Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am03.05.20211
Im Herzen von Saint-Germain ist das Reich von Dominique Brulé. Der sympathische Besitzer des L'Étoile Manquante ist kein normaler Florist, denn das Glück seiner Kundinnen liegt ihm am Herzen: Er verschickt jeden Tag anonym Rosen an eine gealterte Sängerin, und er verändert die Texte auf den Karten, damit sie die Empfänger wirklich glücklich machen. Doch er braucht Unterstützung im Laden. Die junge Violetta passt mit ihrem Blumennamen perfekt als Aushilfe in dieses Paradies. Und sie wirbelt das Leben von Dominique und den beiden Stammkundinnen Mercedes und Tilde kräftig durcheinander.

Màxim Huerta wurde 1971 in Valencia geboren und arbeitet als Journalist und Schriftsteller. Er ist ein in Spanien sehr bekannter Fernsehmoderator und schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitschriften, unter anderem für »National Geographic«. Auch als Autor von Theaterstücken hat er sich einen Namen gemacht. In Spanien hat er bereits vier sehr erfolgreiche Romane veröffentlicht. Für sein letztes Buch »La noche soñada« wurde er 2014 mit dem Premio Primavera ausgezeichnet. »Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta« ist sein bisher erfolgreichstes Buch und stand monatelang an der Spitze der spanischen Bestsellerliste.
mehr

Produkt

KlappentextIm Herzen von Saint-Germain ist das Reich von Dominique Brulé. Der sympathische Besitzer des L'Étoile Manquante ist kein normaler Florist, denn das Glück seiner Kundinnen liegt ihm am Herzen: Er verschickt jeden Tag anonym Rosen an eine gealterte Sängerin, und er verändert die Texte auf den Karten, damit sie die Empfänger wirklich glücklich machen. Doch er braucht Unterstützung im Laden. Die junge Violetta passt mit ihrem Blumennamen perfekt als Aushilfe in dieses Paradies. Und sie wirbelt das Leben von Dominique und den beiden Stammkundinnen Mercedes und Tilde kräftig durcheinander.

Màxim Huerta wurde 1971 in Valencia geboren und arbeitet als Journalist und Schriftsteller. Er ist ein in Spanien sehr bekannter Fernsehmoderator und schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitschriften, unter anderem für »National Geographic«. Auch als Autor von Theaterstücken hat er sich einen Namen gemacht. In Spanien hat er bereits vier sehr erfolgreiche Romane veröffentlicht. Für sein letztes Buch »La noche soñada« wurde er 2014 mit dem Premio Primavera ausgezeichnet. »Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta« ist sein bisher erfolgreichstes Buch und stand monatelang an der Spitze der spanischen Bestsellerliste.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492997973
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum03.05.2021
Auflage1
SpracheDeutsch
Dateigrösse3165 Kbytes
Artikel-Nr.5413410
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

PROLOG

Der Blumenladen L´Étoile Manquante - der fehlende Stern - ist einer jener Orte, an dem es sich lohnt zu warten, dass die Tür aufgeht. Sehen wir uns doch mal an, wer heute kommt.

Die erste Kundin an diesem Morgen ist eine Spanierin, die einst mit ihrem frischgebackenen Ehemann im Bus bis nach Grenoble fuhr, wo er seine Frau für eine französische Kellnerin verließ, die sich mit tiefem Ausschnitt über die Theke beugte. Da hatte sich Mercedes gesagt, dass sie, wenn sie schon ihren Mann vergessen musste, dies wohl am besten in Paris tun sollte. Und dort blieb sie dann auch - ohne Französisch sprechen zu können und ohne Ehemann.

Seit damals wohnt sie in der Rue Visconti Nummer 14, in einem Altbau mit einer preußischblauen Haustür, einem Innenhof, rissigen Wänden, Sandsteinpflaster, einem Concierge mit gepflegten Umgangsformen und zusammen mit einem kleinen Hund, der selten bellt, weil er sehr alt ist und den Tag schlafend am Fenster verbringt. Einem Fenster, das nicht richtig schließt. Die Wohnung ist klein, hat zwei Zimmer, einen Marmorkamin, in der Küche Terrakottafliesen, die nach mehreren Jahrhunderten und Tausenden Füßen ziemlich abgetreten sind, und ein gefährlich unebenes Parkett. Das alles ist nicht verwunderlich, denn der erste offizielle Eintrag zu diesem Haus ist vom 17. März 1580, als Sédille Martin das Gebäude an Louis Claude Bertrand und Ehefrau verkaufte. Nachdem es anschließend mehrfach vererbt wurde, gehörte es schließlich irgendwelchen Neffen, die es im Jahr 1691 erneut verkauften. Einer von ihnen hieß Jean-Baptiste Hallor de Serransville oder Ferranville, was nicht mehr genau zu ermitteln ist. Nur wenige Jahre später wurde es von einem Berater im Stadtparlament von Paris namens Louvencourt erworben, dem damals das Haus Nummer 16 in derselben Straße gehörte. Zu dieser Zeit waren dort, wie in anderen Häusern im selben Viertel, einige Soldaten der ersten Kompanie der Musketiere untergebracht, der Leibwache des Königs. Als Louvencourt etwa um 1772 starb, stritten sich seine Kinder um das Erbe, sodass das Haus am 9. Mai 1777 erneut verkauft wurde, diesmal an Pierre Elie Barraux Desgranges. Und so wanderte das Gebäude von Hand zu Hand, von Erbe zu Erbe, wurde verkauft und wiederverkauft und war zeitweise von wechselnden Malern und Kunsthändlern bewohnt. Die jetzigen Eigentümer werden trotz des Reichtums, den sie angehäuft haben, wohl vor allem wegen ihres unglaublichen Geizes in die Geschichte des Gebäudes eingehen. Monsieur Frémont, der ein unglaublicher Angeber ist, gehörte vormals beinah der ganze Ort Bormes-les-Mimosas, und Madame Frémont stattet Kirchen und Kathedralen mit Kunstwerken aus, ist mit einigen berühmten Malern befreundet und sich durchaus der Tatsache bewusst, dass das Haus in der Rue Visconti einmal Delacroix beherbergte. Doch anders als man glauben mag, sieht das Ehepaar keine Veranlassung, in das Haus zu investieren, sondern ist dafür bekannt, sogar verblühte Blumen vom Friedhof zu holen, um sie im eigenen Garten einzupflanzen.

Und so verging die Zeit bis heute.

An jenem Fenster, das nicht richtig schließt und von dem aus man über die Dächer von Paris blicken kann, hat Doña Mercedes einen kleinen Beistelltisch platziert, auf dem immer ein Krug mit Blumen steht. Heute ist der Krug jedoch leer. Denn um diese Uhrzeit liegt der Strauß mit seinen verwelkten Blättern und Blüten bereits in einer Tüte verpackt im Abfalleimer des Innenhofs, wo ihn der Concierge mit dem Besenstiel ganz nach unten geschoben hat.

»Bonjour, Madame.«

»Bonjour, Julien. Was für ein schöner Tag.«

»Die letzten Sonnenstrahlen des Sommers. Seien Sie vorsichtig, am Eingang ist es nass, den hab ich gerade mit dem Schlauch abgespritzt. Das ist kein Regenwasser. Das war ich.«

»Danke, ich sehe schon ... Einen schönen Tag noch.«

Zwei Vögel, die aus der Pfütze Wasser trinken, fliegen davon, als Doña Mercedes durch die Tür auf die Straße tritt.

Hin und wieder ist eine Frau in den Blumenladen von Monsieur Dominique gekommen, die dort Blumen kaufte und im Hinausgehen versonnen an den Blüten schnupperte. Oft hatte er sich gefragt, wer sie wohl war und für wen die Blumen bestimmt waren. Dann sind ihre Besuche ausgeblieben, und ihre Abwesenheit ist eine der offenen Fragen, die jeden Tag das Geschäft erfüllen. Wo die Blumen wohl jetzt sind? Und diese Frau? Wo ist sie? Seit der Tod bei Monsieur Dominiques Arbeit eine Rolle spielt, spürt er, dass seine Aufgabe nicht allein darin besteht, Sträuße zu binden. Denn alles ist, wie Violeta später sagen würde, »ein rätselhaftes Spiel von Schmerz und Leben«.

Die Türglocke schlägt zweimal, während Monsieur Dominique noch immer wie ins Gebet vertieft auf dem Boden kniet und sich intensiv mit den Ringelblumen beschäftigt, an denen er herumschneidet. Doña Mercedes hat, mit Einkaufstaschen beladen, das Geschäft betreten und sieht ihn eindringlich an, doch er bemerkt sie nicht. Sie beschließt, die Tür noch einmal zu öffnen und wieder zu schließen, um die Türglocke ein weiteres Mal erklingen zu lassen. Nichts. Schließlich räuspert sie sich.

»Monsieur? Monsieur Dominique, könnten Sie mich vielleicht bedienen? Hallo?«

»Oh, natürlich, entschuldigen Sie! Ich habe Sie gar nicht kommen hören.«

Doña Mercedes nickt, und trotz des Lächelns wirkt sie ein wenig ungehalten.

»Bitte tausend Mal um Entschuldigung ...«, sagt Monsieur Dominique und legt die Gartenschere auf dem Verkaufstresen ab. »Haben Sie schon länger gewartet? Oh, lieber Gott, ich bin vielleicht ein Tölpel! Und halb taub dazu! Ich fange an, zu gießen und die Blätter zu schneiden, und vergesse dabei das Wichtigste: dass ich ja nicht ohne Grund hier im Laden bin.«

»Ich habe Ihnen schon letzte Woche gesagt, dass Sie öfter mal die Batterien in Ihrem Hörgerät wechseln sollten, sonst werden Sie eines Tages noch während des Blumenschneidens ausgeraubt. Sie würden überhaupt nichts davon mitbekommen. Die Diebe könnten in aller Ruhe die Kasse öffnen, das Geld herausnehmen und damit verschwinden ...«

»Was sagen Sie?«

»Sie werden noch mal ausgeraubt werden, Monsieur Dominique! Aus-ge-raubt! Und es nicht mal mitbekommen.«

»Na, wenn ich es nicht mitbekomme, ist das doch, als wären gar keine Diebe da gewesen.«

»Na, Sie machen mir Spaß!«

»Es ist doch so: Die meisten Dinge werden erst dann zum Problem, wenn wir uns ihrer bewusst werden. Sollte also jemand hier hereinkommen, der etwas stiehlt, und mir fällt das gar nicht auf, bedeutet das doch nur, dass ich das, was nicht mehr da ist, auch nicht brauche.«

»Sie sind ja ein Philosoph, Monsieur Dominique! Wenn das so ist, werde ich jetzt allen sagen, dass sie hier ruhig etwas stehlen können.«

»Uns schmerzt nur der Verlust von etwas, was wir wirklich vermissen. Denken Sie nicht auch, Doña Mercedes?«

»Aber es ist doch so, dass ...« Sie gibt sich geschlagen. »Ich habe manchmal wirklich Angst um Sie, Monsieur Dominique.«

»Haben Sie keine Angst. Ich will niemandem Angst machen.«

»Sie machen auch niemandem Angst. In unserem Alter lehren wir wohl niemanden mehr das Fürchten. Nein, nein, ich habe Angst vor dem, was passieren könnte. Sie sind hier immer so allein mit Ihren Blumen ... Und ehrlich gesagt habe ich schon öfter junge Leute mit Blumen in der Hand hier herausgehen sehen, von denen ich mir nicht sicher bin, ob sie überhaupt ...«

»Dann waren sie sicher verliebt.«

Doña Mercedes seufzt in komischer Verzweiflung.

»Sie sind unverbesserlich!«, ruft sie aus.

»Wenn es doch wahre Liebe ist ...« Monsieur Dominique schmunzelt. »Haben Sie noch nie aus Liebe Blumen gepflückt?«

»Gepflückt schon, aber nicht gestohlen.«

»Als kleiner Junge habe ich die Blumentöpfe unserer Concierge geräubert, die waren wundervoll. Und noch öfter bin ich auf dem Blumenmarkt herumgeschlichen, wenn meine Mutter Samen gekauft hat, und habe hier und dort eine Blume stibitzt.« Monsieur Dominique macht eine Geste, als pflückte er mit den Fingern die Blütenblätter einer Blume ab. »Schließlich habe ich unsere Concierge davon überzeugt, Rosen zu pflanzen. Und die haben dann den Neid der ganzen Straße erregt. Wenn zum Fegen oder um Wasser auszuschütten das Tor geöffnet war, blieben die Leute auf der Straße stehen, um die Rosen zu bewundern, die so herrlich dufteten. Natürlich kam es, wie es kommen musste: Wir Kinder konnten der Versuchung nicht widerstehen.«

Er lächelte.

»Sie war stolz auf ihre Rosen, die bis zum dritten Stock hinaufrankten. Und wenn sie uns Kinder gesehen hat, hat sie ihre großen, hervorstehenden Augen zusammengekniffen und in den Briefkästen nachgesehen, ob wir dort unsere Beute versteckt hatten.«

»Nun weiß ich also, was Sie zu einem solchen Blumenfreund gemacht hat ...«

»Dafür gibt es viele Gründe!« Er winkt verlegen ab. »Aber es stimmt, dass die Blumen zum Glück oder auch leider ein Teil meines Lebens sind.«

Monsieur Dominique ist klar, dass dies ein wenig seltsam klingen muss. Und es ist auch seltsam, aber er weiß, dass Mercedes, die aus Spanien nach Paris gekommen ist, einiges vom Leben kennt und sich nicht wundern würde.

»Ja ... Als Kind macht man viele Dummheiten ...«, sagt sie schließlich, um die Stille zu durchbrechen, die sich auf einmal eingestellt hat.

»Ich glaube, ich bin vor Schreck fast gestorben, wenn diese Frau mich mit ihren riesigen blauen Glupschaugen angestarrt hat und ich die geklauten Rosen hinter dem Rücken versteckt hielt. Manchmal habe ich mir in der Eile an den Dornen die Hände blutig gerissen. Wir hatten wirklich Angst vor ihr, aber...
mehr

Autor

Màxim Huerta wurde 1971 in Valencia geboren und arbeitet als Journalist und Schriftsteller. Er ist ein in Spanien sehr bekannter Fernsehmoderator und schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitschriften, unter anderem für "National Geographic". Auch als Autor von Theaterstücken hat er sich einen Namen gemacht. In Spanien hat er bereits vier sehr erfolgreiche Romane veröffentlicht. Für sein letztes Buch "La noche soñada" wurde er 2014 mit dem Premio Primavera ausgezeichnet. "Der Blumenladen der Mademoiselle Violeta" ist sein bisher erfolgreichstes Buch und stand monatelang an der Spitze der spanischen Bestsellerliste.