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Im Maulwurfstunnel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
256 Seiten
Deutsch
Parlez Verlagerschienen am22.10.2018
Konstantins ereignisloses Leben gerät aus den Fugen, als er sich in seine Nachbarin Leyla verliebt, die ihn in Kontakt mit der linksextremen Szene bringt. Dann erschüttert die Anschlagsserie einer linken Terrorzelle die Bundesrepublik. Konstantin wird gegen seinen Willen in die Attentate verwickelt und sieht sich plötzlich mit der Frage konfrontiert, wie weit der Einzelne im Widerstand gegen den Staat gehen darf - und ob Gewalt ein legitimes Mittel ist. Unter dem Druck der Öffentlichkeit ermittelt die Polizei unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Dr. Priester auf Hochtouren, und schließlich gerät auch Konstantin in ihr Visier. Eine atemlose Verfolgungsjagd beginnt. Ein fesselnder Roman, der den Spagat zwischen Spannung und politischer Philosophie wagt.

Thomas Kastning, 1985 geboren, wuchs im Ruhrgebiet auf und ging nach einem Studium in Tübingen nach Westafrika. Dort setzte er sich u.a. für die Friedrich-Ebert-Stiftung Ghana mit den bewaffneten Konflikten in der Region auseinander. Es folgte ein Masterstudium in Friedensforschung und Sicherheitspolitik, bevor er für Berliner Wirtschaftsverbände zu arbeiten begann. Derzeit lebt er in Berlin und schreibt an seinem nächsten Roman.
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Produkt

KlappentextKonstantins ereignisloses Leben gerät aus den Fugen, als er sich in seine Nachbarin Leyla verliebt, die ihn in Kontakt mit der linksextremen Szene bringt. Dann erschüttert die Anschlagsserie einer linken Terrorzelle die Bundesrepublik. Konstantin wird gegen seinen Willen in die Attentate verwickelt und sieht sich plötzlich mit der Frage konfrontiert, wie weit der Einzelne im Widerstand gegen den Staat gehen darf - und ob Gewalt ein legitimes Mittel ist. Unter dem Druck der Öffentlichkeit ermittelt die Polizei unter Leitung von Kriminalhauptkommissar Dr. Priester auf Hochtouren, und schließlich gerät auch Konstantin in ihr Visier. Eine atemlose Verfolgungsjagd beginnt. Ein fesselnder Roman, der den Spagat zwischen Spannung und politischer Philosophie wagt.

Thomas Kastning, 1985 geboren, wuchs im Ruhrgebiet auf und ging nach einem Studium in Tübingen nach Westafrika. Dort setzte er sich u.a. für die Friedrich-Ebert-Stiftung Ghana mit den bewaffneten Konflikten in der Region auseinander. Es folgte ein Masterstudium in Friedensforschung und Sicherheitspolitik, bevor er für Berliner Wirtschaftsverbände zu arbeiten begann. Derzeit lebt er in Berlin und schreibt an seinem nächsten Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783863270513
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum22.10.2018
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse925 Kbytes
Artikel-Nr.5505301
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 1

In der Küche einer Villa in einem Kölner Vorort zieht Kriminalhauptkommissar Dr. Alfons Priester, Leiter der bundesweit ermittelnden BKA-Sonderkommission die Vorhänge zu. Dabei denkt er daran, dass die Entführung von Hanns Martin Schleyer durch die RAF vierzig Jahre zuvor ganz in der Nähe stattgefunden hat. 120 Schüsse, allein 60 für Schleyers Fahrer. 43 Tage Gefangenschaft. Schleyers Haftfoto wird niemand vergessen, der damals Zeitung gelesen hat. Schleyer, das SS-Mitglied. Schleyer, der Wirtschaftsfunktionär. Am Ende der Entführung ist Schleyer hingerichtet worden. Oder wie es seine Entführer ausgedrückt haben: Seine »klägliche und korrupte Existenz« ist beendet worden.

Es hört niemals auf, das Morden und Bombenlegen, denkt Priester. Der Maulwurf der Gewalt taucht immer wieder auf, egal wie viele Gänge man zerstört. Er seufzt und wischt sich Schweiß von der Stirn. Ihm ist heiß.

Zu seinem Team sagt er: »So meine Herren, Oswalds Wagen ist mit einem Sender ausgestattet. Wir werden gewarnt, sollte er umdrehen. Unser erster Check hat ergeben: keine Alarmanlagen, keine Kameras. Sie wissen, wonach Sie suchen. Sie haben die ganze Nacht lang Zeit. Ich will Resultate. Scannen Sie Briefe, durchsuchen Sie Kleiderschränke, kopieren Sie Festplatten, klopfen Sie Wände ab.«

Im zu großen weißen Schutzanzug, den er wie alle hier trägt, um keine Spuren zu hinterlassen, sieht Dr. Priester noch verlorener aus als in dem dicken Wollpullover, den er darunter trägt. Seine grauen Augen hingegen funkeln angriffslustig im faltigen Gesicht. Diese Hausdurchsuchung ist ein Risiko. Die Anzüge und Gesichtsmasken sollen verhindern, dass Fingerabdrücke oder Haare zurückbleiben, die entdeckt werden könnten, denn

es liegt keine Genehmigung der Staatsanwaltschaft vor.

Sein Blick gleitet über Schränke und Bilder. Alles ist alt und gepflegt, mit der Patina, die nur auf echter Qualität entstehen kann. Europäische Geschichte, französische Malerei des 18. Jahrhunderts, Eichenschränke und Schalen aus Olivenholz. An prominenter Stelle hängt ein Porträt von Claus von Stauffenberg. Daneben steht eine große geschnitzte Statue des Zeus in Stiergestalt mit der geraubten Königstochter Europa auf dem Rücken des olympischen Gottes.

Priester nimmt einzelne Bücher aus einem Regal, in dem auf mehreren Metern unzählige Druckwerke stehen. Manche Erstausgaben, vor 150 Jahren und mehr gedruckt. Er stellt sie ehrfürchtig und vorsichtig zurück und hinterlässt dennoch kleine Spuren in der alles bedeckenden Staubschicht.

Er geht in den ersten Stock, wo einer seiner Mitarbeiter ihn zu sich winkt: »Hier ist Karl von Oswalds Zimmer, Chef. Ein Kinderzimmer mit Zigarettenstummeln«, sagt der Mann, der Notizzettel durchblättert.

»Irgendwas Interessantes bisher?«, fragt Priester.

»Alles. Von Einkaufslisten bis zu selbstgeschriebenen Gedichten lässt sich hier absolut alles finden. Nur bisher nichts für uns. Es ist schwierig, nicht aus Versehen aufzuräumen.«

Das Büro des Eigentümers des Hauses, Armin von Oswald, erinnert Priester an sein eigenes Arbeitszimmer. Hier kopiert der IT-Experte seines Teams soeben die Festplatte eines Computers. Priester kennt den Mann kaum. Man hat ihm gesagt, er gehöre zu den Besten der BKA-Abteilung Informationstechnik. Er muss auf diesem Feld der Meinung anderer vertrauen.

»Nichts Besonderes hier. Die Kiste hat einige Jahre auf dem Buckel. Altes Betriebssystem, kleine Datenmenge, kein Passwort.«

Der IT-Experte sieht selbst in dem weißen Schutzanzug aus wie ein typischer Computerfreak, denkt Priester. Die Brille, die Schweinsäuglein und der Fünftagebart. Der runde Rücken, die fehlende Eleganz, und schon habe ich ihn in eine Schublade sortiert, die mir nicht geheuer ist, denkt er.

»Herr Priester, hören Sie zu? Kann ich hier oben mit dem Standardprozedere weitermachen und dann in den Keller gehen? Tim hat gefunkt, da gäbe es Spannenderes als die Kiste von diesem Opa.«

»Armin von Oswald ist kaum älter als ich«, antwortet Priester, jedoch nicht so scharf, wie er es gegenüber anderen getan hätte. 

Der Techniker verunsichert ihn. »Arbeiten Sie ganz nach Ihrer Einschätzung. Sie haben freie Hand.«

Der Mann dreht sich zum Bildschirm und sagt nichts. Priester bleibt und blättert durch Bücher und Akten. Juris-

tische Fachliteratur, handschriftliche Briefe in verschiedenen Sprachen, Firmenunterlagen. Priesters Mitarbeiter in der BKA- Zentrale in Wiesbaden haben ihm einen langen Text über Armin von Oswald aus einer alten Zeitung ausgegraben. Er hat bis vor einiger Zeit ein Stahlwerk besessen und geleitet. Ein verhältnismäßig kleines Werk, spezialisiert auf Werkzeug- und Spezialstahl.

In dem Artikel war beschrieben, wie von Oswald in Rente gehen wollte. Bis eines seiner Kinder die Nachfolge hätte antreten können, hätte es noch Jahre gedauert. Und schließlich verkaufte er das Werk an eine chinesische Holding.

Die privaten Briefe werden, von Gummibändern gebündelt, in einer breiten Schublade unter der Platte des Schreibtisches aufbewahrt. Zuerst überfliegt Priester sie systematisch und schnell. Dann verlässt der Techniker den Raum. Es wird still, nur das Rascheln des Briefpapiers ist hörbar, und er verliert sich einige Minuten. Da knackt das Funkgerät: »Chef? Könnten Sie in den Keller kommen? Sofort?«

Als Priester den Kellerraum betritt, sitzt der Techniker mit seinem Laptop im Schoß auf dem Fußboden aus grauen Fliesen.

»Folgendes«, er räuspert sich und deutet auf einen digitalen Wecker, der neben Kabelrollen und verschiedensten anderen Instrumenten auf einer Werkbank steht. Der Raum ist fensterlos. Priester schaut nach etwas Auffälligem. Den Profilen zufolge, die seine Mitarbeiter im Vorhinein von den von Oswalds erstellt haben, müssen die Dinge der Tochter, Franziska von Oswald, gehören. »Das ist kein Wecker, sondern eine Kamera mit Bewegungssensor«, murmelt der Techniker und überprüft an Priesters Gesicht, ob der versteht. »Sie sehen ja selbst: Hier beschäftigt sich jemand mit Elektronik. Die Kamera ist angeschaltet.«

»Was bedeutet das?«, fragt Priester.

»Vermutlich sind Bilder von mir aufgenommen worden.«

»Bitte?« Priesters Stimme ist eine Spur lauter. »Können Sie auf den Speicher zugreifen?«

»Das wird nicht lokal gespeichert.« 

Priesters Gesicht ist steinern. »Heißt, wir kommen nicht ran?

Wie lange ist das her?«

Der Techniker schaut auf seinen Laptop. »Vier Minuten. Ganz ruhig. Die Frau, deren Technik das ist, ist in Hannover, haben Sie gesagt.«

Die Kälte, die der Kommissar ausstrahlt, scheint bei dem Techniker nicht anzukommen.

Der betrachtet unbeteiligt das Foto und fragt: »Also, was soll passieren?«

»Sind Sie jetzt mal still«, zischt Priester.

Er nimmt sein Funkgerät. Die Ausdauer, die er bei Ermittlungen zeigt, und die Aufklärungsquote, die er in seiner Karriere erreicht hat, sind die Gründe, weshalb seine Vorgesetzten ihn bei der momentanen Anschlagsserie als leitenden Ermittler eingesetzt haben. Er hat sein Leben lang Angefangenes mit einer gewissen Sturheit zu Ende gebracht. Diese Beharrlichkeit ist seine Stärke. Zudem war Priester auch einfach an der Reihe. Für Fälle mit einer solchen medialen Aufmerksamkeit wie diese Anschlagsserie eingesetzt zu werden, gilt unter Kriminalisten als Auszeichnung. Als eine Art Medaille nach 25 Dienstjahren.

»Allesamt Masken auf,« funkt er. »Ohne unnötige Gespräche weiterarbeiten. Höchste Alarmbereitschaft und Tempo! Im Keller wurde eine Überwachungskamera gefunden, möglicherweise gibt es mehr.« Anschließend beordert er seinen dienstältesten Mann vor das Haus. »Ziehen Sie sich eine Streifenuniform an. Sollten Kollegen auftauchen, klären Sie die Situation so gut Sie können. Sollte jemand anderes sich Zutritt zu dem Haus verschaffen wollen, verhaften Sie die Person.«

Er dreht sich unwillig zu dem Techniker um, dessen Namen er noch immer nicht kennt. Ob er will oder nicht, er braucht ihn.

»So. Sie und ich drehen jetzt in diesem Raum jeden Gegenstand um und Sie sagen mir, was ich sehe.«

Sie öffnen Schubladen und der Techniker identifiziert Magneten und Spulen in allen Größen für Lautsprecher, Membranen für Mikrofone und Materialien zur Herstellung von Computerchips. Fasziniert streicht er mit den Fingern darüber und sagt:

»Genug und von genügender Qualität, um Abhörmaterialien eines Geheimdienstes zu bauen. Oder aber ein Musikstudio.« 

Als sie in einer Schublade Reagenzgläser und Chemikalien entdecken, ist zwar des Technikers Begeisterung geringer, dafür glimmt in Priesters Augen Hoffnung auf. »Wenn das ausreicht, um Nervengift herzustellen, dann haben wir eine Spur. Ohnehin erscheint mir dieser Keller nicht normal. Werkzeuge und Materialien für so viel Geld.«

Der Techniker grunzt unter seiner Maske. »Wenn Ihr Verein mir mehr zahlen würde, sähe es bei mir zu Hause ähnlich aus. Das hier sind Bausteine, gut. Ich muss Ihnen wohl kaum erklären, dass das keine Beweise sind.«

Priester sagt nichts und schaut auf seine Uhr. »Sind wir hier ansonsten durch?« Dann funkt er: »Bitte hier unten im Keller noch Proben von allen Chemikalien und Spuren an den Werkzeugen nehmen. Dann langsam zum Abschluss kommen«, und steigt nachdenklich in den ersten Stock. Dabei reibt er sich über die Augen. Es ist spät. Der Mann hat vermutlich recht. Sie haben de facto wieder nichts Konkretes gefunden. Die Auswertung könnte selbstverständlich Anderes ans Licht bringen. Doch bisher: keine Pläne, keine Waffen. Es liegt gegen die von Oswalds nichts vor, außer den Anschuldigungen von...
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Thomas Kastning, 1985 geboren, wuchs im Ruhrgebiet auf und ging nach einem Studium in Tübingen nach Westafrika. Dort setzte er sich u.a. für die Friedrich-Ebert-Stiftung Ghana mit den bewaffneten Konflikten in der Region auseinander. Es folgte ein Masterstudium in Friedensforschung und Sicherheitspolitik, bevor er für Berliner Wirtschaftsverbände zu arbeiten begann. Derzeit lebt er in Berlin und schreibt an seinem nächsten Roman.