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Tiroler Heimat 83 (2019)

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
362 Seiten
Deutsch
Die 'Tiroler Heimat' ist die traditionsreichste wissenschaftliche Zeitschrift, die sich der Geschichte und Kultur der historischen Region Tirol widmet. Die Zeitschrift wurde 1920 vom Historiker und Volkskundler Hermann Wopfner begründet, um nach der kurz zuvor erfolgten Grenzziehung, die Tirol teilte, die kulturhistorische Verbindung zwischen den Landesteilen aufrechtzuerhalten. Als Jahrbuch für Geschichte und Volkskunde sollte die 'Tiroler Heimat' Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern grenzüberschreitend die Möglichkeit bieten, ihre historischen und ethnologischen Studien zur Tiroler Landesgeschichte vorzustellen. Der Themenschwerpunkt hat sich seither ausgedehnt und umfasst im weitesten Sinne Beiträge zu Geschichte und Kultur Nord-, Ost- und Südtirols. Methodische und inhaltliche Vielfalt sowie ein hoher wissenschaftlicher Standard, der Landes- und Regionalgeschichte in einen überregionalen, europäischen Rahmen einbettet, kennzeichnen die Arbeitsweise. Jeder Band enthält zudem einen ausführlichen Besprechungsteil, in dem aktuelle Publikationen mit Tirolbezug rezensiert werden. Der diesjährige Band der Tiroler Heimat versammelt neueste Forschungen zur Tiroler Geschichte vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert zu Themen der materiellen Kultur, Alltags- und Medizingeschichte, Kriegs- und Literaturgeschichte sowie biographische Forschungen. Ein Beitrag zur Universitätsgeschichte fügt sich in das Jubiläumsjahr 350 Jahre Universität Innsbruck. INHALT VON BAND 83/2019 Christina Antenhofer: Das Brautschatzinventar der Paula Gonzaga, verh. Gräfin von Görz (1478). Edition und Kommentar Konstantin Graf von Blumenthal: Hugo von Velturns (? 1267), qui se pro nobis et ecclesia nostra tutorem et murum inexpugnabilem exposuit. Teil 2 Andreas Oberhofer: Verräterische Reden, Gewalt und Wirtshausschlaf: Zur Aussagekraft von Verhörprotokollen für die Erforschung der ländlichen Alltagsgeschichte Hansjörg Rabanser: In Memoriam Dipauli: Krankengeschichte, Tod und Andenken - Zum 180. Todestag von Andreas Alois Dipauli (1761-1839) P. Thomas Naupp OSB: P. Benedikt (Andreas) Feilmoser (1777-1831) vom Benediktinerstift Fiecht - ein aufklärerischer Geist an den Universitäten Innsbruck und Tübingen Hannes Mittermaier: Aspekte der Kraus-Willram-Fehde: Öffentlichkeitsdiskurs der frühen 1920er-Jahre im Zeichen politisch-literarischer Demagogie Isabelle Brandauer: Hans Markart (1893-1988) - Medizinstudent, Standschütze und Patriot Aus dem Inhalt von Band 82/2018: - Walter Landi: Das religiöse Leben von Stadt und Diözese Trient im 13. Jahrhundert - Konstantin Graf von Blumenthal: Hugo von Velturns (? 1267), qui se pro nobis et ecclesia nostra tutorem et murum inexpugnabilem exposuit (Teil 1) - Adrian Kammerer: Ein weltliches Trennungsurteil durch den Kaiser? Überlegungen zum Tiroler Eheskandal - Maximilian Singer: Die Eheschließung der Margarete von Schwangau. Die Grafschaft Tirol, König Sigismund und Oswald von Wolkenstein - Manfred Tschaikner: Der Innsbrucker Hexenprozess von 1485 und die Gegner des Inquisitors Heinrich Kramer: Erzherzog Sigmund, Dr. Johannes Merwart und Bischof Georg Golser - Margret Friedrich: Hoher Besuch aus China an der Universität Innsbruck im Jahr 1705. Ein Beitrag zu einer europäisch-chinesischen Verflechtungsgeschichte in der Frühen Neuzeit - Hansjörg Rabanser: Dipauli(ana). Ein Sammler. Eine Sammlung

Christina Antenhofer, Univ. Prof. MMag. Dr., seit 2018 Universitätsprofessorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Salzburg; zuvor assoziierte Professorin für Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Innsbruck. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte des Mittelalters und der Renaissance mit Schwerpunkten auf der Geschichte Tirols, des süddeutschen und oberitalienischen Raums. Richard Schober, tit. ao. Univ.-Prof. Dr., 2003-2010 Direktor des Tiroler Landesarchivs. Forschungsschwerpunkte und zahlreiche Publikationen zu den Themenbereichen Neuere Österreichische Geschichte (16.-20. Jahrhundert) und Tiroler Geschichte.
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KlappentextDie 'Tiroler Heimat' ist die traditionsreichste wissenschaftliche Zeitschrift, die sich der Geschichte und Kultur der historischen Region Tirol widmet. Die Zeitschrift wurde 1920 vom Historiker und Volkskundler Hermann Wopfner begründet, um nach der kurz zuvor erfolgten Grenzziehung, die Tirol teilte, die kulturhistorische Verbindung zwischen den Landesteilen aufrechtzuerhalten. Als Jahrbuch für Geschichte und Volkskunde sollte die 'Tiroler Heimat' Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern grenzüberschreitend die Möglichkeit bieten, ihre historischen und ethnologischen Studien zur Tiroler Landesgeschichte vorzustellen. Der Themenschwerpunkt hat sich seither ausgedehnt und umfasst im weitesten Sinne Beiträge zu Geschichte und Kultur Nord-, Ost- und Südtirols. Methodische und inhaltliche Vielfalt sowie ein hoher wissenschaftlicher Standard, der Landes- und Regionalgeschichte in einen überregionalen, europäischen Rahmen einbettet, kennzeichnen die Arbeitsweise. Jeder Band enthält zudem einen ausführlichen Besprechungsteil, in dem aktuelle Publikationen mit Tirolbezug rezensiert werden. Der diesjährige Band der Tiroler Heimat versammelt neueste Forschungen zur Tiroler Geschichte vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert zu Themen der materiellen Kultur, Alltags- und Medizingeschichte, Kriegs- und Literaturgeschichte sowie biographische Forschungen. Ein Beitrag zur Universitätsgeschichte fügt sich in das Jubiläumsjahr 350 Jahre Universität Innsbruck. INHALT VON BAND 83/2019 Christina Antenhofer: Das Brautschatzinventar der Paula Gonzaga, verh. Gräfin von Görz (1478). Edition und Kommentar Konstantin Graf von Blumenthal: Hugo von Velturns (? 1267), qui se pro nobis et ecclesia nostra tutorem et murum inexpugnabilem exposuit. Teil 2 Andreas Oberhofer: Verräterische Reden, Gewalt und Wirtshausschlaf: Zur Aussagekraft von Verhörprotokollen für die Erforschung der ländlichen Alltagsgeschichte Hansjörg Rabanser: In Memoriam Dipauli: Krankengeschichte, Tod und Andenken - Zum 180. Todestag von Andreas Alois Dipauli (1761-1839) P. Thomas Naupp OSB: P. Benedikt (Andreas) Feilmoser (1777-1831) vom Benediktinerstift Fiecht - ein aufklärerischer Geist an den Universitäten Innsbruck und Tübingen Hannes Mittermaier: Aspekte der Kraus-Willram-Fehde: Öffentlichkeitsdiskurs der frühen 1920er-Jahre im Zeichen politisch-literarischer Demagogie Isabelle Brandauer: Hans Markart (1893-1988) - Medizinstudent, Standschütze und Patriot Aus dem Inhalt von Band 82/2018: - Walter Landi: Das religiöse Leben von Stadt und Diözese Trient im 13. Jahrhundert - Konstantin Graf von Blumenthal: Hugo von Velturns (? 1267), qui se pro nobis et ecclesia nostra tutorem et murum inexpugnabilem exposuit (Teil 1) - Adrian Kammerer: Ein weltliches Trennungsurteil durch den Kaiser? Überlegungen zum Tiroler Eheskandal - Maximilian Singer: Die Eheschließung der Margarete von Schwangau. Die Grafschaft Tirol, König Sigismund und Oswald von Wolkenstein - Manfred Tschaikner: Der Innsbrucker Hexenprozess von 1485 und die Gegner des Inquisitors Heinrich Kramer: Erzherzog Sigmund, Dr. Johannes Merwart und Bischof Georg Golser - Margret Friedrich: Hoher Besuch aus China an der Universität Innsbruck im Jahr 1705. Ein Beitrag zu einer europäisch-chinesischen Verflechtungsgeschichte in der Frühen Neuzeit - Hansjörg Rabanser: Dipauli(ana). Ein Sammler. Eine Sammlung

Christina Antenhofer, Univ. Prof. MMag. Dr., seit 2018 Universitätsprofessorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Salzburg; zuvor assoziierte Professorin für Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Innsbruck. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte des Mittelalters und der Renaissance mit Schwerpunkten auf der Geschichte Tirols, des süddeutschen und oberitalienischen Raums. Richard Schober, tit. ao. Univ.-Prof. Dr., 2003-2010 Direktor des Tiroler Landesarchivs. Forschungsschwerpunkte und zahlreiche Publikationen zu den Themenbereichen Neuere Österreichische Geschichte (16.-20. Jahrhundert) und Tiroler Geschichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783703065194
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2019
Erscheinungsdatum20.12.2019
Seiten362 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse16221 Kbytes
Artikel-Nr.5391313
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Hugo von Velturns (â  1267), qui se pro nobis et ecclesia nostra tutorem et murum inexpugnabilem exposuit*
Teil 2

KONSTANTIN GRAF VON BLUMENTHAL
6. Der Block Wangen-Velturns

Für die Herren von Velturns und insbesondere für Hugo sollte es in dieser Zeit ebenfalls zu einer einschneidenden Veränderung kommen, die sowohl privater als auch politischer Natur war. Irgendwann zwischen 1245 und 1250 heiratete Hugo Gräfin Elisabeth von Eppan-Sarnthein, eine Verwandte des Erwählten beziehungsweise des Bischofs Egno.1 Wann genau diese Eheschließung erfolgte, ist unbekannt. Aufgrund ihrer für die kommenden Geschehnisse erheblichen Bedeutung soll jedoch versucht werden, wenigstens einen annähernden Zeitpunkt beziehungsweise Zeitraum zu ermitteln.

Hugo und Elisabeth hatten nur ein einziges Kind, eine Tochter namens Sophia.2 Als deren ungefähres Geburtsjahr setzt Walter Landi 1245 an.3 Bruno Mahlknecht vermutet hingegen eine Geburt um 1240 und eine Hochzeit Hugos mit Elisabeth um 1238.4 Nachdem Hugo aber am 3. Juni 1245 als Zeuge des Erwählten Egno noch an letzter Stelle, hinter den milites aufscheint,5 wird er zu diesem Zeitpunkt kaum zu dessen angeheiratetem Verwandtenkreis gehört haben. Somit ist dieses Datum als der terminus post quem anzusehen. Der terminus ante quem ergibt sich aus dem am 21. September 1251 erstmals nachweisbaren plötzlichen Auftreten des Velturners im engsten Umfeld der Edelfreien Friedrich und Beral von Wangen,6 zu dem er fortan zu rechnen ist und das sich nicht anders als durch die gemeinsamen Verbindungen zu den Eppanern im Allgemeinen beziehungsweise zu Bischof Egno im Besonderen erklären lässt.7 Da Sophia im März 1263 bereits ihre zweite Ehe einging, ihre erste allerdings nur von sehr kurzer Dauer gewesen sein kann, was die Tatsache, dass sie noch nicht einmal ihre Morgengabe erhalten hatte, belegt, und der Tod ihres ersten Mannes damals zugleich anscheinend erst kurze Zeit zurücklag,8 dürfte als ihr Geburtsjahr 1246 oder 1247 anzusetzen sein. Damit hätte Sophia im Alter von ungefähr 15 oder 16 Jahren das erste Mal geheiratet, was in der damaligen Zeit durchaus üblich war.9 Unter Berücksichtigung sämtlicher Indizien ist die Vermählung Hugos mit Elisabeth also am wahrscheinlichsten irgendwann im Zeitraum zwischen dem letzten Drittel des Jahres 1245 und der ersten Hälfte des Jahres 1246 anzusetzen.

In der älteren Literatur findet sich die Annahme, Hugo sei zuvor schon einmal verheiratet gewesen. Bei seiner ersten Frau habe es sich um eine Tochter Ulrichs I. von Taufers namens Euphemia gehandelt.10 Urkundlich lässt sich diese Aussage jedoch nicht stützen.11 Die Tatsache, dass in dem später noch eingehend zu untersuchenden Ehevertrag Sophias mit Vogt Albero von Matsch, der auch diverse Regelungen zur Erbfolge enthält,12 Sophia explizit als einziges Kind Hugos behandelt wird, ist ein weiteres gegen eine erste Ehe sprechendes Indiz. Allerdings kann eine solche, die kinderlos geblieben ist oder deren Kinder früh verstorben sind, natürlich nicht völlig ausgeschlossen werden.

Die Hochzeit Hugos von Velturns mit der Gräfin Elisabeth von Eppan-Sarnthein hatte eine neue politische Konstellation zur Folge, denn es war eine Art Block entstanden, der sich genealogisch um die Grafen von Eppan gruppierte und Bischof Egno, die Edelfreien von Wangen und die Herren von Velturns umfasste. Dieser Block zeichnete sich aber nicht nur durch die familiäre, sondern insbesondere im Falle der Velturner und Wangener durch eine geographische Verbindung aus,13 der angesichts ihrer Lage und Ausdehnung eine geostrategische Relevanz zugestanden werden darf.

Besonders auffällig ist in diesem Zusammenhang der sich durch eine Gemengelage der Besitzungen auszeichnende Komplex der Wangener und Velturner. Die edelfreien Herren von Wangen, deren grundherrschaftliche Präsenz sich insgesamt über ein vom Inn bis zum Gardasee und von Graubünden bis zur Diözese Feltre reichendes Gebiet verteilte,14 stammten ursprünglich aus dem oberen Vinschgau und hatten ihren Stammsitz in Burgeis.15 Nachdem die Grafen von Morit-Greifenstein mit dem Tode Arnolds III. im Jahre 1167 ausgestorben waren,16 verlagerten die Edelfreien von Burgeis ihren Schwerpunkt in den Bozner Raum und verlegten ihren Sitz nach Wangen auf der Westabdachung des Ritten,17 das für sie 1174/1178 erstmals namengebend wurde.18 Fortan fokussierten sie ihre Aktivitäten auf den Bozner Talkessel und die nördlich angrenzenden Gegenden. So errichteten sie in der Sarner Schlucht wohl kurz nach 1209 die 1237 urkundlich greifbar werdende Burg Wangen-Bellermont,19 die offenbar der bevorzugte Aufenthaltsort des Geschlechtes war.20 Am Eingang ins Sarntal gehörte ihnen die auf einem Felsblock am beziehungsweise ursprünglich im Flussbett der Talfer gelegene und seit 1225 nachweisbare Burg Ried, auf der eines ihrer Ministerialengeschlechter saß.21 Nur wenige hundert Meter Luftlinie südwestlich der Burg Ried erbauten sie nach 1237 die 1242 bereits als bestehend erwähnte Burg Runkelstein,22 deren Lage unter strategischen Gesichtspunkten aufgrund der natürlichen Gegebenheiten besonders günstig gewählt war. Der leicht zu verteidigende Burgfelsen ermöglichte schnelle Vorstöße in die sich südlich anschließende weite Ebene des Bozner Talkessels wie auch einen raschen Rückzug von dort auf die Burg.23 Im Falle der Burgen Wangen-Bellermont und Runkelstein stand dem Bischof von Trient ein Öffnungsrecht zu.24 Auf der Wangen gegenüberliegenden Seite der Sarner Schlucht besaßen die Wangener die auf der Ostabdachung des Tschögglberges in der Sarner Schlucht gelegene Burg Afing (das sogenannte Unterkofler-Schlössl), die zugleich Sitz eines ihrer Ministerialengeschlechter war.25 Die Burg auf dem Johanneskofel unterhalb von Wangen, die den Herren von Burgeis-Wangen nach ihrer Übersiedlung aus dem Vinschgau in den Bozner Raum zunächst als Sitz gedient hatte, dürfte wohl bereits zu Anfang des 13. Jahrhunderts aufgegeben worden sein.26 Ergänzt wurde dieser Burgenbesitz durch Türme in Bozen,27 Karnol28 und auf dem Ritten in Signat.29 Im Norden und Osten von Bozen und Umgebung gehörten den Edelfreien von Wangen ausgedehnte Güter, die sie nach und nach bebauten, wodurch neue Straßenzüge - die heutige Vintler-, Binder- und Weintraubengasse - entstanden, die auch ihrer Gerichtsherrschaft unterstanden.30 Außerdem unterhielten sie in Bozen eine Zollstation.31 Die Straßen der Wangener wurden 1244 durch Kaiser Friedrich II. von allen Steuern und Lasten des Marktes Bozen befreit.32 Im gleichen Jahre hatten Friedrich und Beral von Wangen ihr Beistandsabkommen mit Egno geschlossen.33

Auf dem Ritten verfügte das Geschlecht ebenfalls über bedeutenden Besitz.34 Dass die Edelfreien von (Burgeis-)Wangen nach ihrer Festsetzung in der Bozner Gegend ihr neues Herrschaftszentrum ausgerechnet in Wangen errichtet haben, ist auf die besondere Bedeutung des Weges, der über den Ritten ins Sarntal führte und die Lage der alten Siedlung Oberinn begründete, zurückzuführen.35

Ein vom Ende des 13. Jahrhunderts stammendes Eigenleuteverzeichnis des Matthäus von Wangen36 lässt angesichts der darin genannten Herkunftsnamen eine Verteilung von Untertanen vom Vinschgau (Göflan) bis zum Gardasee (Riva) mit einer besonderen Konzentration im äußeren Sarntal, auf dem vorderen Ritten und im Bozner Raum erkennen,37 was die Präsenz der Familie in dieser Gegend noch zusätzlich betont.

Zusammenfassend bleibt zu konstatieren, dass die Wangener, die sich zudem seit 1239 als Vögte des Benediktinerklosters St. Georgenberg38 und seit 1252 auch noch als Vögte des Prämonstratenserklosters Wilten39 nachweisen lassen, ihre machtpolitischen Ambitionen auf den Bozner Raum fokussierten, was sich in einem zielstrebigen und konsequenten Ausbau ihrer dortigen Positionen40 in enger Kooperation mit dem Bischof von Trient manifestierte.

Der für die Herren von Wangen so wichtige Ritten ist aber auch als ein regelrechtes Machtzentrum der Herren von Velturns anzusehen.41 Dort verfügten sie über zahlreiche Höfe, ritterliche Dienstmannen und zeitweise sämtliche Eigenleute der Kirche von Trient und fast alle Brixens.42 Zudem hatten sie irgendwann zwischen 1182 und 1238/1240 die zu ihrem Allod zählende und südlich von Siffian gelegene Burg Stein errichtet, die Hugos Hauptsitz war.43 Sie befand sich an einem Knotenpunkt, an dem der über Unterinn und Siffian nach Klobenstein und Lengmoos führende Rittner Fernweg und eine Seitenstrecke, die Steg und Siffian miteinander verband, zusammentrafen.44 Die Burg Stein ermöglichte also den unmittelbaren Zugriff auf diese Wege.

Ein vergleichbares Bild bietet sich auf dem linken Eisackufer. Die bereits erwähnte, Steg und Siffian verbindende Seitenstrecke verlief auch nach Völs, von wo wiederum...
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Autor

Christina Antenhofer, Univ. Prof. MMag. Dr., seit 2018 Universitätsprofessorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Salzburg; zuvor assoziierte Professorin für Geschichte des Mittelalters und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Innsbruck. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte des Mittelalters und der Renaissance mit Schwerpunkten auf der Geschichte Tirols, des süddeutschen und oberitalienischen Raums.

Richard Schober, tit. ao. Univ.-Prof. Dr., 2003-2010 Direktor des Tiroler Landesarchivs. Forschungsschwerpunkte und zahlreiche Publikationen zu den Themenbereichen Neuere Österreichische Geschichte (16.-20. Jahrhundert) und Tiroler Geschichte.