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E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
304 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am19.11.2020
Ein schlau durchdachter Kriminalroman mit einer kernigen Portion Oberpfalz, treffsicheren Pointen und einem teuflischen Mord. Kaum ist die Langzeitbaustelle an der Schwandorfer Hauptverkehrsader fertiggestellt, muss sie wegen eines Rohrbruchs wieder aufgerissen werden. Zum Entsetzen der Schaulustigen wird dabei ein Toter gefunden - gekleidet in ein furchterregendes Krampuskostüm mit Hörnermaske. Ein Fall für die Versicherungsdetektive Agathe Viersen und Gerhard Leitner. Schon bald steckt das ungleiche Duo tief in einem Dickicht aus knallharten Geschäften, zerbrochenen Träumen und hinterlistigen Machenschaften - und der Teufel scheint ihnen stets auf den Fersen zu sein ...

Fabian Borkner kam in Rosenheim zur Welt und verbrachte seine Kindheit in München. Die erste Klasse besuchte er jedoch bereits in Schwarzenfeld in der Oberpfalz. 2014 erhielt der Unterhaltungskünstler und freie Redakteur den BLM-Hörfunkpreis für die beste Comedy und Unterhaltung.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin schlau durchdachter Kriminalroman mit einer kernigen Portion Oberpfalz, treffsicheren Pointen und einem teuflischen Mord. Kaum ist die Langzeitbaustelle an der Schwandorfer Hauptverkehrsader fertiggestellt, muss sie wegen eines Rohrbruchs wieder aufgerissen werden. Zum Entsetzen der Schaulustigen wird dabei ein Toter gefunden - gekleidet in ein furchterregendes Krampuskostüm mit Hörnermaske. Ein Fall für die Versicherungsdetektive Agathe Viersen und Gerhard Leitner. Schon bald steckt das ungleiche Duo tief in einem Dickicht aus knallharten Geschäften, zerbrochenen Träumen und hinterlistigen Machenschaften - und der Teufel scheint ihnen stets auf den Fersen zu sein ...

Fabian Borkner kam in Rosenheim zur Welt und verbrachte seine Kindheit in München. Die erste Klasse besuchte er jedoch bereits in Schwarzenfeld in der Oberpfalz. 2014 erhielt der Unterhaltungskünstler und freie Redakteur den BLM-Hörfunkpreis für die beste Comedy und Unterhaltung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960416944
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum19.11.2020
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3328 Kbytes
Artikel-Nr.5452445
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Der Schreck saß so tief, dass sie sich mit einer Hand an der Laterne abstützen musste. Mit langen, gleichmäßigen Atemzügen versuchte Agathe Viersen, ihren Puls wieder auf Normaltempo runterzubringen.

Einige Passanten hatten die Situation beobachtet. Manche davon feixten, manche hatten kurz innegehalten, um zu sehen, ob Agathe bei ihren Pirouetten Hilfe benötigte.

Sie streckte ihren Rücken durch und richtete den Blick auf die Stelle der Straße, wo sie sich eben beinahe den Hals gebrochen hatte. Seit Agathe in der Oberpfalz wohnte, also seit knapp vier Jahren, hatte es in Schwandorf noch nie im November geschneit. Und auch in den darauffolgenden Monaten war Schwandorf normalerweise keine schneeverwöhnte - oder, aus Autofahrersicht, schneebelästigte - Stadt. Daher hatte Agathe sich auch nur für ihre üblichen »Ich muss noch mal schnell in die Stadt«-Sneakers entschieden, um ihre Einkäufe zu erledigen, als sie vorhin die Wohnung verlassen hatte.

Gut, im Nachhinein und jetzt, da ihr Herz wieder langsamer schlug, fiel ihr ein, dass sie tags zuvor in den Nachrichten gehört haben könnte, dass in der Oberpfalz die Möglichkeit auf Schnee bestünde. Aber sie hatte doch nur schnell in vier Geschäfte gehen wollen, und die waren alle nicht mehr als vierhundert Meter von ihrer Wohnung in der Klosterstraße entfernt. In den Laden in der Breiten Straße für ein paar Mandarinen und Orangen, zum Bäcker gegenüber für einen Gewürzlaib, in den Drogeriemarkt, wo sie Geschirrspülertabs und eine Großpackung Toilettenpapier gekauft hatte, und schließlich ins Sportgeschäft in der Friedrich-Ebert-Straße, wo sie nach Laufschuhen hatte schauen wollen. Schließlich hatten Agathe und ihr Kollege Gerhard Leitner sich vor Kurzem dazu entschlossen, sich etwas mehr zu bewegen. Nun war Agathe generell von schlanker Natur. Nicht zaundürr, aber sportlich. Die weiblichen Rundungen hatte der liebe Gott an den richtigen Stellen platziert - mit leichter Priorität auf dem Brustbereich -, und damit das so blieb, hatte Agathe die Idee geäußert, sich in den kalten Monaten, die mit dem November endgültig Einzug ins Land gehalten hatten, körperlich zu betätigen.

Auch bei Leitner konnte niemand davon sprechen, dass er beleibt oder gar dick sei. Er hatte sich ebenfalls immer bewegt und damit eine Grundfitness erhalten, die kleine Sünden des Alltags wieder ausglich. Allerdings gab es im Leben von Agathe und Leitner normalerweise gerade im Herbst und Winter eben sehr viele von diesen Sünden. Sei es in Form von Adventsplätzchen von Leitners Verwandtschaft, sei es durch die eine oder andere Schlachtschüssel, deren Vorzüge Agathe als gebürtiges Nordlicht durch Leitner erst kennen und schätzen gelernt hatte, oder manch dampfende Tasse Schlehenpunsch auf dem Schwandorfer Weihnachtsmarkt, der in wenigen Tagen beginnen würde.

Agathe hatte sich im Sportladen für eine feuerrote Version des letzten Laufschuhmodells von Runfalcon entschieden, einer bekannten Firma aus Herzogenaurach. Damit, dem Obst, dem Brot und den anderen Einkäufen war sie schließlich so beladen gewesen, dass die drei Finger dicke Schneeschicht auf der Friedrich-Ebert-Straße ihr zum Verhängnis wurde. Ein passierender Wagen hielt sich weder an die vorgeschriebenen zwanzig Kilometer pro Stunde, noch schien ihn ein ausreichender Abstand zu ihr zu interessieren, als Agathe die Straße überqueren wollte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich mit einer beherzten Drehung in Sicherheit zu bringen. Instinktiv folgte Agathes Körper den auf ihn einwirkenden Fliehkräften, die auch durch ihre Einkäufe verursacht wurden, nutzte sie aber zu seinem Vorteil. Eine Fähigkeit, die Agathe in den Selbstverteidigungskursen während ihrer Ausbildung zur Polizeibeamtin in Hamburg erlernt hatte. Sie landete auf den Händen, dem linken Fuß und dem rechten Knie. Was zwar äußerst schmerzhaft war, aber keine größere Verletzung verursachte, wie es vielleicht eine Verdrehung der Hüfte oder eine unkontrollierte Landung auf dem Steißbein getan hätte.

»Vollidiot!«, schrie Agathe dem Wagen hinterher und rieb sich dabei die Kniescheibe. Dann inspizierte sie ihre Einkäufe. Gottlob war nichts Zerbrechliches darunter. Wahrscheinlich hatten nur die Orangen und Mandarinen ein paar Druckstellen abgekriegt.

Ein älterer Herr trat auf Agathe zu. »Jetzt wird s glatt, gell?«

Sie fixierte den Mann und war einen kurzen Moment lang versucht, ihn die Glätte des Straßenbelags durch einen gekonnten Judogriff am eigenen Leib spüren zu lassen. Doch der Impuls verflüchtigte sich so schnell, wie er aufgeflammt war, schließlich hatte der Mann die Bemerkung weder hämisch noch spöttisch gemeint. Agathe lebte nun schon lange genug in der Oberpfalz, um zu wissen, dass dies wohl seine Art war zu sagen: »Gott sei Dank ist Ihnen nichts passiert.«

Sie wischte sich die Nässe von der Kleidung und schüttelte den Schnee von ihren Einkaufstüten. »Allerdings. Ich hätte andere Schuhe mit mehr Profil anziehen sollen.«

Damit ließ sie den Mann stehen und lief über die Bahnhofstraße in Richtung der Wohnung, die sie und Leitner sich teilten. Sie lag im Eckhaus an der Bahnhof- und der Klosterstraße, vom Küchenfenster aus hatten Agathe und Leitner einen Blick direkt auf den Platz vor der Sparkasse.

Agathe sperrte die Wohnungstür auf, trat mit ihrer linken Fußspitze auf die Ferse des rechten Schuhs, um aus ihm herauszuschlüpfen, wiederholte den Vorgang mit dem anderen Fuß und stellte die nassen Sneakers in das Schuhregal neben der Haustür. Dabei sah sie, dass die Winterstiefel ihres Arbeitskollegen und Mitbewohners Leitner nicht an ihrem Platz waren. Anscheinend war er noch unterwegs. Auf Socken ging sie den langen Korridor entlang zur Garderobe, um ihre Jacke aufzuhängen, und wollte ihre Einkäufe anschließend in Richtung Küche tragen, als ihr linker Fuß in eine Wasserlache patschte.

»Oh Kerl!«, rief Agathe wütend und sah sich ihren linken hellgrünen Socken an, dessen Sohle nun dunkelgrün war. Sie suchte nach der Ursache der Pfütze, hatte jedoch schon eine Ahnung. Leitners Winterstiefel standen rechts von ihr neben der Wohnzimmertür. Der festgetretene Schnee in den tiefen Rillen des Sohlenprofils hatte sich in der beheizten Wohnung in seine ursprünglich flüssige Form zurückverwandelt und einen Mini-See im Flur gebildet.

Agathe atmete ein paarmal tief durch, bevor sie die Tür zum Wohnzimmer aufstieß.

Leitner saß mit dem Rücken zu ihr auf der Couch und tippte mit flinken Fingern auf der Tastatur seines Laptops. Er drehte seinen Kopf nicht mal zu ihr, als er sagte: »Grüß dich, Agathe. Schau mal her, das musst du dir ansehen.«

Etwas flog an Leitners rechtem Ohr vorbei und landete mit lautem Schmatzen auf dem Bildschirm des Rechners. Leitner fuhr sichtbar zusammen. Über dem Display hing ein nasser Socken, aus dem in zwei kleinen Rinnsalen Schmelzwasser in Richtung Tastatur lief.

»Sag einmal!«, entfuhr es ihm, und er wandte sich erbost zu Agathe um.

»Du hast dafür gesorgt, dass das Oberpfälzer Seenland um einen See in unserem Flur größer geworden ist«, entgegnete sie, hob seine beiden Stiefel auf und warf sie in hohem Bogen durch den Korridor zur Haustür.

»Also, jetzt aber!«, rief Leitner.

»Den Flur muss nachher jemand schrubben, und ich weiß, dass nicht ich das sein werde.«

Damit ging sie in ihr Zimmer, um sich umzuziehen. Bei dem Wetter waren Wohlfühlklamotten und trockene Socken angesagt. Hoffentlich würde Leitner sich erinnern, dass sie ihn nicht nur ein Mal gebeten hatte, die Schuhe nicht einfach irgendwo in der Wohnung auszuziehen und hinzustellen. Zumindest im Winter.

Nach wenigen Sekunden war Agathe wieder bei Leitner und sah, dass er ihren durchnässten Socken in einen leer gegessenen Suppenteller auf dem Couchtisch gelegt hatte.

»Gab s heute Soupe de la Socke?«, fragte sie.

»Kannst den Teller gerne mit in die Küche nehmen«, erwiderte Leitner gereizt. »Ich habe den nämlich nicht benutzt.«

»Is ja gut, Kerl.« Agathe nahm den Teller samt Strumpf vom Tisch. Ersterer war in der Tat ein Überbleibsel ihrer letzten Mahlzeit, das sie schlicht vergessen hatte wegzuräumen. Im »Großen Spiel des Haushalts« zwischen Agathe und Leitner stand es also wieder einmal unentschieden.

Dieses Spiel war zum festen täglichen Bestandteil der beiden Versicherungsdetektive geworden, nachdem sie vor mehreren Jahren beschlossen hatten, gemeinsam eine Wohnung in Schwandorf zu nehmen. Agathe, die bei der weltweit tätigen Jacortia-Versicherung als Versicherungsdetektivin arbeitete, hatte zu jener Zeit den Ermittlungsauftrag bezüglich einer verschwundenen CNC-Maschine übernommen, weshalb sich ihr Arbeitsort von ihrem eigentlichen Stützpunkt München in die Oberpfalz verlagert hatte. War für sie als Lübeckerin bereits die bayerische Landeshauptstadt ein kleiner Kulturschock gewesen, so war es die Oberpfalz mit ihren Bräuchen und oft ruppigen Bewohnern erst recht. Als sie damals auf der Wirkendorfer Kirwa per Zufall auf eine halb verweste Leiche in einem Güllefass gestoßen war, fand sie sich unversehens mitten in einer Mordermittlung wieder. Dabei erhielt sie Hilfe von Gerhard Leitner, der zu jener Zeit noch hauptberuflich als Musikant mit seiner Blaskapelle unterwegs war und sich als Oberpfälzer in der Gegend bestens auskannte.

Da Agathe zusammen mit Leitner den Fall erfolgreich lösen konnte, ergab sich daraus ein Jobangebot für diesen bei der Jacortia. Und weil die beiden ungleichen Kollegen seither von der Versicherungsgesellschaft mit Ermittlungen in der Oberpfalz betraut wurden, war Schwandorf die perfekte Basis....
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