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Die Bucht des Franzosen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
312 Seiten
Deutsch
Insel Verlag GmbHerschienen am20.06.2021Originalausgabe
Des höfischen Lebens in London überdrüssig, entflieht Lady Dona auf den Landsitz der Familie an den Klippen von Cornwall. Dort begegnet sie dem »Franzosen«, einem verwegenen Freibeuter, und sie gerät in den Strudel einer wildromantischen, verbotenen Liebe. Aus der gelangweilten Ehefrau wird die leidenschaftliche Geliebte des Piraten, aus der zärtlichen Mutter eine wagemutige Abenteurerin. Als Schiffsjunge verkleidet, entschlüpft sie ihrem eintönigen Leben und wagt sich in eine Welt voll Liebe und Gefahr. Bis plötzlich ihr Mann Lord Rockingham auftaucht ...


Daphne du Maurier wurde 1907 in London geboren und entschied sich im Alter von 19 Jahren nach einer Ferienreise an die cornische Küste, diesen Ort fortan nicht mehr zu verlassen. Alle ihre Romane lässt sie in Cornwall spielen: Jamaica Inn, Das Wirtshaus im Bodmin Moor, Meine Cousine Rachel und natürlich Rebecca, 1938 erschienen und von Hitchcock verfilmt. Daphne du Maurier starb im Alter von zweiundachtzig Jahren in Kilmarth.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextDes höfischen Lebens in London überdrüssig, entflieht Lady Dona auf den Landsitz der Familie an den Klippen von Cornwall. Dort begegnet sie dem »Franzosen«, einem verwegenen Freibeuter, und sie gerät in den Strudel einer wildromantischen, verbotenen Liebe. Aus der gelangweilten Ehefrau wird die leidenschaftliche Geliebte des Piraten, aus der zärtlichen Mutter eine wagemutige Abenteurerin. Als Schiffsjunge verkleidet, entschlüpft sie ihrem eintönigen Leben und wagt sich in eine Welt voll Liebe und Gefahr. Bis plötzlich ihr Mann Lord Rockingham auftaucht ...


Daphne du Maurier wurde 1907 in London geboren und entschied sich im Alter von 19 Jahren nach einer Ferienreise an die cornische Küste, diesen Ort fortan nicht mehr zu verlassen. Alle ihre Romane lässt sie in Cornwall spielen: Jamaica Inn, Das Wirtshaus im Bodmin Moor, Meine Cousine Rachel und natürlich Rebecca, 1938 erschienen und von Hitchcock verfilmt. Daphne du Maurier starb im Alter von zweiundachtzig Jahren in Kilmarth.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783458768920
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum20.06.2021
AuflageOriginalausgabe
Reihen-Nr.4854
Seiten312 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2512 Kbytes
Artikel-Nr.5406917
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1


Wenn der Ostwind flussaufwärts bläst, wühlt er das schimmernde Wasser des Helford auf, es wird trüb, und wütende kleine Wellen klatschen an die sandigen Ufer. Bei Ebbe brechen die kurzen Wogen über der Sandbank, und die Watvögel verständigen sich mit lauten Rufen und fliegen zu den Sümpfen landeinwärts, mit den Flügeln die Wasseroberfläche streifend. Nur die kreischenden Möwen bleiben zurück, segeln schwungvoll über den Schaumkronen dahin und stürzen sich auf Futtersuche hin und wieder ins Wasser, ihr graues Gefieder glänzt in der salzigen Gischt.

Die langen Brecher aus dem Ärmelkanal, die von Lizard Point heranrollen, folgen dicht auf die steilen Seen an der Flussmündung, dann kommt, vermischt mit dem aufbrandenden Wasser vom offenen Meer, die braune Flut, angeschwollen nach den jüngsten Regenfällen und brackig vom Schlamm, sie trägt abgestorbene Äste, Stroh und ein merkwürdiges Sammelsurium zurückgelassener Dinge mit sich, auch zu früh gefallenes Laub, junge Vögel und Blütenknospen.

Die offene Reede ist verlassen, denn bei Ostwind lässt sich schwer ankern; und wären da nicht die wenigen, um die Flussmündung verstreuten Häuser und die Sommerhäuser oberhalb von Port Navas, sähe der Fluss noch genauso aus wie in einem längst vergangenen Jahrhundert, einer Zeit, an die es kaum noch Erinnerungen gibt.

Damals erstreckten sich Hügel und Täler in einsamer Pracht, nirgends ein Haus, das die unwirtlichen Felder und Klippen entweihte, keine Schornsteine, die aus den hohen Wäldern ragten. Im Dörfchen Helford gab es ein paar Häuser, doch für das Leben am Fluss waren sie ohne Bedeutung; dieser gehörte den Vögeln - Brachvogel und Rotschenkel, Lumme und Papageientaucher. Anders als heute nutzten damals keine Yachten die Tide, und der friedliche Abschnitt, wo der Fluss sich teilt, Richtung Constantine und Richtung Gweek, war still und ungestört.

Kaum jemand kannte den Fluss außer einigen Seeleuten, die dort Schutz fanden, wenn die Südweststürme über dem Ärmelkanal sie von ihrem Kurs abdrängten. Sie landeten dann an einem unwirtlichen, einsamen Ort, ein wenig beängstigend in seiner Stille, und waren froh, bei günstigem Wind wieder den Anker lichten und Segel setzen zu können. Das Dörfchen Helford bot für einen Seemann auf Landgang keine Verlockungen. Die wenigen Dorfbewohner waren stumpf und unzugänglich, und jemandem, der zu lange Frauen und Wärme vermisst hat, steht der Sinn kaum danach, durch den Wald zu spazieren oder bei Ebbe mit den Watvögeln im Schlamm zu planschen. So blieb der Fluss mit seinen vielen Windungen unbesucht, Wälder und Hügel blieben unbegangen, und all die verschlafene Schönheit des Hochsommers, die dem Helford einen so eigentümlichen Zauber verleiht, blieb unbesehen und unerkannt.

Heute stören viele Stimmen die Stille. Vergnügungsdampfer kommen und gehen und lassen aufgewühltes Kielwasser zurück, Segler statten einander Besuche ab, und selbst der Tagestourist, der gelangweilte Blick übersättigt von unverdauter Schönheit, stapft mit einem Krabbennetz schwerfällig durchs seichte Wasser. Manchmal ruckelt er in einem schnaufenden kleinen Auto über den holprigen, morastigen Pfad, der in einer scharfen Rechtskurve aus Helford hinausführt, und kehrt zum Tee, zusammen mit anderen Touristen, in der steinernen Küche des alten Bauernhauses ein, das einst Navron House war. Selbst jetzt verfügt es noch über eine gewisse Grandezza. Ein Teil des ursprünglichen viereckigen Gebäudekomplexes steht noch und umschließt den heutigen Hof, und die beiden Säulen, die einmal den Hauseingang flankierten und inzwischen von Efeu und Moos überwuchert sind, dienen der modernen, wellblechgedeckten Scheune als Stützen.

Die Küche des Bauernhauses, wo der Tourist seinen Tee zu sich nimmt, war Teil des Speisesaals von Navron House, und die kleine Halbtreppe, die heute mitten in der gemauerten Wand endet, führte einst hinauf auf die Galerie. Der Rest des Hauses wurde offenbar abgerissen oder verfiel, denn das quadratische Gebäude ist zwar recht hübsch, hat aber wenig Ähnlichkeit mit dem Navron House auf alten Drucken, das wie ein E geformt war, und von dessen formalem Garten und Park nichts mehr zu sehen ist.

Der Tourist verzehrt sein Banana-Split und trinkt seinen Tee, lässt seinen Blick lächelnd über die Landschaft schweifen und weiß nichts von der Frau, die vor langer Zeit, in einem anderen Sommer, hier stand, und wie er das Glitzern des Flusses zwischen den Bäumen in sich aufnahm und, das Gesicht dem Himmel zugewandt, die Sonne genoss.

Er hört die anheimelnden ländlichen Geräusche, das Scheppern der Eimer, das Muhen des Viehs, die rauen Stimmen des Bauern und seines Sohnes, die einander über den Hof hinweg etwas zurufen, doch seine Ohren sind taub für den Widerhall einer anderen Zeit, als jemand, die Hände um den Mund gelegt, leise von den dunklen Bäumen pfiff und sogleich eine Antwort erhielt von einem dünnen Menschen, der an der Hauswand kauerte, und als sich gleichzeitig weiter oben ein Fensterflügel öffnete und Dona horchend herausschaute und eine kleine, namenlose Melodie auf den Fenstersims trommelte, während ihr die Locken ins Gesicht fielen.

Der Fluss fließt noch immer, die Bäume rauschen im Sommerwind, bei Ebbe stehen die Austernfischer im Schlick, suchen das seichte Wasser nach Futter ab, und die Brachvögel rufen, doch die Frauen und Männer aus jener Zeit sind vergessen, ihre Grabsteine mit Moos und Flechten überwachsen, ihre Namen nicht mehr zu entziffern.

Heute zertrampelt und durchwühlt das Vieh die Erde über der verschwundenen Terrasse von Navron House, wo einst Schlag Mitternacht ein Mann stand, lächelnd im trüben Kerzenlicht, das gezückte Schwert in der Hand.

Im Frühling pflücken die Bauernkinder am Ufer Schlüsselblumen und Schneeglöckchen, zertreten mit ihren schlammverkrusteten Stiefeln abgestorbene Zweige und das welke Laub eines vergangenen Sommers, und der Fluss, angeschwollen vom Regen eines langen Winters, wirkt desolat und grau.

Die Bäume wachsen immer noch dicht und dunkel am Wassersaum, das Moos ist saftig und grün auf dem kleinen Kai, wo Dona ihr Feuer entfachte und über die Flammen hinweg ihren Liebsten anlachte; doch heute liegt in der Bucht kein Boot vor Anker, dessen Masten keck gen Himmel ragen, keine Kette rasselt in der Ankerklüse, in der Luft hängt kein kräftiger Tabakgeruch, und kein Echo wohlklingender fremdsprachiger Stimmen schallt über das Wasser.

Der einsame Segler, der seine Yacht in der Bucht von Helford zurücklässt und im Hochsommer nachts, wenn die Ziegenmelker rufen, mit seinem Beiboot den Fluss erkundet, zögert, wenn er die Mündung erreicht, denn noch heute ist etwas Geheimnisvolles um sie, etwas Verzaubertes. Fremd, wie er ist, blickt der Segler zurück zu seiner sicher ankernden Yacht und dem breiten Fluss. Er hält inne, auf die Paddel gestützt, und nimmt plötzlich die tiefe Stille über dem Fluss, die schmale, mäandernde Fahrrinne wahr, und fühlt sich - aus unerfindlichem Grund - als Störenfried, als unbefugter Eindringling in ein anderes Zeitalter. Er wagt sich ein Stück am linken Ufer entlang, der Schlag der Ruderblätter erscheint viel zu laut und hallt als fremdartiges Echo von den Bäumen am anderen Ufer wider. Während er langsam vorankommt, verengt sich der Fluss, die Bäume drängen sich noch dichter ans Ufer, und er verspürt einen Zauber, faszinierend, fremdartig, eine merkwürdige Erregung, die er nicht ganz versteht.

Er ist allein, und doch - kann das ein Flüstern sein, dort im seichten Wasser nah dem Ufer, steht dort nicht eine männliche Gestalt, und das Mondlicht spiegelt sich in den Schnallenschuhen und dem Entermesser in seiner Hand? An seiner Seite, ist das nicht eine Frau mit einem Umhang um die Schultern, die dunklen Locken hinter die Ohren frisiert? Er täuscht sich natürlich, es sind nur die Schatten der Bäume, und das Flüstern ist nichts als das Rascheln der Blätter und die leichte Bewegung eines schlafenden Vogels. Plötzlich ist er verwirrt und fürchtet sich ein bisschen, er hat das Gefühl, er dürfe nicht weiter, der Oberlauf des Flusses jenseits des gegenüberliegenden Ufers sei ihm versperrt, müsse unbesucht bleiben. Und so macht er kehrt, wendet den Bug in Richtung Ankerstelle, und während er sich entfernt, werden die Geräusche und das Geflüster stetig lauter, dazu Fußgetrappel, ein Ruf...

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Autor

Daphne du Maurier wurde 1907 in London geboren und entschied sich im Alter von 19 Jahren nach einer Ferienreise an die cornische Küste, diesen Ort fortan nicht mehr zu verlassen. Alle ihre Romane lässt sie in Cornwall spielen: Jamaica Inn, Das Wirtshaus im Bodmin Moor, Meine Cousine Rachel und natürlich Rebecca, 1938 erschienen und von Hitchcock verfilmt. Daphne du Maurier starb im Alter von zweiundachtzig Jahren in Kilmarth.