Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
riva Verlagerschienen am21.02.2021
18 starke Coming-outs, die Mut machen und die Vielfalt queeren Lebens zeigen Melina Sophie • Dominik Djialeu • Drangsal • Ralf König • Bambi Mercury • Aquamarin • David Lovric • Jan Zimmermann • Benjamin Patch • Jolina Mennen • Kevin Kühnert • Matt Stoffers • Marcus Urban • Michael Michalsky • Axel Ranisch • Fabi Wndrlnd • Katharina Oguntoye • Nicolas Puschmann Schwuchtel, Homofürst, Popopirat - das sind Beleidigungen, die auch Stars wie Beauty-Göttin Jolina Mennen, »Prince Charming« Nicolas Puschmann oder SPD-Vize Kevin Kühnert zu hören bekommen. Warum? Weil sie nicht heterosexuell sind. Die Prominenten, mit denen Sebastian Goddemeier gesprochen hat, sind bisexuell, lesbisch, schwul, transident. In diesem Buch erzählen sie, wie sie ihr Coming-out erlebt haben und wie sie trotz aller Widerstände gelernt haben, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Coming-out ist ein Buch über Erfahrung, Kraft und Hoffnung und für alle, die ihr Coming-out noch vor oder vielleicht auch schon hinter sich haben.

Sebastian Goddemeier, bei Münster aufgewachsen, schrieb bereits als Teenager für die Westfälischen Nachrichten. Mit 19 tingelte er durch die Berliner Clubs, entdeckte seine Sexualität und studierte nebenbei Journalismus. Zeitgleich fing er als Redakteur an. Heute ist er für VICE, SPIEGEL und den Tagesspiegel tätig.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR12,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

Klappentext18 starke Coming-outs, die Mut machen und die Vielfalt queeren Lebens zeigen Melina Sophie • Dominik Djialeu • Drangsal • Ralf König • Bambi Mercury • Aquamarin • David Lovric • Jan Zimmermann • Benjamin Patch • Jolina Mennen • Kevin Kühnert • Matt Stoffers • Marcus Urban • Michael Michalsky • Axel Ranisch • Fabi Wndrlnd • Katharina Oguntoye • Nicolas Puschmann Schwuchtel, Homofürst, Popopirat - das sind Beleidigungen, die auch Stars wie Beauty-Göttin Jolina Mennen, »Prince Charming« Nicolas Puschmann oder SPD-Vize Kevin Kühnert zu hören bekommen. Warum? Weil sie nicht heterosexuell sind. Die Prominenten, mit denen Sebastian Goddemeier gesprochen hat, sind bisexuell, lesbisch, schwul, transident. In diesem Buch erzählen sie, wie sie ihr Coming-out erlebt haben und wie sie trotz aller Widerstände gelernt haben, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben. Coming-out ist ein Buch über Erfahrung, Kraft und Hoffnung und für alle, die ihr Coming-out noch vor oder vielleicht auch schon hinter sich haben.

Sebastian Goddemeier, bei Münster aufgewachsen, schrieb bereits als Teenager für die Westfälischen Nachrichten. Mit 19 tingelte er durch die Berliner Clubs, entdeckte seine Sexualität und studierte nebenbei Journalismus. Zeitgleich fing er als Redakteur an. Heute ist er für VICE, SPIEGEL und den Tagesspiegel tätig.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783745313536
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum21.02.2021
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1256 Kbytes
Artikel-Nr.5504387
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

MELINA SOPHIE

»Oute dich vor den Leuten, vor denen du dich outen willst. Mach alles so, wie dein Bauchgefühl es sagt. Das wird dir den Weg zeigen, glaub mir. Be proud! Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest.«

 

»Ich bin lesbisch«, sagt Melina Sophie in einem YouTube-Video mit dem Titel »Coming out«. Sie trägt dunkelbraune Haare und dunkelroten Lippenstift, hinter ihr nur eine weiße Wand. »YouTube ist ein sehr großer Teil meines Lebens und so seid auch ihr ein sehr großer Teil meines Lebens«, beginnt sie und versucht Worte für das zu finden, was sie heute mit ihrer Community teilen möchte: ihr lebenslanges Geheimnis. »Es hat mich verdammt viel Zeit gekostet, es zu akzeptieren. Ich wollte es vor mir selbst verheimlichen und wegpushen und verstecken.«

Am 31. Juli 2015 outete sich Melina Sophie vor ihren Abonnent*innen. Mehrere Millionen Menschen sahen das Video, das ihr Leben veränderte. Im YouTube-Universum war sie zu diesem Zeitpunkt bereits ein Superstar. Nun ein lesbischer Superstar. Und somit ein Vorbild für queere Teenager, die diese großen Worte noch vor sich haben: »Ich bin gay.« Zuvor stellte sie bereits Lifestyle-Videos online, nahm Fans mit auf Reisen und erzählte aus ihrem Leben.

Melina wurde an der Ostsee geboren. Als sie vier Jahre alt war, zog ihre Familie nach Nordrhein-Westfalen. Einige Jahre später trennten sich ihre Eltern und Melina pendelte zwischen Vater und Mutter hin und her. »Mein Vater ist in ein anderes Dorf gezogen. Ich bin trotz der Trennung weiterhin zwischen Feldern und Wäldern aufgewachsen«, lacht sie beim Interview 2020, als sie wieder in ihrer Heimat bei ihren Eltern zu Besuch ist.

Wenn sie auf ihre Kindheit zurückblickt, fällt ihr auf, dass ihr schon sehr früh klar war, dass sie Frauen liebt. »Rückblickend wusste ich schon im Kindergarten, dass ich lesbisch bin. Ich habe mich damals nach Frauen umgedreht, nicht nach Männern. Damals fehlte mir aber noch das Bewusstsein.« Auf dem Land gab es allerdings keine lesbischen Vorbilder, keine alternativen Lebensrealitäten zur heteronormativen. »Es ist auf dem Dorf auf jeden Fall schwieriger, sich als lesbische Frau zu finden. Es hat Jahre gedauert, bis ich mich outen konnte.«

Melina beginnt, ihre Kindheit durchzugehen und sucht nach Punkten, an denen sie rückblickend festmacht, dass sie schon als kleines Mädchen lesbisch war. »Ich fand die Praktikantin im Kindergarten richtig toll! Da war ich fünf Jahre alt. Die Praktikantin war 14 oder so. Eine Grundschullehrerin fand ich ein paar Jahre später auch besonders toll.« Diese kleinen Schwärmereien waren damals nichts Besonderes für Melina. Sie sah diese als enge Verbindung, als Freundschaft, als Bewunderung an. Heute weiß sie es besser: Sie war verknallt.


»ICH HATTE SO GROSSE ANGST VOR DEN KONSEQUENZEN. WEIL ICH WUSSTE, DASS HOMOSEXUELLE IMMER NOCH NICHT SO AKZEPTIERT WERDEN, WIE ES EIGENTLICH DER FALL SEIN SOLLTE.«


Mit 18 kam Melina zum ersten Mal auf den Gedanken, dass sie lesbisch sein könnte. Das ist sehr viel Zeit, die sie in ihrer Entwicklung verpasst hat. »Mein Gedankengang war: Vielleicht bin ich lesbisch, aber das kann nicht sein, das will ich nicht, das darf ich nicht, das soll nicht sein. Ich hatte so große Angst vor den Konsequenzen. Weil ich wusste, dass Homosexuelle immer noch nicht so akzeptiert werden, wie es eigentlich der Fall sein sollte.« Homosexuelle wurden in den Medien als andersartig und aussätzig dargestellt. Dadurch machte sie sich vor allem Sorgen, wie die Menschen in ihrem Umfeld reagieren würden. »Ich hatte Angst, dass sich meine Freundinnen von mir abwenden würden, weil sie denken würden, dass ich was von ihnen will.« Melina verleugnete ihre Sexualität ihre gesamte Jugend lang und versuchte bis ins Erwachsenenalter jemand zu sein, die sie nicht war: ein heterosexuelles Mädchen. Sie scheiterte. »Ich hatte Boyfriends, klar. Mir war überhaupt nicht bewusst, dass ich lesbisch war. Ich dachte die ganze Zeit, ich hätte noch nicht den Richtigen gefunden. Außerdem hatten alle meine Freundinnen auch Freunde. Ich wollte genauso sein.« Doch sie war nicht wie ihre Freundinnen. Sie datete Jungs, drehte sich aber heimlich immer wieder nach Frauen um. Zwischen ihr und den Männern war nichts - keine Magie, kein Funke, keine Anziehung. »Ich habe bereits damals sehr schnell Gefühle für Frauen entwickelt, obwohl wir gar nicht romantisch miteinander involviert waren. Das fühlte sich ganz anders an als mit Männern. Mit Männern hatte ich nie diesen Wunsch nach Nähe. Das Intensive. Man kennt s halt: das Verknalltsein.«

Hätte es queere Vorbilder und Lebensrealitäten gegeben, mit denen sie sich hätte identifizieren können, hätte sie als Teenager vielleicht nicht solche Probleme gehabt, sich selbst zu akzeptieren und zu sagen: Ich bin lesbisch. »Es gab niemanden, der sich geoutet hat, mit dem ich mich identifizieren konnte. Erst mit YouTuber*innen wie Troye Sivan und Ingrid Nilson wurde es besser. Ich habe ihre Coming-out-Videos bestimmt fünf Millionen Mal geschaut.« Zu diesem Zeitpunkt war Melina allerdings schon eine erwachsene Frau. Ihre innere Stimme wurde immer lauter: Stand sie auf Frauen? Wieso drehte sie sich nach Frauen um? Wieso war die Bindung zu einer Frau so viel intensiver? Wieso gingen ihr diese Fragen immer und immer wieder durch den Kopf?

Mit 19 zog Melina nach Köln. Auf YouTube hatte sie sich bereits einen Namen gemacht: Ihre Abonnenten begleiteten sie beim Weihnachtsbaumkauf und auf Taxifahrten. 500 000 Menschen rufen ihre Videos auf. In der Stadt am Rhein lebte sie in einer Wohngemeinschaft mit Sängerin und Vloggerin Shirin David. »Ich habe den Mut, mich zu outen, erst bekommen, als ich nach Köln gezogen bin - Köln, ne? Gay city number one!«, zwinkert sie in die Kamera ihres iPhones. »Dort habe ich Menschen kennengelernt, die auch homosexuell sind. In Bars und Clubs zum Beispiel. Das hat mir Sicherheit gegeben. Ich konnte mich endlich identifizieren.«

Irgendwann konnte sie der Wahrheit nicht mehr länger aus dem Weg gehen. Nach einigen Wochen in Köln fuhr Melina für einen Besuch in ihre Heimat. »Ich habe mich dort das erste Mal vor den Spiegel gestellt und zu mir selbst gesagt: Ich bin lesbisch. Das zu sagen, war die größte Überwindung. Aber es hat einfach Klick gemacht. Direkt danach habe ich mich geoutet: bei meiner Familie, bei meinen Freunden, bei allen.« Das war vier Tage vor ihrem öffentlichen Coming-out auf YouTube.

Angst hatte Melina nicht, aber Zweifel. »Das ist ein kompletter Identitätswechsel. Diesen zu machen ist schon sehr schwer - für mich und für alle Menschen in meinem Leben.« Sie wusste, wenn sie die Worte einmal ausgesprochen hätte, könnte sie sie nicht wieder zurücknehmen. Sie würde einen Teil von sich preisgeben, den sie jahrelang unterdrückt und versteckt hatte. Aber sie war bereit.

Durch die neu gewonnenen Identifizierungsmöglichkeiten in Köln hatte Melina den Mut gefasst, zu sich selbst zu stehen. Sie wollte allen zeigen, wer sie wirklich ist. »Ich habe alle total schnell abgeklappert, damit ich mein Coming-out-Video für YouTube machen kann. Ich war so überzeugt von diesen Gefühlen. Ich dachte mir: Wenn du es jetzt nicht machst, dann wirst du es nie tun.« Zuerst öffnete sie sich gegenüber ihrer besten Freundin aus ihrer Heimatstadt. Das Gespräch war recht kurz und verlief in etwa so:

Melina: »Ich bin lesbisch«.

Melinas Freundin: »Wirklich? Cool! Ich freue mich, dass du mir das erzählst.«

Das war s.

Die zweite Person war Dagi Bee, eine gute Freundin und ebenfalls YouTuberin. »Sie meinte: Oh Gott, wie süß. Ich finde das voll schön. « Melina bekam durchweg positives Feedback, nach jedem Coming-out fiel es ihr leichter, das nächste Gespräch anzugehen. »Es gab keine Person in meinem Leben, die mich als lesbische Frau nicht supportet hat.« Nach den Freunden folgten ihre Eltern. »Ich weiß noch, dass meine Mutter in ihrem Schlafzimmer war. Es war mitten am Tag. Ich bin da rein, habe mich auf die Bettkante gesetzt und gesagt: Mama, ich glaube, ich weiß, wieso das mit Jungs nicht klappt. Sie hatte sich immer gewundert, wieso meine Beziehungen nie hielten. In dem Moment konnte ich nicht sagen, Ich bin lesbisch , also habe ich gesagt: Ich glaube, ich stehe auf Frauen .«

Melina brach in Tränen aus. Schock, Angst vor der Reaktion ihrer Mutter und Erleichterung vermischten sich in diesem einen Moment. »Meine Mama hat mich in den Arm genommen und mich gefragt, wieso ich weine. Es sei doch ganz normal, lesbisch zu sein. No big deal.« Damit war das Coming-out vor einem Elternteil geschafft. Wie Melinas Mutter gesagt hatte: Es war keine große Sache, alles lief gut. Melinas Vater war an diesem Tag auf Reisen. Sie musste ihn anrufen. »Er hat sehr süß reagiert. Als ich ihm sagte, dass...
mehr