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Die Psyche in Zeiten der Corona-Krise

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Klett-Cotta Verlagerschienen am17.04.2021Die Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Die Corona-Krise: Jetzt der Psyche helfen - DAS Buch zum Thema für eine professionelle Leserschaft - Erläutert notwendige Maßnahmen in Kliniken, Heimen, Beratungsstellen und für Niedergelassene - Berücksichtigt die Erkenntnisse und wissenschaftlichen Befunde aus der Zeit der ersten Pandemiewelle - Erläutert die Besonderheiten gefährdeter Zielgruppen wie Alleinerziehender, Opfer häuslicher Gewalt, Einsatzkräfte, Hinterbliebener und älterer Menschen Während die in der Akutphase der Pandemie erschienene 1. Auflage das Augenmerk auf Maßnahmen und Hilfestellungen für die Phase des Lockdowns gerichtet hatte, beschäftigt sich diese notwendig gewordene Neuauflage mit den mittel- und langfristigen Herausforderungen der Pandemie. Die bereits aufgegriffenen Fragen und Lösungsansätze - u.a. zur Prävention von Belastungsreaktionen, zu den Konzepten der Online-Psychotherapie oder den Hilfen für vulnerable Gruppen wie Alleinerziehende und ältere Menschen - werden um neu gewonnene Erfahrungen und empirische Befunde ergänzt, die während der ersten Welle in einer Vielzahl von Studien gewonnen werden konnten. Hierzu gehören auch Konzepte zur Erfassung der pandemischen Stressbelastung wie der Fragebogen FACT-19. In der Zwischenzeit sind neue Themenfelder in den Vordergrund gerückt, etwa das der gesundheitlichen Langzeitfolgen, der Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche oder der palliativmedizinischen Betreuung samt des Umgangs mit Sterbenden und Hinterbliebenen. Die an der Neuauflage beteiligten 30 Autorinnen und Autoren, allesamt ExpertInnen auf ihren jeweiligen Gebieten, blicken zurück auf den Lockdown, schildern ihre Erfahrungen und zeigen Perspektiven für den zukünftigen Umgang mit den Folgen der Pandemie auf. Dieses Buch richtet sich an: Psychologische und ärztliche PsychotherapeutInnen, psychosoziale AkuthelferInnen und traumazentrierte FachberaterInnen; andere systemrelevante Berufsgruppen wie ÄrztInnen anderer Fachrichtungen; SozialarbeiterInnen und -pädagogInnen

Robert Bering, Prof. Dr., war Mitgründer und zuletzt Chefarzt des Zentrums für Psychotraumatologie der Alexianer Krefeld GmbH. Heute lehrt er an der Universität zu Köln Rehabilitationswissenschaften und ist Leitender Arzt für ambulante Psychotherapie am Psychiatrischen Zentrum Kopenhagen. Christiane Eichenberg, Prof. Dr., ist Leiterin des Instituts für Psychosomatik der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, Fakultät für Medizin.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR35,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR34,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR34,99

Produkt

KlappentextDie Corona-Krise: Jetzt der Psyche helfen - DAS Buch zum Thema für eine professionelle Leserschaft - Erläutert notwendige Maßnahmen in Kliniken, Heimen, Beratungsstellen und für Niedergelassene - Berücksichtigt die Erkenntnisse und wissenschaftlichen Befunde aus der Zeit der ersten Pandemiewelle - Erläutert die Besonderheiten gefährdeter Zielgruppen wie Alleinerziehender, Opfer häuslicher Gewalt, Einsatzkräfte, Hinterbliebener und älterer Menschen Während die in der Akutphase der Pandemie erschienene 1. Auflage das Augenmerk auf Maßnahmen und Hilfestellungen für die Phase des Lockdowns gerichtet hatte, beschäftigt sich diese notwendig gewordene Neuauflage mit den mittel- und langfristigen Herausforderungen der Pandemie. Die bereits aufgegriffenen Fragen und Lösungsansätze - u.a. zur Prävention von Belastungsreaktionen, zu den Konzepten der Online-Psychotherapie oder den Hilfen für vulnerable Gruppen wie Alleinerziehende und ältere Menschen - werden um neu gewonnene Erfahrungen und empirische Befunde ergänzt, die während der ersten Welle in einer Vielzahl von Studien gewonnen werden konnten. Hierzu gehören auch Konzepte zur Erfassung der pandemischen Stressbelastung wie der Fragebogen FACT-19. In der Zwischenzeit sind neue Themenfelder in den Vordergrund gerückt, etwa das der gesundheitlichen Langzeitfolgen, der Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche oder der palliativmedizinischen Betreuung samt des Umgangs mit Sterbenden und Hinterbliebenen. Die an der Neuauflage beteiligten 30 Autorinnen und Autoren, allesamt ExpertInnen auf ihren jeweiligen Gebieten, blicken zurück auf den Lockdown, schildern ihre Erfahrungen und zeigen Perspektiven für den zukünftigen Umgang mit den Folgen der Pandemie auf. Dieses Buch richtet sich an: Psychologische und ärztliche PsychotherapeutInnen, psychosoziale AkuthelferInnen und traumazentrierte FachberaterInnen; andere systemrelevante Berufsgruppen wie ÄrztInnen anderer Fachrichtungen; SozialarbeiterInnen und -pädagogInnen

Robert Bering, Prof. Dr., war Mitgründer und zuletzt Chefarzt des Zentrums für Psychotraumatologie der Alexianer Krefeld GmbH. Heute lehrt er an der Universität zu Köln Rehabilitationswissenschaften und ist Leitender Arzt für ambulante Psychotherapie am Psychiatrischen Zentrum Kopenhagen. Christiane Eichenberg, Prof. Dr., ist Leiterin des Instituts für Psychosomatik der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, Fakultät für Medizin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783608121193
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum17.04.2021
AuflageDie Auflage entspricht der aktuellen Auflage der Print-Ausgabe zum Zeitpunkt des E-Book-Kaufes
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse6246 Kbytes
Artikel-Nr.5492976
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel I.1
Verlust natürlicher Selbstverständlichkeiten

Anmerkungen zur Psycho-Dynamik der Corona-Krise

Wolfgang Senf


1. Warum Corona »Scheiße« ist


Wir stehen mitten in einer weltweiten Gesundheitskrise, die dramatische Wirtschafts-, Sozial- und Gerechtigkeitskrisen nach sich zieht. Nicht nur der individuelle, sondern auch der gesellschaftliche und politische Alltag ist dominiert von einem noch weitgehend unkontrollierbaren Infektionsgeschehen und den Folgen nicht nur für das individuelle Verhalten und Erleben, sondern auch für Wirtschaft, Kultur, Gastronomie, Geselligkeit, gesellschaftliche Traditionen und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Diese Krise ist durch die besonderen Eigenschaften des Virus gegeben. Es verbreitet sich mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit über den gesamten Globus. Weder das Virus selbst noch die dadurch ausgelösten Erkrankungen und Schutzmaßnahmen sind ausreichend wissenschaftlich und medizinisch erfasst und aufgeklärt.

Wesentlich im Infektionsgeschehen selbst ist, dass Menschen hochinfektiös, aber ohne Wissen darum, andere Menschen anstecken und gefährden können. Der wichtigste Verbreitungsweg sind Aerosole, also kleinste Partikel, die über längere Zeit hinweg unsichtbar in der Atemluft schweben. Eine Infektion kann »Undercover« unbemerkt nahezu überall und ständig dort stattfinden, wo Menschen zusammenkommen, trotz aller Vorsicht. Inzwischen wird das Auftreten von Mutationen gemeldet, die noch infektiöser sind.

Kommunikation darf nur mit ausreichendem Abstand und hinter Masken stattfinden. Noch unklar ist, ob oder wie lange ehemals Erkrankte immun sind gegen eine Neuinfektion. Unzureichend bekannt sind auch die personengebundenen Voraussetzungen, die das Risiko einer Infektion und deren Verbreitung begünstigen oder mindern. Offen ist auch, ob Kinder weniger, ebenso oder sogar infektiöser sind als Erwachsene, was immense Folgen für die Beschulung oder für Kitas nach sich zieht. Ebenso ist ungeklärt, ob nur die Risikogruppen (schätzungsweise 20-40 Millionen Menschen in Deutschland) oder auch junge gesunde Menschen sehr schwer erkranken können, mit erheblichen gesundheitlichen Folgeschäden oder Tod. Unerforscht sind die Langzeitfolgen, die Beobachtungszeiten sind zu kurz. Einige Studien legen nahe, dass langfristige Schäden an mehreren Organen wie der Lunge, dem Gehirn oder Herzen sogar bei milderen Verläufen auftreten. Eine wirksame Behandlung steht aktuell nicht zur Verfügung. Eine Hoffnung sind die guten Aussichten auf wirksame Impfungen, wobei aber nicht mit einer baldigen Verfügbarkeit von Impfstoffen für alle in absehbarer Zeit zu rechnen ist, abgesehen von der eher sinkenden Impfbereitschaft in der Bevölkerung.

Das alles ist eine Horrorvision, ein Albtraum, den es bisher nur in Filmen gab, der gegenwärtig aber Realität geworden ist. Die Belastungen im Alltagsleben steigen beständig: Erst war es schlimm, dann schien es besser zu werden, Hoffnung kam auf, dann wieder ist es deutlich schlechter und dann noch schlimmer geworden, ein Auf und ein Ab ohne absehbares Ende. Das macht es auch schwer, über diese Pandemie zu schreiben, die wir in allem Ausmaß noch nicht verstehen können. Was das bedeutet, hat die kleine E. (8 Jahre) in der 14-tägigen Quarantäne während der 2. Herbstwelle deutlich zum Ausdruck gebracht. Sie erfasst genau, was uns das Leben so schwer macht:

2. Zur Sache


Pandemien als großflächige Infektionsereignisse, die sich über die gesamte Erde verbreiten und dann weltweit sehr viele Menschen in vielen Ländern betreffen, sind im historischen Rückblick keine seltenen Erscheinungen. In den vergangenen 100 Jahren gab es sieben Ausbrüche mit Millionen von Toten. Für die Zukunft listet die WHO zehn gefährliche Erreger auf, wovon wenigstens einer die nächste weltweite Seuche nach Corona auslösen könnte.

Um die Gegenwart und auch die Zukunft besser verstehen zu können, lohnt sich ein historischer Rückblick auf die Pandemien (siehe dazu Fangerau & Labisch 2020). Seitdem Menschen sesshaft sind und eng miteinander und vor allem eng zusammen mit ihren Nutztieren leben, werden sie immer wieder von Seuchen in Form einer Epidemie, Pandemie oder Endemie heimgesucht. Ursache sind meist Erreger (Viren, Bakterien), die vom Tier auf den Menschen überspringen und gegen die der Mensch bisher noch keine Abwehrkräfte und Immunität entwickeln konnte. Auch für den aktuell wütenden Corona-Virus wird eine Chimäre aus einem Virus von Fledermäusen und Schuppentieren vermutet, der erstmals auf einem Tiermarkt in Wuhan (China) übergesprungen sein soll.


Kollektives Gedächtnis

Im herkömmlichen Sinn handelt es sich bei der Corona-Pandemie um eine Seuche. Dieser Begriff wird wegen der besonders belastenden emotionalen Qualität nur ungern öffentlich verwendet.


Seuche kommt von dem Wort siechen - also erkranken/Krankheit. Seuchen sind mit »Verursachern« assoziiert, oft mit Begründungen bis in das Metaphysische (z. B. »Gottes Strafe«). Der Begriff Pandemie ist mit dem bio-medizinischen Ansatz verknüpft und suggeriert, dass biomedizinische Methoden die Pandemie kontrollieren könnten, was jedoch nicht auf die psychologischen und psychosozialen Auswirkungen zutrifft (siehe dazu These des Bio-psycho-sozialen Modells, Bering in diesem Band).


Historisch bedeutsame Seuchen wie die die Beulen-Pest, Lepra oder Cholera haben durch ihre jeweilige individuelle und gesellschaftliche Dramatik nachwirkende Spuren in unserem kollektiven und kulturellen Gedächtnis hinterlassen. Mit »Seuche« assoziiert werden massive Bedrohungen für Leib und Leben, weitgehende Hilflosigkeit, schutzloses Ausgeliefertsein. Seuchen führten deswegen immer auch zu oft weitreichenden und nachhaltigen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen. Die Pest-Ausstellung im LWL-Museum für Archäologie in Herne zeigt das eindrucksvoll auf (https://pest-ausstellung.lwl.org/de/; siehe auch Assmann, A. & Assmann, J. 2011).



Stunde der Exekutive

Seuchen sind die Stunde der Exekutive: Alles wird getan, um das individuelle und das Gemeinwohl zu retten und zu bewahren - auch zu Lasten tatsächlicher (oder vermuteter) »Verursacher« der Seuche. Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung sind und waren immer schon allgemeine und spezielle hygienische Vorkehrungen. Dazu zählen Abstand und Händewaschen, soziale Isolierung, weitgehende Einschränkungen durch Schließung von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Bäder, Verbote von Versammlungen, Festlichkeiten, Geselligkeiten, Gastronomie etc. Die oft sehr weitgehenden Anordnungen und Verbote sind mit staatlicher Kontrolle und Sanktionen bei Übertretung verbunden. Es kommt zu empfindlichen Einschränkungen von Grundrechten.

Nach der Vorstellung des französischen Philosophen Michel Foucault (1993) können der Staat und die Herrschenden immer auch »Profiteure« einer Seuche sein, zumindest indirekt durch die strikte und oft rigorose Anwendung der wichtigsten Instrumente zur Bekämpfung der Seuche: Kontrolle, Überwachung und Ahndung. Die Bedrohung durch die Seuche bewirkt einerseits hohe Akzeptanz auch rigiden Maßnahmen gegenüber. Den Maßnahmen durch die Exekutive wird immer auch vehement widersprochen, die Rechtmäßigkeit und die Verhältnismäßigkeit hinterfragt bis zu gerichtlichen Klärungen oder auch öffentlich vorgetragenem Protest und Verweigerung.



Gesellschaftliche Verwerfungen

Seuchen führen nahezu regelhaft zu gesellschaftlichen Verwerfungen. Judenpogrome als Folge der Pest von 1349 haben zur nachhaltigen Stigmatisierung der jüdischen Bevölkerung als »Brunnenvergifter« und dann zur Auslöschung jüdischer Gemeinden geführt. Das Elend der Bevölkerung durch die Spanische Grippe 1918/19 mit weltweit vermutlich 39 Millionen und in Deutschland rund 300 000 Toten führte zu Aufständen, die das Ende des Deutschen Kaiserreiches mit beförderten.

Verschwörungsmythen blühen besonders in Seuchen-Zeiten auf. Die heutigen Corona-Verschwörungstheorien werden über die modernen sozialen Medien beflügelt und durch die organisatorischen und Beeinflussungs-Möglichkeiten im Internet gestärkt...

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Autor

Robert Bering, Prof. Dr., war Mitgründer und zuletzt Chefarzt des Zentrums für Psychotraumatologie der Alexianer Krefeld GmbH. Heute lehrt er an der Universität zu Köln Rehabilitationswissenschaften und ist Leitender Arzt für ambulante Psychotherapie am Psychiatrischen Zentrum Kopenhagen.Christiane Eichenberg, Prof. Dr., ist Leiterin des Instituts für Psychosomatik der Sigmund Freud PrivatUniversität Wien, Fakultät für Medizin.