne mit dem Schlimmsten. Das Hemd, das ich anhabe, klebt jetzt vor Schweiß an mir wie ein nasser Schwamm.

»Die anderen im Auto sind auch verletzt. Aber nicht ganz so schwer. Julia hat Schnittwunden im Gesicht und ein Bein gebrochen, Robert einen Arm. Ansonsten viele Prellungen, Abschürfungen. Aber die Airbags haben Schlimmeres verhindert. Am wenigsten abbekommen haben die beiden Studenten, die neben dir saßen. Obwohl sie wie du auch nicht angeschnallt waren. Kannst du dich erinnern, wie es zu dem Unfall kam, Selma?«

Das metallicgoldene Mercedes Cabrio von Roberts Vater. Die klitschige Badehose. Ich fühle Luis neben mir, wie er ausholt und wirft. Die Spritzer an der Innenseite der Windschutzscheibe und auf Julias Top. Roberts Blick nach hinten. Die schwarze Wand.

»Nein, nicht so richtig.« Ich atme schnell, mein Herz krampft sich zusammen. »Papa«, schreie ich, »bin ich blind?«

Zwei Hände auf meinem Unterarm, die mich streicheln, drücken.

»Selma, es gibt offensichtlich da ein Problem. Weil du nicht angeschnallt ⦠Also, das ist jetzt auch egal. Durch den Aufprall des Autos auf diesen Baum hat es dich nach vorne geschleudert. Dein Kopf ⦠ich meine, ich bin da kein Experte. Aber der Doktor Hollweck hat mir das mit Fliehkräften erklärt, die dazu geführt haben, dass bei dir der Sehnerv offenbar durchtrennt wurde, also, der ist nicht mehr durchblutet, so wie er das eben gesehen hat, allerdings, ich meine, du weißt ja, die wollen ja noch Untersuchungen machen, also ⦠Aber auch wenn das so sein sollte, werden wir das schaffen.«

»Wenn was so sein sollte, Papa?«

Keine Antwort. Nur das Drücken des Unterarms. Das kann nicht sein. Ich und blind? Sicher ist das nur vorübergehend. Wer erblindet heute noch bei einem Unfall? Vielleicht ist die Linse eingetrübt oder was weiß ich. Eine, zwei, drei OPs, dann kommt das Sehen wieder.

»Da kann doch die Medizin was machen, Papa, oder?«

»Ja, wir werden sehen.«

Mehr kommt nicht. Weint mein Vater etwa? Das habe ich noch nie erlebt. Selbst als Opa starb, sein Vater, hat er die Fassung gewahrt. Beim Essen nach der Trauerfeier hat er sogar eine Rede gehalten, bei der alle immer mal wieder auch gelacht haben. Warum redet mein Vater jetzt so wenig? Gedanken, giftig und schwer wie Blei, fluten mein Gehirn und geben mir das Gefühl zu ertrinken. Mein Puls rast.

»BIN ICH BLIND?«

Ich schlage um mich, drehe mich wild hin und her und schreie hemmungslos wie damals, als ich mit sechs Jahren barfuß von einer Mauer in einen rostigen, aus einem alten Plattenweg ragenden Nagel gesprungen bin. Aber dieses Mal will der Drang zu schreien nicht nachlassen, weil auch das Leiden nicht nachlässt. Sollte ich wirklich blind sein, ist das vielleicht für immer. Erst als ich in meinem linken Arm ein pulsierendes Stechen spüre, lasse ich mich erschöpft nach hinten ins Kissen fallen. Schritte, die herbeieilen.

»Die Kanüle mit der Infusion ist...
mehr

Autor

Felix Leibrock, Jahrgang 1960, hat Germanistik, Geschichte und Evangelische Theologie studiert. Er leitet das Evangelische Bildungswerk in München, ist Seelsorger bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei und spricht das Format "Nachgedacht" bei Antenne Bayern. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich in der Obdachlosenhilfe. Als junger Mann wäre Felix Leibrock beinahe erblindet. Zwei schwierige Operationen haben ihm das Augenlicht gerettet. Im Europa Verlag erschien 2019 sein einfühlsamer Lebenshilferoman "Nur im Dunkeln leuchten dir Sterne". Zudem ist er als Krimiautor erfolgreich und veranstaltet regelmäßig Literaturabende. Felix Leibrock lebt in München und Weimar.