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Leuchtturmeltern

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am18.03.20211. Auflage
Familienglück trotz Pubertät In Familien mit pubertären Kindern kommt es häufig zu Diskussionen, Rückzug, Wut und Streit. Doch oft ist die Ursache nicht das Verhalten der Kinder, sondern das der Eltern. Denn wenn Eltern sich nicht über ihre Werte und Wünsche im Klaren sind und nicht gut für sich selbst sorgen, können sie ihrem Nachwuchs keine Orientierung geben. Die Familientherapeutin Melanie Hubermann erklärt anhand von Fallbeispielen aus ihrer Praxis, wie das Konzept der New-Authority Eltern helfen kann, wieder gut in Kontakt mit sich zu kommen, eine starke Präsenz auszustrahlen, Regeln und Strukturen einzuführen sowie Konflikte konstruktiv zu lösen. So werden sie zu Leuchttürmen, die in der Lage sind, ihre Kinder gut durch die Pubertät zu navigieren.

Melanie Hubermann ist systemische Therapeutin für Familien-, Paar- und Einzeltherapie, New-Authority-Trainerin und Geschäftsführerin des >balagan-Therapiezentrums<. Die Mutter dreier Töchter lebt mit ihrer Familie in Berlin. In ihrer Praxis erlebt sie immer wieder kompetente und liebende Eltern, die verunsichert sind und sich hilflos und allein fühlen. Melanie Hubermann gibt ihnen ihr Vertrauen in ihr Bauchgefühl zurück und praktische Tipps an die Hand.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextFamilienglück trotz Pubertät In Familien mit pubertären Kindern kommt es häufig zu Diskussionen, Rückzug, Wut und Streit. Doch oft ist die Ursache nicht das Verhalten der Kinder, sondern das der Eltern. Denn wenn Eltern sich nicht über ihre Werte und Wünsche im Klaren sind und nicht gut für sich selbst sorgen, können sie ihrem Nachwuchs keine Orientierung geben. Die Familientherapeutin Melanie Hubermann erklärt anhand von Fallbeispielen aus ihrer Praxis, wie das Konzept der New-Authority Eltern helfen kann, wieder gut in Kontakt mit sich zu kommen, eine starke Präsenz auszustrahlen, Regeln und Strukturen einzuführen sowie Konflikte konstruktiv zu lösen. So werden sie zu Leuchttürmen, die in der Lage sind, ihre Kinder gut durch die Pubertät zu navigieren.

Melanie Hubermann ist systemische Therapeutin für Familien-, Paar- und Einzeltherapie, New-Authority-Trainerin und Geschäftsführerin des >balagan-Therapiezentrums<. Die Mutter dreier Töchter lebt mit ihrer Familie in Berlin. In ihrer Praxis erlebt sie immer wieder kompetente und liebende Eltern, die verunsichert sind und sich hilflos und allein fühlen. Melanie Hubermann gibt ihnen ihr Vertrauen in ihr Bauchgefühl zurück und praktische Tipps an die Hand.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423438414
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum18.03.2021
Auflage1. Auflage
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1091 Kbytes
Artikel-Nr.5424247
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 1
Der Leuchtturm - Die Welt braucht starke Eltern!


Beates Tochter Maya ist wütend. Sie ist mit Freundinnen zum Schwimmen verabredet. Doch Beate hat ein Familiengrillfest geplant und Maya hat keine Lust darauf. Mit dreizehn gehören Familienevents nicht mehr zu ihren bevorzugten Freizeitaktivitäten. Also stampft Maya mit den Füßen auf, starrt ihre Mutter mit großen Augen an und sagt erst mal gar nichts. Beate redet auf sie ein, versucht, etwas auszuhandeln, aber Maya reagiert nicht. Dann schimpft sie vor sich hin, fühlt sich unverstanden, findet die ganze Familie doof und rennt in ihr Zimmer. Das Türenknallen ist der Schlussakt ihres Wutauftrittes.

Beate ist unsicher. Sie möchte ihre Tochter beim Familiengrillen dabeihaben. Aber sie versteht auch, dass Maya in einem Alter ist, in dem man sich immer mehr abnabelt, und dass dieser Prozess wichtig für ihre Entwicklung ist. Und natürlich möchte sie sie auch nicht von ihren Freundinnen isolieren. Je länger Beate über die Situation nachdenkt, desto wütender wird sie jedoch. Sie fühlt sich machtlos, missverstanden und allein. Ihre Gefühle schnüren Beate fast die Luft ab. Am liebsten würde sie mit aller Macht zeigen: Ich bestimme, was richtig ist. Und das geht nur laut. Sie geht zu Mayas Zimmer, reißt die Tür auf und brüllt, dass sie auf gar keinen Fall heute das Haus verlassen wird! Und nun eskaliert die Situation erst recht ...

Szenen wie diese kennen viele Eltern, die Kinder im pubertären und vorpubertären Alter haben. Typische Konfliktthemen sind Schule, »falsche« Freunde oder die Nutzung von sozialen Medien. Und nicht selten reagieren Eltern mit Unsicherheit, Wut und Hilflosigkeit. Das Problem daran: Machtdemonstrationen bringen Eltern und Kinder auseinander. Sie verstehen sich nicht mehr und verlieren den Kontakt zueinander. Nicht selten münden solche Streitsituationen in aggressive Machtkämpfe, die einen Dialog unmöglich machen.

Im Umgang mit Konflikten gibt es verschiedene Strategien. Die Reaktionen, die ich oben geschildert habe, erinnern an den sogenannten autoritären Erziehungsstil: Das Kind wird durch Distanz, Furcht und Gehorsam von der Bezugsperson kontrolliert. Die Eltern stehen ganz oben auf der Hierarchieleiter und sind immun gegen Kritik, die Kinder stehen ganz unten. Und um sich durchzusetzen, verhängen die Eltern Strafen. Doch der Versuch, durch Machtausübung die Kontrolle wiederzugewinnen, erzeugt noch mehr Widerstand beim Kind. Wir Erwachsenen können nur unser eigenes Handeln, Denken und unsere Gefühle kontrollieren, nicht aber unsere Kinder!

Die antiautoritäre Erziehung wurde in den Siebzigerjahren als revolutionäres Gegenkonzept gefeiert. Sie setzte auf Begegnung, Offenheit, Freiheit, Ermutigung und Vertrauen. Man müsse das Kind nur tun lassen, was es wolle, dann werde es sein Potenzial schon entfalten. Elterliches Regulieren wurde verpönt. Die Ergebnisse zu diesem Erziehungskonzept sind ernüchternd. Seit den Achtzigerjahren ist wissenschaftlich gut belegt, dass die Kinder, die sich nach diesem Erziehungsmodell nie anpassen mussten, im Schnitt eine geringe Frustrationstoleranz und, je nach Temperament des Kindes, eine Tendenz zur Grenzüberschreitung oder zu ängstlich-depressivem Rückzug zeigen.

Das Dilemma unserer Generation besteht darin, dass wir Autorität, wie wir sie kennen und wie viele von uns sie gelernt haben, nicht mehr zur Anwendung bringen können und wollen. Andererseits hat sich auch die antiautoritäre Erziehung als schwierig erwiesen. Die althergebrachten Strategien taugen also nichts. Gleichzeitig sehe ich in meiner Arbeit als Familientherapeutin und auch als Mutter, dass das Aufgabenfeld von Eltern größer und herausfordernder geworden ist und dass die Ansprüche der Gesellschaft gestiegen sind - und die der Eltern an sich selbst.

In meiner Praxis in Berlin erlebe ich seit Jahren tagtäglich kompetente und liebende Eltern, die sich als völlige Versager sehen. Sie sind verunsichert, fühlen sich hilflos und allein. Es fehlt ihnen etwas ganz Grundsätzliches: Vertrauen in ihr Bauchgefühl, in ihren Instinkt und Unterstützung. Kein Wunder, wer heute Kinder großzieht, hat einen komplexen Job. Eltern sind Manager, Psychologen, Sozialarbeiter und Pädagogen, am besten auch noch Experten für Gesundheit, Sport und Ernährung. Kinder sollen sozial kompetent sein, neugierig auf die Welt, offen für Neues, eine eigene Meinung haben, reflektiert und selbstbewusst sein. Schon die Schulzeit verlangt neben dem normalen Lernstoff mehr Engagement, Praktika und klare Pläne für die Zukunft, Auslandsaufenthalte sind beinahe ein Muss geworden. Das Überangebot an Möglichkeiten überfordert sowohl Eltern als auch Jugendliche. Welche Eltern können beurteilen, welche Chancen ihr Kind mit einer bestimmten Ausbildung hat? Oder welches Studium richtig und sinnvoll ist? Gleichzeitig hat das Internet vieles verändert. Vorbilder sind heute Influencer und Blogger aus einer virtuellen Welt, in der sich viele Eltern nicht gut auskennen, und kommuniziert wird fast ausschließlich über Social Media.

Besonders knifflig wird es, wenn Kinder sich der Pubertät nähern und sich verstärkt abnabeln wollen. Natürlich entwickeln Kinder sich vom ersten Lebenstag an zu einem Individuum, das sich abgrenzt und eine eigene Persönlichkeit ausprägt. Aber während der Babyphase ist der Urinstinkt der Mutter stark ausgeprägt und die Anforderungen an das elterliche Handeln liegen klar auf der Hand. Zudem kann ein Baby nur in beschränktem Maße Entscheidungen fällen und Interessen, die über das archaische Versorgtwerden hinausgehen, äußern. Auch in der Kleinkindphase ist es für Eltern noch relativ leicht zu erkennen, wann die Kinder Unterstützung, Hilfe und Erklärungen brauchen und wann man die Kleinen ihre eigenen Erfahrungen machen lässt.

Ab dem Beginn der Vorpubertät, die sich zwischen acht und zehn Jahren anbahnt, wird es für Eltern schwieriger. Die Kinder beginnen, sich immer deutlicher abzugrenzen, die Familie erlebt mehr Diskussionen, Rückzug, Wut und Streit. Für die Eltern startet zum Teil ein sehr schmerzhafter Prozess. Oft erlebe ich die Eltern verzweifelt und ratlos in diesen Situationen. Dabei ist die Entwicklung ihres Kindes gesund. Durch die Suche nach einem neuen Erziehungsstil, der sich von Althergebrachtem unterscheidet, und der Unsicherheit, sich auf eigene natürliche Instinkte zu verlassen, haben viele noch nicht den passenden Weg für sich entdeckt, wie sie starke Eltern für eine herausfordernde Zeit sein können.

Auf der Suche nach einer Lösung kam mir folgendes Bild in den Sinn: Stellen sie sich einen Hafen ohne Leuchtturm vor, in dem also ein klarer, fester Orientierungspunkt fehlt. Das mag bei schönem Wetter einigermaßen funktionieren, aber wenn ein Sturm aufzieht, das Meer unruhig und der Himmel düster wird und die Wellen höher gehen, gibt es Probleme. Heimkehrende Boote können den Weg in den Hafen und zu ihrem Anlegeplatz nicht finden, auslaufende Schiffe stampfen ohne Sichthilfe aufs offene Meer hinaus und drohen in der rauen See verloren zu gehen.

Kinder sind wie Boote, sie brauchen Orientierung, einen Rahmen und klare Strukturen. Es ist völlig natürlich und in Ordnung, dass sie hinausziehen und die Welt entdecken wollen, aber dazu brauchen sie unsere Anleitung. Eine sichere Bindung zu ihren Eltern gibt ihnen Halt, starke Eltern zeigen ihnen den Weg durch ruhige wie unruhige Zeiten, sie sind der Leuchtturm im Leben ihrer Kinder. Wenn es diese Rahmenbedingungen nicht gibt, entsteht Chaos. Denn Orientierungslosigkeit und unklare Entscheidungen verunsichern das ganze Familiensystem. Kinder verlieren sich, können übertrieben laut, hippelig, aggressiv oder sogar depressiv werden, wenn sie sich bei ihren Eltern nicht sicher, nicht klar angeleitet fühlen.

Stellen Sie sich umgekehrt jetzt einen Hafen vor, in dem der Leuchtturm regelmäßig besetzt ist und jeder sich darauf verlassen kann, dass er zu festen Zeiten sein Licht über den Hafen und das offene Meer schweifen lässt. Jedes Boot, jedes Segelschiff hat seinen festen Anlegeplatz, findet jederzeit sicher in den Hafen und wieder hinaus, selbst wenn die See wieder rauer wird.

Wie kann es Eltern heute - mit all der Verunsicherung, die das Elternsein, aber auch die moderne Welt, die neuen Medien etc. mit sich bringen - gelingen, unverwüstliche Leuchttürme zu sein, mit einem festen Stand, einem guten Überblick, der Fähigkeit, Ordnung und Struktur zu geben und Grenzen zu setzen?

Auf meiner Suche nach neuen Methoden habe ich in Israel Idan Amiel kennengelernt. Er ist klinischer Psychologe und Direktor der psychologischen Elternberatungsstelle im Schneider-Kinderkrankenhaus, dem größten Kinderkrankenhaus des Nahen Ostens. Das spezialisierte Psychologenteam beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Phänomen »orientierungsloser Eltern«.

Denn auch in Israel ist die Modernisierung nicht spurlos an den Familien vorbeigegangen. Traditionell stellt die israelische Gesellschaft Kinder über alle Bedürfnisse. Kinder sind das Symbol für Leben und Überleben. Jedes Kind ist ein Geschenk und wird geliebt und gefördert, so, wie es ist. Die Gesellschaft formt sich um das Kind und nicht das Kind um die Gesellschaft. Aber das viele Arbeiten, die rasende Entwicklung der digitalen Welt und die ständige Angst um die Sicherheit der Kinder, ausgelöst durch die politische Situation, hat israelische Eltern ängstlich und unsicher gemacht. Sie scheuen sich davor, Grenzen zu setzen, und es fehlt an klaren Ansagen. Psychologen beobachten seit Jahren ansteigende Aggressivität von Kindern gegen ihre Eltern, Schuldistanzierung sowie Depressionen und Ängstlichkeit bei Kindern und Jugendlichen. Es brauchte eine Methode, die mit den Eltern arbeitet...
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Autor

Melanie Hubermann ist systemische Therapeutin für Familien-, Paar- und Einzeltherapie, New-Authority-Trainerin und Geschäftsführerin des >balagan-Therapiezentrums
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Hubermann, Melanie