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Ewig Zweiter

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am01.03.2021Auflage
Stephen McQueen war schon sechsmal eine Leiche. Im Klartext: Er ist ein erfolgloser Schauspieler. Das Blatt scheint sich zu wenden, als er den attraktiven Darsteller Josh Harper bei Krankheit vertreten soll. Schade nur, dass sich Josh bester Gesundheit erfreut. Und warum muss sich Stephen ausgerechnet in Joshs Frau Nora vergucken? 'David Nicholls ist ein Meister des britischen Humors. Ewig Zweiter ist ein Glanzstück: selten so gelacht.' Frank Goosen 'Ein humorvoller und berührender Roman.' Sunday Mirror 'Treffend und witzig, klug und sehr gut erzählt.' The Independent

David Nicholls, Jahrgang 1966, ist ausgebildeter Schauspieler, hat sich dann aber für das Schreiben entschieden. Mit seinem Roman 'Zwei an einem Tag' gelang ihm der Durchbruch, seine Romane wurden in vierzig Sprachen übersetzt und verkauften sich weltweit über acht Millionen mal. 2014 wurde sein Roman 'Drei auf Reisen' für den Man Booker Prize nominiert. Auch als Drehbuchautor ist David Nicholls überaus erfolgreich und mehrfach preisgekrönt, zuletzt erhielt er den BAFTA und eine Emmy-Nominierung für 'Patrick Melrose', seine Adaption der Romane von Edward St Aubyn, die als HBO-Serie Furore machte.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextStephen McQueen war schon sechsmal eine Leiche. Im Klartext: Er ist ein erfolgloser Schauspieler. Das Blatt scheint sich zu wenden, als er den attraktiven Darsteller Josh Harper bei Krankheit vertreten soll. Schade nur, dass sich Josh bester Gesundheit erfreut. Und warum muss sich Stephen ausgerechnet in Joshs Frau Nora vergucken? 'David Nicholls ist ein Meister des britischen Humors. Ewig Zweiter ist ein Glanzstück: selten so gelacht.' Frank Goosen 'Ein humorvoller und berührender Roman.' Sunday Mirror 'Treffend und witzig, klug und sehr gut erzählt.' The Independent

David Nicholls, Jahrgang 1966, ist ausgebildeter Schauspieler, hat sich dann aber für das Schreiben entschieden. Mit seinem Roman 'Zwei an einem Tag' gelang ihm der Durchbruch, seine Romane wurden in vierzig Sprachen übersetzt und verkauften sich weltweit über acht Millionen mal. 2014 wurde sein Roman 'Drei auf Reisen' für den Man Booker Prize nominiert. Auch als Drehbuchautor ist David Nicholls überaus erfolgreich und mehrfach preisgekrönt, zuletzt erhielt er den BAFTA und eine Emmy-Nominierung für 'Patrick Melrose', seine Adaption der Romane von Edward St Aubyn, die als HBO-Serie Furore machte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843724692
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.03.2021
AuflageAuflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3304 Kbytes
Artikel-Nr.5452268
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

SUNSET BOULEVARD


Summers and Snow, Folge drei, vierte Fassung
CHIEF INSPECTOR GARRETT
 ... oder Sie regeln schneller wieder den Verkehr, als Sie »Strafversetzung« sagen können.
INSPECTOR SUMMERS
Aber Sir, er spielt doch nur mit uns, wie die Katze mit der ...
CHIEF INSPECTOR GARRETT
Ich sags noch einmal: Bleiben. Sie. Sachlich. Ich will Ergebnisse sehen, und zwar gestern, oder Sie sind raus aus dem Fall, Summers.
(SNOW will etwas sagen)
Das ist mein Ernst. Und jetzt raus hier - alle beide!

INNEN. GERICHTSMEDIZIN. TAG.

BOB »BONES« THOMPSON, der Gerichtsmediziner, kränklicher Teint, makabrer Sinn für Humor, beugt sich über die halbnackte Leiche eines JUNGEN MANNES Anfang 30, dessen aufgedunsener Körper kalt und tot auf dem Seziertisch liegt und erste Anzeichen von Verwesung aufweist - CONSTABLE SNOW presst sich ein Taschentuch vors Gesicht.
INSPECTOR SUMMERS
Also, Thompson, setzen Sie mich ins Bild. Wie lange ist er Ihrer Meinung nach schon tot?
THOMPSON
Schwer zu sagen. So, wie er stinkt, würde ich ihn nicht gerade als Frischfleisch bezeichnen ...
INSPECTOR SUMMERS
(verzieht keine Miene)
Die Zeit drängt, Bones ...
THOMPSON
Na gut, also, dem Verwesungsgrad, dem aufgequollenen Zustand und den Hautverfärbungen nach zu urteilen, hat er ungefähr ... eine Woche im Wasser gelegen, plusminus einen Tag. Vorläufiges Untersuchungsergebnis: Tod durch Strangulation. Die Male am Hals lassen darauf schließen, dass der Mörder ein dickes, grobes Seil oder eine Kette benutzt hat ...
INSPECTOR SUMMERS
Eine Kette? Jesses, das arme Schwein ...
POLICE CONSTABLE SNOW
Wer hat die Leiche entdeckt?
(SUMMERS wirft ihr einen Blick zu: »Ich stelle hier die Fragen ...«)
THOMPSON
Irgendein Muttchen, beim Gassigehen mit dem Hund. Reizende Dame, 82 Jahre alt. Ich schätze, euren Serienkiller müsst ihr schon woanders such ...


»Moment mal ... Nein - nein, tut mir Leid, Leute, wir müssen abbrechen.«

»Was ist los?«, schnauzte Detective Inspector Summers.

»Da stört was im Bild.«

»Auf dem Objektiv?«

»Die Nasenflügel der Leiche. Man sieht ihn atmen. Wir müssens wiederholen.«

»Ach, Herrgott noch mal ...«

»Sorry! Tut mir wirklich Leid, Leute«, sagte der TOTE JUNGE MANN, setzte sich auf und verschränkte verlegen die Arme vor der blau geschminkten Brust.

Das Team bereitete alles wieder vor, und der Regisseur, ein bekümmert wirkender Mann mit langem Gesicht, dessen nicht sehr überzeugende, weit nach hinten geschobene Baseballkappe eine Denkerstirn enthüllte, fuhr sich mit beiden Händen langsam übers Gesicht und seufzte. Er hievte sich aus dem Regiestuhl, schritt zum TOTEN JUNGEN MANN hinüber und kniete sich kumpelhaft neben den Seziertisch.

»Na schön, Lazarus - gibt es irgendein Problem?«

»Nein, nein, Tony, alles bestens ...«

»Denn, tja, wie soll ich sagen - im Moment machen Sie ein bisschen zu viel.«

»Ja, tut mir Leid.«

Der Regisseur sah auf die Uhr, schob die Baseballkappe zurück und rieb sich die roten Druckstellen. »Es ist schließlich fast halb drei und ... wie war noch gleich der Name?«

»Stephen, Stephen McQueen. Mit P-H.«

»Nicht verwandt?«

»Nicht verwandt.«

»Nun, Stephen mit P-H, es ist fast halb drei, und wir haben noch nicht mal mit der Autopsie angefangen ...«

»Ja, natürlich. Es ist nur, das grelle Licht, das Lampenfieber und so ...«

»Sie müssen ja gar nicht schauspielern, Sie sollen verdammt noch mal einfach nur daliegen.«

»Ich weiß, Chris, es ist nur schwierig, die ganze Zeit so zu tun, als würde man nicht atmen, wissen Sie ...«

»Niemand verlangt, dass Sie die Luft anhalten ...«

»Nein, ist mir klar«, sagte Stephen und rang sich ein kumpelhaftes Lachen ab.

»... aber liegen Sie bitte nicht da und hecheln wie nach einem gottverdammten 200-Meter-Lauf, okay?«

»Okay.«

»Und keine Grimassen. Geben Sie mir etwas ... Neutrales.«

»Neutral. Okay. Und sonst ...?«

»Ansonsten leisten Sie wirklich fantastische Arbeit.«

»Und glauben Sie, wir sind bis sechs fertig? Ich müsste nämlich noch ...«

»Tja, das liegt an Ihnen, oder, Steve?«, sagte der Regisseur, rückte die Kappe zurecht und schritt zu seinem Klappstuhl zurück. »Ach, und Steve?«, rief er über den Set. »Bitte ziehen Sie den Bauch nicht ein - Sie sollen schließlich aufgedunsen sein.«

»Aufgedunsen. Okay, aufgedunsen.«

»Na schön, alle auf Position«, rief der erste Regieassistent, und Stephen legte sich wieder auf den Marmortisch, zupfte die feuchte Unterwäsche zurecht, schloss die Augen und versuchte, so tot wie möglich auszusehen.

Das Geheimnis wirklich großer Schauspielkunst vor der Kamera liegt darin, so wenig wie möglich zu tun, was natürlich besonders für die Darstellung unbelebter Objekte gilt.

In den elf Jahren seiner professionellen Karriere hatte Stephen C. McQueen bis jetzt sechs Leichen verkörpert, alle waren sorgfältig durchdacht und subtil dargestellt, und alle vermittelten eindringlich das Pathos des Nicht-Lebendigen. Um nicht auf eine Rolle festgelegt zu werden, hatte er diese Tatsache in seinem Lebenslauf heruntergespielt, indem er den verschiedenen Toten faszinierende, charismatische Hauptrollennamen wie MAX oder OLIVER gab anstelle der exakteren, aber weniger sinnträchtigen Bezeichnungen LEICHE oder OPFER. Aber anscheinend hatte es sich in der Branche herumgesprochen: Niemand tat so gekonnt nichts wie Stephen C. McQueen. Brauchte man jemanden, der im Morgengrauen aus dem Grand-Union-Kanal gefischt wurde oder ohne Murren schlaff und gebrochen auf einer Motorhaube lag oder mit dem Gesicht voran in einen matschigen Schützengraben des Ersten Weltkriegs fiel, dann war er der richtige Mann. Seine erste Rolle nach der Schauspielschule war STRICHER 2 in Vice City gewesen, einem harten, nicht jugendfreien Krimi. Er hatte einen Satz zu sagen ...

STRICHER 2
(Tyneside-Akzent)
Na, wie wärs mit ´n bisschen Spaß, Mista?


 ... und verbrachte dann einen langen, heißen Nachmittag in einem schwarzen Müllsack, aus dem nur sein Arm heraushing. Jetzt, mit 32, lagen seine Strichertage natürlich hinter ihm, aber alle anderen sterblichen Überreste konnte Stephen C. McQueen normalerweise immer noch verkörpern.

Aber aus irgendeinem Grund ließ seine Technik ihn heute im Stich. Das war schade, denn Summers and Snow war eine TV-Institution, und in ein paar Monaten würden es sich über neun Millionen Menschen an einem Sonntagabend vor der Glotze gemütlich machen und zusehen, wie er erst schnell erdrosselt wurde und dann in fremder Unterwäsche leblos hier herumlag. Das konnte man zwar schwerlich einen Durchbruch nennen, aber wenn dem Regisseur gefiel, was er tat beziehungsweise nicht tat, und er mit seinen Co-Stars gut auskam, gab man ihm vielleicht eine Rolle, in der er herumlaufen, das Gesicht bewegen und sprechen durfte. Erste Showbiz-Regel: Es zählt nicht, was du kannst, sondern wen du kennst. Bleib professionell. Denk positiv. Sei engagiert. Hab immer eine Motivation. Der Trick ist, Eindruck zu machen. Sorg dafür, dass die Leute dich mögen, wenigstens bis du so berühmt bist, dass es egal ist.

In der Drehpause setzte sich Stephen kerzengerade auf den kalten Seziertisch und dehnte die Arme hinter dem Rücken, bis er es in den Schultern knacken fühlte - es war wichtig, sich nicht zu verkrampfen und geschmeidig zu bleiben. Er sah sich auf dem Set um und hoffte, mit seinen Schauspielkollegen ins Gespräch zu kommen. Der Raubeinige, Harte, Eigenbrötlerische Ex-Alkoholiker Detective Inspector Tony Summers und seine Forsche, Eigenwillige Kollegin Police Constable Sally Snow standen ein Stück weiter in einem dichten Grüppchen, tranken Tee aus Plastikbechern und aßen selbstbewusst die besten Kekse. Stephen war schon immer ein bisschen in Abigail Edwards, die Darstellerin der Police Constable Snow, verknallt gewesen und hatte sich sogar einen kleinen Scherz über seinen Part ausgedacht, den er beiläufig in die Unterhaltung einfließen lassen konnte. »Von irgendwas muss man ja leben, Abi«, würde er in der Drehpause selbstironisch aus dem Mundwinkel witzeln und eine angemoderte Augenbraue hochziehen, und sie würde mit blitzenden Augen lachen, und vielleicht würden sie nach Drehschluss Telefonnummern austauschen und was trinken gehen oder so. Aber es hatte sich noch keine Gelegenheit ergeben. In den Pausen hatte sie ihn kaum beachtet, und was Abigail Edwards anging, hätte er, nun ja, genauso gut tot sein...
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David Nicholls, Jahrgang 1966, ist ausgebildeter Schauspieler, hat sich dann aber für das Schreiben entschieden. Mit seinem Roman "Zwei an einem Tag" gelang ihm der Durchbruch, seine Romane wurden in vierzig Sprachen übersetzt und verkauften sich weltweit über acht Millionen mal. 2014 wurde sein Roman "Drei auf Reisen" für den Man Booker Prize nominiert. Auch als Drehbuchautor ist David Nicholls überaus erfolgreich und mehrfach preisgekrönt, zuletzt erhielt er den BAFTA und eine Emmy-Nominierung für "Patrick Melrose", seine Adaption der Romane von Edward St Aubyn, die als HBO-Serie Furore machte.