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In Aufruhr

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am01.04.20211. Auflage
Schwarze Putzfrau und weißer Cop ermitteln in der kalifornischen Vorstadtidylle: Eine atemberaubende Kriminalgeschichte, in Zeiten von #blacklivesmatter und #metoo hochaktuell! Sommer 1959. Die perfekt getrimmten Rasen von Sunnylakes, Kalifornien, erschlaffen unter der Sonne. Die Swimming Pools glitzern. Und während eines langen Nachmittags verschwindet Joyce Haney. An diesem Tag kommt Ruby Wright zum Putzen ins Haus der Haneys und trifft nur die zwei Kinder an. Zu Tode erschrocken stehen sie neben einer Blutlache auf dem Küchenboden. Detective Mick Blanke, mit dem Fall betraut, wendet sich in seiner Verzweiflung an Ruby Sie ist ein Außenseiter so wie er, aber sie weiß mehr als jeder Detective über die Geheimnisse, die hinter den geschlossenen Vorhängen der Sunnylakes-Häuser lauern. Für Ruby - schwarz, arm und aus South-Central stammend - ist die Polizei jedoch eher Problem als Lösung. Trotzdem entscheidet sie sich, Mick zu helfen, und bringt damit alles in Gefahr - vor allem sich selbst.

Inga Vesper ist Journalistin und Lektorin. Sie zog von Deutschland nach England, um als Pflegerin zu arbeiten, bis sie sich dem Wissenschaftsjournalismus zuwandte. Das Studium am Birkbeck College schloss sie mit dem Master of Science in Klimaschutzmanagement ab. Lange Zeit arbeitete Inga Vesper in Syrien und Tansania, kehrte aber immer wieder nach London zurück, weil es keinen besseren Ort gibt, um eine gute Geschichte zu erfinden, als das Oberdeck eines Omnibusses. 'In Aufruhr' ist ihr erster Roman.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextSchwarze Putzfrau und weißer Cop ermitteln in der kalifornischen Vorstadtidylle: Eine atemberaubende Kriminalgeschichte, in Zeiten von #blacklivesmatter und #metoo hochaktuell! Sommer 1959. Die perfekt getrimmten Rasen von Sunnylakes, Kalifornien, erschlaffen unter der Sonne. Die Swimming Pools glitzern. Und während eines langen Nachmittags verschwindet Joyce Haney. An diesem Tag kommt Ruby Wright zum Putzen ins Haus der Haneys und trifft nur die zwei Kinder an. Zu Tode erschrocken stehen sie neben einer Blutlache auf dem Küchenboden. Detective Mick Blanke, mit dem Fall betraut, wendet sich in seiner Verzweiflung an Ruby Sie ist ein Außenseiter so wie er, aber sie weiß mehr als jeder Detective über die Geheimnisse, die hinter den geschlossenen Vorhängen der Sunnylakes-Häuser lauern. Für Ruby - schwarz, arm und aus South-Central stammend - ist die Polizei jedoch eher Problem als Lösung. Trotzdem entscheidet sie sich, Mick zu helfen, und bringt damit alles in Gefahr - vor allem sich selbst.

Inga Vesper ist Journalistin und Lektorin. Sie zog von Deutschland nach England, um als Pflegerin zu arbeiten, bis sie sich dem Wissenschaftsjournalismus zuwandte. Das Studium am Birkbeck College schloss sie mit dem Master of Science in Klimaschutzmanagement ab. Lange Zeit arbeitete Inga Vesper in Syrien und Tansania, kehrte aber immer wieder nach London zurück, weil es keinen besseren Ort gibt, um eine gute Geschichte zu erfinden, als das Oberdeck eines Omnibusses. 'In Aufruhr' ist ihr erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644008434
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.04.2021
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1463 Kbytes
Artikel-Nr.5447699
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel zwei

Ruby


Der Bus fährt mit einem Ruck an, kriecht zehn Meter über den Southern Boulevard und bleibt dann stehen. Ruby unterdrückt ein Seufzen. Es ist heiß. Gestern war es heiß, und morgen wird es wieder heiß sein, was soll´s also? Das hätte Momma gesagt. Was soll´s, Mädchen? Es ist heiß, komm damit klar. Der Herr wird das Wetter für deinen kleinen Hintern nicht ändern.

Dieser Hintern ist so schweißig, dass er am Plastiksitz festklebt. Sie beugt sich vor und zieht ihren Rock zurecht. Zu spät. Der Baumwollstoff ist bereits zerknittert. Mrs. Ingram wird durchdrehen.

Was für ein bescheuerter Job.

Heute ist ein Tag für Shorts und T-Shirt, Sandalen und offenes Haar. Stattdessen kocht ihr Kopf unter der kleinen Haube, und ihre Füße schwitzen in den Turnschuhen. Sie sehnt sich beinahe nach den plumpen weißen Pantoffeln, auf denen die Frauen von Sunnylakes bestehen, damit sie jedes Schmutzmolekül auf dem Teppich direkt zurück zum Verursacher verfolgen können.

Eine verloren wirkende weiße Dame sitzt weit vorn, so weit entfernt von Ruby wie möglich. Sie trägt einen großen Hut und hält eine Tasche gegen die Brust gepresst. Sie dreht sich nicht um, also wird es wohl in Ordnung sein, die Schuhe kurz auszuziehen. Die süße Erleichterung wird vom Geruch nach Käse begleitet.

Ruby lächelt. Das ist einer der Vorteile, ganz hinten im Bus zu sitzen. Natürlich dürfte sie auch vorn sitzen, und wenn Joseph bei ihr wäre, hätte sie sich einen Platz direkt hinter dem Fahrer ausgesucht, wo jedes Mal, wenn sich die Tür öffnet, ein Hauch frischer Luft hereinweht. Aber allein und mit der weißen Haube, deren Nadeln in ihre Kopfhaut stechen, sind die hinteren Sitze die sicherere Wahl.

Sie wirft einen Blick auf die Uhr, ein Geschenk von Joseph. Es ist schon nach zwölf. Oh lieber Gott, sie ist schon mehr als eine Stunde in diesem Bus, dabei soll sie doch um ein Uhr bei Mrs. Ingram und um fünf bei Mrs. Haney sein.

Endlich erklimmt der Bus die Dunstlinie und fährt dann nach Sunnylakes hinunter. Die Bäume hier sind noch klein und schützen die Straße nicht vor der Hitze. Die Häuser ziehen an ihr vorbei, eins sieht aus wie das andere, alle sind von einem adretten Rasen und einem hübschen Gartenzaun umgeben, die Mauern mit falschen Ziegeln verbrämt. Pa sagt, alle Männer in Sunnylakes haben solche Fassaden bestellt, als sie ihre Häuser mit ihren sauer verdienten Dollars bauten. Machen Sie, dass meins aussieht wie aus Stein, Sir. Lassen Sie es aussehen wie eine Festung, die die Roten und die Japsen und die Neger abschreckt.

Ruby kichert. Tja, dafür ist es zu spät. Wir sind schon in Ihrem Haus, Mister.

Sie steigt an der Ecke Pine Tree Avenue und Roseview Drive aus und geht Mrs. Ingrams Einfahrt hinauf, an dem Sittich aus Plastik vorbei, den Mrs. Ingram in ihren Rasen gesteckt hat, als elegante Dekoration. An der rosafarbenen Haustür holt sie den Schlüssel unter einem Blumentopf hervor und steckt ihn ins Schloss. Jedes Mal, wenn sie das tut, ziehen sich ihre Eingeweide zusammen. Der Schlüssel ist viel zu leicht zu finden. Eines Tages wird jemand hier einbrechen und das Haus ausräumen. Und dann wird Mrs. Ingram genau wissen, wem sie die Schuld dafür in die Schuhe schiebt.

Drinnen sieht das Haus aus, als wäre es bereits geplündert worden. Mrs. Ingram arbeitet - eine Seltenheit für eine weiße Frau - und hat keine Zeit aufzuräumen, wie sie gern betont.

Ruby zieht sich die Pantoffeln an und wischt und putzt und scheuert. Auf der Straße ist es still. Nur hin und wieder fährt ein Auto vorbei, und sie verkrampft sich, weil sie die unausweichliche Ankunft von Mrs. Ingram erwartet. Aber erst nach vier öffnet sich die Tür, und die Herrin des Hauses kehrt zurück. Mrs. Ingram geht an der Toilette vorbei, in der Ruby bis zu den Ellenbogen steckt, und verzieht das Gesicht, als hätte sie einen Hundehaufen auf ihrem Teppich entdeckt.

«Immer noch im Badezimmer? Du bist aber langsam heute.»

Du bist heute auch zu spät. Ruby wendet den Blick nicht vom Schwamm, den sie ins Wasser tunkt. «Guten Tag, Mrs. Ingram. Entschuldigung, mein Bus stand im Stau.»

«Der Bus fährt über den Highway. Da gibt es keine Staus.»

Ruby beißt sich auf die Unterlippe. «Ja, Ma´am.»

«Dass das nicht noch mal passiert.»

«Nein, Ma´am.»

Mrs. Ingram schnuppert. «Und was ist das? Da stinkt etwas. Habt ihr zu Hause keine Dusche?»

Nein, Ma´am. Ich wasche mich am Feuerhydranten auf der Straße, weil ich aus South Central stamme, so machen wir das nun mal.

«Entschuldigung, Ma´am.»

 

Normalerweise versuchen die weißen Leute, einen so gut es geht zu ignorieren. Aber sobald sie sich umgezogen und frischgemacht hat, sitzt Mrs. Ingram Ruby heute im Nacken wie die Nazi-Polizei. Schlechter Tag im Büro, nimmt Ruby an, oder vielleicht langweilt sie sich auch nur. Mrs. Ingram fährt mit dem Finger über Oberflächen, schimpft über unsichtbare Wollmäuse und prüft die Feuchtigkeit des Lappens, mit dem Ruby die Waschbecken putzt.

Am besten ist es, wenn man daraus ein Spiel mit Doppeldeutigkeiten macht. Mrs. Ingram eignet sich dafür besonders gut. Sie hat keinen Mann und trägt massenweise knallroten Lippenstift und enge Pullover, die ihre kegelförmigen Brüste betonen.

«Reibe ich fest genug, Mrs. Ingram?», fragt Ruby. «Soll ich den Lappen feuchter machen, Mrs. Ingram? Oder ihn schneller eintunken?»

Die Frauen von Sunnylakes lernen es einfach nicht. Die meisten sind so verspannt, dass es schwerfällt, sich vorzustellen, dass sie Sex haben. Mrs. Ingram lächelt dünn, schreitet durch ihr blankes, sauberes Haus, pudert sich ihr blankes, sauberes Gesicht und schnaubt und zischt und nörgelt.

Als Ruby das nächste Mal auf ihre Uhr schaut, ist es beinahe fünf. Zum Glück zählt Joyce Haney nie die Minuten. Sie rennt ständig hinter den Kindern her, sodass sie keine Zeit hat, hinter ihrer Haushaltshilfe herzurennen. Manchmal spendiert sie eine Flasche Limonade und zeigt Ruby ihre Näharbeiten. Sie unterhalten sich dann über Muster und die Familie und die Kinder. Joyce bezahlt für diese Zeit, als wäre es Arbeit.

Um Viertel nach fünf räumt Ruby die Putzsachen weg und zieht die Haustür zu. Kaum steht sie in der Einfahrt, sieht sie aus dem Augenwinkel, wie sich der Vorhang bewegt. Mrs. Ingram beobachtet sie.

 

Das Nachmittagslicht wirft goldene Lanzen durch die Bäume. Ruby beugt die Knie und schlenkert mit den Armen. Das Schlimmste ist jetzt vorbei. Nur noch zwei Stunden, dann ist sie mit drei Dollar in der Tasche auf dem Heimweg.

Das Brüllen eines Motors durchschneidet die Stille der Straße. Ein schickes Auto donnert aus der Einfahrt der Haneys, biegt um die Ecke und rast in Richtung President Avenue. Es ist ein Ford Crestliner, silbern und schwarz, mit grünen Heckkotflügeln. Mrs. Haney muss wohl Besuch gehabt haben.

Das Haus der Haneys liegt ein wenig zurückgesetzt von der Hauptstraße, das Anwesen reicht bis hinunter zum See. Die Bäume hier sind älter und dunkler, und im Winter geht Ruby nicht gern darunter hindurch, wenn die Nacht schon zwischen den Ästen lauert. Hinter dem Haus sind die Bäume gefällt worden, um einen unverstellten Blick auf den See zu bekommen. Aber Mr. Haney hat einen großen Holzzaun gebaut, sodass man vom Haus aus den See nicht sehen kann, sondern nur ordentliche weiße Latten, die er einmal im Jahr im Frühling streicht.

Ruby bleibt stehen. Joyces Auto steht in der Auffahrt. Die Haustür ist verschlossen, die Pflanzen links und rechts davon welken in der Sonne.

Etwas kommt ihr falsch vor. In ihrem Magen kribbelt es.

Sie lauscht. Die Fenster sind offen, um die Luft hereinzulassen, aber hinter den Vorhängen rührt sich nichts. Kein Geschirrgeklapper, keine lärmenden Kinder, kein Radiogedudel dringt aus dem Wohnzimmerfenster.

Aus dem Augenwinkel sieht sie eine Bewegung. Ruby wirbelt herum und sieht etwas Farbiges zwischen den Bäumen tanzen. Ein Luftstoß fährt unter ihren Rock und lässt sie erschauern. Sie ballt die Fäuste und zwingt sich, ruhig zu atmen.

«Hallo? Wer ist da?»

Ein Kinderkopf schaut hinter einem Baumstamm hervor. Blondes Haar lockt sich über großen, blauen und verweinten Augen. Joyces Tochter Barbara.

Ruby kniet sich hin. Die Kiefernnadeln sind weich unter ihren Knien. Sie streckt die Arme aus. «Barbara, komm her. Was machst du hier draußen?»

«Ich warte.»

«Auf wen wartest du denn, Barbie?»

«Joanies Mom.»

Ruby braucht einen Augenblick, bis es ihr wieder einfällt. Joanies Mom ist Mrs. Kettering. Die Familie wohnt ein Haus weiter. Barbara und Joanie sind beste Freundinnen.

«Komm her», sagt sie zu Barbara. «Wir müssen jetzt mal rein.»

«Ich hab aber versprochen zu warten.»

«Na ja, Joanies Mom ist nicht gekommen, also musst du wieder reingehen.»

«Ich will aber nicht.»

«Aber es ist schon fast Zeit fürs Abendessen.»

«Nein.»

Etwas im Blick des kleinen Mädchens lässt Rubys Hände zittern. Barbara späht zum Haus hinüber, als säße darin ein böser Mann oder ein Drache.

«Barbara, wo ist deine Mommy?»

«Sie hat gesagt, ich soll warten.»

«Wollen wir zu ihr gehen?»

Barbara senkt den Blick. «Sie haben alles schmutzig gemacht, Wubie.»

«Na, jetzt bin ich ja da und kann sauber machen. Nun komm schon.»

Barbara lässt den Baum los und nimmt Rubys Hand. Zusammen...
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Autor

Inga Vesper ist Journalistin und Lektorin. Sie zog von Deutschland nach England, um als Pflegerin zu arbeiten, bis sie sich dem Wissenschaftsjournalismus zuwandte. Das Studium am Birkbeck College schloss sie mit dem Master of Science in Klimaschutzmanagement ab. Lange Zeit arbeitete Inga Vesper in Syrien und Tansania, kehrte aber immer wieder nach London zurück, weil es keinen besseren Ort gibt, um eine gute Geschichte zu erfinden, als das Oberdeck eines Omnibusses. "In Aufruhr" ist ihr erster Roman.Katharina Naumann ist Autorin, freie Lektorin und Übersetzerin und lebt in Hamburg. Sie hat unter anderem Werke von Jojo Moyes, Anna McPartlin und Jeanine Cummins übersetzt.Silke Jellinghaus, geboren 1975, ist Übersetzerin, Autorin und Lektorin und lebt in Hamburg. Unter anderem hat sie Jojo Moyes und Graham Norton übersetzt.