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Kaputte Herzen kann man kleben

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am25.06.20211. Aufl. 2021
Hebamme Luisa ist alleinerziehend. Ihr Ex entzieht sich seinen Verpflichtungen, wo er kann. Als Luisas Rücken die Notbremse zieht, muss sie mit ihrer kleinen Tochter eine Auszeit nehmen: bei der exzentrischen Tante in St. Peter-Ording. Die geschickten Hände des verschlossenen Physiotherapeuten Tom helfen ihr wieder auf die Beine, doch die Seele will nicht recht nachziehen. Bis sie am Strand auf ein Grüppchen Frauen trifft, das es sich zum Motto gemacht hat, fünfe gerade sein zu lassen. Und auch Tom ist auf einmal nicht mehr so verschlossen ...


Kristina Günak wurde 1977 in Norddeutschland geboren. Nachdem sie jahrelang als Maklerin arbeitete sowie als Mediatorin und systemischer Coach tätig war, ist 2011 ihr erster Roman erschienen. Seither hat sie sich mit ihren humorvollen Büchern unter Liebesromanleserinnen einen Namen gemacht. Sie schreibt auch unter dem Pseudonym Kristina Valentin. Weitere Informationen unter: kristina-guenak.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextHebamme Luisa ist alleinerziehend. Ihr Ex entzieht sich seinen Verpflichtungen, wo er kann. Als Luisas Rücken die Notbremse zieht, muss sie mit ihrer kleinen Tochter eine Auszeit nehmen: bei der exzentrischen Tante in St. Peter-Ording. Die geschickten Hände des verschlossenen Physiotherapeuten Tom helfen ihr wieder auf die Beine, doch die Seele will nicht recht nachziehen. Bis sie am Strand auf ein Grüppchen Frauen trifft, das es sich zum Motto gemacht hat, fünfe gerade sein zu lassen. Und auch Tom ist auf einmal nicht mehr so verschlossen ...


Kristina Günak wurde 1977 in Norddeutschland geboren. Nachdem sie jahrelang als Maklerin arbeitete sowie als Mediatorin und systemischer Coach tätig war, ist 2011 ihr erster Roman erschienen. Seither hat sie sich mit ihren humorvollen Büchern unter Liebesromanleserinnen einen Namen gemacht. Sie schreibt auch unter dem Pseudonym Kristina Valentin. Weitere Informationen unter: kristina-guenak.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751703659
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum25.06.2021
Auflage1. Aufl. 2021
SpracheDeutsch
Dateigrösse1447 Kbytes
Artikel-Nr.5420488
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 2

»Du siehst ja aus wie ein Schluck Wasser in der Kurve.« Nordische Freundlichkeit schlug mir vor dem kleinen Bahnhof in St. Peter-Ording entgegen. Ich wankte. Die Rückenschmerzen drückten mir förmlich die Luft ab, und ich spürte Amelies sorgenvollen Blick auf mir. Ich war noch nicht mal mehr in der Lage, die Schultern zu straffen, doch der Blick meiner Tochter brachte mich dazu weiterzumachen. Wenigstens so zu tun, als wäre alles normal. Als wäre ich normal.

»Moin Fiete«, sagte ich und klang dabei tatsächlich fast normal. »Hat Mimi keine Zeit?«

Fiete, Mimis hübsch anzusehender Stallbursche, der neben dem alten Geländewagen meiner Tante stand, schüttelte stumm den Kopf.

»Kannst du bitte die Rucksäcke nehmen?«, fragte ich und machte eine vorsichtige Handbewegung zu unserem Gepäck, während Fiete weiterhin nur nordisch guckte.

»Mama hat ganz dolle Rückenschmerzen«, erklärte ihm Amelie überraschend leise und ergriff meine Hand, um mich festzuhalten und sich vielleicht auch ein bisschen. Ich war seit acht Jahren ihre Mutter und ihre Superheldin. Auf der gleichen Stufe mit Captain Amerika. Unverwundbar. Allwissend. Erwachsen. Seit einigen Wochen allerdings war ich nicht mehr in der Lage, diese Fassade aufrechtzuerhalten, und mein Kind erhaschte immer wieder einen Blick dahinter. Das war nicht gut, aber ich konnte nichts dagegen tun.

Irgendwie schaffte ich es, auf den Beifahrersitz zu klettern und mich mit letzter Kraft anzuschnallen. »Amelie«, sagte ich dann leise. »Bist du angeschnallt?« Nachsehen konnte ich nicht, das gab mein Rücken einfach nicht her. Ich konnte nur ganz still dasitzen und geradeaus schauen.

»Hier braucht man sich nicht anzuschnallen«, brummte Fiete.

»Klar. Weil du unzerstörbar bist. Dann braucht man das nicht«, murmelte ich, während Amelie hinter mir brüllte: »Ja! Angeschnallt!«

Fiete brummte wieder irgendetwas und parkte die nach Pferd, Hund und Ziege stinkende Karre rückwärts aus, um dann auf die Dorfstraße einzubiegen. Wir schwiegen. Fiete und ich waren keine Freunde. Und würden wohl auch keine mehr werden. Ob er neben seiner Arbeit auf dem Hof auch noch ein eigenes Leben hatte, wusste ich nicht. Was ich allerdings wusste, war, dass Fiete ein penetranter Klugscheißer war, nach eigenen Angaben alles konnte und ein Problem mit Frauen hatte. Dabei sah er auch noch ziemlich gut aus, so ein bisschen wie Chris Hemsworth. Ich hatte mir erst kürzlich, in einer schmerzvollen und deswegen schlaflosen Nacht, Thor angesehen, und der Superheld hatte mich begeistert. Jetzt fühlte es sich an, als würden wir von Thor persönlich abgeholt werden. Einem sehr übellaunigen und wortkargen Thor. Warum dieser Prototyp des testosterondurchseuchten Mannes ausgerechnet bei meiner Tante arbeitete, die Männern grundsätzlich nicht über den Weg traute, hatte ich nie verstanden, aber irgendwie kamen die beiden miteinander klar.

»Guck mal, Mama!«, rief Amelie aufgeregt, und ich drehte mühsam den Kopf. Eine Herde Ponys stand entspannt grasend auf einer der großen Wiesen an der Straße, hinter der sich die ersten geduckten Reetdachhäuser aufreihten.

Fiete verließ die Hauptstraße und bog nach links ins Landesinnere ab. Einen kurzen Moment lang begleiteten uns noch die unzähligen zu Ferienhäusern umgewidmeten Häuser mit ihren Steinwällen, auf denen prachtvolle Rosen wuchsen, dann war das weite Land da. Der Wind rüttelte an dem hohen Geländewagen, und riesige Wolkenberge türmten sich am Himmel. Zwischen ihnen blitzte das satte Tiefblau des nahenden Abends hervor und ließ den Himmel weiter und größer erscheinen als bei uns im Süden. Als gäbe es hier einfach viel mehr Himmel. Die Straße war einspurig, links und rechts gesäumt von satten Wiesen, auf denen Kühe und Schafe weideten. Ein paarmal musste Fiete entgegenkommenden Fahrradfahrern ausweichen, was er jedes Mal mit einem mürrischen Laut kommentierte. Und ich biss jedes Mal die Zähne zusammen, weil der alte Geländewagen dabei unerhört heftig über den Seitenstreifen rumpelte. Amelie gab immer wieder verzückte Laute von sich. Sie liebte Schafe, Kühe und Pferde. Eigentlich liebte sie alles, was atmete.

Als Fiete das nächste Mal mit voller Geschwindigkeit ein Schlagloch nahm, gab ich einen gequälten Laut von mir. »Fahr langsamer!«, knurrte ich.

»Warum?«, knurrte Fiete zurück.

»Ich hab Rücken!«, erwiderte ich, woraufhin Fiete mir einen knappen Seitenblick zuwarf - und nicht langsamer fuhr. In seinem Gesicht stand deutlich zu lesen, dass Rücken kein Grund war, um langsamer zu fahren. Kopf ab vielleicht, aber nicht Rücken.

»Muss die Pferde füttern. Hab keine Zeit«, schob er dann noch hinterher.

Ich biss weiter die Zähne zusammen.

»Da ist es!«, brüllte Amelie, und der Wagen erbebte ob ihrer lauten Stimme, aber tatsächlich war Mimis Rosenhof am Horizont aufgetaucht. Und trotz allem, was geschehen war, flammte für einen kurzen Moment ein warmes Gefühl in meinem Herzen auf. Offenbar glaubte meine Seele immer noch, dass der Rosenhof ihre Heimat war.

Mimi hatte ihn vor fünfzehn Jahren gekauft. Er lag ein wenig außerhalb von Böhl, dicht am Deich, aber gut geschützt durch die zehn Dicken, wie wir die riesigen Bäume, die den alten Hof wie einen Schutzwall vor der Außenwelt abschlossen, damals getauft hatten. Das alte Bauernhaus und der Stall standen auf einer kleinen Anhöhe und waren schon von Weitem gut sichtbar.

Amelie war erst zweimal hier gewesen. Einmal mit drei, das andere Mal mit fünf Jahren. Seitdem hatte der Rosenhof sich als magische Fantasie in ihrem kleinen Kopf gefestigt, und so war er in ihrer Vorstellung zu einem Ort geworden, an dem es Honig regnete, Ponys tanzten, Ziegen schmissige Lieder sangen und den ganzen Tag die Sonne schien, während frischer Kuchen gereicht wurde.

»Ich freue mich so!«, rief sie jetzt noch hinterher, und das entrang mir dann doch ein Lächeln.

»Das ist schön«, erwiderte ich und betrachtete das Backsteinensemble, das immer näher kam. Rund um den Hof erstreckten sich weite Wiesen, nur unterteilt durch die üblichen Büsche und Sträucher. Eine wie verrückt blühende Wildrosenhecke stand in der Auffahrt Spalier, und der Wagen rumpelte, jetzt freundlicherweise etwas langsamer, über das alte Kopfsteinpflaster in den Innenhof. Herr Schröder, ein riesiger schwarzer, zottiger Hund, tauchte mit der Rute wedelnd auf und lief um das Auto herum. Ihn kannte ich noch von meinem letzten Besuch.

Wir stiegen aus, und der Hund schnüffelte intensiv an uns, doch ich schob ihn ein wenig von Amelie weg, denn sein und ihr Gesicht befanden sich fast auf gleicher Höhe. Herr Schröder jedoch ließ sich von mir nicht weiter beeindrucken. Er hatte ganz offensichtlich großes Interesse an Amelie, die ein erschrockenes Juchzen von sich gab.

»Fiete, kannst du mal den Hund wegnehmen?« Ich schob mich jetzt zwischen mein Kind und das riesige Tier. »Los, ab!«, sagte ich energisch und wedelte mit den Händen, was Herr Schröder jedoch eher lustig zu finden schien, denn er trat mir erst auf den Fuß und versuchte mir dann durch das Gesicht zu lecken. Fiete stand reglos daneben und sah ihm dabei zu. »Nimm bitte den Hund weg!«

»Er will euch nur kennenlernen«, sagte Fiete, beförderte aber doch wenigstens unsere Rucksäcke aus dem Kofferraum.

»Er kennt mich«, erwiderte ich und schob das schwarze Ungetüm mit der Hüfte weg, was mein Rücken mit einem scharfen Schmerz quittierte.

»Woher sollte er dich kennen?« Fiete ließ die Rucksäcke mit einem Plumps auf den Boden fallen. »Warst doch schon Ewigkeiten nicht mehr hier.«

»Von meinem letzten Besuch«, erwiderte ich genervt. »Ich rieche jetzt nicht anders.«

Fiete grinste. »Das ist nicht Herr Schröder.«

»Sondern?«

»Frau Ahorn.«

»Und wo ist Herr Schröder?« Ich richtete mich mit schmerzendem Rücken auf, um Ausschau zu halten, ob gleich noch ein zweites riesenhaftes Geschöpf angeprescht kam.

»Tot.«

Amelie, die noch immer hinter mir in Deckung stand, zog scharf die Luft ein, und ich blickte auf. Frau Ahorn setzte sich endlich hin. »Wie, tot?«

»War alt. Ist gestorben. Das ist Herr Schröder 2.0«, erklärte Fiete, schmiss sich die Rucksäcke über die Schulter und marschierte zum Haus. Jedoch nicht, ohne einmal leise zu pfeifen, woraufhin Frau Ahorn losraste und uns in einer Staubwolke zurückließ.

Wenn man das uralte Bauernhaus betrat, befand man sich sofort in der Küche. Sie war der größte Raum im ganzen Haus, und hier hatte Mimi damals einige Umbauarbeiten vorgenommen, während der Rest in altem »Glanz« vor sich hin moderte. Nur der Stall war saniert und um große Außenboxen erweitert worden. Im ehemaligen Schweinestall lebte eine Ziegenherde, und in der Scheune lagerte meine Tante das Heu und Stroh.

Fiete wohnte etwas außerhalb in einem der umliegenden Dörfer, aber er war auch schon wieder verschwunden und hatte unser Gepäck achtlos auf die schwarz-weiß gemusterten Fliesen geworfen.

»Das ist so schön«, hauchte Amelie und betrachtete die alte Holzküche, die in einem zarten Taubenblau gestrichen war. Sie war so beeindruckt, dass sie tatsächlich flüsterte wie in einer Kirche. Die Arbeitsplatte der alten Küchenzeile war mit weißen Fliesen versehen, und meine Tante hatte einen uralten Gasherd, der sich monströs ausnahm, in dieser alten Bauernküche aber perfekt ins Gesamtbild passte. Vorsichtig setzte ich mich auf einen der zwölf Holzstühle, die um den riesigen Tisch herumstanden. Auf der zerkratzten Platte lag ein Zettel:

Musste leider noch...

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Kristina Günak wurde 1977 in Norddeutschland geboren. Nachdem sie jahrelang als Maklerin arbeitete sowie als Mediatorin und systemischer Coach tätig war, ist 2011 ihr erster Roman erschienen. Seither hat sie sich mit ihren humorvollen Büchern unter Liebesromanleserinnen einen Namen gemacht. Sie schreibt auch unter dem Pseudonym Kristina Valentin. Weitere Informationen unter: kristina-guenak.de
Kaputte Herzen kann man kleben

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt