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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Atlantik Verlagerschienen am05.05.2021
'Ein Liebesroman von größter Intensität.' Le Monde  In einer abgelegenen Pariser Bar treffen Marianne, eine junge Kulturredakteurin und der Landschaftsarchitekt Virgile, der eigentlich auf Männer steht, zusammen. Es ist gegen alle Wahrscheinlichkeit Liebe auf den ersten Blick, eine jener Lieben, wie man sie wohl nur einmal im Leben erfährt. Sie fühlt sich an wie der Sand unter den Füßen am Strand der Bretagne, schmeckt wie die Zitrone eines Margheritas, klingt wie 80er-Pop, wie Patti Smith und Janis Joplin. Marianne und Virgile schmieden wilde Zukunftspläne, sogar der Wunsch nach einem Kind kommt auf. Doch dann nimmt ihr gemeinsames Leben plötzlich eine tragische Wendung.  

Éloïse Cohen de Timary, geboren 1983, hat Politikwissenschaften studiert. Für verschiedene französische TV-Sender produziert sie regelmäßig Beitrage zu gesellschaftlichen Themen. Sie schreibt u.a. für das Magazin Socialter. Meteoriten ist ihr zweiter Roman.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR17,99

Produkt

Klappentext'Ein Liebesroman von größter Intensität.' Le Monde  In einer abgelegenen Pariser Bar treffen Marianne, eine junge Kulturredakteurin und der Landschaftsarchitekt Virgile, der eigentlich auf Männer steht, zusammen. Es ist gegen alle Wahrscheinlichkeit Liebe auf den ersten Blick, eine jener Lieben, wie man sie wohl nur einmal im Leben erfährt. Sie fühlt sich an wie der Sand unter den Füßen am Strand der Bretagne, schmeckt wie die Zitrone eines Margheritas, klingt wie 80er-Pop, wie Patti Smith und Janis Joplin. Marianne und Virgile schmieden wilde Zukunftspläne, sogar der Wunsch nach einem Kind kommt auf. Doch dann nimmt ihr gemeinsames Leben plötzlich eine tragische Wendung.  

Éloïse Cohen de Timary, geboren 1983, hat Politikwissenschaften studiert. Für verschiedene französische TV-Sender produziert sie regelmäßig Beitrage zu gesellschaftlichen Themen. Sie schreibt u.a. für das Magazin Socialter. Meteoriten ist ihr zweiter Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783455010879
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum05.05.2021
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1295 Kbytes
Artikel-Nr.5429393
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
CoverTitelseitePrologHauptteilDankBiographienImpressummehr
Leseprobe


Florence wartete in einem kleinen Salon mit lavendelfarbenen Wänden. Für die Kunden waren eine Schachtel Kleenex, ein Stapel Prospekte des Krematoriums und Lipton-Teebeutel sowie ein Wasserkocher mit Sicherheitsfunktion bereitgestellt. An einer der Wände stand ein großes Regal, auf dem Bestattungsurnen in unterschiedlicher Ausführung präsentiert wurden - Amphoren aus Jade oder Alabaster, Pyramiden aus Granit, Behältnisse in Form von Katzen oder Hunden. Tatiana hatte ihr diesbezüglich keine präzisen Anweisungen gegeben, und so hatte Florence eine Alabasterurne der Standardgröße ausgesucht.

Als Cary Grant wieder auftauchte, um ihr die Asche des Hundes zu übergeben, ließ er es sich nicht nehmen, ein wenig Small Talk zu machen. »Wissen Sie, Madame, es ist momentan sehr ruhig«, setzte er an. Und ohne jede Ermunterung seitens Florence breitete er vor ihr die Geschichte seines Lebens aus und erzählte, wie er nach mehreren Jahren als Schauspieler und Bühnenbildner - zwei für Trauerfeiern ausgesprochen nützliche Ausbildungsgänge - diesen seinen jetzigen Beruf ergriffen habe.

Florence hielt die Urne mit spitzen Fingern und trat von einem Fuß auf den anderen. Sie hatte nur noch einen Wunsch: nichts wie weg hier. Der Bestatter, von seinem eigenen Redestrom mitgerissen, bekam nichts davon mit, und so unterbrach sie ihn zu guter Letzt mit dem Hinweis, sie käme noch zu spät zur Arbeit.

»O ja, natürlich, entschuldigen Sie, ich bin eine rechte Plaudertasche.«

Er reichte ihr seine feuchte, schlaffe Hand und wünschte ihr in hochtrabendem Ton einen superben Tag. Was für eine Lusche!

Auf der Straße warf Florence einen Blick auf ihre Armbanduhr. Ihr blieben noch drei ganze Stunden bis zu ihrem Schichtbeginn im Krankenhaus. Sie ließ den Koffer auf dem Parkplatz des Tierbestatters stehen, bedachte ihn mit einem letzten traurigen Blick und machte sich auf den Rückweg.

Sie stieg an der Station Place de Clichy aus, spazierte eine Weile durch die Straßen, um den Kopf frei zu bekommen, und betrat eine Buchhandlung nahe der Place Pigalle. Hierher kam sie oft, sie liebte dieses Geschäft. Sie sah sich die Neuerscheinungen ausländischer Literatur an, blätterte in ein, zwei Büchern und stand versonnen vor den Regalen mit den Reiseführern. Kolumbien, Skandinavien, Patagonien, Laos, Island, Japan. Wie so oft überkam sie der Wunsch wegzufahren, weit weg. Doch Baptiste hasste Langstreckenflüge, ihm war die Vorstellung zuwider, stundenlang praktisch reglos in einem engen Sitz verharren zu müssen, und so begnügten sie sich mit nahe gelegenen Reisezielen. Florence zog einen Reiseführer über die nordfranzösische Opalküste aus dem Regal und sah ihn sich genauer an. Hier fand sie bestimmt ein paar nützliche Tipps für das geplante Wochenende mit den Kindern in Hardelot. Ferner kaufte sie zwei Bücher, die den Stapel auf ihrem Nachttisch weiter wachsen lassen würden - den letzten Roman von Louise Erdrich, die sie sehr schätzte, und einen zweiten, der das Thema aufzugreifen schien, das sie derzeit besonders beschäftigte: Für den Rest des Lebens von Zeruya Shalev.

Sie schlenderte hoch zur Place des Abbesses - die Urne mit Yves-Claude hatte sie diskret in der Plastiktüte der Buchhandlung verstaut - und setzte sich in ein Straßencafé, in dem sie sich gewöhnlich mit Tatiana verabredete. Sie bestellte einen Tomatensaft und würzte ihn mit einem Spritzer Tabasco.

Tatiana und sie waren sich im ersten Jahr ihres Medizinstudiums begegnet, gleich am allerersten Tag. Die hochgewachsene dunkelhaarige Frau mit den schimmernden schwarzen Augen hatte ihren Blick schon von weitem auf sich gezogen. Sie war eine auffällige Erscheinung, und Florence wunderte sich, als diese Göttin im Hörsaal ausgerechnet neben ihr sitzen wollte.

»Kann ich? Ist da frei?«

Florence zog ihr Mäppchen und ihren Notizblock näher zu sich heran, ja, sicher, setz dich, und die Vorlesung begann. Tatiana beugte sich sofort über ihr Heft und schrieb hoch konzentriert mit. Ihr entging kein Wort des Professors, sie schrieb genauso schnell, wie der Mann redete. Florence hatte so etwas noch nie erlebt.

»Wie heißt du?«, fragte die Unbekannte nach der Vorlesung. »Ich bin Tatiana.«

Tatiana hatte schon als Kind Ärztin werden wollen. Ihr Großvater war Arzt, ihr Vater war Arzt, und Tatiana würde selbstverständlich die Familientradition fortführen.

»Ich habe schon immer davon geträumt, Menschen zu heilen, Leben zu retten. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass man etwas anderes will.«

Sie fragte Florence, worauf sie sich danach spezialisieren wolle. Aber Florence hatte über diese Frage noch gar nicht gründlich nachgedacht, und sie antwortete spontan: »Erst mal die Prüfungen bestehen.« Daraufhin lachte Tatiana unbändig, tief aus der Kehle heraus, sodass es durch den Hörsaal schallte, Volltreffer! Lass uns erst mal die erste Klippe umschiffen!, und danach unterhielten sie sich noch eine Weile auf dem Flur. Tatiana wollte Herzchirurgin werden.

»Weil die Chirurgie den Spitzenplatz in der Medizin belegt«, hatte sie gesagt. »Und die Königsdisziplin der Chirurgie ist die Kardiologie. Ist dir das noch nicht aufgefallen? In dem Fachbereich gibt es nur Männer. Der Clan der Götter. Die Herzen reparieren und Leben retten. Das ist ihr täglich Brot.«

Tatiana hatte durch ihren Vater mehrere Herzchirurgen kennengelernt, die wussten, dass sie an der Spitze der Hierarchie standen und sich in der Tat nicht selten für Halbgötter hielten. Doch darauf kam es Tatiana - die intelligent genug war, bescheiden zu bleiben - nicht an, sie wollte einfach nur nach ganz, ganz oben.

Florence bewunderte die junge Frau, die bereits zum inneren Zirkel gehörte und für die Prüfungen anscheinend reine Formsache waren. Sie büffelten Seite an Seite in der Bibliothek Saint-Geneviève, und Tatiana schlug vor, ihre Vorlesungsnotizen gemeinsam zu nutzen. Sie nahm sich auch die - im ersten Studienjahr besonders kostbare - Zeit, Florence den einen oder anderen Begriff zu erklären. Jeden Tag bombardierte sie sie mit Fragen: Wie heißen die Kollateralen der Arteria carotis externa? Was ist die Funktion des Kiefergelenks? Welcher Nerv verläuft in der Glandula parotis? Und so weiter und so fort, bis die Antworten saßen und nicht mehr aus dem Gedächtnis rutschten. Sie lernten gemeinsam für die Auswahlprüfung und schnitten beide sehr gut ab, so gut, dass sie auf bewährte Weise zusammen weiterlernten. Um einen Gang hochzuschalten, bildeten sie eine kleine Lerngruppe, die »Taskforce«, wie sie sich irgendwann einmal nannten. Zu ihr gehörten Baptiste, François, Jean-Noël und Jean-Philippe. Nur Jungs. Durchweg Physik-, Chemie- und Anatomiecracks. Von nun an hörten sie sich von früh bis spät gegenseitig ab und büffelten nonstop, einschließlich der Abende und Wochenenden. Nur an jedem zweiten Samstagabend gönnten sie sich ein paar Stunden Entspannung. Dafür hatte Tatiana gesorgt, die darin den Schlüssel zum Erfolg sah. Sie trafen sich dann am frühen Abend und tranken ein paar Gläser in den Bars des Quartier Latin, und der Erste, der fachsimpelte, und sei es nur beiläufig, musste eine Runde springen lassen. Nach den letzten Zwischenprüfungen des Jahres warteten sie gespannt auf die Ergebnisse, die einige Wochen später eintrafen: Alle sechs hatten die Prüfungen bestanden. Sie hatten die Herausforderung bewältigt, ihr Traum war in greifbare Nähe gerückt: Bald würden sie als Ärzte und Ärztinnen arbeiten.

Im darauffolgenden Jahr begannen Tatiana und Baptiste einen kleinen Flirt, wogegen Florence das Alleinsein in ihrer Dachkammer vorzog. Sie vertiefte sich mit Begeisterung in ihre Lehrbücher, weil sie wusste, dass sie viel - vielleicht mehr als die anderen - arbeiten musste, um ihr Ziel zu erreichen. Und sie liebte es, ihre Gedanken schweifen zu lassen, Schallplatten von Françoise Hardy und Marie Laforêt zu hören, russische oder amerikanische Romane zu verschlingen und sich weit davontragen zu lassen - in grenzenlose Räume, ins Anderswo, in verbotene Leidenschaften, in die ganz große Liebe, in marode Motels, auf Landstraßen, auf denen philosophierende Tramps umherzogen, kurz, zu all den Erfahrungen, die ihr die Bücher schenkten, auch wenn sie sie nicht selbst machen konnte. Mit ihren Büchern war sie niemals allein, sie umgaben sie wie eine verlässliche Familie.

Baptiste traf sich mit Tatiana und hatte Spaß mit ihr, aber richtig verliebt war er nie in sie. Dagegen fühlte er sich sehr bald von Florence angezogen, von ihrem scheuen Lächeln, ihrer etwas unkonventionellen künstlerischen Aura. Ein echtes Interesse an Literatur und Musik fand sich unter Medizinstudenten nur selten. Und Florence ließ andere daran teilhaben - wenn sie über ein Buch sprach, klang sie so überzeugt und so überzeugend, dass man am liebsten gleich in die nächste Buchhandlung gelaufen wäre. Man merkte, dass sie nie die Meinungen anderer nachplapperte. Sie machte sich ihre eigenen Gedanken, auf der Grundlage ihrer persönlichen Vorlieben und Kenntnisse. So kam es, dass Baptistes Herz im Lauf der Monate immer stärker für Florence schlug und er sie immer häufiger nach den Vorlesungen auf einen Kaffee einlud.

Natürlich dauerte es nicht lange, bis Tatiana den Braten roch, und als fähige Chirurgin fackelte sie nicht lange, sondern setzte das Skalpell an und trennte sich nach einem Kinoabend kurzerhand von Baptiste. Sie hatte die Entwicklung erstaunlich gut aufgenommen und sehr cool reagiert - wobei man nicht verschweigen sollte, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits ein Auge auf...
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Autor

Éloïse Cohen de Timary, geboren 1983, hat Politikwissenschaften studiert. Für verschiedene französische TV-Sender produziert sie regelmäßig Beitrage zu gesellschaftlichen Themen. Sie schreibt u.a. für das Magazin Socialter. Meteoriten ist ihr zweiter Roman.
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Cohen de Timary, Éloise