Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der Sommer mit Josie

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
504 Seiten
Deutsch
Engelsdorfer Verlagerschienen am23.09.2020
Daniel Wegener ist fünfzehn, seine Schwester Ilsa dreizehn. Die Eltern leben getrennt. Mutter Barbara arbeitet in einer Boutique, Vater Hendrik ist Dozent an der Uni. Eines Tages kommt Barbara früher nach Hause und sieht ihren Sohn in einem ihrer Kleider. Damit beginnen die Probleme. Während seine Mutter schnell einen Weg in die Gefühlswelt des Jungen findet, kommt Hendrik mit den Tatsachen nicht klar. Als Daniel, der sich jetzt Josie nennen will, in der Klassenkameradin und guten Freundin Sandy die Liebe seines Lebens findet, wird die Situation nicht einfacher. Damit nicht genug, gerät Josie im Urlaub in eine schwere Krise, aus der sie Sandy durch ein großes Opfer rettet. Und nicht nur sie, auch Josies Freund Tom und Cousine Charlie, die sich ineinander verliebt haben, stehen dem Mädchen bei.mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR19,90
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR4,99

Produkt

KlappentextDaniel Wegener ist fünfzehn, seine Schwester Ilsa dreizehn. Die Eltern leben getrennt. Mutter Barbara arbeitet in einer Boutique, Vater Hendrik ist Dozent an der Uni. Eines Tages kommt Barbara früher nach Hause und sieht ihren Sohn in einem ihrer Kleider. Damit beginnen die Probleme. Während seine Mutter schnell einen Weg in die Gefühlswelt des Jungen findet, kommt Hendrik mit den Tatsachen nicht klar. Als Daniel, der sich jetzt Josie nennen will, in der Klassenkameradin und guten Freundin Sandy die Liebe seines Lebens findet, wird die Situation nicht einfacher. Damit nicht genug, gerät Josie im Urlaub in eine schwere Krise, aus der sie Sandy durch ein großes Opfer rettet. Und nicht nur sie, auch Josies Freund Tom und Cousine Charlie, die sich ineinander verliebt haben, stehen dem Mädchen bei.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783969405147
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum23.09.2020
Seiten504 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse640 Kbytes
Artikel-Nr.5372582
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Die Sonne zeigte sich rotorange am Horizont. Der wolkenlose Himmel versprach einen herrlichen Sommertag. Es war Anfang Juli, und die kleine Stadt begann gerade, aus dem Schlaf zu erwachen. Die ersten Pendler machten sich fertig, per Auto oder Bahn in die größeren Städte zu fahren.

So eine Kleinstadt hatte ihr eigenes Flair. Der alte Stadtkern mit seinen engen Gassen atmete die Jahrhunderte. Hier liefen Menschen, lange bevor es Fahrräder, geschweige denn Autos gab. Dieser Tatsache geschuldet, blieb das Zentrum in weiten Teilen bis heute eine Fußgängerzone. Die Geschäfte dort waren meist kleine Läden mit begrenztem Angebot. Doch gerade das machte es aus. Der Einkaufsbummel wurde zum besinnlichen Erlebnis. Die Hektik der Großstadt - sie brauchte hier keiner.

»Aufstehen, Kinder! Der letzte Schultag!«

Barbara Wegener klopfte nacheinander an die Zimmertüren ihrer beiden Sprösslinge. Als sich nichts regte, rief sie noch einmal: »Kommt schon! Heute noch, dann habt ihr Ferien und könnt schlafen, solange ihr wollt.«

Jetzt tat sich etwas in den beiden Räumen. Zuerst steckte Daniel den Kopf durch die Tür.

»Ooch, ich hab keine Lust«, gähnte er und blinzelte aus den verschlafenen Augen.

»Den einen Tag wirst du auch noch überstehen«, tadelte seine Mutter lachend. »Beeil dich, Tom wird bald kommen!«

In diesem Moment öffnete sich die zweite Tür. Ein Mädchen mit zerzaustem blonden Haar sah durch den Spalt.

»Guten Morgen, Mama.«

»Guten Morgen, mein Schatz.«

Barbara drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange.

»Ich komm zuerst dran!« Mit diesen Worten flitzte diese plötzlich los, als sie sah, dass ihr Bruder sich in Richtung Bad bewegte. »Das weißt du doch, Daniel.«

Daniel hielt inne.

»Aber mach hin! Du brauchst immer ewig lange.«

Barbara strubbelte ihren Großen durch die Haare.

»Dreizehnjährige Mädchen benötigen eben schon etwas mehr Zeit, um sich hübsch zu machen. Daran wirst du dich gewöhnen müssen.«

Zum Bad gewandt, rief sie mahnend: »Ilsa, mein Make-up ist tabu. Keine Farben ins Gesicht! Ich kontrolliere!«

»Ja, hab verstanden«, kam als Antwort zurück.

Daniel zuckelte in sein Zimmer zurück, um mit dem Anziehen zu beginnen.

Barbara zuckte zusammen.

»Himmel, die Pausenbrote!«

Schnell verschwand sie in Richtung Küche, um ihren Kindern etwas für die Schule zurecht zu machen.

Es war nicht einfach für Barbara, sich allein um die beiden zu kümmern. Noch vor einem Jahr war Hendrik dagewesen. Da war die Familie noch intakt. Obwohl ... Wenn sie heute darüber nachdachte, war die Liebe wohl schon länger auf der Strecke geblieben. Beide hatten ihren Beruf, ihre Hobbys - eigentlich lebten sie nicht mehr miteinander, sondern nebeneinander. In dieser Situation hatten sie schließlich die Notbremse gezogen. Hendrik, Dozent an der Universität, suchte sich eine Wohnung in der Großstadt, um nicht mehr jeden Tag pendeln zu müssen. Und sie hatte ihren Job hier in der kleinen Boutique.

Seit letztem Herbst lebten sie getrennt. Von Scheidung war nie die Rede gewesen. Sie brauchten einfach etwas Abstand, wollten durch die Distanz wieder den Wunsch nach Nähe erwecken. Weit entfernt wohnten sie ja nicht. Die Großstadt war mit der Bahn in einer halben Stunde zu erreichen. Das machte es einfach für Hendrik, wenn er die Kinder mal am Wochenende zu sich nahm.

Kinder - so konnte man sie kaum noch nennen. Daniel mit seinen fünfzehn Jahren beendete gerade die achte Klasse und machte sich nicht mehr so viel aus den Besuchen beim Vater. Bald ging er seine eigenen Wege. Und Ilsa, die hübsche kleine Ilsa ...

Ihren Namen hatte sie von Barbara erhalten. Barbara liebte Casablanca mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergman. Nachdem sie den Film etliche Male im Kino gesehen und kaum eine Sendung im Fernsehen ausgelassen hatte, kaufte sie sich endlich die DVD. Zu Hendrik hatte sie einmal gesagt: »Wenn Ilsa Lundt hier leben würde, möchte ich gern ihre Freundin sein.«

Inzwischen hatte Ilsa das Bad an Daniel übergeben. In Jeansrock und gelbem T-Shirt saß sie am Frühstückstisch und kaute.

»Triffst du dich mit Carolin?«, fragte Barbara.

»Klar! Caro und ich müssen doch noch über die Party sprechen.«

Seit Tagen gab es kein anderes Thema für sie. Ihre Schulfreundin Carolin hatte Ilsa zu einer Grillparty am ersten Ferienwochenende eingeladen. Caros Eltern hatten einen Kleingarten am Rande der Stadt, wo sie sich im Sommer häufig das ganze Wochenende über aufhielten. Und sie hatten ihrer Tochter diese Party versprochen, wenn sich Caro in Mathe und Geschichte verbesserte. Dank Ilsa hatte sie es geschafft und damit ihren Teil der Abmachung eingelöst.

Daniel setzte sich zu den beiden.

»Käse oder Wurst?«, fragte seine Mutter.

»Früh nie Wurst, das weißt du doch.«

Daniel legte keinen Wert auf ein üppiges Frühstück. Er war schlank, knapp einssiebzig und hatte ebenfalls blonde Haare. Sie waren nur einige Nuancen dunkler als die seiner Schwester. Aus einer Laune heraus hatte sie Daniel schon vor längerer Zeit wachsen lassen, bis sie ihm zur Schulter reichten. Seitdem zierte ein kleiner Pferdeschwanz seinen Hinterkopf.

Auch sonst sah Daniel sehr gepflegt aus. Eigentlich eine Spur zu gepflegt für einen Jungen seines Alters ...

Da schrillte die Klingel. Daniel sprang auf und lief zum geöffneten Küchenfenster.

»Ich komme!«

»Tom?«

»Ja. Tschüss, Mama.«

Er nahm die Pausenbrote, gab seiner Mutter schnell noch einen Kuss und war schon an der Tür.

»Und du machst dich jetzt auch auf den Weg! Die Schule wartet nicht!«

Barbara hielt ihrer Tochter das Brotpäckchen entgegen. Ilsa trank schnell ihren Kakao aus, dann ging sie in den Flur.

»Mama, findest du Daniels Pferdeschwanz eigentlich schön?«, fragte sie, während sie sich ihre Sandalen anzog.

»Weiß nicht. Jungs in dem Alter probieren halt alles Mögliche aus. Und der kleine Zopf ist ja wirklich nur eine harmlose Spielerei.«

Ilsa lachte über diese Bemerkung, drückte ihre Mutter an sich und schlüpfte durch die Tür.

Hendrik Wegener verließ die Universität. Es war wieder ein arbeitsreicher Tag gewesen. Drei Vorlesungen, da wird die Stimme schon stark strapaziert.

Wie lange machte er das eigentlich schon? Mein Gott, nächstes Jahr würden es zehn Jahre sein. Da hatte man eine Menge Studenten vor sich sitzen gehabt. Die einen lauschten aufmerksam und machten sich fleißig Notizen, den anderen sah man die Fete vom Vorabend noch an. Sie hatten Mühe, die Augen offenzuhalten. Aber wenn er an seine Studienzeit zurückdachte ... War er anders? Er kannte auch beide Seiten des Studentenlebens. Das musste wohl so sein.

Jemand holte ihn von hinten ein, verhielt im Schritt und pustete.

»Na, Hendrik, Schluss für heute?«

»Ach du, Hans. Ja, mir reichts. Weißt du, so schön, wie unser Beruf sein kann, manchmal wünsche ich ihn zum Teufel.«

Der neben ihn Gehende war in Hendriks Alter, Anfang vierzig. Er hatte Jeans an und trug ein gestreiftes Hemd - offen, ohne Krawatte. Das machte den Unterschied zu Daniels Vater, der bei der Hitze im beigefarbenen Anzug mit Schlips und Kragen stöhnte. Hendrik war Physik-Dozent, das zählte als ehrliche Wissenschaft mit würdevollen Lehrern.

Hans Körner war auch Dozent, allerdings für Informatik. Und diese Leute, die die Hälfte ihres Lebens vor Monitoren zubringen, galten an der Uni als loses Völkchen, die hemdsärmlig ihre Probleme lösten. So ist das eben , dachte Hans. Die haben ihren Archimedes, wir kommen kaum über Konrad Zuse zurück.

Aber abgesehen davon waren die zwei sehr gute Freunde. Sie gehörten tatsächlich zum gleichen Matrikel, hatten nur unterschiedliche Fachrichtungen belegt. Und noch eines verband sie. Sie fröhnten der gleichen Leidenschaft, dem Motorsport. Nicht, dass sie selbst in so einen Boliden stiegen, um über Pisten zu brettern. Das lag jenseits ihres Horizonts. Für sie war die Autowelt eine Idee kleiner. Beide waren Mitglied in einem Modellsportverein. Dort wurden Rennwagen gebaut, sogenannte RC-Modelle, die dann knatternd per Fernsteuerung über die Rennstrecke gejagt wurden. Da war man Automechaniker, Boxencrew und Fahrer in einem.

Das Vereinsleben hatte jedoch auch seine Eigenheiten. In Abständen fanden auf verschiedenen Ebenen Meisterschaften statt. Und das bedeutete Reisen. Oft war Hendrik an Wochenenden unterwegs gewesen, während Barbara sich um die Kinder kümmerte. Und wenn er nicht unterwegs war, dann fand man ihn meist in seiner Werkstatt beim Basteln. Darunter litt die Ehe der Wegeners im Laufe der Jahre. Seine Frau hatte ihn manchmal zur Seite genommen und gefragt, ob sie denn auch einmal etwas gemeinsam unternehmen mochten. Und da er auf diese Frage wohl zu wenig eine befriedigende Antwort geben konnte, schlug sie die zeitweilige Trennung vor.

Nein, Barbara hatte niemals das Wort Seitensprung, Affäre oder Verhältnis in den Mund genommen. Sie glaubte, Hendrik gut genug zu kennen, dass er sie nie für eine andere Frau aufgeben würde. Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte sie wohl für Scheidung plädiert. Aber dieses lustlose Einerlei, die Frage, wie weit die Liebe noch reichte, veranlasste sie nach langem Abwägen zum Vorschlag eines Ehe-Urlaubs . Das war letztes Jahr im Oktober.

»Kommst du heute Abend in den...
mehr