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Kindheit und Jugend vor Neunzehnhundert

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
689 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am27.09.20201. Auflage
Zu den großen Überraschungen, die sich 1975 bei der Sichtung des Nachlasses von Ninon Hesse ergaben, gehörte der Fund eines umfangreichen Manuskriptkonvoluts mit Vorarbeiten zu einem Fortsetzungsband dieser Edition, deren erster Teil (st 1002) Hermann Hesses Witwe 1966 in Satz gegeben hatte. Illustrierte jener erste Teil dieses Zeitgemäldes aus Briefen, Gegenbriefen und Lebenszeugnissen die Kindheit Hermann Hesses und seine dramatischen Versuche zur Selbstbehauptung während der Pubertät bis zu seinem 18. Lebensjahr (1895), so reicht dieses Fortsetzungsmanuskript bis zum 31. Dezember 1900 und gibt ein detailliertes Bild seiner Jahre als junger Buchhändler in Tübingen und Basel. Es erlaubt genaue Einblicke in seine außerordentlich vielseitige Lektüre und begleitet die Entstehung von Hesses ersten drei Buchpublikationen Romantische Lieder, Eine Stunde hinter Mitternacht und Hermann Lauscher. Wie der erste Band enthält auch diese Fortsetzung nicht nur alle uns erhaltenen wichtigen Briefe von Hesse selbst, sondern zugleich die Antwortschreiben seiner Eltern, Geschwister und Lehrer und spiegelt überdies in Berichten der Betroffenen an Verwandte, Freunde und Vertraute das in seinen Wertbegriffen wie in seinen Vorurteilen ungemein lebendige Milieu seiner missionarisch internationalen Herkunft und einer schwäbischen Kleinstadt an der Schwelle zum 20. Jahrhundert.

»Eine einzigartige Quelle für das Verständnis dieses deutschen Dichters. Sie zeigt die Welt, in der er aufwuchs und mit der er sich sein Leben lang mit zahllosen Variationen in seinem Werk befaßte, die schwäbisch-protestantische Welt, an der er sich wundstieß und die ihn doch - durch seine Auseinandersetzung mit ihr - zum Dichter werden ließ.« Klaus Mehnert



Hermann Hesse, geboren am 2.7.1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen, starb am 9.8.1962 in Montagnola bei Lugano.

Er wurde 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur, 1955 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Nach einer Buchhändlerlehre war er seit 1904 freier Schriftsteller, zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später im Tessin.

Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden (Leinen)
EUR28,80
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR22,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR23,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR21,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR22,99

Produkt

KlappentextZu den großen Überraschungen, die sich 1975 bei der Sichtung des Nachlasses von Ninon Hesse ergaben, gehörte der Fund eines umfangreichen Manuskriptkonvoluts mit Vorarbeiten zu einem Fortsetzungsband dieser Edition, deren erster Teil (st 1002) Hermann Hesses Witwe 1966 in Satz gegeben hatte. Illustrierte jener erste Teil dieses Zeitgemäldes aus Briefen, Gegenbriefen und Lebenszeugnissen die Kindheit Hermann Hesses und seine dramatischen Versuche zur Selbstbehauptung während der Pubertät bis zu seinem 18. Lebensjahr (1895), so reicht dieses Fortsetzungsmanuskript bis zum 31. Dezember 1900 und gibt ein detailliertes Bild seiner Jahre als junger Buchhändler in Tübingen und Basel. Es erlaubt genaue Einblicke in seine außerordentlich vielseitige Lektüre und begleitet die Entstehung von Hesses ersten drei Buchpublikationen Romantische Lieder, Eine Stunde hinter Mitternacht und Hermann Lauscher. Wie der erste Band enthält auch diese Fortsetzung nicht nur alle uns erhaltenen wichtigen Briefe von Hesse selbst, sondern zugleich die Antwortschreiben seiner Eltern, Geschwister und Lehrer und spiegelt überdies in Berichten der Betroffenen an Verwandte, Freunde und Vertraute das in seinen Wertbegriffen wie in seinen Vorurteilen ungemein lebendige Milieu seiner missionarisch internationalen Herkunft und einer schwäbischen Kleinstadt an der Schwelle zum 20. Jahrhundert.

»Eine einzigartige Quelle für das Verständnis dieses deutschen Dichters. Sie zeigt die Welt, in der er aufwuchs und mit der er sich sein Leben lang mit zahllosen Variationen in seinem Werk befaßte, die schwäbisch-protestantische Welt, an der er sich wundstieß und die ihn doch - durch seine Auseinandersetzung mit ihr - zum Dichter werden ließ.« Klaus Mehnert



Hermann Hesse, geboren am 2.7.1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen, starb am 9.8.1962 in Montagnola bei Lugano.

Er wurde 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur, 1955 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Nach einer Buchhändlerlehre war er seit 1904 freier Schriftsteller, zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später im Tessin.

Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518753033
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum27.09.2020
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.1150
Seiten689 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.5343117
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

574] Marie Hesse an Marulla Hesse

Calw, 9. Juli 1896

[...] Montag waren Papa und Lina um 11 glücklich angekommen von Tübingen her. Hermann fanden sie viel besser als sie Frau Dekans Brief nach erwartet, doch sollte er etwas ausschnaufen dürfen. Da aber Herr Sonnewald noch nicht von Arosa zurück ist, muß er noch auf Vakanz warten, und diese wird wohl sehr kurz ausfallen. Da ginge er nach Freudenstadt. [...]

575] Marie Hesse an Î. Î.

Calw, 12. Juli 1896

Lieber Hermann!

Wir sind besorgt um Dich und wüßten gern, daß Du frei hast, Dich zu erholen. Du hast die Wahl, ob Du hierher kommen willst oder nach Freudenstadt. Mittwoch haben wir hier Sitzung des Verlagsvereins. [...] Im Gärtchen reifen die Beeren, die Veranda ist am Morgen und Abend köstlich, tags zu heiß. Nächsten Sonntag kommen Theo und Martha jedenfalls zu uns, das ist längst verabredet, Du kämest dann mit ihnen, oder wenn Du hier wärest, könntest Du mit ihnen vielleicht noch nach Freudenstadt. Gott helfe, daß Du Dich erholst. [...]

[Zweite Fortsetzung - und Schluß - des Briefes vom 2. und vom 3. Juli 1896) [571]

[Tübingen], am 13. Juli 1896

Ich war diese ganze Zeit zuhaus und nicht imstande, den Brief zu vollenden, bin immer noch schwach und dumpf im Kopf. Herr Hermes wollte keinen Urlaub geben ohne ärztlichen Befehl. So mußte ich mich von Dr. Keller untersuchen lassen, der einen Ortswechsel für unnötig hält. Mit Calw oder Freudenstadt ist´s also nichts.

Ich bin aber, wie ich sehe, ganz unfähig zu schreiben. Bitte sagt den Tanten Jettle und Jettchen herzl[ichen] Dank für ihre Geschenke, bis ich´s selber tun kann.

Wenn diese Tage der ärgsten Hitze, der Schwäche und des Ekels vorbei sind, hoffe ich schreiben zu können, augenblicklich ist es furchtbar heiß.

Mit Kuß Euer

Hermann

576] H. H. an Johannes und Marie Hesse

Freudenstadt, 30. Juli 1896 [Postkarte]250

Ihr Lieben!

Ich hatte mich für übermorgen (Samstag) in Tüb[ingen] angemeldet, bekam nun aber von dort die Aufforderung, entschieden noch länger zu bleiben, von Herrn Sonnewald, der wieder dort ist.

Wenn Ihr einverstanden seid, komme ich übermorgen (Samstag) zu Euch, um noch acht Tage zu bleiben. Marulla kann dann etwa Montag kommen. Mit Kuß Hermann

577] Marie Hesse an Î. Î.

Calw, Donnerstag [, 30. Juli 1896]

Lieber Hermann!

Du bist uns herzlich willkommen. Marulla und Hans möchten beide auch noch nach Freudenstadt, aber nicht gerade, wenn Du hier bist. [...] Heute sind glücklich die Examina vorüber, die Carl und Hans sehr mitnahmen und ermüdeten251. [...]

578] H.H. an Johannes und Marie Hesse

[Tübingen, Montag, 10. bis
Sonntag, 16. August 1896]

Ihr Lieben!

Samstag abend 7 ½ Uhr kam ich glücklich an. Ich fand bei Dr. Kapff so freundliche Aufnahme, daß ich bis zum Abendzuge blieb. Um 11 Uhr ging ich mit ihm in sein Römerkastell, in dem mir am meisten die Statue eines »reitenden Jupiter« gefiel, den K[apff] für den genius alae252 hält. Um 12½ Uhr aß ich bei ihm (nicht beim genius alae, sondern bei Kapff) in seiner recht eleganten Wohnung und blieb bei einer Flasche Wein und Kaffee dort bis gegen 5 Uhr, wo ich weiterfuhr. Es kam manches literarisch Interessante zur Sprache, zum Schluß auch Religiöses.

Heute (Montag) war ich im Geschäft und bin nun recht müde, fand mich aber besser hinein, als ich geglaubt hatte. Herr Sonnewald sieht wesentlich besser aus, er fand dasselbe bei mir. Herr Hermes war sehr freundlich, beabsichtigt aber, um mich vom Stubenhocken abzuhalten, wie es scheint eine planmäßige Protektion. Wenn er mich ernstlich zu sich und in seine Kreise ziehen will, würden Schwierigkeiten kaum zu umgehen sein, da ich mich jedenfalls wehren werde. Denn mich ekelt die oberflächliche Bildung und vor allem die blasierte Gottlosigkeit eben dieser Kreise an.

Eine, wenn auch bescheidene, literarische Ermutigung hat mich auch erwartet. Dem Dichterheim253 hatte ich vor vier Wochen zwei Lieder geschickt mit der Bitte um Prüfung, da ich selbige nur als »lyrische Versuche« bezeichnen konnte und an ein Erscheinen gar nicht dachte. Nun bringt in der vorletzten Nummer die Redaktion, die immer sehr kühl und meist grob urteilt, die Notiz: »Beide Beiträge werden erscheinen; man sieht es deutlich, Sie schaffen mit Fleiß und Liebe«. In dem einen der Gedichte habe ich zum erstenmal fünffüßige Trochäen mit männlichem Reim in Zweizeilern versucht, einen der einfachsten, aber schwer wirksam zu machenden Rhythmen.

Samstag, den 15. August 1896

Jetzt endlich komme ich wieder ans Schreiben. Ich hatte die Woche viel zu tun, mußte auch zwei Abende im Wirtshaus sitzen, das eine Mal beim Buchhändlerverein, der mich einlud, das andre Mal mit Vetter H[ermann] und meinem Freunde Gös254, der in aller Stille Abschied feierte. Er geht jetzt nach Gniebel, wo er eine Woche lang den Pfarrer vertritt, von da nach Hause, wo er bis Frühjahr 97 aufs theologische Examen arbeiten will.

Ich habe mich nun so ziemlich wieder hereingefunden. Anfangs war mir´s nicht wohl, trotz des freundlichen Empfangs und trotz des Blumenstraußes, der mein Zimmer255 zierte, kam ich mir fremd und hereingeschneit vor. Der erste Abend besonders hat mich gar nicht heimisch-freundlich angemutet. Im Lampenschein lagen Blätter und Bücher über´m Tisch, der etwas mißfarbene Strauß daneben, die Bilder und Pfeifen wie immer etwas regellos an den Wänden, und auch mein schöner Hermes in seiner Herrscherecke sah aus, als hätte er´s wohl noch eine gute Weile ohne mich ausgehalten. Überm Bette der alte, scheußliche König Karls-Helgen256, auf dem Pult eine zerknitterte Zeitschrift, die ich vor dem Weggehen gelesen, vorm Fenster die Gâgen mit ihrem derben Geschrei257 - es machte mir das Ganze keinen schönen Eindruck. Mir war und ist noch zumute, als könnte man in diesem Geschäftsleben, bei dem man sich gewöhnt, in den kurzen freien Stunden mit Hast und Leidenschaft dem Vergnügen, auch dem geistigen, sich zu widmen - als könnte man in diesem Leben und im ewigen Umgang mit durchweg seichten, frivolen, in Geld und Genuß verliebten Menschen nicht gut bleiben, oder besser! nicht gut werden. Dieses anstrengende und doch fast leere Tagestreiben macht einen schlecht, und ich bat Gott, mich vor dem letzten Sinken zu bewahren, vor dem Zustand der Millionen, die keine Seele mehr haben, und deren einziges Ideal das Gelderwerben ist.

Nun, im Geschäft ging es recht ordentlich, nun ist ja auch der erste Schlachttag, der Samstag, überstanden - und dabei fällt mir ein, daß Ihr heute Adeles Geburtstag feiert. Das Büchlein258 von mir hat sie wohl bekommen, auch meine Karte. Ich wünsche ihr Gottes Segen, vor allem Besserung ihrer Gesundheit!

Der nächste Geburtstag ist wohl Theos? Bitte, erinnert mich seinerzeit daran, ich muß ihm schreiben.

Sonntag

Heute kam der Anzug von Lämmle, der aber leider 60 statt 50 Î kostet. Ich glaube, 50 Î hatte Mama erlaubt. Wenn die Rechnung innerhalb 4 Wochen bezahlt wird, gibt Lämmle 5 % Rabatt, so daß das Ganze 57 Î kosten würde. Die 7 Mark kann ich nötigenfalls vielleicht in einigen Wochen zahlen, wenn Mutterle zu sehr an dem hohen Preis erschrickt.

Sonntag nachts!

Nun zum Schluß! Ich war den ganzen Tag aus, morgens Besuch bei Fr[äu]l[ein] Oehler, die mich zum Tee einlud, den ganzen Nachmittag bei Tante Elisabeth, sehr nett und behaglich, zum Tee bis 10 Uhr bei Oehlers259. Dort war Frau Staatsanw[alt] Nestle mit Kindern260. Sie grüßt Mama, Maria grüßt Adele, beide Euch alle. Ein komischer Genfer, Herr Auber (oder Aubère) unterhielt uns durch sein naives Wesen. Jetzt herzlichen Kuß und gute Nacht! Euer dankbarer

Hermann

579] Johannes Hesse an Dr. Rudolf Wackernagel261

Calw, 13. August 1896

Verehrter Herr Doktor!

In den Tagen des letzten Basler Missionsfestes war ich zweimal an der verschlossenen Tür des Eptinger Hofes und hörte erst später, daß Sie nicht mehr dort wohnen.

Nun komme ich brieflich mit einer Bitte. Es handelt sich darum, daß meine 16j. Tochter Marie262 Württembergerin werden soll und zu diesem Behuf einen Entlassungsschein von der zuständigen Basler Behörde braucht. Ich habe beiliegendes Gesuch an den Basler Bürgerausschuß gerichtet, weiß aber nicht mehr, ob das die richtige Instanz ist, fürchte auch, mein Brief ist zu formlos. Darum komme ich zu Ihnen mit der Bitte, Sie möchten die Güte haben, falls dieser Brief genügt, denselben der betreffenden Stelle zuzustellen oder, falls er nicht genügt, mir mitzuteilen, an wen und wie ich mein Gesuch richten muß. Ich denke, in Basel wird man nicht so sehr auf die Form sehen wie...
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Autor

Hermann Hesse, geboren am 2.7.1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen, starb am 9.8.1962 in Montagnola bei Lugano.

Er wurde 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur, 1955 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Nach einer Buchhändlerlehre war er seit 1904 freier Schriftsteller, zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später im Tessin.

Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.
Kindheit und Jugend vor Neunzehnhundert